Die vergangene Woche bot mit dem Besuch bei der ABT Sportsline GmbH eine Menge toller Sachen, über die ich in den nächsten Tagen schreiben kann. Ich wollte zwar nicht jedes gefahrene Auto in einen eigenen Artikel packen, aber im Grunde bot jeder der gefahrenen Kandidaten so viel Begeisterungspotenzial, dass es mir schwer fallen würde, das alles über einen Kamm zu scheren. Deswegen dürft ihr nun von meiner ersten Begegnung mit einem ABT lesen – dem ABT VW Beetle 2012. Vorab: ein Video zum Beetle schneide ich noch zusammen, das folgt dann in Kürze! Bjoern ist übrigens zwischenzeitlich schon dazu gekommen, seine ersten Eindrücke vom Audi A7 niederzuschreiben, Fabian hat auch schon ein kleines „Management Summary“ abgegeben und ja – auch die Lisa hat schon ein paar schöne Fotos online gestellt! Wie ich den ABT VW Beetle fand, lest ihr nun im Fahrbericht.

Briefing mit Björn

Nachdem wir morgens bei ABT eingetroffen sind und wir es uns im Showroom der Allgäuer Tuningmanufaktur gemütlich gemacht haben, übergab uns Björn Marek – seines Zeichen Pressesprecher bei ABT Sportsline – erst ein mal das Roadbook. Und das versprach eine gelungene Abwechslung aus unbegrenzten Autobahnetappen, kurvigen Landstraßen und grandioser Szenerie. Vor mir liegen 6 Schlüssel zu insgesamt über 2100 PS und ich überlege mir, womit ich wohl den Anfang machen soll. „Fang klein an, von unten nach oben“, sage ich zu mir und flirte zuerst mit dem kugeligsten aller Autos, dem Beetle.

Los geht’s mit dem „Speedle“ – ab auf die Bahn!

Bjoern schließt sich mir noch an und so krallen wir uns den Schlüssel des neuen Beetle und setzen uns ins Auto. Für uns beide ist es die erste Begegnung mit dem neuen Beetle – viel besser, als mit einem Abt kann sie wohl auch nicht ausfallen, oder? Wir sind uns jedenfalls auf Anhieb beide einig, dass der neue Beetle VIEL besser aussieht, als der „New Beetle“. Bequem gemacht hat man es sich auf den guten Sitzen auch schnell, also ab geht’s, Zündschlüssel rein uns los!

Das erste Stück des Roadbooks führ uns geradewegs auf die Autobahn. Der erste Eindruck: für so ein kleines Ding, geht er ganz gut vorwärts. Ab 2.500 bis 5.000 Umdrehungen marschiert der auf 240 PS erstarkte ABT Beetle ordentlich vorwärts. Erst darüber lässt die Leistung nach, vermutlich ist der Turbolader nahe an seiner Fördergrenze. Für ein zügiges Vorankommen reicht es aber allemal. Selbst mit uns beiden nicht ganz so schlanken Besatzungsmitgliedern schaffte es der Beetle auf über 240 km/h. Nicht schlecht – da kann der Ur-Käfer nur neidisch aus seinen Glubschaugen schauen. Als Basis für den ABT Umbau diente übrigens der 2.0 TFSI Motor mit serienmäßigen 200 PS und DSG.

Viel Fahrspaß dank DSG

Gerade das DSG entpuppt sich auf den ersten Kilometern als großartiger Freudenspender. Unterwegs auf der Autobahn, Pedal bis zum Bodenblech durch – mist, Verkehr! „Bleib‘ doch auf der rechten!“ denke ich mir. Kaum macht der Transporter Platz, geht’s über die Schaltwippen am Lenkrad einen Gang zurück – der Motor bellt zu einem heiseren Zwischengasstoß munter auf. 4000 Umdrehungen liegen an und wieder voll auf’s Gas. Das DSG macht wirklich Spaß! Und der Motor klingt dazu bei 1.500 bis 3.000 Umdrehungen großartig kernig – man hat schon fast das Gefühl, einen Fünfzylinder unter der Fronthaube spazieren zu fahren. Schaltet man aber bei höheren Drehzahlen runter, dann wird aus der Zwischengasfanfare ein seltsames Diesel-Gerassel. Wirklich schön klingt das nur bei niedrigeren Drehzahlen.

ABT VW Beetle

Geht man – wenn es denn unbedingt sein muss – zwischendurch mal vom Gas, wird man von einem tiefen Geboller aus dem Heckbereich belohnt. Ob das in der Serie schon so ist? Ich weiß es nicht – aber es ist geil! Überraschenderweise verhält sich der Beetle bei heftigen Vollgasbremsungen übrigens verhältnismäßig ruhig. Kein Vergleich mit den typischen Kompaktwagen vom Schlage eines Golf, Scirocco oder Megané Coupé. Das Heck wird leicht, ja. Aber von nervösem Gezappel keine Spur.

ABT VW BeetleDas im Roadbook vorgesehene Stück Autobahn neigt sich jedenfalls dem Ende zu und so geht es schon wieder ab auf Allgäuer Landstraßen. Genau darauf habe ich mich schon gefreut – geradeaus kann ja jeder. Auf den ersten Metern Landstraße fühlt sich der Beetle erstaunlich gut an. Was aber sofort auffällt ist die unnötig weiche Lenkung, die etwa soviel Feedback vermittelt, wie eine Leuchtampel für blinde. Man spürt bei wilden Lastwechseln in Kurven zwar schön, wie das Auto arbeitet und sich bewegt, das Feedback dazu sucht man im Lenkrad allerdings vergebens. Leider hatte unser Testwagen noch nicht das von ABT verbaute Sportfahrwerk an Bord und so ging es mit dem Serienfahrwerk ins Geschlängel. Immerhin fühlte sich der Beetle dafür sehr sicher an, war bisweilen aber auch relativ schwammig und fühlte sich stellenweise wenig präzise an.

Serienfahrwerk mit schwächen bei sportlicher Gangart

ABT VW BeetleDie starke Rollneigung eines nicht auf sportliche Fahrweise getrimmten Serienfahrwerks, war jedenfalls nicht zu vertuschen. Was die Fähigkeiten eines Serienfahrwerks mit dieser Leistungsspritze angeht, kann man allerdings nicht meckern. Dafür, dass am Fahrwerk keine Hand angelegt wurde, machte der Beetle eine gute Figur – er will ja auch (ab Werk) kein Sportwagen sein. In ganz engen Ecken wird auch beherzt um Traktion gekämpft, was bei der Leistung an der Vorderachse nicht zu vermeiden ist, dennoch hat man keine übereifrigen Eingriffe des ESP zu befürchten. Bevor das ESP Leistung weg-regelt, muss man schon sehr heftig in die Ecken gehen und aufs Gas trampeln. Zum Glück – denn abschaltbar (auch nicht in seiner Regelschwelle nach hinten verschiebbar) ist das ESP an des Beetle nicht. Und so ist leider auch kein fulminanter 0-100 Sprint mit Launch Control machbar – eine coole Sache, wenn der Beetle die hätte. Ich schätze aber, dieses Feature möchte sich VW für einen Beetle GTI oder Beetle R vorbehalten. Dennoch schaffte es der Beetle von Abt in knapp unter 7 Sekunden auf Tempo 100.

Außen: ABT durch und durch

Auch optisch haben die Äbte jedenfalls nichts anbrennen lassen. Da wird ganz klar gezeigt: der ABT Beetle will ein Sportwagen sein, durch und durch. Die auffällige Beklebung, die wunderschönen Aerodynamik-Teile rundherum und die Abt-typischen 18-Zöller machen eine wunderbare Figur. Selbst der böse Blick kann mich auf irgendeine Art und Weise für sich begeistern.

Von Innen ist der Beetle ein Beetle. Das weiß lackierte Armaturenbrett sieht für meinen Geschmack ganz nett aus, die Knöpfe und Bedienelemente kennt man aus dem VW Regal, doch die Haptik leidet vereinzelt unter einem etwas billigen Eindruck. Wenn man auf das hole Armaturenbrett klopft, fühlt man sich gleich 2 Wagenklassen tiefer versetzt.

Fazit

ABT VW Beetle

Der Beetle von Abt macht auf jeden Fall eine runde und gute Figur. Als passionierter Junkie denke ich bei dem Auto auch gleich eine Stufe weiter: weniger Gewicht, ein Tacken mehr Drehmoment, Sperre an der Vorderachse.. das Ding wäre eine Rakete. Nichts desto trotz geht der „Speedle“, wie ihn die Abtler auch nennen, sehr gut vorwärts und ich kann mir nur vorstellen, dass er mit dem passenden Fahrwerk der Kemptener erst recht richtig Spaß macht. Vielleicht ergibt sich das ja bei Zeiten mal 😉


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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