Als vor wenigen Monaten der KIA pro_cee’d GT angekündigt wurde, das lässt sich nicht leugnen, hat sich bei mir eine gewisse Vorfreude breit gemacht. cee’d und pro_cee’d insbesondere gefallen mir sehr gut und vor einigen Monaten konnte ich mal ganz kurz eine Runde im pro_cee’d fahren und dachte mir „Mensch, wenn das Auto jetzt noch etwas mehr Power hätte und so gehen würde, wie es aussieht“. Bei Kia hat man das scheinbar erhört und wagt sich jetzt, wo die Flottenemissionen ein ausreichendes Polster bieten, auch einmal in die Sportliche Ecke vor. Mit Erfolg?

KIA pro_cee'd GT

Optisch sollt es dem Kia pro_cee’d GT jedenfalls nicht schwer fallen, seine Fans zu finden. Auch wenn der Name mit seinem Apostroph ja schon für den ein oder anderen Witz bei Top Gear sorgte und dort zum „Kia cee-apostrophe-d“ wurde. Man stelle sich das nun beim „pro“ vor: „Kia pro-underscore-cee-apostrophe-d“. Nun ja, es gibt sicher eingänglichere Namen, macht aber nichts. Der pro_cee’d GT sieht nämlich ganz vorzüglich aus, von „billig“ und „sparen“ sieht man nach außen hin nichts. Dafür sorgen alleine schon die knackigen 18-Zöller und die kräftige Frontschürze mit LED-Tagfahrlichtern im „Ice-Cube“-Design. Die sind zwar sicherlich Geschmackssache – mir gefallen sie beispielsweise sehr gut – haben aber den besonderen Vorteil einer einzigartigen „Signatur“, ein eindeutiges Erkennungsmerkmal, mit welchem man die beiden GTs auch im Rückspiegel sofort erkennt. Sollte man auch, denn wenn man will, kann der pro_cee’d GT auch mit 230 km/h im Rückspiegel anfliegen!

KIA pro_cee'd GT

Innen setzt sich das sportliche Ambiente fort: der Innenraum wirkt nicht nur sehr wertig, auch die Materialwahl lässt nicht für einen Moment Zweifel daran aufkommen, dass es Kia ernst meint. Mehr noch: Verarbeitung, Anmutung und Haptik sind so gut, dass sich so manche etablierte Marke eine große Scheibe davon abschneiden könnte. Alleine die Haptik der kleinen Wipp-Schalter am Lenkrad zur Radiofernbedienung fühlen sich großartig an. Das Lenkrad selbst liegt ebenfalls sehr gut in der Hand, kränkelt aber unter einem etwas zu dünnem Kranz. Ansonsten wird der Innenraum aber von zwei Highlights bestimmt: erstens die hervorragenden Recaro-Sportsitze mit sehr gutem Seitenhalt, einer Mischung aus Leder und Velourleder und einem ganz vorzüglichem Sitzkomfort.

KIA pro_cee'd GT

Zweitens, die vollständig digitalen Instrumente im Dashboard. Ein Monitor zur Darstellung des Tacho – das kannte man sonst vor allem von Jaguar oder auch der neuen Mercedes-Benz S-Klasse. Im pro_cee’d GT gibt es dieses Display aus einem Grund: schaltet man am Lenkrad den GT-Modus ein, verschwindet der etwas langweilig dreinschauende Tacho und die Darstellung wechselt in eine Anzeige, die einen digitalen Tacho (mit schneller Ziffern-Aktualisierung) im Mittelpunkt hat. Rechts und Links daneben befinden sich zwei Balkenanzeigen, welche Drehmoment und Ladedruck visualisieren. Gut, der Nutzen geht gegen Null, aber es ist ein schönes und cooles Gimmick. Und sind wir ehrlich: ein wenig Spielerei wünscht man sich in so einem Auto.

KIA pro_cee'd GT

Kommen wir aber zum Kern der Sache: die Sportlichkeit und das Fahrerlebnis. Aber genau hier müssen wir uns erst einmal dem Thema „Erwartungsmanagement“ widmen. Ja, der Kia pro_cee’d GT ist ein sportlicheres Modell. Aber es ist eben ein GT. Kein GTI, kein RS, kein S, kein ST. Ein GT. Und das Kürzel wurde bewusst so gewählt, denn das Thema Komfort hat nach wie vor einen hohen Stellenwert. Er soll kein GTI-Jäger sein und auch kein kompromissloses RS-Modell. Er siedelt sich also zwischen Serienmodell und dem, was ein Golf GTI wäre an. Und so merkt man beim Fahrwerk und der Lenkung sofort, dass er kein knallharter Sportler sein soll: das Fahrwerk lässt nach wie vor einiges an Wankbewegung zu und auch der Komfort auf unsauberen Straßen ist vergleichbar mit einem Serienmodell. Die Lenkung ist sehr leichtgängig und damit fast schon etwas gefühllos. In der Summe geht der pro_cee’d GT aber dennoch flink und zackig um die Kurven. Die Vorderachse hat zwar bisweilen unter voller Last hier und da um den nötigen Grip zu kämpfen, folgt dafür aber sehr präzise dem Richtungswunsch des Fahrers. Stures Untersteuern ist dem GT zudem glücklicherweise ebenso fremd, wie ein wildes Aufschaukeln. Er geht neutral bis leicht untersteuernd durch die Kurve, lässt sich aber durch flottes Lupfen schnell wieder in die Spur bringen. Das Heck zu provozieren ist zwar möglich, aber der pro_cee’d widmet sich ganz schnell wieder einer neutraleren Fahrtrichtung.

KIA pro_cee'd GT

Der Motor hängt dabei jederzeit gut am Gas. 150 kW (204 PS) aus 1,6 Liter Hubraum werden natürlich erst dank Turboaufladung möglich. Die fordert in ganz niedrigen Drehzahlen ihren Tribut und belohnt den Fahrer mit einem ansehnlichen Turboloch, das auch bei schnellen Schaltvorgängen für eine leichte Zugunterbrechung sorgt. Ist man aber in einem Drehzahlbereich unterwegs, in welchem auch genug Abgasdruck besteht, etwa ab 2.500 bis 3.000 Umdrehungen, marschiert der kleine direkt und kräftig nach vorne. Die Klangkulisse ist dabei eher zurückhaltend, die Auspuffanlage klingt zwar von außen ganz unterhaltsam, im Innenraum herrscht aber doch die übliche Vierzylinder-Monotonie.

KIA pro_cee'd GT

Fazit

Endlich! Kia wird emotionaler, Kia wird sportlicher! Die sehr gute Qualität, das hervorragende Preis-Leistungsverhältnis und das coole Styling wird nun endlich um den Faktor Fahrspaß ergänzt. Der Kia pro_cee’d GT sieht nicht nur cool aus, er fährt sich auch schön, durchaus sportlich und dürfte ein verlockendes Angebot für junge Fahrer, die Lust auf ein sportliches Auto haben sein, genauso aber auch junge Kleinfamilien, die – zumindest mit dem cee’d GT, einen kompakten, sportlichen Fünftürer suchen. So ganz kickt mich der GT noch nicht, ein Sportwagen ist er noch nicht, das will er ja aber auch nicht sein. Er ist aber weit davon entfernt ein Langweiler zu sein – Fahrspaß und Qualität für erstaunlich kleines Geld – die Preise starten bereits bei 22.990€. Und ich habe da ja so eine Vermutung: laufen die GT Modelle gut, folgt da bestimmt noch etwas schärferes.
KIA pro_cee'd GT

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Technische Daten

Kia pro_cee’d GT 1.6 T-GDI

Motor-Bauart:
Turboaufgeladener Vierzylinder-Reihenmotor mit Benzin-Direkteinspritzung
Hubraum:
1.591 cm³
Leistung:
150 kW / 204 PS bei 6.000 U/Min
Drehmoment:
265 Nm bei 1.750 – 4.500 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
230 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
7.7 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
k.A. L / k.A. L / 7.4 L Superbenzin (ROZ 95)

Grundpreis Kia pro_cee’d GT 1.6 T-GDI:
22.990
Testfahrzeugpreis:
26.990
Testverbrauch:
16.4 Liter / 100 km über km
Leergewicht:
1.359 kg
Max. Zuladung:
491 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.310 mm / 1.780 mm / 1.430 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Kia Deutschland nach Frankfurt am Main eingeladen. Alle anfallenden Reisekosten habe ich selbst getragen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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