Vergangenen Freitag konnte ich in München einen Abstecher zur Präsentation des neuen Infiniti FX machen und mir den und die Hybrid-Limousine M35h mal in Ruhe anschauen. Danke an dieser Stelle auch an den Sprecher Alexander Sellei, der diesen Termin kurzfristig möglich gemacht hat!

Im Fokus stand der Infiniti FX, einem sportlichen Luxus-SUV, welcher ein Facelift spendiert bekam. Bei der Marke Infiniti dreht sich alles darum, dass man luxuriöse und performance-orientierte Fahrzeuge anbieten möchte. Wie das mit einem SUV funktioniert, fand ich spannend herauszufinden. Da Deutschland bekanntermaßen ja „Diesel-Land“ ist, wollte ich aber nicht nur mit der Topmotorisierung des FX50 – einem 390 PS V8 – unterwegs sein, sondern auch den Dieselmotor im FX30d austesten.

Der FX wird seit vier Jahren in Europa verkauft und gilt als Infinitis Top-Seller. Der FX ist meine erste Begegnung mit der Marke Infiniti, der Luxusmarke von Nissan. Der FX50 S Premium, wie er vollständig heißt, ist das Topmodell der FX Baureihe. Ausgestattet mit einem 5 Liter V8, Sportfahrwerk, mitlenkender Hinterachse und Allradantrieb – der seine Kraft standardmäßig übrigens an die Hinterachse abgibt und bei Bedarf bis zu 50% an die Vorderachse verteilt – leistet der Sport-SUV 287 kW (390 PS). Eine satte Leistung für einen SUV. Trotz einem Gewicht von über 2,1 Tonnen, reicht das aus, um bei 250 km/h in die elektronische Abregelung zu rennen. Erstaunliche Fahrleistungen – ich bin gespannt, ob sich der FX auch so beeindruckend anfühlt, wie er sich liest.

Imposanter Auftritt – LoungeInnenraum zum Wohlfühlen

Er steht jedenfalls nicht minder beeindruckend da. Mir gefallen die geschwungenen, kraftvollen Linien des FX, die Auspuffanlage mit 2 riesigen Endrohren – eines jeweils links und rechts – die wuchten 21 Zoll Räder mit 265er Bereifung. Sein Auftritt ist imposant – ohne Frage. Manche finden ihn hässlich. Aber gerade, bei einem exklusiven Auto ist das ja nicht verkehrt – wer ist da schon gerne everybody’s Darling? Wer einen sportlichen SUV mit knapp 400 PS fährt versucht ohnehin nicht, jedem zu gefallen. Der erste Eindruck setzt sich im Innenraum fort. Nein – eigentlich wird er übertroffen. Das Interieur ist ganz klar Oberklasse-Niveau. Erwartet hätte ich japanischen Luxus, der unter den typischen Mängeln leidet, die man den Japanern eben so nachsagt: Plastik hier und da, langweiliges Design dort. Aber im Gegenteil, der Innenraum strahlt genau die Perfektion aus, die ich mir beim DS5 gewünscht hätte. Ob es das butterweiche Leder ist, die wunderschöne Analog-Uhr im Armaturenbrett oder das perfekt in der Hand liegende Lenkrad – der FX macht innen einen Eindruck, da würde man sich zum Bücherlesen im Hochsommer lieber in den FX, als ins heimische Wohnzimmer setzen. Denn die klimatisierten, perfekt einstellbaren Sitze lassen einen auch bei hochsommerlichen Temperaturen jede Minute im FX genießen. Apropos Sitzeinstellung: eine tolle Sache sind die verstellbaren Seitenwangen. Möchte man mal etwas zackiger um die Kurven, kann man den Sitz einfach etwas enger stellen.

Bulliger V8 mit ordentlich Schub und schwächelnder Automatik

Per Startknopf erwecke ich den bulligen V8 zum Leben, die 7-Gang Automatik auf „D“ und los geht’s. Trotz nicht gerade kleiner Außenmaße und einer mächtig bulligen Motorhaube im Blickfeld, ist der erste Eindruck positiv, man hat das Ding ziemlich gut im Blick und wenn es dann doch irgendwo mal „knapp“ wird, melden sich gleich ein Dutzend Helferlein und stellen sicher, dass man nichts verkratzt. Damit lässt sich der FX sogar im Münchener Stadtverkehr recht angenehm pilotieren. Der FX behauptet aber von sich, ein Performance-Car zu sein. Und in Sachen Straight-Line-Performance ist er das schon mal! Lässt man die Stadt hinter sich, drücken einen 500 NM in den Sitz. Beeindruckend, wie 2,1 Tonnen Gewicht beschleunigt werden können – ebenso beeindruckend die Klangkulisse, die der V8 dabei von sich gibt. Kräftig und heiser brüllt er, ohne aufdringlich zu sein und das luxuriöse Bild zu vernichten. Dass dabei der Verbrauch in ungeahnte Höhen schellt, ist freilich selbstredend. Aber die Kraft, dieses Gewicht in 5,8 Sekunden auf  Landstraßentempo schnellen zu lassen, kommt nicht von irgendwoher.

Nicht so ganz hat mir die 7-Gang Automatik gefallen. Die reagierte teilweise etwas träge und hat trotz Kickdown bei niedrigen Drehzahlen keinen Grund gesehen, einen Gang zurückzuschalten oder reagierte erst recht spät. Ansonsten schaltet sie die Gänge flüssig und sehr angenehm. Diesen Umstand empfand ich allerdings als etwas störend.

Optional lässt es sich auch mit den feststehenden und teilweise Leder-bezogenen Magnesium-Schaltwippen schalten. Da es sich aber um eine konventionelle Wandlerautomatik handelt, die nicht – wie etwa der Lexus IS-F – dank Wandlerüberbrückung die Gänge binnen Millisekunden „einschießt“, fehlt etwas das direkte Feedback – der Automatikmodus steht dem Auto ohnehin besser.

In Sachen Kurvenlage hat mich der FX ebenfalls überrascht: die Wankneigung hält sich in Grenzen und selbst flottere Lastwechsel macht das Dickschiff angenehm mit. Ein waschechter Sportwagen wird er dadurch nicht, aber eine für einen SUV so sportliche Abstimmung zu erreichen und trotzdem keine Komforteinbußen zu provozieren, ist durchaus eine nennenswerte Leistung. Selbst, wenn man das Fahrwerk in den Sportmodus stellt, was ein härteres Dämpfersetup bewirkt, werden Bodenwellen souverän ausgebügelt, dafür aber die Straßenlage marginal noch weiter verbessert.

Für den deutschen Markt: V6 Diesel

Gerade für den deutschen Markt, der typischerweise eine hohe Nachfrage an Dieselmotoren hat, bietet Infiniti auch einen 3 Liter V6 Dieselmotor an. Der Leistet 175 kW (238 PS). Eine ausreichende Motorisierung aber – so ehrlich muss ich sein – auch am unteren Ende der Fahnenstange, was dem Auto noch zu Gesicht steht. Es reicht für ein angenehmes Vorankommen und klanglich – holla die Waldfee – macht dieser Sechszylinder-Diesel einiges her! Kein Nageln, dass das gediegene Vorankommen stört und ein für das Auto fairer Verbrauch.

In Sachen Performance fehlt dem Diesel aber – trotz 550 NM Drehmoment – die letzte Schüppe, um richtig Fahrfreude zu vermitteln. Außerdem leider er unter der Schwäche, unter 2.000 Umdrehungen nur sehr verzögert anzusprechen. Sequentielle Aufladung würde dieses Problem eliminieren und mehr Leistungsreserven nach oben heraus versprechen – dann wäre der FX30d perfekt. Auf Grund des Umstandes, dass die Nachfrage nach Dieseln aber nur in Deutschland so hoch ist, wird eine Veränderung des Aggregates aber eher unwahrscheinlich sein.

Schade, denn in Sachen Laufkultur muss sich der 3 Liter Diesel (der so übrigens auch im Renault Laguna zum Einsatz kommt) keineswegs hinter der deutschen Konkurrenz verstecken.

Ausstattung und Verarbeitung auf 4-Ringe-Niveau

4-Ringe? Richtig! Audi gilt gemeinhin in Sachen Verarbeitung als Benchmark. Und was soll ich sagen: der FX steht dem in nichts nach! Nichts klappert, nichts rappelt, alle Materialien fühlen sich hochwertig an, die Bedienbarkeit ist spitzenklasse. Es gibt nichts, was ich hier am FX zu meckern hätte, außer vielleicht – und da muss man schon sehr schräg drauf sein – die etwas komische Farbe des Startknopfes. Auch in Sachen Ausstattung hat der FX alles an Bord, was man aus der deutschen Automobil-Oberklasse gewohnt ist: Spurhalteassistent, Pre-Crash Warnsystem (piept freundlich, wenn Bremspedaldruck und aktuelle Geschwindigkeit nicht mehr zur Entfernung zum Vordermann passen), Tempomat mit aktiver Abstandsregelung und – mein persönliches Highlight: Kameras als Einparkhilfe mit Rundumsicht! Was für ein cooles Feature! Mit diesem Dickschiff in Parklücken reinzuzirkeln fällt kinderleicht. Ebenso die Bedienung des Entertainment-Systems, welches in jeder Hinsicht überzeugt. Dank integrierter 30GB Festplatte, USB Anschluss, Bluetooth Konnektivität und und und, ist dem HiFi-Genuss im Auto nichts entgegenzusetzen.

Fazit

Meine erste Begegnung mit Infiniti war eine mehr als positive Begegnung – soviel lässt sich vorab bereits festhalten. Der FX überzeugt in jeder Hinsicht beim Qualitätseindruck, Komfort und Fahrleistungen. Das Topmodell, der FX50, schlägt allerdings mit rund 75.000€ auch gut zu Buche. Dafür ist bereits alles an Bord, optional gibt es nur noch Metallic-Lackierung und das fantastische Premium-Soundsystem hinzuzubestellen. Trotz einer bewussten Orientierung hin zu Performance-Automobilen, leistet sich der FX keine Schwächen im Fahrkomfort und lässt sich wunderbar bewegen. Wenn jetzt noch ein wenig mehr Punch im FX30d zur Verfügung stünde, würde dem Markterfolg in Deutschland nichts mehr im Wege stehen. Infiniti will Deutschland erobern – so oder so haben sie mit diesem Auto gute Chancen.

Technische Daten

Infiniti FX50

Motor Bauart:
V8, 32 Ventile, DOHC 
Hubraum:
5026 cm³
Leistung:
287 kW / 390 PS bei 6.500 U/Min
Drehmoment:
500 NM bei 4.400 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h, elektr. abgeregelt
Beschleunigung (0-100 km/h):
5,8 Sekunden
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
18,9l / 9,8l / 13,1l Benzin (95 Octan)
Testverbrauch / 100km:
24,3 Liter
Leergewicht:
2120 kg
Max. Zuladung:
475 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4,865m / 2,134m / 1,680m

Infiniti FX30d

Motor Bauart:
V6 Turbodiesel DOHC 
Hubraum:
2993 cm³
Leistung:
175 kW / 238 PS bei 3.750 U/Min
Drehmoment:
550 NM ab 1.750 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
212 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h):
8,3 Sekunden
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
11,2l / 7,8l / 9,0l Benzin (Diesel)
Testverbrauch / 100km:
Leergewicht:
2175 kg
Max. Zuladung:
515 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4,865m / 2,134m / 1,680m

Autor Sebastian

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

4 Kommentare

  1. driversgroove – Cologne, Germany

    Sehr schöner Bericht! Der FX ist einer der wenigen SUV denen ich etwas abgewinnen kann. Sonst halt X6 und Evoque.
    Dann noch der V8-Klang…. ich muss mir den Infinity mal näher ansehen. Hat nämlich auch den Vorteil dass hier in D nur wirklich wenige rumfahren!

    Grüße

    • passiondrivingblog

      Danke, Can! 🙂

      Ich muss zugeben: der FX ist mir auch auf die Positiv-Seite gerückt. Eigentlich bin ich kein SUV-Freund und mein erster Gedanke nach dem Aussteigen war: dass ein SUV mich begeistert, das ist schon nicht einfach. Aber das hat er geschafft 😉

      DIe übrigen SUV-Favs sind übrigens die gleichen wie bei mir 😉 FX, Evoque, X6…

  2. Bei den Verbrauchsangaben des FX30 D ist ein Fehler unterlaufen .
    Es handelt sich doch um ein Dieselmotor oder?
    Da ich mich für diese Version interessiere fiel es mir auf.

    • passiondrivingblog

      Hallo Rainer,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Die Verbrauchswerte waren korrekt, aber natürlich tankt der FX30d keine 95 Octan, sondern Diesel. Obige Informationen sind also nun die richtigen – vielen Dank für die Meldung und ich hoffe, der Artikel passte in irgendeiner Form zu deinem Kaufinteresse 🙂

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