Toyota und damit auch Lexus kann man gut und gerne als absolute Hybridvorreiter bezeichnen. Mit dem Prius hat man nicht nur DEN Hybriden schlechthin auf dem Markt, mit GS450h und anderen Modell hat man auch einige leistungsstarke Spritsparer im Portfolio. Ich hatte Gelegenheit, 2 Wochen im Lexus CT200h zu verbringen – die Premiumversion vom Prius? Wir werden sehen.

Lexus CT200h

Als ich den Lexus CT200h das erste Mal sah, war ich durchaus angetan vom Design des Premium-Hybriden. Er sieht nicht aus, wie ein typischer Hybrid und trägt schon in Grundzügen das modernere Lexus-Gesicht. Aber Moment mal, Premium? Na sicher, Lexus ist eben die Premium-Marke von Toyota und der CT200h die Premium-Version des Prius, beide teilen sich die gleiche Plattform. Während der Prius aber bereits ab 24.790 € zu haben ist, muss man als Lexus-Kunde mindestens 29.400 € nach Unterzeichnung des Kaufvertrags in einem unauffälligen Köfferchen an den Mann oder die Dame hinter dem Schreibtisch des Lexus-Zentrums übergeben.

Lexus CT200h

Dabei stellte sich mir beim ersten Einsteigen in den CT200h unweigerlich die Frage: “warum eigentlich?”. Denn der vermeintliche Premium-Kompakthybrid präsentiert sich zuerst vor allem schlicht, um nicht zu sagen “altbacken”. Lexus hatte es leider bis vor kurzem noch nicht geschafft, auch im Interieur-Design wider auf die Höhe der Zeit zu kommen. Der aktuelle GS und IS zeigen, dass man hier nachgeholt hat, beim CT200h muss man aber noch mit einer kargen Plastikwüste vorlieb nehmen, derer Negativ-Highlight der krückstockartige Gangwählhebel für das stufenlose Getriebe ist. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass es sich beim getesteten Modell erfrischenderweise einmal um das absolute Einstiegsmodell handelt. Einziges (nicht kostenpflichtes) Extra: die roten Sitzbezüge. Diese sind übrigens um ein ganz hervorragendes Paar Sitze gestülpt: in Sachen Komfort und Seitenhalt ist das Gestühl des CT große Klasse. Lediglich die Größe ist mal wieder ein Problem. Insbesondere die Rückenlehnen sind viel zu kurz geraten.

Lexus CT200h

Dafür kann der CT200h mit feinen Details wiederum Punkte gut machen: der mit Leder überzogene Blendschutz der Instrumente oder das besonders fein gearbeitete Lederlenkrad mit schön kräftigem Kranz sind solche Highlights. Überhaupt, auch der Velour-Stoffüberzug für die Sitze und Türinnenseiten sind gewöhnungsbedürftig, fühlt sich aber gut an.

Lexus CT200h

Kommen wir aber mal zum Fahreindruck. Die Ausgangsituation für den CT200h war allerdings nicht die beste: ich bin kein Freund von stufenlosen Getrieben (CVT genannt) und hätte mir eigentlich auch gerne die F-Sport Version mit entsprechend verändertem Fahrwerk gewünscht, wie sie auch Fabian von autophorie.de fahren konnte. Aber das Leben ist ja kein Wunschkonzert. Trotzdem hat mich der CT200h mit seinem CVT weit weniger genervt, als ich es befürchtet hatte. Er hält, nicht zuletzt dank der Unterstützung des immerhin 60 kW (82 PS) starken Elektromotors, ein angenehm niedriges Drehzahlniveau. Und weil man in der Stadt sowieso ziemlich oft rein elektrisch unterwegs ist, fällt der Verbrenner auch kaum negativ auf. Mehr noch: der 1.8 Liter Vierzylinder legt eine außerordentliche Laufruhe an den Tag, so dass man teilweise im Stand gar nicht wahrnimmt, weder akustisch, noch in Form von Vibrationen, ob der Verbenner denn gerade überhaupt mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe beschäftigt ist.

Lexus CT200h

Überhaupt: Ruhe ist so ein besonderes Thema beim CT200h. Sein Geräuschniveau ist allgemein sehr niedrig, Daherrollen in der Stadt, völlig geräuschlos, strahlt ebenso eine besondere Ruhe auf den Fahrer aus. Aber auch das Fahrwerk kann mit besonderer Ruhe überzeugen und sogar begeistern: auf der Autobahn gleitet der CT dahin, wie man es sonst nur von Limousinen mit langem Radstand und Heckantrieb kennt. Speziell in dieser Hinsicht unterstreicht der CT200h seinen Premiumanspruch.

Lexus CT200h

In Puncto Vortrieb gibt es auch nichts zu meckern. Mit kombinierten 100 kW (136 PS) wirkt der CT200h auf dem Papier eher schwachbrüstig, kann aber bei der Fahrt jegliche Zweifel im Keim ersticken. Untermotorisiert fühlt sich der Lexus-Hybrid nie an. Sicher, die Leistungsausbeute ist überschaubar, ein Leistungsloch gibt es aber nicht zu beklagen. Dazu passt die sehr gefühlvolle Lenkung. So ausgestattet geht der CT200h sogar recht flink in Kurven und könnte dort sicherlich auch eine recht gute Figur machen. Dementgegen stehen aber auf Verbrauch getrimmte Spritspargummis im Schmalspurformat 195/65 R15, welche mit dem Gewicht von knapp 1,5 Tonnen sehr schnell an ihre Haftungsgrenze gebracht werden. Über vermeintlich sportliche Qualitäten lässt sich so freilich keine zuverlässige Aussage treffen.

Umso zuverlässiger lässt sich aber mit einem erfreulich niedrigen Verbrauch rechnen: 4,8 Liter standen im Schnitt am Ende an. Sicher, den CT200h habe sich sehr viel im Stadtverkehr bewegt, also genau dort, wo der Hybrid seine Vorteile voll ausspielen kann. Die Kehrseite der Medaille war dagegen aber, dass der Akku des Elektromotor oft an seine Grenze gebracht wurde und der Verbrenner wieder unterstützend eingreifen musste. Bei ständigem Stop & Go Verkehr ohne vernünftige Ladezyklen aber auch kein Wunder.

Lexus CT200h

Fazit

Die Kollegen der Lexus-Presseabteilung haben es sich selbst nicht ganz einfach gemacht. Ein CT200h in der Basisversion, ohne Tempomat, ohne Navi, ohne Einparkhilfe oder andere Komfortfeatures: den CT200h als “Premium-Kompaktwagen” durchgehen zu lassen, fällt in dem Fall schwer, gerade weil das Preislabel mit knapp 30.000€ auch eher selbstbewusst ausfällt. Immerhin kann man sich so voll auf die wahren Qualitäten konzentrieren. Und die kann der kompakte Hybrid vorweisen: die Laufruhe, das etwas sportlicher aber dennoch extrem komfortabel abgestimmte Fahrwerk in Verbindung mit den großartigen Abroll-Eigenschaften. Der Lexus CT200h IST Premium, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Dazu glänzt er mit einem hervorragenden Verbrauch und Sitzen, welche einem nach jedem harten Tag im Büro freuen lassen, es sich im Auto bequem zu machen. Trotzdem ist die für den Preis gebotene Leistung schwer zu rechtfertigen, wenn man auf den mehr als 4.000 € günstigeren Prius schaut. Investiert man beim CT200h noch ein wenig, dann ist er wirklich Premium: mit Abstandshalte-Tempomat, Mark-Levinson-Soundsystem und vielem mehr. Dann werden aber auch schon über 40.000€ abgerufen. Der CT200h ist ein gutes Auto, wirkt aber leicht in die Jahre gekommen und kann dem selbstbewussten Premium-Charakter nicht ganz gerecht werden. Insofern lautet meine Empfehlung: lieber den Prius nehmen und das Geld in die Ausstattung investieren. Dank jüngerem Modellalter dürfte der Prius die bessere Wahl für das Geld sein.

Lexus CT200h

Wertung

4.9/10
  • Fahrdynamik: 2
  • Fahrspaß: 4
  • Sound: 3
  • Verarbeitung: 5
  • Komfort: 6
  • Ausstattung: 1
  • Verbrauch: 8
  • Preis/Leistung: 2
  • Persönliche Anziehungskraft: 4
Mein passion:driving Wertungsschlüssel spiegelt meine subjektive Einschätzung des Testwagens in verschiedenen Kategorien wieder. Die fahrdynamischen Qualitäten spielen dabei eine große Rolle. Trotzdem wird ein Auto nur durch Performance keine 10er-Wertung erhalten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Wertungssystem.

Technische Daten

Lexus CT200h

Motor-Bauart:
1.8 Liter Vierzylinder VVT-i (variable Ventilsteuerung) mit 60 kW Elektromotor
Hubraum:
1.798 cm³
Leistung:
100 kW / 136 PS bei 5.200 U/Min
Drehmoment:
142 Nm bei 4.400 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
180 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
10.3 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
3.7 L / 3.7 L / 3.8 L E10 (ROZ 95)

Grundpreis Lexus CT200h:
29.200
Testfahrzeugpreis:
29.200
Testverbrauch:
4.8 Liter / 100 km über 1.387 km
Leergewicht:
1.445 kg
Max. Zuladung:
345 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.320 mm / 1.765 mm / 1.440 mm

Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von Lexus Deutschland für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

3 Kommentare

  1. Ich bin wirklich kein Autoblogleser und bin nur zufällig über due W&V hier gelandet. Ich muss auch nicht allem zustimmen was im Text steht. Das Fazit passt aber zu 100%, da ich selbst beide Autos gut kenne.
    Der Prius bietet einfach mehr fürs Geld und auch bei der „Anmutung“ muss er gegenüber dem CT200 nicht „zurückstehen“.

    • Danke für dein Feedback! Schön, dass du das auch so siehst. Ich finde den Prius in aktuellster Generation sogar schon etwas „frischer und moderner“, als den CT200h. Ich muss mir den wohl in nächster Zeit auch mal genauer anschauen..

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