ŠKODA CitigoMit Pauken und Trompeten hatte ich es bereits angekündigt: gestern ging es nach Hamburg zur nationalen Präsentation des ŠKODA Citigo. Ich war eingeladen, Bjoern war eingeladen, Lisa war eingeladen, Fabian von veight.de war eingeladen und auch die Auto-Diva Nicole war eingeladen. Und noch mehr waren eingeladen. Wenn euch meine Meinung zum Citigo also nicht gefällt, könnt ihr drüben bei den anderen ein paar andere Meinungen genießen 😉 Die Bildergalerie mit allen Fotos findet ihr dann am Ende des Artikels. Den Artikel von Fabian bei veight.de lege ich euch besonders ans Herz, denn er kann auch den direkten Vergleich zum VW up! ziehen. Wie sich der Citigo aus meiner Sicht schlägt, soll nun dieser Fahrbericht klären.

Der tschechische Drilling im Fahrbericht – Hü oder Hott?

Der Citigo sieht nicht nur zufällig dem VW up! oder Seat Mii in gewisser Weise ähnlich. Nein, die Konzernschwestern (oder Brüder) bauen alle auf dem VW up! auf und so gibt es von jeder Marke eine eigene Interpretation des Stadtflohs im Kleinstwagenformat. Allesamt verfolgen sie das Ziel, günstig zu habende Kleinstwagen zu sein, die im Stadtverkehr optimal mitschwimmen und auch bei gelegentlichen Überlandfahrten nicht auf die Nerven gehen. Wie üblich haben alle drei eigene Preisstrukturen, wobei ŠKODA – ebenfalls wie üblich – am günstigsten dasteht. Wie sagt Robert so schön? „It’s an ALDI!“

Das neue ŠKODA Logo
Das neue ŠKODA Logo

Los geht es gegen Mittag in Hamburg an den Deichtorhallen. Etliche Citigos warten darauf gefahren zu werden und ich entscheide mich zuerst für einen roten Dreitürer mit 55 kW (75 PS) – die Top-Motorisierung. Darüber hinaus gibt es noch einen 45 kW (60 PS) Motor, dazu aber später mehr. Beide Motoren bauen auf dem gleichen Motorblock mit drei Zylindern und 1 Liter Hubraum (999 ccm) auf – beide ohne Turbolader. Und genau das hat mich vorab etwas skeptisch gestimmt. Mit angegebenen 95 NM Drehmoment, erwarte ich nicht unbedingt ein zügiges Mitschwimmen im Stadtverkehr. Aber gut, probieren wir es aus.

Ab auf die Piste! Alles bequem, alles flexibel?

Reinsitzen und bequem machen! Die Einstellungsmöglichkeiten sind insgesamt etwas begrenzt: der Sitz ist in alle Richtungen verstellbar, das Lenkrad nur in der Höhe. Für mich resultiert daraus eine nicht ganz so bequeme Sitzhaltung, weil ich den Sitz – auf Grund der Pedale – weit nach hinten stellen muss, zum Lenkrad der Abstand allerdings dadurch zu groß wird. Ansonsten stimmt die Ergonomie. Übersichtlichkeit, Rundumblick und Erreichbarkeit aller Schalter und Tasten ist sehr gelungen, nichts lässt irgendwelche Fragen offen. Das kurze und gerade Heck macht das Einparken zum Kinderspiel.

ŠKODA Citigo in der CityAlso, los geht’s! Zündschlüssel rein, Navi einstellen (das übrigens sehr gut ist, aber auch dazu später mehr) und ab dafür. Der Motor fällt sofort als ein Dreizylinder auf. Ich mag das knurrige „Rumpeln“, das aus der ungleichen Zündfolge und dem nicht ausgeglichenen Masseverhältnis resultiert. Auf den ersten Kilometern im Stadtverkehr fällt direkt auf, dass sich der Citigo hier zuhause fühlt. Kupplung, Lenkung, Wahrnehmung – alles fühlt sich super an und der Motor überrascht mich mit einem sehr direkten Ansprech- und erstaunlich gutmütigem Fahrverhalten auch bei niedrigen Drehzahlen. Von so einem kleinen, nicht aufgeladenem Triebwerk hätte ich das definitiv nicht erwartet. Mit dem Gewicht von knapp unter einer Tonne haben die 75 PS aber auch leichtes Spiel. Was im Stadtverkehr nach dem ersten mal Verfransen sehr positiv auffiel: der kleine Wendekreis von nur 9,8m ist genial! Das Ding bekommt man ohne zurückzusetzen quasi überall gewendet.

Was ich hingegen nach den ersten Ampelphasen vermisst habe, ist eine Stop-/Start-Automatik. Die gibt es zwar wahlweise gegen (geringen) Aufpreis bei den so genannten „Green Tec“ Motoren, aber so einem Auto würde dieses Feature doch auch serienmäßig gut zu Gesicht stehen.

Netter, einfacher Innenraum mit tollen Details. Und der Platz?

Was die Verarbeitung und die Haptik im Innenraum angeht, bewegt sich der Citigo auf einem seinen Preis entsprechenden Niveau. Viel hohles Plastik, sehr „einfach“ wirkende Materialien, viel blankes Blech, das hier und da durchblitzt. Warum aber sollte man erwarten, dass ŠKODA in dieser Preis- und Fahrzeugklasse etwas viel anders macht, als die Konkurrenz bei Toyota, Peugeot & Co. Immerhin: nichts ist am klappern oder am wackeln, alles sitzt fest an seinem Platz.

ŠKODA Citigo InnenraumDas Thema Platz bringt mich gleich zu einem weiteren spannenden Punkt: wie viel Platz kann ich von so einem Auto denn überhaupt erwarten? Das Raumgefühl überzeugt – so lange man vorne sitzt. Im Fond hat man alleine mit der Dachhöhe Probleme, von der Beinfreiheit mal ganz zu schweigen. Für kurzzeitige Taxifahrten reicht der Platz sicherlich, aber ob man bei dem Platzangebot einen Fünftürer braucht? Ich behaupte nein. Richtig lustig wird es dann aber, wenn man sich den Kofferraum anschaut. Der erste Eindruck ist nämlich: da geht überhaupt nichts rein! Das liegt einerseits sicherlich auch an der Hutablage, die irgendwie keine Befestigungen vorweist, um mit Kofferraumdeckel nach oben zu wandern. Zum anderen liegt das an der unglaublich hohen Ladekante. Natürlich trägt die Kürze des Kofferraumes auch dazu bei, aber die Kombination aus allem, lässt das Heckabteil doch irgendwie unpraktisch wirken. Da es aber der Jens von rad-ab.com geschafft hat, sich komplett im Kofferraum zu verstauen, nehme ich mal an, ist der Kofferraum größer, als er wirkt..
Was allerdings tolle Gimmicks sind, die genannten Schwächen auch wieder ausgleichen können: ŠKODA-typisch bietet der Citigo jede Menge Staufächer, Ablagenetze an den Sitzen, Schalen an der Rückbank und und und. Platz für Kleinkram gibt es also garantiert genug!

Ausstattungshighlights: tolles Navi und aktiver Bremsassistent

ŠKODA Citigo Kofferraum
Was die Ausstattung angeht ist nicht unglaublich viel geboten, und auch beim Studieren der Aufpreisliste lässt sich nur bedingt viel dazu holen. Was nichts daran ändert, dass man auf magische Weise doch auf einen stattlichen Betrag kommen kann… Wie auch immer, ein sehr cooles Gadget an Bord des Citigo finde ich vor allem das Navigationssystem. Das ist nämlich nicht einfach nur ein Navi, sondern auch Multimedia-Center zur Musikwiedergabe per Bluetooth und Mäusekino zur Darstellung der Bordcomputerdaten. Man kann sich da also hübsch visualisiert anschauen, welche Drehzahl man gerade fährt oder welchen Durchschnittsverbrauch man erreicht hat. Und sollte man von diesem Mäusekino dann doch einmal zu sehr abgelenkt sein, hat der Citigo ein tolles Notbremssystem an Bord (gegen Aufpreis), das ihn unter 30 km/h selbstständig zum Stillstand bremst, sollte man auf ein Hindernis auffahren. Ein absolutes Novum in dieser Klasse. Bei YouTube könnt ihr euch auch direkt anschauen, wie Nicole, die Auto-Diva das System getestet hat.

Wie und wann genau das System funktioniert und eingreift, könnt ihr auch bei ihr direkt nachlesen.

Abgerundet wurde die Ausstattung meines ersten Test-Citigos übrigens noch durch das „Panorama Glasschiebedach“, das eigentlich doch nur ein Schiebedach ist, von außen betrachtet aber etwas schöner aussieht. So richtiges Frischluftfeeling will mit dem Ding leider nicht aufkommen, aber trotzdem eine tolle Sache für Sonnenanbeter.

Flott und souverän unterwegs – fast schon unerwartet

Übrigens: mein Testverbrauch auf der gesamten Fahrt von rund 55km lag bei knapp 6 Litern. Man muss den Citigo aber dabei auch ein wenig in Schutz nehmen: einerseits war das meiste der zurückgelegten Strecke im Stadtverkehr, andererseits hab ich ihn auf den wenigen Kilometern Autobahn auf seine Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h getreten. Das machte der 55 kW Motor übrigens erstaunlich gut. Der Motor hat mich unterm Strich tatsächlich positiv überrascht. Und auch das Fahrwerk machte bei den höheren Geschwindigkeiten einen sehr angenehmen Eindruck. Vom nervösen Gezappel eines Smart bei 150 km/h kann überhaupt nicht die Rede sein. Und auch auf sehr schlechten Landstraßen und Feldwegen oder von wilden Schlaglöchern gespickten Straßen in der Innenstadt hat der Citigo alles völlig souverän weggesteckt. Für Fahranfänger gut: der Citigo bleibt jederzeit sehr gutmütig und frei jeder Überraschung, selbst wenn man es mit ihm wild treibt. Ungeplante Ausfallschritte oder ähnliches muss man nicht befürchten.

Fahrzeugwechsel: weniger PS, mehr Ausstattung

ŠKODA Citigo in der StadtZum Nachmittag kam ich dann an der geplanten Zwischenstation an, um sich bei Kaffee und Kuchen mit anderen Teilnehmern ein wenig auszutauschen und das Auto einzutauschn. Als nächstes Stand auf meiner Liste nämlich der 45 kW Motor. Dafür bekam ich einen grünen Citigo mit schwarzen Rennstreifen – sieht nett aus und gleicht die fehlenden 10 kW garantiert aus..

Anders an diesem Citigo: er hatte die höherwertige Ausstattung im Innenraum. Das bedeutet: beige-farbene Polsterung und Lederlenkrad. Das Lederlenkrad liegt merklich besser in der Hand. Es ist griffiger und hat einen etwas dickeren Lenkradkranz. Sehr schön! Auch die Innenausstattung gefällt mir persönlich deutlich besser. Das Problem bei solchen hellen Stoffpolsterungen ist allerdings, dass die Dinger irgendwann unweigerlich dreckig werden und dann auch nicht mehr ohne weiteres sauber zu bekommen sind. Ein weiterer Bonus an diesem zweiten Testwagen war die Green Tec Technologie. Zum einen werden auch im Kombiinstrument Verbrauchsinformationen angezeigt, zum anderen hat dieser nun auch die Stop-/Start-Automatik, was den Verbrauch nochmals senken soll.

Reichen 60 PS wirklich aus?

In Sachen Anzug merkt man sofort die fehlenden 10 kW. Gerade auf der Landstraße und Autobahn wird der kleine damit doch etwas träger. Aber für den Stadtverkehr reicht auch diese Motorisierung nach wie vor völlig aus, für den gelegentlichen Überlandtrip ebenso. Beide Citigos bieten übrigens auch eine Schaltpunktanzeige im Display, die meiner Meinung nach ein wenig optimistisch gestimmt ist. Bei rund 50 km/h schickt diese einen schon in den 5. Gang – den höchsten Gang. Das bringt den Motor auf rund 1300 Umdrehungen und gerade der kleine Motor mit 45 kW fühlt sich da dann nicht mehr angenehm an. Beim 55 kW war das noch zu verkraften.

ŠKODA Citigo ModellschriftzugIm Verbrauch kam ich mit dem kleineren Motor übrigens tatsächlich ein wenig knapper weg, allerdings war dafür die Testfahrt zu kurz, um eine vernünftige Aussage darüber machen zu können, hab ich das Ding doch auch ein wenig gescheucht.

Was kann ich zum Schluss noch über den Citigo sagen? Er fährt sich für so einen Kleinstwagen wirklich klasse. Er zeigt wenig bis keine Schwachstellen, an denen er einen nervt. Durchzug, Lautstärke, Fahrkomfort – nichts davon tanzt störend aus der Reihe. Und gehen wir beim Verbrauch mal von rund 5-6 Litern im Stadtverkehr aus, die realistisch machbar sind, schlägt er sich auch da ganz gut. In Sachen Platzangebot muss man allerdings abstriche hinnehmen, da hätte ich mir das Ladekonzept etc. etwas pfiffiger vorgestellt. Zumal die Ladekante beim Einladen des Einkaufs doch ein wenig stören kann.

Ein Highlight? Ein Geheimtipp? Günstig oder teuer? Fazit!

Für den Preis und das gebotene ist der Citigo jedenfalls eine echte Alternative für „urbane Menschen“ und Fahranfänger. Im Laufe des Jahres soll dann noch eine Erdgas-Variante und ein automatisiertes Schaltgetriebe (eine Kupplung, die durch einen Aktuator gesteuert wird, ähnlich wie bei Smart) folgen, die das Paket in Sachen Effizienz ebenfalls noch abrunden sollen. Der Citigo ist ab 9.450 Euro zu haben, als Dreitürer mit dem 45 kW Motor. Für das 55 kW Modell sind dann mindestens 9.945 Euro fällig. Für einen Citigo in der Konfiguration wie der grüne (zweite) mit 45kW Motor, sind dann auch gut und gerne 13.500 Euro fällig. Das ist dann schon nicht mehr unbedingt ein Schnäppchen.

Ich bin gespannt, wie der – zugegebenermaßen optisch etwas biedere – Cityfloh auf dem Markt angenommen wird und danke ŠKODA für die Einladung zu diesem netten Event!

Technische Daten

ŠKODA Citigo 55kW

Motor Bauart:
Reihendreizylinder, OHC mit Multipointinjection
Hubraum:
999 cm³
Leistung:
55 kW / 75 PS bei 6.200 U/Min
Drehmoment:
95 zw. 3.000 – 4.300 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
171 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h):
13,2 Sekunden
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
5,9l / 4,0l / 4,7l Super (95 Octan)
Leergewicht:
929 kg
Max. Zuladung:
436 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
3,563m / 1,461m / 1,478m

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Škoda Deutschland nach Hamburg eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Škoda Deutschland übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

23 Kommentare

  1. Schöner Bericht. 🙂

    Einzige Anmerkung meinerseits: Ich finde bei meinem Aygo die 5 Türen praktisch. Nicht um Leute da reinzusetzen, sondern um größere Dinge besser auf der Rückbank transportieren zu können (Stichwort kleiner Kofferaum). Da sind keine Verenkungen nötig ^^

    • Sebastian Antworten

      Stimmt, das ist ein Argument. Du weißt ja, ich hab‘ es eh nicht so mit praktischen Autos… 😉

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