Dass Fabian und ich letzte Woche auf einen Roadtrip nach Italien sind, das habt ihr ja bereits gelesen. Was wir dort gemacht haben? Wir haben Rally geguckt. So könnte man es sagen. Oder: wir haben dort wohl unser großartigstes Wochenende dieses Jahres verbacht! Während einige andere Blogger in Slowenien die neue A-Klasse gefahren sind und sich erst Last-Minute der Regengott gnädig gestimmt hat, war es in San Marino so perfektes Sommerwetter, wie es bei fast 40° kaum hätte besser sein können.

Sepp Wiegand und Timo Gottschalk

Aber gleich vorab: dieses Wochenende bot soviele großartige Eindrücke, dass es mir echt schwer viel, dies noch adäquat in Worte zu verpacken. Ich hoffe, ihr seht es mir nach und genießt, im Zweifelsfall, vor allem die Bilder und das (noch folgende) Video!

Nachdem wir am Donnerstag Abend nach langer Fahrt mit dem Octavia RS ankamen, ging es am nächsten Morgen gleich wieder früh aus den Federn, damit wir zur ersten Wertungsprüfung fahren konnten.Gefühlt fand die für uns schon vorher statt… soviel sei gesagt: die Straßen in und um San Marino sind uneben, kurvenreich und schön. Und unser „Taxifahrer“, Andreas Leue, seines Zeichen Teamleiter Motorsport und Tradition bei Škoda und – das ist der springende Punkt – privater Rallyfahrer, konnte uns das Potential der schönen Straßen in vollen Zügen demonstrieren.

Mitsubishi Lancer Evo

Kaum am Ziel angekommen röhrten uns bereits die Motoren der historischen Rally-Fahrzeuge entgegen. Einen Lancia Stratos live in Aktion zu erleben – für jeden Fan ein Traum! Für mich war das übrigens die erste Rally, die ich mir „live“ angeschaut habe. Folglich habe ich auch erstmals festgestellt, was dort für ein Staub durch die Gegend gewirbelt wird. Der auf Grund der hohen Temperaturen extrem trockene Boden machte die Rally zu einer der, laut Experten, anspruchsvollsten Schotterrallys der letzten Jahre. Aber kurz gesagt: nachdem wir die Strecke wieder verlassen hatten, haben sich meine Haare angefühlt, wie die Borsten eines Stroh-Besen. Passenderweise wurde die erste Etappe vom unglaublich sympathischen deutschen Škoda Nachwuchspiloten Sepp Wiegand angeführt, der damit seine erste IRC-Etappenbestzeit einfahren konnte.

Lancia Stratos in Aktion

Zur nächsten Station ging es für uns dann in den Service Park, um die Crew hautnah mitzuerleben. Auf dem Whiteboard stand angeschrieben, wann das Auto zwischen den Wertungsprüfungen reinkommt und wie viel Zeit für den Service verbleibt. Die Mechaniker – zum Großteil Tschechen deren Feierlaune die Abende begleitet hat 😉 – scherzen herum, werfen sich Sprüche an den Kopf, nebenher wird für den Service alles vorbereitet. Und siehe da, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, ist von Späßchen nichts mehr zu sehen: hochkonzentriert stehen die Jungs plötzlich dort – der Grund wird mir im nächsten Moment klar, als ich den Fabia S2000 heranfahren höre.

Einfahrt ins Service Zelt

Was darauf folgt ist in Worten schlicht kaum zu beschreiben: ich filme, wie das Auto aufgebockt wird und ehe ich mich versehe, sind alle Reifen weg, die Frontschürze demontiert, der Motor freigelegt, ein Laptop zur Datenanalyse angeschlossen und und und. Mit vollem Körpereinsatz liegen mehrere Mechaniker unter oder in dem Auto und kloppen außen Blech zurecht, um einen leichten Baumkontakt auszubessern.

Keine 2 Minuten nach Ankunft im Zelt

Beeindruckend! Wer jetzt noch behauptet, Rally wäre kein Teamsport, der sollte weiter Schach spielen gehen. Nach wenigen Minuten war der ganze Spuk dann plötzlich wieder vorbei. Sepp und sein Beifahrer Timo Gottschalk klettern wieder ins Auto, lassen sich aus der Box dirigieren – die Kupplung schleift bei Drehzahlen, weit von den üblichen entfernt, die wir zum ausparken benutzen – und triefend nass durchgeschwitzt räumt das Team die Überreste des Einsatzes auf. Das ganze Schauspiel wiederholt sich mehrfach am Tag.

Computer 'ran und Daten auslesen

Abends folgt dann die einzige Wertungsprüfung, die tatsächlich in der Mini-Republik San Marino stattfindet und sogleich auch die einzige Asphalt-Prüfung dieser Rally ist. Im Renntempo geht es quer durch die Stadt über die wunderschönen Serpentinen (auf denen ich auch mit dem Octavia einigen Spaß hatte) den Berg hinauf. Ein großartiges Schauspiel, vor allem, wenn Lokalmatador Umberto Scandola seinen Fans an der Strecke ein paar herausragende Drifteinlagen darbietet.

Mitsubishi Lancer Evo

Am nächsten Tag haben wir uns noch eine weitere Wertungsprüfung angeschaut und haben mit dem Team im Service Park zusammen Zeit verbracht. Am Abend nach der Rally gab es dann noch hochgradig spannende mehr oder weniger benzinlastige Gespräche mit dem Team in der Hotelbar. Ich habe die Möglichkeit gleich genutzt und mit Manel Pañella, Race Car Designer bei Škoda, ausgiebige Gespräche über die Technik und das Design des Fabia S2000 geführt. Denn das Auto ist mindestens ebenso spannend, wie die Zusammenarbeit zwischen Fahrer und Co-Pilot während der Wertungsprüfung.

Sepp Wiegand

Mit 265 PS und 245 NM Drehmoment, klingt das nicht nach viel, mehr als gut genug, geht das Ding dennoch voran – und schluckt dabei auch bis zu 60 Liter auf 100 Kilometer. Das ist der Wert, mit dem der Verbrauch für eine Wertungsprüfung kalkuliert wird. Auf der Straße sind es immerhin „nur“ 20 Liter. Dass überhaupt soviel Benzin verbrannt werden kann, verdankt man den hochgradig optimierten Ansaugwegen und den bis zu 8.500 Umdrehungen, die der 2 Liter Motor leisten kann. Und wie eng es in diesem Ding zugeht, davon konnten wir uns dann letztlich sogar noch selbst überzeugen – was für eine Freude. Aber seht selbst 😉

Platz nehmen im Škoda Fabia S2000

Sonntag Morgen ging es dann gleich wieder früh aus den Federn, um uns auf den Rückweg nach Deutschland zu machen. Klingt doch alles gar nicht so anstrengend, denkt ihr? Wäre jede Nacht länger als nur 5 Stunden gewesen und wäre man nicht bei 40° den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und hätte man nicht noch zwischendurch Foto- und Videoaufnahmen mit dem Testwagen gemacht, dann… ja, dann wäre es vielleicht ganz erholsam gewesen und man hätte das fantastische schöne San Marino mit seinem Blick auf das an der Adria liegende Rimini deutlich mehr genießen können.

Ford Fiesta

Aber nun, das soll kein Meckern sein. Denn das war – und das mit großem Abstand – wohl eines der aufregendsten Wochenenden, dass ich dieses Jahr erleben durfte – wenn nicht sogar DAS aufregendste Wochenende. Es war eine wahre Freude, dieses unglaublich tolle und nette Team dort kennenzulernen, mit der sympathischen Fahrerpaarung Sepp und Timo zu quatschen und allerlei technische Details zu erfahren – nicht zuletzt, diese Rally live zu erleben. Vielen lieben Dank hierfür an Škoda Deutschland und insbesondere die liebe Elena Funk, die das alles ermöglicht haben!

Fabian und ich sagen "Tschüss" und "Danke"!
Fabian und ich sagen „Tschüss“ und „Danke“!

Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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