Italiener sind bekannt für ihr Temperament und viel Leidenschaft. Genau das sind auch die Werte, die der kleinste aller Alfas, der Alfa Romeo MiTo, verspricht. Wir durften das bisherige Top-Modell mit 155 PS fahren und schauen, was davon der kleine Italiener halten kann.

Dass Alfa Romeo besonders interessante, emotionale und vor allem sportliche Autos bauen kann, ist weither bekannt. Umso interessanter war die Kunde, als Alfa Romeo seinerzeit den kleinen MiTo vorstellte und damit erstmals einen Sportler im Kleinwagensegment platzierte. Die Ansage ist klar: Mini, Suzuki Swift, Opel Corsa OPC und ähnlich sportlicher Kleinwagen soll die Stirn geboten werden. Dass mit dem Fiat 500 auch innerhalb des Konzerns Konkurrenz besteht, macht das Thema hingegen noch interessanter.

Ausgefallenes, maskulines Design

Gefahren sind wir das bisherige Top-Modell, den 1,4 Liter 4-Zylinder Turbomotor mit 114 kW (155 PS). Inzwischen steht seit wenigen Wochen auch das Spitzenmodell „Quadrifoglio Verde“ mit 125 kW (170 PS) bei den Händlern, auch das werden wir möglichst bald einem Test unterziehen, war derzeit aber leider noch nicht für uns verfügbar. Der MiTo bietet ein extravagantes Design. Das ist alleine schon in seinem Namen manifestiert: Mi steht hierbei für „Milano“, der Designhauptstadt Italiens, wo auch der MiTo designed wurde. To steht für „Torino“, wo der hübsche Italiener gebaut wird. Der MiTo ist dabei nicht nur hübsch und süß anzuschauen, wie etwa der Fiat 500 oder der Mini, sondern stellt neben seinen knuffigen kugeligen Schweinwerfern auch Kraft zur Schau und gibt sich deutlich maskuliner durch seine klar konturierten und kräftig ausgeformten Kotflügel, dem stämmigen Heck und der coupéhaften Linienführung. Auch die spitz zulaufende Motorhaube und die aggressiv geformte Front unterstreichen den sportlichen Anspruch. Das Design ist übrigens an den streng limitierten Supersportwagen 8C Competizione angelehnt und präsentiert das neue Alfa Gesicht, dass sich auch im Giullietta wiederfinden wird.

Auch im Innenraum ist die Verarbeitung makellos. Der Innenraum wirkt sportlich edel, die Verwendung hochwertiger Materialien und die äußerst gelungene Materialanmutung lassen den MiTo innen dastehen, wie einen großen. Die Instrumente sind einwandfrei ablesbar und eine absolute Augenweide. Die rote Instrumentenbeleuchtung lässt sich gegen Aufpreis auch durch eine weiße Beleuchtung ersetzen, beides steht dem Alfa gut zu Gesicht. Die Sitze sind sportlich gut konturiert, könnten im Bereich der Schultern zwar etwas mehr Seitenhalt bieten, sind aber durchwegs angenehm straff gepolstert und bieten mit ihrer tiefen Sitzposition ein gutes Fahrgefühl.

Interessante Technologie und Innovationen im Kleinwagensegment

Merkmale, mit denen sich der MiTo von der Konkurrenz abhebt, sind etwa das „D.N.A.“ genannte Fahrdynamiksystem. Hierbei steht D für „Dynamic“, N für „Normal“ und A für „All-Weather“. Mit dem Umschalten zwischen diesen Modi ändert sich etwa das Ansprechverhalten des Gaspedals, die Lenkung wird etwa im D-Modus straffer und gibt spürbar mehr Feedback und zudem wird im D-Modus ein Overboost Modus aktiviert der kurzzeitig einen etwas höheren Ladedruck erlaubt. Zudem verändert sich damit auch die Regelschwelle des an Bord befindlichen ESP: während im „All-Weather“-Modus das Gaspedal also möglichst seicht anspricht, die Lenkung weicher wird und das ESP sehr frühzeitig regelt, lässt es im Dynamic-Modus den Wagen deutlich mehr von der Leine, die Lenkung fühlt sich straffer an und das freudig mitlenkende Heck wird erst recht spät wieder vom ESP im Zaum gehalten.

Zudem bietet die Aufpreisliste ein Vollaktives Fahrwerk, womit Wankbewegungen der Karosserie verringert werden und das D.N.A. System zusätzlich auch 3 unterschiedliche Dämpferkennlinien parat hält. Das ist bisher im Kleinwagensegment einzigartig. Leider hatte unser Testfahrzeug kein Aktivfahrwerk, weshalb wir über die Funktionsweise keine genauere Aussage treffen können. Innovativ ist das aber auf jeden Fall und hebt den sportlichen Charakter des Alfas von der Konkurrenz ab.

Drehfreudiger und kräftiger Motor

Das Herzstück des MiTo ist ein 1,4 Liter großer Motor mit Turboaufladung, der dem Downsizing-Prinzip folgt: kleine Motoren mit kräftigem Drehmoment und geringem Verbrauch dank Turboaufladung. Wenn der Lader mit vollem Druck Luft in die Brennräume pustet, wird ein Drehmoment von maximal 230 NM auf die Antriebswelle gestemmt, welches schon bei 3.000 U/Min voll zur Verfügung steht. So angetrieben ist Landstraßentempo bereits in 8 Sekunden erreicht. Das Konstruktionsbedingte Turboloch hält sich in Grenzen und der Leistungsaufbau wirkt harmonisch. Lediglich eine leichte Anfahrschwäche muss sich das Aggregat zuschreiben lassen. Ansonsten gibt sich das Triebwerk äußerst Drehfreudig und kann zudem mit einem knackig kernigen Klang aufwarten, der ständig zum zügigen Fahren ermuntert und das Erreichen der Herstellerverbrauchsangabe von 6,5 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer nicht unbedingt leichter macht. Bei Autobahntempo lässt sich der knackige Klang bisweilen auch als „Dröhnen“ einordnen und kann auf längeren Autobahnetappen durchaus als etwas aufdringlich wahrgenommen werden. Schluss ist auf der Autobahn übrigens bei 215 km/h.

Die Gänge des 6-Gang Getriebes lassen sich schön knackig durchschalten, die Schaltgassen sind meist recht präzise zu finden, lediglich der Übergang in den 3. Gang gibt sich hin und wieder mal etwas zickiger. Die Schaltwege könnten etwas kürzer sein, was aber alleine durch den recht lang geratenen Schaltstock verstärkt wird. Das Gesamtbild passt aber auch hier wunderbar, Getriebe und Motor ergänzen sich gut, die Übersetzung ermöglicht eine schön sportliche Fahrweise, erlaubt aber auch spritsparendes Cruisen. Ein reibungsloser Kraftschluss beim Durchschalten der Gänge ist ebenfalls gewährleistet.

Fahrwerk lädt ein zur Kurvenhatz

Damit der MiTo nicht nur ein schöner, gut motorisierter Kleinwagen, sondern auch ein sportlicher Kleinwagen ist, haben die Alfa Ingenieure auch besonders gute Abstimmungsarbeit beim Fahrwerk des kleinen Dreitürers geleistet. Auf kurvigen Landstraßen sorgen die recht direkte Lenkung in Verbindung mit dem recht straffen Fahrwerk für Fahrspaß. Die Wankneigung der Karosserie hält sich in Grenzen, könnte aber durchaus etwas geringer ausfallen. Auf unebenem und schlechtem Fahrbahnbelag neigt der MiTo zu einem leichten poltern, lässt sich aber bei ruhiger und gemütlicher Fahrweise trotzdem noch recht komfortabel bewegen. Bei schnellen Kurvenfahrten gibt sich der MiTo als treuer, sicherer Begleiter leicht untersteuernd, gewusst wie, lässt er sich aber auch wunderbar mit dem Heck in die Kurve platzieren. Im Dynamic-Modus sind so auch kleine Heckschwenks möglich und mit den richtigen Instruktionen wird eifrig über das Heck mitgelenkt, was auch nicht direkt vom ESP wieder eingefangen wird. Es lässt hier die Zügel etwas lockerer, greift aber dann ab einem gewissen Winkel doch wieder ein. Nichts desto trotz lässt sich der MiTo so aber wunderbar in Kurven hineindirigieren und auch agil auf der Strecke bewegen. Allerdings tut das nicht komplett abschaltbare ESP der Rundenzeitenhatz dann leider doch einen Abbruch.

Das elektronische, über Bremseingriffe an der Vorderachse regelnde Differenzial sorgt dafür, dass die 230 NM beim kräftigen Beschleunigen am Kurvenausgang nicht verpuffen, bremst aber dennoch etwas ab. Eine mechanische Sperre wäre in Anbetracht der Leistung und des geringen Gewichts durchaus interessant, bietet aber in diesem Segment auch die Konkurrenz nicht.

Fazit

Mit einem Grundpreis von 14.700 Euro ist Alfa mit dem MiTo ein wirklich großer Wurf gelungen. Diese Kombination von Sportlichkeit und klassischem Auftreten gibt es so in dieser Klasse sonst nicht. Der MiTo macht einfach irre viel Spaß und lädt quasi dauerhaft zum Kurveneifern ein. Wirkliche Abzüge können wir eigentlich nur für das nicht abschaltbare ESP geben. Ansonsten weiß der MiTo aber vor allem durch seine technischen Finessen und das wunderbar auf Sportlichkeit ausgelegte Fahrverhalten zu begeistern. Das kann in dieser Form auch kein Mini. Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf unsere erste Begegnung mit dem „Quadrifoglio Verde“ und seinen 170 PS, sowie dem MultiAir Motor. Wer es noch etwas kräftiger mag, darf sich auch bereits jetzt auf den MiTo GTA freuen, welcher mit deutlich über 200 PS dem Mini JCW den Marsch blasen soll. Wir sind gespannt!


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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