Jaja, ich weiß – wenn so einer wie ich dieses Thema anspricht, wirkt das irgendwie wenig glaubwürdig. Ich bin völlig vernarrt in Autos und würde jede mögliche Wegstrecke am liebsten auf vier Rädern zurücklegen. Genau das habe ich auch heute morgen gemacht. Derzeit arbeite ich bei einem Kunden in Unterföhring. Das bedeutet also wenige Kilomenter vom Osten Münchens in Richtung Norden.

Ich wollte es einfach mal probieren, um zu schauen, wie sich die Alfa Romeo Giulietta mit dem TCT, dem Fiat eigenen Doppelkupplungsgetriebe, so im Stadtverkehr schlägt. Und es war fürchterlich. Also nicht das Auto. Der Verkehr. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln, inklusive Umsteigen, bin ich zwischen 30 und 45 Minuten unterwegs – je nachdem, wie gut ich die Anschlüsse erwische. Heute morgen war ich knapp über eine Stunde unterwegs. Nicht zu vergessen, die nervenaufreibende Parkplatzsuche inklusive mindestens fünf Runden um den Block..

Der mittlere Ring Münchens, die B2R war heute morgen jedenfalls dicht. Wie jeden Morgen. Oder als ich letztes Jahr nahe Bad Nauheim lebend drei Tage nach Frankfurt in die Stadt musste und für knapp 30 Kilometer geschlagene 2 Stunden unterwegs war – jeden Morgen. Da stelle ich mir die Frage: warum tut man sich das eigentlich jeden Tag an? Ok, manchmal geht es eben nicht anders. Oder wenn jemand mit dem Auto aus München raus muss, in eine Ecke, wo der ÖPNV nicht besonders gut ausgebaut ist. Aber ganz viele der Autos auf dem mittleren Ring traf ich später auch in Unterföhring wieder.

Also ernsthaft: warum tut man sich das an? Ökologische Vorteile des ÖPNV im Stadtverkehr mal ganz außer Acht gelassen, meinen persönlichen Seelenfrieden würde das massiv beeinträchtigen, wenn ich diese Strecke jeden Tag mit dem Auto fahren müsste. Nun, klar. Meine Frage ist vielleicht etwas polemisch, aber selbst als ein Mensch, der mit der ungewollten Nähe zu fremden, nicht immer angenehm riechenden Menschen in Bus und Bahn auf Kriegsfuss steht und auch sonst lieber im Auto sitzt, wundere ich mich tatsächlich darüber, wie die Straßen in der Stadt jeden Tag auf’s neue so voll sind. „Ich muss mit dem Auto fahren“ ist in den meisten Fällen wohl glaube ich doch nur eine Ausrede. Oder sehe ich das ganze völlig falsch?

Foto: http://www.flickr.com/photos/titicat/3049591547/


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

3 Kommentare

  1. Nunja.
    Solange die Haltestangen in den Bussen und Bahnen über Kopfhöhe angebracht sind und die Mitfahrer nicht automatisch ein Pfund Deo beim Betreten der Bahn unter die Achseln gesprüht kriegen, kann ich schon verstehen, warum der ein oder andere lieber in seiner klimatisierten Blechbüchse vor sich hinschimmelt.

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