Einen smart fortwo electric drive bin ich ja bereits vor einigen Wochen mal gefahren. Damals war das aber noch die Vorserienversion, welche unter anderem auch noch etwas weniger Leistung hatte. Dank des smart Centers München bekam ich nun nochmals die Gelegenheit für einen „electric drive“. Nun aber in der Serienversion, welche maximal 55 kW leistet. Und noch besser: dieses mal hatte ich ein bisschen mehr Zeit und ein Cabrio – was will man mehr?

Alleine optisch hebt sich das Serienmodell von dem von mir gefahrenen Vorserien-smart ab: passend zum jüngsten Facelift des fortwo, bekam auch der electric drive den Dick umrandeten Lufteinlass in der Front und das markante Markenlogo spendiert. Innen hat sich nicht viel getan: auf dem Armaturenbrett befinden sich nach wie vor die Zusatzinstrumente, welche Auskunft über den Ladestand der Batterie und dem aktuellen Lastzustand geben bzw. wie stark gerade rekuperiert wird. Nach wie vor stört mich beim smart fortwo der Baureihe 451 das weit herausgezogene Ablagefach unter dem Lenkrad. Da das Lenkrad nicht tiefenverstellbar ist und ich dadurch mit dem Sitz nach vorne wandere, hängen meine Knie ständig an der Kante des tief nach unten zulaufenden Ablagefaches. Ansonsten aber ist alles top: das Radio mit USB Anschluss im Handschuhfach spielt ohne zu murren alle Musik von meinen USB-Sticks ab – wenn auch das Klangniveau nicht auf dem Level eines typischen Kompaktwagen spielt, es reicht. Denn viel übertönen muss das Radio nicht, denn wir fahren ja elektrisch und das bedeutet: fast gänzlich ohne Geräusche!

Das Wetter ist perfekt, also ist die Frage des Offen-Fahrens eigentlich gar keine und ich öffne ohne zu zögern das Dach. Den Zündschlüssel kurz einmal ganz nach rechts zum Anschlag drehen, so wie man das von seinem Verbrennungsmotor kennt, ein leises Klacken und die Anzeige „READY“ im Display des Kombiinstrumentes bestätigt mir, dass ich nun losfahren kann. Anders als ein „üblicher“ smart mit automatisiertem Schaltgetriebe rollt der electric drive ganz von alleine los und beim Anfahren ist nicht mehr als ein leises Surren zu vernehmen. Nach einigen Kilometern fällt dann auch direkt auf, dass man zum Serienmodell auch am Fahrwerk ordentlich nachgebessert hat. Während das Vorserienmodell noch unter dem zusätzlichen Gewicht und daraus resultierenden heftigen Wankbewegungen um litt, liegt das Serienmodell des fortwo electric drive bereits deutlich angenehmer auf der Straße. Ein weiterer Vorteil beim Stromer: das lästige Kopfnicken der Passagiere verursacht durch die wenig runden Schaltvorgänge des automatisierten Getriebe entfallen.

Wenn ich nun hier am smart Center ohnehin schon im Westen Münchens unterwegs bin, kann ich doch auch gleich noch die 2 Kilometer zum Lieblingscafé weiterfahren und dort vorzügliches, selbstgemachtes Eis genießen. Flanieren mit dem Cabrio eben, wie man das so macht. Dabei ergeben sich tatsächlich auch gleich Gespräche, Leute die interessiert nach dem kleinen Strom-Flitzer fragen. Eigentlich wäre der electric drive durch nichts von seinem konventionell angetriebenen Bruder zu unterscheiden, aber das prominent auf den Türen platzierte Logo inklusive electric drive Schriftzug lässt auch den Laien erkennen, dass hier keine fossilen Brennstoffe verbrannt werden, um zum besten Eis der Stadt zu kommen.

Selbst bin ich ja auch ein großer smart-Fan – mein erstes Auto war ein smart roadster und die Bindung zur Marke ist einfach da, ich mag die Autos. Sie sind in der Stadt ungemein praktisch und als Cabrio auch noch sehr spaßig. Spaßig ist der electric drive übrigens erst Recht dann, wenn man mal kurz den Kickdown-Schalter am Gaspedal nutzt und zu den 35 kW Dauerleistung weitere 20 kW obendrauf legt, um kleinere Ampelsprints für sich zu entscheiden oder schnell in die nächste Lücke im fließenden Verkehr zu huschen. Sicher, die Reichweite der Lithium-Ionen Batterie mit einer Kapazität von 17,6 kWh kriegt man damit schnell klein, aber Spaß macht es. Apropos Reichweite: über die Reichweite im alltäglichen Einsatz kann ich natürlich wenig sagen, bin ich unterm Strich doch letztlich nur 100 Kilometer gefahren. Hierbei erreichte ich aber einen Verbrauch von 16,4 kWh / 100 km. smart gibt den fortwo electric drive mit 15,1 kWh / 100 km an – inklusive Ladungsverlust an einer üblichen Haushaltssteckdose. Wie groß der genau ausfällt, lässt sich aus den Zahlen nicht ableiten. In jedem Fall wirkt ein Verbauch von 13-14 kWh zuzüglich Ladungsverlust aber durchaus plausibel. Neben dem Gesamtdurchschnittsverbrauch kann man sich nämlich auch einen „pro Fahrt“-Durchschnittsverbrauch anzeigen lassen und der lag bei mir einige male bei rund 12 kWh. Die Vollgasorgien haben sich, wie bereits erwähnt, eben doch bemerkbar gemacht.

Damit man beim Laden am Haushaltsanschluss übrigens auch die Strommenge und damit die Kosten ein wenig reduzieren kann (etwa wenn man unterwegs an einem fremden Anschluss lädt), kann man die Ladegeschwindigkeit und damit auch die Stromaufnahme begrenzen.

Kaufen kann man den smart fortwo electric drive übrigens inklusive und exklusive Batterie. Lässt man diese weg, wird die über ein Leasing hinzugebucht. Damit werden zwar die monatlichen Kosten höher ausfallen, meiner Ansicht nach lohnt sich diese Option aber insbesondere in Sachen Werterhalt. Denn, sind wir mal ehrlich, wer möchte in 5-6 Jahren schon einen gebrauchten smart kaufen, wenn man weiß, dass man in Kürze noch weitere 4.770 € für eine neue Batterie zahlen darf? 4.770 € ist nämlich genau die Preisdifferenz zwischen dem reinen Fahrzeug und dem Fahrzeug inklusive Batterie. Möchte man die Batterie einfach mieten, werden hierfür 65 € monatlich fällig. Und wo wir gerade bei den Kosten sind: das smart fortwo electic drive Cabrio ist ab 22.000 € exklusive Batterie, bzw 26.770 € inklusive Batterie zu haben. Ein stattlicher Preis, möchte man meinen. Für handliche Elektromobilität in der Stadt mit viel Fahrspaß aber ein guter Deal, wie ich finde. Wer darauf verzichten möchte, morgens um 6 Uhr offen durch die Stadt zu fahren und absolute Lautlosigkeit zu genießen, der kann ab 18.910 € (exkl. Batterie) bzw. 23.690 € das Coupé kaufen.

Schön war es jedenfalls mal wieder, mit einem smart durch die Stadt zu kurven und dafür sage ich noch mal „DANKE“ an das smart Center München.

 


Autor Sebastian

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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