Im Rahmen der Citroën Neuheitentage kam ich in die Gelegenheit einen Citroën zu fahren, der mich schon lange begeistert. Die gesamte DS-Linie, der DS3 war übrigens der erste, spricht mich sehr an. Citroën versucht mit diesen Autos bewusst anders zu sein und eine Marke für Lifestyle und Individualität zu etablieren. Individualität hat natürlich ihren Preis und das schlägt sich auch in der DS-Modellreihe nieder. Aber warum sollte Citroën an dieser Stelle anders handeln, als etwa Mini?
Citroën DS5 Dieselhybrid

Formen zum Verlieben – Kontakt mit dem DS5

Der DS5 ist ein außergewöhnliches Auto, in vielerlei Hinsicht. Der Morgen ging für mich mit der Vorführung des C4 AirCross los (Artikel folgt noch). Während ich im Zelt stand und meine Blicke so über den Parkplatz schweiften, habe ich mich dabei erwischt, wie ich mit meinem Blick immer wieder am Heck des DS5 „hängen“ bleibe. Auch der Can hat es schon richtig erkannt: „Spätestens, wenn ihr euch das Heck anseht, habt ihr euch verliebt“. Immer wieder versucht man, das Auto in irgendeiner Kategorie einzuordnen: Kombi? Limousine? Coupé? Oder vielleicht doch eine Fließhecklimousine? Es ist schlicht nicht möglich. Der DS5 hat seine eigene Klasse geschaffen, man könnte meinen, die Designer sind mit der Vorgabe herangegangen, alles zu vergessen, was sie über die Form von Autos wissen – mit Erfolg.

Citroën DS5 ArmaturenIndividualist mit kleinen Schwächen

Meine Runde im DS5 bin ich zusammen mit Robert gefahren, ich schätze mal, er hat hier ebenfalls ein paar Zeilen zum DS5 verfasst. Innen hat mich der DS5 jedenfalls genauso begeistert, wie von außen. Die ausgefallene Nähmuster der Ledersitze, die im Dachhimmel angebrachten Bedienelemente für Dach und HUD, die zulaufende Form, wie in einem Flugzeugcockpit, die Mittelkonsole. Einfach alles wirkt, wie aus einer anderen Welt. Einfach klasse! Der Eindruck wird dann leider etwas getrübt, wenn man manche dieser Sachen anfasst. Die Drehregler für die Heizung etwa oder der Bedienknopf für das Audiosystem, der Rahmen um den Monitor herum – all diese Teile wirken einfach unglaublich billig – sorry, das so sagen zu müssen, aber diese paar Cent mehr hätte man in Frankreich ruhig in die Hand nehmen sollen und sind für ein Auto, das eine gewisse Exklusivität für sich in Anspruch nimmt – und nicht zuletzt auch gut 46.000 € kostet – einfach schwach.

Kombiniert super Vortrieb, konventionell recht schwach auf der Brust

Das erste „Rollout“ hingegen begeistert umso mehr: wenn man im rein elektrischen Modus ein solches Auto völlig lautlos in Bewegung setzt – ja, das ist schon ein interessantes Gefühl. Fast lautlos und unspürbar schaltet sich der Dieselmotor hinzu. Kombiniert liefern die beiden Aggregate 147 kW (200 PS), das reicht für 211 km/h Spitzengeschwindigkeit. Gut fühlt sich das auf der Landstraße ebenso an. In Kurven macht das Fahrwerk eine gute Figur, der DS5 liegt relativ satt da, wankt wenig, hat Hybrid-üblich eine Neigung, das Heck etwas ausfallend werden zu lassen, fährt sich insgesamt aber sehr gut. Allerdings macht sich hier der nächste Kritikpunkt bemerkbar: der Dieselmotor. In Sachen Verbrauch und Effizienz mag der ja gut dastehen. Ist der Akku des Elektromotors aber mal leer und der Vortrieb muss rein konventionell erfolgen, fühlt sich der DS5 schlagartig sehr schwach auf der Brust an. Sehr spannend vor allem dann, wenn man gerade zum Überholen ansetzt, den Punch beider Motoren genießt und schlagartig 27 kW (knapp 37 PS) fehlen, soviel steuert nämlich der Elektromotor hinzu.

Citroën DS5 Heckansicht

Nervig, aufdringlicher Diesemotor trübt das Bild

Dazu klingt der Diesel sehr aufdringlich und zieht mit seinem rauen Gerassel einen Schlussstrich unter jede Form der gediegenen Fortbewegung. Der Motor passt einfach nicht ins Bild und fühlt sich – alleine – recht schwach an. Kein Wunder, schließlich müssen gute 1,8 Tonnen in Bewegung gebracht werden. Interessant finde ich an dem Punkt, dass der im Hybrid verwendete Diesel nur 300 NM Drehmoment  an die Achse bringt, der Diesel – ohne Hybrid – bei gleicher Leistung hingegen 340 NM Drehmoment. Für eine dem Auto angemessene Fortbewegung wäre unter Umständen der reine Benziner mit 200 PS besser geeignet – aber das ist reine Spekulation, hat dieses Aggregat auf Grund des kleinen Hubraumes (1.6 Liter) auch nur 275 NM Drehmoment.

Fazit

Was ist also mein Fazit? Nun, der DS5 ist ein sehr gelungenes Auto, dass eine gewisse Faszination ausstrahlt, fantastisch aussieht und sich auch sehr gut fahren lässt. Ein optimaler Businessliner für Pendler, beim gediegenen Dahingleiten fühlt man sich in dem Auto klasse aufgehoben. Für die etwas flottere Gangart fehlt im leider die Kraft. Dafür ist das Gespann aus Diesel und Hybrid eine recht sparsame Mischung und das leise Dahingleiten, das bis 40 km/h möglich ist, macht Spaß und tut der Umwelt gut. Wenn Citroën jetzt auch noch die Aufdringlichkeit des Dieselmotors ausgemerzt kriegt und Schalter verbaut, die diesem Auto würdig sind, dann ist der DS5 Hybrid ein sehr gutes Paket. So leidet der wunderschöne Franzose leider unter dem Eindruck dieser Mängel.

Technische Daten

Citroën DS5 Hybrid4 Airdream

Motor Bauart:
Reihenvierzylinder, Common-Rail Diesel + Elektromotor 
Hubraum:
1997 cm³
Leistung:
Dieselmotor: 120 kW / 163 PS bei 3.850 U/Min
Elektromotor: 27 kW / 37 PS 
Drehmoment:
300 NM ab 1750 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
211 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h):
8,6 Sekunden
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
4,2l / 4,0l / 4,1l Diesel
Leergewicht:
1735 kg
Max. Zuladung:
530 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4,530m / 1,871m / 1,513m

Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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