Was macht ein Auto zu etwas besonderem? Diese Frage habe ich mir in der Zeit mit dem Citroën C5 ganz häufig gestellt. Nicht etwa, weil ich erst nach dem Besonderen suchen musste. Vielmehr, weil mich der C5 zu begeistern wusste und ich nicht so recht wusste, warum.

Citroën C5

Der Citroën C5 ist für mich immer schon DER Vertreter der französischen Mittelklasse gewesen. Das Design gefällt mir unwahrscheinlich gut, verbindet elegante und klassische Linien mit sportlichen Konturen und raffinierten Details, wie der nach innen geschwungenen Heckscheibe. Er macht einen schönen Eindruck als Business-Liner und wirkt aber auch als Familienauto gut platziert. Also war klar: den muss ich unbedingt einmal fahren! Natürlich hätte ich am liebsten den großen Motor, ein V6 Benziner mit 177 kW (240 PS) unter der Haube gehabt, aber mein Fokus beim Testwagenwunsch lag viel mehr auf einem besonderen Ausstattungskriterium, wodurch die Motorisierung für mich zweitrangig wurde.

Schönes Detail: geschwungene Heckscheibe am Citroën C5
Schönes Detail: geschwungene Heckscheibe am Citroën C5

Ich wollte unbedingt das Hydraktiv III+ testen. Hydra-was?! Hydraktiv ist Citroëns Bezeichnung für ein hydropneumatisches Federungssystem. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als das, was Citroën seit jeher einen ganz besonderen Ruf und tiefste Anerkennung unter Automobilisten zuteil werden lässt. Der Verzicht auf Federn und Stoßdämpfern soll nämlich ein besonders hohes Komfortniveau ermöglichen – und genau das wollte ich im C5 erstmals erleben, kannte ich diese Fahrwerke bisher nur aus begeisterten Erzählungen meines Vaters. Aus dem V6 wurde damit ein 2-Liter-Dieselmotor mit einer Leistung von 120 kW (163 PS) und Automatikgetriebe in wunderschönem Guaranja-Braun. Optimale Bedingungen für zwei komfortverwöhnte Wochen im C5 also! Doch wie es im Leben eben so ist: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Citroën C5

Dabei begann alles so schön: mit dem DS3 Racing waren mein Kumpel Dominik und ich auf dem Weg nach Mainz. Dort hielten wir auf einer Konferenz mehrere Vorträge und so hatte es sich angeboten, Abends nach der Konferenz einen „Abstecher“ nach Köln zu machen und dort den DS3 Racing gegen den C5 einzutauschen. Vorher noch schnell im Hilton in Mainz eingecheckt und dann schnell nach Köln. Soweit alles normal. Der Kontrast nach dem Umstieg aus dem DS3 Racing in den C5 hätte krasser wohl kaum sein können: die Sitzposition nun vor allem auf Komfort ausgelegt, aber dennoch erfreulich niedrig. Das alt-bekannte Lenkrad mit feststehendem Mittelteil lächelte mich an, sorgte bei Dominik aber erst einmal für Irritation. Das gemeinsame Entdecken des Innenraumes im C5 machte uns dafür beiden Spaß. Vielfach verstellbare Sitze mit Memoryfunktion – wie ich so etwas liebe! Ist mein Sitz einmal verstellt, benötige ich in der Regel Tage, um wieder eine zufriedenstellende Sitzposition zu finden. Mit Memory-Funktion kein Problem. Nächster Versuch: Handy per Bluetooth verbinden. Über das gut steuerbare und grafisch recht hübsche Infotainment-System ebenso kein Problem. Zielstrebig und ohne Schwierigkeiten hat das alles geklappt. Spontan kam uns nun noch in den Sinn, uns in Köln mit einer alten Freundin von Dominik zu treffen.

Citroën C5

Also ging es erst einmal ab in die Innenstadt. Die ersten Meter wurden schon zur Wohltat. Das sanfte Federn des Fahrwerks, das sauber abgestimmte Audiosystem – ich fühle mich sofort wohl. Und dann das Fahrgefühl: ich liebe es einfach, eine große Motorhaube im Blickfeld zu haben. Erst recht, wenn diese dann noch seicht auf und ab schwingt – seltsam, vor allem für mich Sportfahrer, aber ich steh darauf. An die deutlich größeren Abmessungen als beim DS3 habe ich mich schnell gewöhnt. Der C5 ist für seine Größe erstaunlich übersichtlich, auch in der Kölner City. Parkplatzsuche? Gar kein Problem. Einen Einpark-Assistenten, wie ihn die deutsche Premium-Konkurrenz anbietet kann der C5 zwar leider nicht bieten, dafür ein anderes ungemein nützliches Gimmick: auf Wunsch werden Parklücken nämlich direkt im Vorbeifahren vermessen und so findet man auf Anhieb ohne Probleme in die richtige Lücke. Das hereinzirkeln klappte im ersten Anlauf und wir trafen uns gegenüber in einen schönen Laden.

Ein paar Stunden später sollte es dann also wieder auf den Weg nach Mainz gehen – das Unglück nahm seinen Lauf. Kurz noch Dominiks Freundin abgesetzt und während er das Navi in Richtung Mainz programmierte, fuhr ich einfach schon mal los. Die Richtung war natürlich falsch, das Navi bat mich in einer sehr angenehm gesprochenen, aber leicht dumpfen Stimme zu wenden und da sollte das Unglück passieren: über eine Gleiskreuzung hinweg fuhr ich knapp zu weit innen, der Reifen war platt. Es war bereits nach 12 Uhr in der Nacht, in der Citroën Pressestelle ist zu dieser Zeit (aus gutem Grund) natürlich niemand anwesend und der ADAC konnte auf Anfrage auch nicht besonders weiterhelfen. „Reifennotdienst in Köln? Dass ich nicht lache!“. Wir bereiteten uns also auf eine Nacht im C5 vor.

Citroën C5

Warm war der Innenraum ohnehin noch und eine bequeme Liegeposition in den tollen Sitzen des C5 zu finden war im Nu erledigt. Und so quatschen wir, witzelten, überlegten, wie wir den Folgetag umdisponieren können und dösten zeitweise ein wenig ein. Am folgenden Morgen musste das Auto erst einmal so schnell wie möglich in die Werkstatt, damit ein neuer Reifen montiert werden kann. Nicht einfach, auf die Schnelle einen passenden Reifen aufzutreiben, aber die Mitarbeiter der Citroën Niederlassung in Köln konnten bei einem benachbarten Händler einen Reifen organisieren. Im Hotel kurz abgeklärt, ob wir auch später auschecken können, ohne eine weitere Nacht in Rechnung gestellt zu bekomen. Ja, bis 16 Uhr. Ok, das sollten wir schaffen. Als wir dann endlich um etwa 15:45 Uhr in Köln loskamen, durfte der C5 seine Reisetauglichkeit unter Beweis stellen: Tempomat auf 180, Fahrwerk im komfortablen Modus und auf Richtung Mainz! Auf der Autobahn konnte der C5 seinen hervorragenden Eindruck weiterführen: leise, ruhig, bequem. Was für ein fantastisches Reisemobil! Der Diesel fühlt sich im Durchzug stärker an, als es das Datenblatt vorgibt. Die 340 NM Drehmoment reichen zwar nur für eine Beschleunigung von 9,1 Sekunden von 0-100, aber in der Praxis interessiert das niemanden: Mitschwimmen im Verkehr, auch im schnelleren, ist Problemlos möglich und die Automatik macht einen wunderbaren Job, insbesondere dann, wenn es um das entspannte Vorankommen geht.

Citroën C5

Kurz vor knapp kamen wir dann schließlich in Mainz an – schnell noch ins Zimmer, umziehen, Zähne putzen, auschecken und dann ab auf die Konferenz – Dominik hatte noch einen Vortrag zu halten. Direkt anschließend ging es nach einer sehr kurzen Nacht und einem unglaublich anstrengenden Tag direkt wieder auf die Autobahn Richtung München. 433 Kilometer liegen nach einem solchen Tag vor uns. Und doch: irgendwie freue ich mich schon auf die Strecke. Verrückt? Mag sein. Es sagt aber sicher auch einiges über die Reisequalitäten des C5 aus. Nicht umsonst sangen auch die „Citroën-Roadtripper“ Lobeshymnen auf die „Sänfte C5“ und von dem Gefühl, „mit einem Luftkissenboot durch die Landschaft zu schweben„. Der C5 ist einfach genau das, was ich mir vorgestellt hatte und noch viel mehr: unglaublich wunderbar komfortabel, pfiffig, durchdacht und wird auch hohen Ansprüchen gerecht.

Citroën C5

Der Rückweg gestaltete sich zum Glück verkehrstechnisch besonders angenehm, der Tempomat war DAS Tool schlechthin, der Diesel säuselte leise vor sich her, der Massagesitz knetete mir meinen Rücken und der Spurhalteassistent rüttelte auf der entsprechenden Gesäßseite, sollte man seinen Fahrstreifen ungewollt verlassen. Dazu lief eine entspannte „Deep House“-Playlist von Dominik – das Ambiente war perfekt. Das i-Tüpfelchen wäre sicherlich noch ein Tempomat mit Abstandshaltefunktion gewesen, dann wäre der C5 für mich schlicht das perfekte Reiseauto. In jedem Fall lohnt es sich, die 1.790€ für das „Business-Paket“ in die Hand zu nehmen, welches das eMyWay-Navi, automatisch abblendende Außenspiegel, Einparkhilfe vorn und hinten, das HiFi-Soundsystem und den Spurassistenten beinhalten.

Citroën C5

Übrigens: Keine Bodenwelle proviziert den C5 auf der Autobahn, sich zu versetzen, auch nicht bei Tempo 210. Der C5 scheint bei dieser Geschwindigkeit übrigens abgeregelt – das war mehrfach deutlich zu spüren. Vermutlich möchte man den „Respektabstand“ zur Topmotorisierung – und nicht zu letzt dem C6 – wahren.

Tief in der Nacht, irgendwann gegen halb 12 kamen wir dann wieder in München an. Erschöpft, aber entspannt. Irgendwie verrückt. Insbesondere, wenn man in den Wochen davor immer wieder mit dem ein oder anderen „Krawallmacher“ unterwegs war. Die folgenden Tage konnte ich im C5 leider auf Grund des plötzlichen Wintereinbruches und den (noch) montierten Sommerreifen nur bedingt genießen. Aber auch die Alltagsaufgaben meisterte er hervorragend. Die Platzverhältnisse sind weit weg von beengt, der Kofferraum fasst mit 467 Litern einiges – in jedem Fall deutlich mehr, als ein Zweipersonen-Haushalt ausreizen kann – und auch der Qualitätsanspruch ist klasse. Kein Klappern, kein Rasseln, nichts, was gediegene Dahergleiten stören würde. Aufpassen muss man, ob der langen Überhänge vorn, sowie hinten und dem langen Radstadt natürlich bei der ein oder anderen Tiefgaragen Ausfahrt. Praktischerweise lässt sich hierfür aber das Fahrwerk in seiner Höhe verstellen. In der höchsten Stufe erinnert der C5 dabei schon fast an einen kleinen SUV. Was bremst diesen C5 also? Nichts eigentlich. Zumindest fast. Denn der Tankstopp ist auch erst nach rund 1.000 Kilometern fällig.

Citroën C5

Fazit

Ich kann abschließend festhalten: unglaublich, wie sehr mich dieses Auto immer und immer wieder entspannt hat und wie sehr ich mich darauf gefreut habe, zu entspannen. Indem ich mich in den C5 gesetzt habe. Das Fahrwerk ist einfach fantastisch angenehm, Schläge bleiben nahezu komplett „draußen“, der Fahrer bekommt von all dem unter den Rädern nicht mit, hat aber dennoch ein recht präzises Feedback über den Fahrzustand. Auch in sportlicherer Gangart bleibt der C5 jederzeit beherrschbar und räumt dank härterem Setup im Sport-Modus mit einigen Vorurteilen im Bezug auf weiche Fahrwerke und derer fahrdynamischer Belastbarkeit aus dem Weg. Seltsam: der Citroën C5 ist eigentlich genau so ein Auto, wie ich es mir vielleicht erst in deutlich fortschrittlicherem Alter holen würde – dachte ich zumindest. Und doch.. ich weine ihm die ein oder andere Träne nach, denn ich konnte in vollen Zügen genießen, was es heißt, tiefenentspannt unterwegs zu sein. Was für eine Veränderung. Was für ein Auto.

Worin er besticht

Ganz einfach: das Hydraktiv III+ Fahrwerk ist das, was den C5 zu diesem außergewöhnlichen Auto macht. Dazu passt das gesamt stimmige gehobene und komfortable Bild, das aber von diesem besonderen Fahrwerk dominiert wird. Den Spagat zwischen unglaublichen Komfort und dennoch überzeugender Direktheit schaffen nicht viele Fahrwerkskonstrukteure.


Worin er nicht überzeugt

Das Automatikgetriebe macht zwar beim „Gleiten“ einen guten Eindruck, reagiert aber teilweise träge auf plötzliche Änderungen, etwa plötzliches Gasgeben und lässt eine seichte Anfahrschwäche verspüren. Zudem schlägt sie mit einem deutlichen Verbrauchsnachteil von durchschnittlich 1,3 Litern auf 100 Kilometer zu Buche.

Citroën C5

Technische Daten

Citroën C5 HDi 165 Automatik Exclusive

Motor Bauart:
Vierzylinder Common-Rail-Dieselmotor
Hubraum:
1.997 cm³
Leistung:
120 kW / 163 PS bei 3.750 U/Min
Drehmoment:
340 NM bei 2.000 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
210 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h):
9,1 Sekunden
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
8,2 l /5,1 l / 6,2 l Diesel
Grundpreis Citroën C5 HDi 165 Automatik (Ausstattungslinie Tendence inkl. Hydraktiv III+)
30.750 €
Testwagenpreis:
39.110 €
Testverbrauch:
7,8 Liter / 100 km über 1.241 km
Leergewicht:
1.684 kg
Max. Zuladung:
506 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4,779 m / 1,860 m / 1,458 m

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Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von CITROËN Deutschland für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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