Im März hat Audi den neuen A3 auf dem Autosalon in Genf vorgestellt. Audi hat Journalisten und Blogger nach Mallorca eingeladen, um  den neuen A3 zu „erfahren“. Ich war einer davon und darf euch hier also meine ersten Eindrücke schildern. Bei bestem Wetter ging es morgens am Flughafen in Palma los. Ich war die ganze Zeit über zusammen mit Alex Kahl, dem Probefahrer unterwegs und wir haben uns die gefahrenen Autos brav geteilt, um gemeinsam ein paar Eindrücke zu gewinnen.

Audi A3 - Alex, der Probefahrer und meine Wenigkeit

Gerechter Vorwurf, der „neue“ wäre nur ein Facelift?

Auf den ersten Blick wirkt der neue A3 erst einmal sehr unscheinbar. Die Änderungen – möchte man meinen – sind wohl eher feine Retuschen, als tatsächliche Designrevolutionen. Fans des Audi Designs werden dies mögen, Kritikern wird Futter geboten, Audi wenig Innovation vorzuwerfen. Mir persönlich fiel es bisher auch schwer, dem neuen A3 mehr als nur ein Facelift zuzusprechen. Wieder in der Heimat angekommen, wirken die „alten“ A3 dann aber plötzlich doch ganz anders und irgendwie „altmodisch“. Die leichte Designevolution funktioniert also. Was hat sich äußerlich beim neuen A3 so getan? Einerseits bekam er die von A4 und A6 bekannte neue Heckklappe spendiert, welche von den Rückleuchten zum Nummernschild eingekerbt ist. Von hinten betrachtet, wirkt der A3 etwas kantiger. Im Seitenprofil wird von Audi bei jeder Möglichkeit die „Tornadolinie“ betont. Dabei geht es um die Kante, die beim vorderen Kotflügel beginnt und sich bis hinten durchzieht. Die C-Säule hingegen erinnert mich an die des A1. Für mich das optische Highlight: die Front. Der Single-Frame-Grill ist nun sechseckig, die Frontscheinwerfer wirken deutlich aggressiver – alleine durch das zackig nach innen zeigende Tagfahrlicht – und die Fronthaube bekam zwei sehr schöne Kanten spendiert. Das alles zusammen lässt den A3 durchaus recht aggressiv dastehen, das kann sich sehen lassen. Speziell in der S-Line Optik sieht der A3 dann richtig gut aus: eine veränderte Frontschürze mit größeren Lufteinlässen und einem kleinen Frontsplitter und vor allem die knackigen Seitenschweller sehen klasse aus – das passt!

Audi A3 (8V)

Fantastischer Innenraum – funktional als auch optisch!

Soviel also zum Äußeren. Innen hat sich auch einiges getan. Wie von Audi gewohnt ist die Verarbeitungsqualität verdammt gut – und damit meine ich wirklich UNGLAUBLICH gut. Die Haptik aller Taster, Schalter und Drehrädchen ist so punktuell genau definiert – beeindruckend! Zudem ist das Design innen sehr schlicht aber genau dadurch sehr gut gelungen. Auf den ersten Fotos war ich versucht, dem A3 einen langweiligen Innenraum zu attestieren. Hat man aber erst einmal auf den hervorragend ausgeformten Sitzen, ist es genau diese Simplizität des Innenraumes, die einen gleich so heimisch fühlen lässt. Alles lässt sich intuitiv bedienen und man wird nicht durch eine Knopflandschaft überfordert. Auch das neue MMI – das Multimedia System – lässt sich durch das Drehrädchen sehr gut bedienen. Einziger Kritikpunkt: aus irgendeinem Grund habe ich ständig das Rad in die falsche Richtung gedreht. Um etwa vorhandene Menüpunkte nach unten durchzugehen, wollte ich nach rechts, das MMI aber nach links. Und es ging dabei jedem so, mit dem ich gesprochen habe. Dass dieser Umstand in Usability-Tests nicht aufgefallen ist, wundert mich ein wenig.

Audi A3 (8V) Innenraum

Ansonsten gibt es innen aber erst mal nichts zu meckern. Die Sitze sind wunderbar bequem, perfekt einstellbar und bieten trotzdem sehr guten Seitenhalt. Über den Langstreckenkomfort lässt sich freilich wenig sagen. Was mir sehr gut gefiel: die Lüftungsdüsen des A3 lassen sich durch Drücken bzw. Ziehen in ihrem darin einstellen, wie stark gestreut oder wie punktuell der Luftzug in den Innenraum strömen soll. Dadurch hat man nicht mehr das Gefühl eines lästigen Luftzuges im Gesicht. Wie sieht’s aus, liebe Konkurrenz, könnt ihr da bitte nachziehen?!

Alex und ich sind in einem 1.8 TFSI quattro mit 6-Gang S-Tronic vom Flughafen zur Tagesstation gefahren. Auf Grund der kurzen Strecke – und weil ich nicht gefahren bin – kann ich hierüber tatsächlich gar nichts schreiben. Ein Punkt fiel uns allerdings auf: die 6-Gang S-Tronic ist kein Doppelkupplungsgetriebe und unter Last fühlten sich die per Schaltwippen am Lenkrad angestoßenen Gangwechsel etwas „seltsam“ an. Aber hier würde ich gerne mal zwischen 7-Gang S-Tronic (mit DSG) und der 6-Gang S-Tronic direkt vergleichen.

Audi A3 (8V)

Interessanter 1.4 TFSI Benziner mit Zylinderabschaltung

Der für mich erste A3 an diesem Tag war übrigens der 1.4 TFSI mit 90 kW (122 PS) bei einem maximalen Drehmoment von 200 NM. Dieser Motor wurde als besonders effizienter Fremdzünder konzipiert und verfügt über eine Nockenwellengesteuerte Zylinderabschaltung. Diese wird aktiviert, wenn der Wagen rollt oder bei geringer Last auf ebener Strecke „dahergleitet“. Von der Reduktion auf 2 Zylinder bekommt man als Fahrer nichts mit, außer einer Information im Display. Auch wenn man dann plötzlich auf’s Gas geht, spricht der Motor unvermittelt an. Auf den ersten Kilometern sind die Fahrleistungen des kleinen Motors auch als ausreichend zu beurteilen. Dank Aufladung und dem daraus resultierenden Drehmoment fühlt sich der Motor immer ausreichend stark an, obenraus aber etwas zäh. Allerdings lässt man es bei einer solchen Testfahrt ja auch meistens etwas zügiger angehen, als im normalen Alltagsgebrauch – ich vermute, dass der Motor hierfür locker ausreichen sollte. Audi gibt den Verbrauch des Spar-Motors mit 6,5 Litern kombiniert an. Ein Urteil hierüber kann ich nach einer sportlichen Sause über die malloquinischen Pässe natürlich nicht abgeben. Am späteren Tag sind Alex und ich dann noch den 2 Liter Diesel mit 110 kW (150 PS) und 320 NM Drehmoment gefahren. Der erste Eindruck des Selbstzünders ist positiv. Der Diesel ist laufruhig und fühlt sich „bullig“ an, was anderes hätte ich von einem Audi-Diesel aber auch nicht erwartet.

Audi A3 (8V) Zylinderabschaltung "cylinder-on-demand"

Audi A3 (8V)Große Freuden für große Jungs – mit 180 PS durch die Serpentinen

Die interessanteste Ausfahrt hatten wir dann am Samstagmorgen. Wir haben uns einen A3 1.8 TFSI mit 132 kW (180 PS) bei 250 NM Drehmoment gekrallt. Das ganze hübsch verpackt im S-Line Sportpaket mit Sportfahrwerk. Als wir auf der Fahrt zum Flughafen dann auf dem Navi dieses wunderbare Kurvengeschlängel entdeckt haben. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen und haben den A3 kurzerhand die Serpentinen auf- und abgejagt. Der 180 PS Motor steht dabei gut im Futter und konnte eine schön gleichmäßige Kraftentfaltung aufweisen, leidet aber in den engen Ecken unter chronischem Grip-Mangel. Wie oft ich mir an dieser Stelle gewünscht hätte, mit einem quattro-Allrad die im Vergleich zum Vorgänger weiter auseinander-liegenden Achsen anzutreiben? Oft! Über den allgemeinen Langstreckenkomfort etc. kann ich mir auf Grund der kurzen Fahrtzeit an den zwei Tagen wenig Urteil erlauben, bei sportlicher Gangart hat der A3 mit S-Line Sportfahrwerk aber auf jeden Fall Spaß gemacht und geht in jedem Fall jederzeit neutral bis untersteuernd ans Werk. Damit das Heck nervös wird, muss man ihn schon auf der Bremse stark provozieren. Die erwies sich übrigens die meiste Zeit als standfest, hat aber zum Schluss der Abfahrt dann doch geschwächelt – sei’s drum, man erwartet ja nicht die Leistung einer Keramik-Bremsanlage. Große Freude machte übrigens auch die manuelle Sechsgangschaltung. Gerade beim ständigen hoch- und runterschalten auf den engen Serpentinen konnte sich das Ding als echter Freudenspender beweisen. Dass der A3 sich insgesamt aber sehr wendig anfühlt, liegt sicherlich auch an der Gewichtsreduktion von bis zu 80 Kilo, die die Audi-Ingenieure vollzogen haben. Mit knapp über 1,1 Tonnen Leergewicht mit dem leichtesten Motor – dem 1.4 TFSI – hat der A3, gerade für so ein Premium-Kompaktfahrzeug, ein erfreulich niedriges Gewicht. Dafür Hut ab, Audi!

Als hervorragender Spielgefährte bei dieser Kurvenhatz, hat sich übrigens das wunderschöne S-Sportlenkrad herausgetan. Es liegt einfach großartig in der Hand. Auch wenn eine Menge Feedback geschluckt wird und selbst bei Leistungsuntersteuern kaum weniger Lenkwiderstand zu spüren ist.

Audi A3 (8V)

Fazit

Wie immer lässt sich nach etwas mehr als einem Tag in einem Auto wenig darüber sagen, wie gut er im Alltag ist, ob er ein allseits zuverlässiger Begleiter ist oder ob Fahrwerk und Motor auch auf längeren Strecken einen guten Job machen. Der erste Eindruck ist aber rundum positiv – um nicht zu sagen hervorragend! Er fährt sich unglaublich angenehm, in ganz wenigen Autos finde ich so problemlos eine angenehme und schöne Sitzposition und ganz selten findet man einen so schlichten aber wunderschönen und funktionalen Innenraum vor. Man könnte ihn von innen betrachtet emotionslos schimpfen, damit würde man ihm aber Unrecht tun. Außen hätte ich mir trotzdem noch ein wenig mehr Mut zu gewünscht, gefallen tut der A3 trotzdem sehr gut. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß mit dem A3 und ich kann mir nur vorstellen, dass er das auch im Alltag auch fortführt – ich hoffe, das auch bald genauer beurteilen zu können. Müsste ich mich entscheiden, ich würde mich wohl für den 1.8 TFSI entscheiden – dann aber mit Allradantrieb und natürlich S-Line Sportpaket. Der 1.4 TFSI hat sich gut angefühlt, aber ich mag es eben sportlich. Gerüchteweise soll übrigens auch etwas mit Selbstzünder unter der Haube und „S“ im Namen kommen – irgendwann. Über den Preis brauchen wir im Premium-Segment indes nicht sprechen: dass man für die 22.500 Euro Einstiegspreis ein Auto bekommt, für welches das Wort „nackt“ eine Untertreibung wäre und sich je nach gefahrener Version die Sonderausstattung auf über 2 Kleinstwagen addiert, kann sich wohl fast jeder denken.

In jedem Fall ein Lob an Audi: nicht nur für das gelungene Auto, sondern auch für den Mut, sich so konsequent Online-Medien gegenüber zu öffnen und ein ganzes Rudel Blogger einzuladen! Fantastische Bilder gibt es übrigens – wie immer – bei Mario Roman. Jens hat sich dem Auto dieses mal auch ganz anders angenähert, umso spannender zu lesen, wie ich finde! Und zu guter Letzt gibt es auch bei der Nicole was schönes zum A3 zu lesen – KLICK.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

2 Kommentare

  1. Kleinere Anmerkungen zum insgesamt guten Artikel: Das S-Tronic Getriebe ist immer ein Doppelkupplungsgetriebe, egal welcher Motor im A3 verbaut wurde (http://www.audi.de/de/brand/de/neuwagen/layer/technologien/s-tronic.html). Es gibt lediglich Unterschiede in der Version 6 Gang S-Tronic (1.8T) verträgt ein höheres Drehmoment, als die 7 Gang S-Tronic Versionen (1.4T). Weiterhin verfügt nur der 1.4T mit 140PS MJ 2013 bzw. 150PS MJ 2014 in der Ultra Variante über die COD Technik (cylinder on demand).

    • Die S-Tronic schaltet wahnsinnig schnell! Allerdings gefällt mir teilweise der Auspuffsound bei den Schaltvorgängen nicht sehr gut.

      Gruß benno

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