Lexus hat die Mittelklasse-Limousine IS neu aufgelegt und glänzt vor allem mit einem: ausgefallenem Design. Für manche sicher zu viel, für andere eine Offenbarung. Wie mir der Lexus IS 300h als F-Sport gefällt und wie er sich fährt? Lest selbst!

Lexus IS 300h F-Sport

Eigentlich war ich ja schon immer gewissermaßen ein Freund der Marke Lexus. Meine Eltern hatten selbst früher einen LS400 und so ergibt sich automatisch eine gewisse Bindung, wenn man schon als Kind darin mitfahren durfte. In letzter Zeit wurde mir das Design aber etwas zu langweilig. Wenig innovative Formen, alles eben sehr japanisch und im Innenraum hat sich seit den letzten 10 Jahren gefühlt auch nicht viel getan. Umso mehr war ich auf den neuesten Spross aus dem Hause Lexus gespannt. Und von langweiligem Design kann hier ganz bestimmt keine Rede sein.

Lexus IS 300h F-Sport

Alleine die Scheinwerfer des Lexus IS sind eine Klasse für sich: da wäre etwa das zackige LED-Tagfahrlicht. Das sieht nicht nur in seiner spitzen Form außergewöhnlich schön aus. Ein Highlight ist die Art und Weise, wie es in die Front integriert ist: auf Distanz könnte man meinen, es würde sich um große Hauptscheinwerfer handeln – aber falsch gedacht. Der Lichtblitz ist fließend in die Karosserie integriert. Darüber befindet sich dann erst der Hauptscheinwerfer, der auch mit seiner außergewöhnlichen Formensprache auffällt. Daneben prangt der mächtige Kühlergrill im Lexus „Diablo“-Design. Das klingt nicht nur teuflisch, es sieht auch teuflisch gut aus. All das lässt die Front zwar irgendwie zerklüftet wirken, andererseits sieht es aber auch einfach nur verdammt sexy aus! Zusammen mit dem F-Sport Paket wirkt der gesamte Auftritt dadurch sehr sportlich, wozu alleine die mächtigen 255er Pneus an der Hinterachse auf schönen titan-grauen 18-Zoll-Alufelgen beitragen.

Lexus IS 300h F-Sport

Aber Moment mal: 255er Schlappen? Da muss ja ordentlich Dampf anliegen, oder? Nun ja. Bringen wir es mit einem vorsichtigen „Nein“ auf den Punkt. Sicher, der IS 300h ist mit seinen 164 kW (223 PS) Systemleistung nicht gerade untermotorisiert. Trotzdem müssen immerhin gut 1,7 Tonnen in Bewegung gebracht werden. In Verbindung mit dem für den Hybrid-Antrieb obligatorischen stufenlosen CVT-Getriebe fühlt sich der IS 300h deutlich träger an, als es ihm eigentlich gerecht werden würde. Das CVT trägt hier sicher seinen Teil zu bei, aber so sportlich, wie er aussieht, fährt er sich so leider nicht. Wir haben es hier also eher mit einem Hybrid für den genügsamen Auftritt zu tun, denn als Krawallmacher. Für die sportliche Gangart dürfte – ohne ihn gefahren zu sein – der IS 250 die bessere Wahl sein. Der liefert zwar mit 153 kW (208 PS) die geringere Gesamtleistung, verfügt aber über ein klassisches 6-Gang-Automatikgetriebe und dürfte sich so deutlich zielgerichteter sportlich fahren lassen. Der Blick auf’s Datenblatt bestätigt diesen Verdacht: den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt der 250er mit 8,1 Sekunden zwei Zehntel schneller, als sein elektrisierter Hybridbruder. In Puncto Top-Speed fällt der Unterschied noch deutlicher aus: 225 zu 200 km/h. Es zeigt sich aber klar: der 300h soll kein Sprinter sein. Irgendwie auch logisch, sind doch beim IS 250 immerhin 2 Zylinder mehr am Werk.

Lexus IS 300h F-Sport

In Sachen Längsdynamik kann der IS also nicht auf ganzer Linie begeistern. In Puncto Querdynamik allerdings schon eher: mit dem F-Sport-Fahrwerk ist der IS in Kurven überraschend flink und präzise unterwegs. Das Fahrwerk nervt nicht mit übertriebener Härte, Wankbewegungen sind kaum wahrzunehmen und das Einlenkverhalten glänzt mit außergewöhnlicher Präzision. Sicher trägt auch die 255er-Bereifung an der Hinterachse dazu bei, dass der IS mit nahezu unbeirrbarer Stabilität glänzen kann. Dabei hilft vor allem auch das im IS 300h F-Sport verbaute adaptive Fahrwerk, welches im Sport+-Modus mit einer strafferen Fahrwerksabstimmung glänzt. Die Fahrwerksabstimmung ist – und das lässt sich nicht anders sagen – den Lexus-Ingenieuren tatsächlich ganz hervorragend gelungen.

Lexus IS 300h F-Sport

Und wie schaut’s nun mit der Ausstattung und der Verarbeitung aus? Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau. Trotzdem schafft es Lexus immer noch nicht ganz, endlich so richtig zeitgemäß zu wirken: manche Schalter, wie z.B. die der Sitzheizung, ließen mich nach wie vor denken „Huch, ist das hier wirklich ein aktueller Neuwagen?“. Die Ausstattung hingegen fällt gewohnt üppig aus. Jede Menge Assistenzsysteme sind bereits am Werk an Bord. Nicht überzeugen kann aber die Darstellung und die Sprachausgabe des „Premium-Navigationssystemes“. Zudem unterstützt das Infotainment-System zwar jeder Menge toller Features, wie dem Vorlesen von am Handy eintreffenden Emails und ähnlichem, zuverlässig wollte das bei der ersten Ausfahrt aber nicht funktionieren. Die meisten Vorlese-Versuche endeten in einem Absturz mit darauf folgendem Neustart des Systemes und einem während dieser Zeit navigatorischem Blindflug. Klappte das Email-Vorlesen einmal, wurde auch gleich das gesamte HTML-Markup der entsprechenden Email mit vorgelesen. Auch das Soundsystem konnte in der Wiedergabequalität wenig überzeugen – ob das optionale Mark-Levinson-Soundsystem besser ist, lässt sich nicht sagen, aber hoffen. Wirklich punkten konnten hingegen die Sitze, welche hervorragenden Seitenhalt und eine äußerst bequeme Sitzposition boten.

Lexus IS 300h F-Sport

Fazit

Der Lexus IS 300h hinterlässt somit einen zwiespältigen ersten Eindruck: das Fahrwerk glänzt in der Querdynamik und vermittelt viel Fahrspaß, der Antrieb schwächelt in der Längsdynamik. Komfort, Ausstattungsumfang und Verarbeitung sind auf hohem Niveau, das Infotainment-System hingegen läuft instabil, ist ungeschickt zu bedienen und fällt durch eine wenig übersichtliche Menüführung auf. Dass der Hybridantrieb zudem bei der – zugegebenermaßen sehr sportlich gefahrenen  – Testfahrt auch beim Verbrauch nicht unbedingt punkten konnte, wiegt umso schwerer. Für sportlich ambitionierte Fahrer dürfte der IS 250 aber definitiv die bessere Wahl sein – zusammen mit der F-Sport Ausstattung bekommt man so in jedem Fall eine äußerst attraktive und unkonventionelle Mittelklasse-Limousine – auch wenn der Gesamt-Testwagenpreis mit über 53.000€ dann doch ziemlich schwer im Magen liegt.

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Technische Daten

Lexus IS 300h F-Sport

Motor-Bauart:
Vierzylinder-Hybridmotor mit Dual-VVT-i im Atkinson-Zyklus
Hubraum:
2.494 cm³
Leistung:
164 kW / 223 PS bei 6.000 U/Min
Drehmoment:
221 Nm bei 4.200 – 5.400 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
200 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
8.3 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
4.9 L / 4.9 L / 4.7 L E10 (ROZ 95)

Grundpreis Lexus IS 300h F-Sport:
36.700
Testfahrzeugpreis:
53.500
Testverbrauch:
11.9 Liter / 100 km über 102 km
Leergewicht:
1.720 kg
Max. Zuladung:
425 kg

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Toyota/Lexus nach Mendig eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Toyota/Lexus übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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