Teure Sportwagen haben zweifelsohne ihren Reiz. Um die meisten von ihnen ranken sich Mythen und Legenden, der Ruf einer Ikone. All das und die Preise in für normalsterbliche Menschen unerschwinglichen Regionen, lassen sie zu Träumen unserer schlaflosen Nächte werden. Und dann gibt es noch Autos, die kosten höchstens ein Zehntel dieser Supersportwagen und trotzdem kann man die Füße nicht still halten. Liegt der Zündschlüssel dafür zu Hause, will man nur immer wieder raus. Fahren. Fahren und Spaß haben. Bis der Tank leer ist. Der Suzuki Swift Sport hat genau diesen Ruf eines echten Spaßmachers. Ob er das auch halten kann? Dazu kann ich euch nach zwei Wochen mit dem kleinen Japaner bestimmt etwas erzählen.

Die Vorfreude auf den Suzuki Swift Sport Testwagen war bereits riesig. Als der Swift Sport dann in dem wunderschönen Kashmir Blue Metallic vor dem Haus stand, war die Ungeduld noch größer: unbedingt wollte ich direkt wieder eine Runde mit dem Auto drehen. Vor einigen Jahren bin ich bereits den alten Suzuki Swift Sport gefahren, damals hat er mich fahrdynamisch schon begeistert. Insofern war ich natürlich gespannt, wie sich der neue nun schlagen wird.

Optisch ein Hingucker

Ein Hingucker ist der Swift Sport auf jeden Fall. Gerade auch der in anthrazit gehaltene angedeutete Diffusor und die wunderbar darin eingelassenen Auspuffrohre geben dem Swift Sport eine aggressive Note. Dazu passen die sportlichere Frontschürze und der kleine Heckspoiler. Der kleine sieht einfach richtig gut aus – im Verlauf des Testzeitraumes gab es auch keine einzige Person, die anderer Meinung war – er fällt tatsächlich auf. Und das als Kleinwagen.

Innen hingegen ist im Swift Sport dann schon wieder eher japanische Tristesse angesagt – das macht dann bitte einen Euro für die Klischee-Kasse. Obwohl ich vom vorigen Testwagen, dem Nissan Juke, schon ein wenig auf das Hartplastik-Innenleben eingestimmt wurde, der Swift legte da noch einmal eine Schüppe drauf. Die Materialien wirken dann doch alle sehr günstig und einfach und sind auch nicht besonders gut gedämmt. Wenn der Swift Sport fahrdynamisch aber hält, was er verspricht, ist das bei einem Einstiegspreis von knapp unter 19.000 € aber wohl zu verkraften, oder? Wir werden sehen… Immerhin ist auch die Serienausstattung nicht von schlechten Eltern: egal ob Bi-Xenon Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer, Radio mit USB Anschluss, Klimaanlage – eine ganze Menge ist bereits an Bord.

Downsizing? Pah! Performance geht auch so!

Motorseitig geht Suzuki noch so richtig die Old-School-Schiene. Downsizing, Motoraufladung – pah! Im Swift Sport wird noch richtig georgelt. Ein 1,6 Liter Vierzylinder, der knapp 7.000 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute leistet ist in Zeiten drehmomentstarker Turbomotoren noch ein echtes Original. Die Vorurteile die daraus in meinem Kopf entstanden: wenig Durchzug, hoher Verbrauch. Aber es kam alles ganz anders. Hat man den Motor erst einmal in die Mitte des Drehzahlbandes gebracht, ist von Durchzugsschwäche nichts zu spüren. Sicher, auf Drehmoment braucht man nicht groß hoffen, immerhin 16o Newtonmeter stemmt der kleine Motor, der ganz ohne Direkteinspritzung oder ähnlichem auskommt. Dafür aber ist das Triebwerk so angriffslustig und munter, wie eine Horde gereizter Hornissen. Wie der kleine Motor seine Drehzahlsucht mit einem heiseren Gebrüll untermal ist einfach super stimmig und der Drehzahlmesser klattert im Nu in Richtung des Begrenzers. Sofort mit der knackigen 6-Gang-Schaltung den nächsten Gang reingepfeffert und weiter gehts! Was für eine Freude Die traumhaft präzise Schaltung, das direkte Ansprechverhalten des Motors – hach, lieber Swift Sport, was stellst du nur mit mir an?

Auch vor steilen Bergetappen hat der kleine Flitzer keine Angst. Die 136 PS haben mit dem Gewicht von knapp über einer Tonne wahrlich leichtes Spiel. Gerade hier spielt der Swift Sport seinen größten Trumpf aus. Kurz ab: was man bei Suzuki mit dem Fahrwerk geleistet hat, ist ganz großes Kino. Zwar fiel die Abstimmung grundsätzlich recht konservativ aus – üblicherweise schiebt er leicht über die Vorderachse – aber trotzdem lässt sich der Wagen von Anfang bis Ende so bewegen, wie es der Fahrer will. Sind die Vorderräder einmal auf Temperatur, kann man den blauen Blitz auch so brutal in Kurven reinprügeln und quer treiben, dass man das Gefühl hat, hier in einem Rallyefahrzeug unterwegs zu sein. Das wirklich erstaunliche: man fährt wenige Kilometer mit ihm und fühlt sich sofort vertraut. Das liegt vor allem auch daran, dass er nichts böses im Schilde führt, keine fiesen Tricks auf Lager hat. Es gibt einfach nichts, womit er den Fahrer überrascht oder die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Er macht einfach das, was man von ihm verlangt – bedingungslos.

Und das bedeutet auch: wenn man den ESP Knopf drückt, ist das ESP aus – komplett. Dann trennt sich üblicherweise die Spreu vom Weizen: fällt eine gelungene Fahrwerksabstimmung schwierig, ist das ESP ein probates Mittel, um diese Ungereimtheiten auszugleichen. Anders beim Swift. Ich kann mich tatsächlich nur schwer an ein anderes Auto erinnern, dass sich mit abgeschaltetem ESP so grandios sicher und schnell bewegen lässt, wie der Swift Sport. Gelebte Sportlichkeit also. Lediglich die Reifen aus dem Hause Continental machen bei konsequenter Fahrweise früh schlapp und fangen schnell an zu schmieren, was sicherlich zum Teil auch dem relativ schlanken Reifenformat zuzuschreiben ist. Gerade einmal 195er vorn und hinten sorgen für die notwendige Bodenhaftung. 205er oder gar 215er würden dem Swift Sport sicher gut stehen, zumal das Fahrwerk locker noch ausreichend Reserven hat.

Alles passt, ehrliche Sportlichkeit

Aber die Sportlichkeit zeigt sich auch andernorts: da wäre etwa die hervorragend präzise und sehr direkt übersetzte Lenkung. Ein wenig mehr Feedback dürfte sie vermitteln, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Dann wären da noch die ausgesprochen gelungenen Sportsitze, welche bei einer großartigen Sitzposition sehr guten Seitenhalt bieten und auch für lange Strecken taugen. Was mir vor allem sehr gut gefiel: selten konnte ich in einem Auto eine so hervorragende Sitzposition finden, wie im Swift Sport. Was vor allem dem sehr weit in der Tiefe verstellbaren Lenkrad zu verdanken ist.

Tja und dann müssen wir ja auch noch über den Verbrauch sprechen. Ich bewege meine Testwagen ja nun wirklich nicht zimperlich, es waren mal wieder einige Alpenpässe im Rahmen meiner „Standardroute“ dabei und auch einige Dauervollgasetappen auf der Autobahn. Dass dann unterm Strich nach genau 2.362 Kilometern dann nur ein Schnitt von 7,8 Litern steht – das hat mich mehr als überrascht. Zumal er auf „normal“ gefahrenen Etappen auch bei 6 Litern zu bewegen war. So ist man dann auch echt erstaunt, wie weit man mit dem 42 Liter Tank des Swift Sport kommt.

Hört man den denn auch?

Jetzt fragt man sich natürlich: was ist mit seinen schlechten Seiten? Über 750 Wörtern brenne ich gerade schon ein Freudenfeuerwerk ab – was kann der Swift denn nicht? Also da wäre einerseits die Verarbeitung im Innenraum. Ab und an mal ein leichtes Klappern hier und dort. Verschmerzbar, wenn auch unerwünscht. Die Materialien sind, wie weiter oben bereits erwähnt, leider nicht die hochwertigsten – aber dem steht ja auch immer wieder der Preis gegenüber. Dazu aber später mehr. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Auspuffanlage. Ich bin kein Fan von übertriebene Sportauspuffanlagen, aber mal ehrlich: so ein bisschen, wirklich nur ein bisschen Klang wäre doch fein. Alles was man vom Swift im Innenraum hört, ist sein Motor und dessen zugegebenermaßen sehr unterhaltsames Ansauggeräusch. Selbst dann, wenn man hinten an der Abgasanlage steht, ist in voller Präsenz nur der Motor zu hören. Ob das nun der Euro5 geschuldet ist oder ob man da in dieser Hinsicht tatsächlich einfach nur geschlafen hat – ich weiß es nicht. Aber ein solch hochdrehender Motor, mit solch einem Potential sollte doch klanglich würdig untermalt werden.

Fazit

Wie fällt also nun mein Fazit nach 2 Wochen aus? So oder so, der Suzuki Swift Sport ist ganz großes Kino. Soviel Spaß, wie in diesen 2 Wochen hatte ich selten mit einem Auto. Dabei ist es vor allem die ehrliche und unverfälschte Art, die den Swift Sport so groß macht. Es ist genau diese ehrliche Art, ohne dem Fahrer blöd zu kommen, welche ihn zu einem der besten Autos macht, um sportliches Fahren zu lernen und zu erleben. Eine wenig überzeugende Anmutung im Innenraum ist da eher ein kleiner Wermutstropfen, den man schnell mit dem Preis von knapp 19.000 € und einer sehr üppigen Serienausstattung relativiert. Und außerdem akzeptiert man das irgendwie auch bei einem Auto, bei dem sich alles um das Fahren dreht – in ganz reiner unverfälschter Form. Dann aber kann man auch wieder einen Blick ins französische Lager riskieren und stellt schnell fest: der Renault Clio RS kostet nur knapp einen Tausender mehr, hat 200 PS aus einem phänomenalen Saugmotor, der ein akustisches Feuerwerk abbrennt, wie man es sonst nur von Sportlern aus Maranello kennt und er hat das deutlich aggressiver abgestimmte Fahrwerk – das aber auch einen Kenner am Volant voraussetzt. Nur Tausend Euro machen den Unterschied und offen gesagt: mir fällt es schwer einzustufen, ob der Vergleich nun fair ist oder nicht. Der Swift hat definitiv die bessere Ausstattung und ist seinen Preis absolut wert – da ändert auch der gefühlte Dumpingpreis des Franzosen nichts an dieser Tatsache.

Ich kann mich aber noch bestens an den Moment erinnern, als ich im Suzuki Swift Sport Serpentine um Serpentine abgespult habe und für mich dachte: „Wie viel mehr Auto brauchst du eigentlich?“ – und vielleicht liegt genau da der Unterschied.

Technische Daten

Suzuki Swift Sport

Motor Bauart:
Reihenvierzylinder, Multipoint-Einspritzung, DOHC, VVT
Hubraum:
1.586 cm³
Leistung:
100 kW / 136 PS bei 6.900 U/Min
Drehmoment:
160 NM bei 4.400 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
195 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h):
8,7 Sekunden
Testwagenpreis:
19.400,- €
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
8,4 l / 5,2 l / 6,4 l Benzin
Testverbrauch:
7,8 l / 100km über 2.362 Testkilometer
Leergewicht:
1.115 kg
Max. Zuladung:
365 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
3,890 m / 1,695 m / 1,510 m

Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von Suzuki für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor Sebastian

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

6 Kommentare

  1. Teymur

    Der neue Style ist super und der Bericht noch viel mehr. Echt ein tolles Auto, welches ich unbedingt mal fahren und shooten will.

  2. driversgroove – Cologne, Germany

    Klasse Artikel Sebastian! Ich bin/war ja schon immer überzeugt, dass der Swift der „neue Mini Cooper“ ist 🙂
    Muss richtig Spaß machen…

  3. Ich hätte keine besseren Worte finden können.
    Der Swift Sport macht mir jetzt seit zwei Jahren echte Laune und habe bis jetzt auch keine Ausfälle gehabt.
    Ein gelungenes , ehrliches Spaßauto wie früher der erste Golf GTI. Mit dem Sound habe ich zum Glück nicht lange gefackelt und mir einen Edelstahl Sportauspuff gegönnt und bereue nicht eine Minute der Anschaffung. Einfach Geil im „Oldschool“ Deutsch der Klang!

    • passiondrivingblog

      Danke für das Lob, Uwe! 🙂 Ja, der Swift ist immer wieder eine Spaßgranate. Ich konnte erst kürzlich zum #Hoonfest16 bei Mario mal wieder im Swift mitfahren und stelle immer wieder fest, wie sehr ich diese Dinger liebe. Und jetzt, so nach ein paar Jahren, war ich doch wieder überrascht, dass er auch in Serie doch ganz nett klingt. Dagegen klingt unser MX5 NB deutlich ärmer 😉

      Wo bewegst Du den Swift denn? Schon ein paar schöne Touren damit gemacht?

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