Wie ihr ja sicherlich schon wisst, habe ich eine Vorliebe für sportliche Kompakte. Neben den „großen“ Sportwagen, sind es diese kleinen, flinken Flitzer, welche mir zumindest immer wieder den größten Spaß bereiten. Denn das Erfolgsrezept ist einfach: ein schönes Maß an Leistung und ein verhältnismäßig niedriges Gewicht. Weniger Gewicht ist gut für die Beschleunigung, für die Verzögerung, das Fahrwerk muss nicht so viel kaschieren, alles wird direkter und präziser. Und einer dieser so genannten „Hot Hatches“, den ich schon lange fahren wollte, ist der Škoda Fabia RS – und genau den hatte ich in auffälligem „Sprint-Gelb“ zwei Wochen lang im Test.

Škoda Fabia RS

Insbesondere bei einer Marke wie Škoda, welche ja nun eher für besonders rationale und pragmatische Fahrzeuge bekannt ist, sind sportliche Modelle eine gelungene Abwechslung. Zumal sich Škoda – sollte man meinen – damit vor allem auch ein junges Publikum erschließen kann, dass noch keine Jahresgehälter in Höhe einer Premium-Limousine verdient. Aber über mögliche Zielgruppen konnte ich in der Zeit mit dem Fabia RS noch viel lernen. Doch kommen wir nun mal wirklich zum Auto. Wie alle Škoda kann der Fabia natürlich wieder mit einer Menge sinnvoller Details glänzen. Ein Škoda ohne Taschen-Haken im Kofferraum wäre sicher kein Škoda. Über die praktischen Details im Škoda Fabia RS habe ich an anderer Stelle bereits geschrieben, also möchte ich hier gar nicht so weit ausholen. Wie ist er ansonsten so?

Škoda Fabia RS

Stylische Kontraste: schwarz und gelb

Was das Styling von außen angeht, punktet der Fabia RS. Okay, das leicht blasse „Sprint-Gelb“ ist nicht so ganz meine Farbe, Rallye-Grün muss so ein RS-Škoda sein. Aber dennoch: der Fabia RS wirkt in diesen hellen und auffälligen Farben unglaublich gefällig. Das liegt vor allem an dem schwarz lackierten Kühlergrill, den dunklen Scheinwerfergehäusen, dem schwarzen Dach und den stylischen schwarzen Felgen mit einem hellen, unlackierten Felgenrand. So geht Styling! Innen ist hingegen schon alles ein wenig trister. Schnöde und schnörkellose Hartplastikoberflächen treffen auf einen Automatikwählhebel aus einer Zeit vor der Jahrtausendwende. Das klingt nun natürlich hart. Aber legen wir auf der anderen Seite der Waagschale einen Grundpreis von rund 22.000 €, rücken diese Schwächen in ein anderes Licht. Wollen wir vor allem nicht vergessen, dass der wenig schmucke Gangwählhebel ein modernes Direktschaltgetriebe aus dem VW-Regal bedient, welches mit Hilfe zweiter Trockenkupplungen für schnelle und verschliffene Gangwechsel sorgt.

Škoda Fabia RS Cockpit

Und auch sonst: die Ergonomie im Innenraum stimmt. Gut, das Navigationssystem und die Klimaanlage sitzen meiner Meinung nach genau in umgekehrt falscher Position: das Navi würde sich weiter oben besser ablesen und bedienen lassen. Aber ansonsten sind Sitzposition und Sitze äußerst bequem und die Übersichtlichkeit ist weit ab von dem, was man von heutigen Kompaktwagen gewöhnt ist – sie ist schlicht ausgezeichnet. Das liegt auch an der recht geradlinigen Form der Fahrgastzelle, welche es einfach macht, die Abmessungen des Autos einzuschätzen. Lediglich das Gefühl quasi direkt neben der B-Säule zu sitzen hat mich beim ersten Einsteigen etwas gestört, daran gewöhnt man sich aber. Die Sitze bieten ansonsten einen guten Seitenhalt.

Škoda Fabia RS Sitze

Hohe Sitzposition: wie angenehm Einkaufen sein kann

Für den beherzten Sportfahrer mag es zwei Kritikpunkte geben: erstens liegt das Kunststofflenkrad etwas ungriffig in der Hand und zweitens ist die Sitzposition verhältnismäßig hoch. Letzteres lernt man aber zu schätzen, wenn man in der Stadt von Supermarkt zu Supermarkt zieht und ständig ein- und aussteigt. Und damit wären wir schon beim oben erwähnten Punkt der Zielgruppen. Wenn ich so für mich die verschiedenen sportlichen Autos durchgehe, welche ich dieses Jahr so gefahren bin, würde wohl in kein einziges davon mein Opa rein, geschweige denn wieder heraus kommen. Selbst meine Eltern hätten da teilweise schon Probleme. Ganz anders beim Fabia: auf Grund der besonders kurzen Türen und der hohen Sitzposition gibt es keine zu engen Parklücken und das Entern des Fahrersitzes, wie auch das Verlassen, gehen so angenehm von statten, da würde auch mein wenig gelenkiger Opa noch rein und raus kommen, der genau aus diesem Grund derzeit etwa einen Renault Modus fährt. Schauen wir uns dann mal auf dem Markt um: wo gibt es sonst einen flinken Flitzer, den sogar die ältere Generation problemlos im Alltag fahren könnte? Keine Ahnung!

Škoda Fabia RS

Motor röhrt und das DSG dirigiert den Takt – traumhaft

Apropos flink: wie flink ist der Škoda Fabia RS denn nun? Die Zutaten haben sich ja grundsätzlich bei mir bereits bewährt. Denn der Fabia RS ist auf der gleichen Basis gebaut, wie auch der Audi A1 1.4 TFSI. Allerdings leistet der 1.4 Liter Benziner im Fabia RS ein paar PS weniger. 132 kW (180 PS) leistet der durch Kompressor und Turbolader aufgeladene Direkteinspritzer und schickt dabei 250 Newtonmeter Drehmoment an die Vorderachse. Wie sollte es auch anders sein? Die Fahrleistungen sind über jeden Zweifel erhaben. Der kleinste RS spricht direkt und zügig auf das Gaspedal an – egal bei welcher Drehzahl. Akustisch geht es dabei zwar nicht so wuchtig zur Sache, wie im Audi A1, dafür bekommt man aber einen ehrlichen und echten Vierzylinder-Sound, der auch recht schön und kernig klingt. Das DSG? Nun.. was soll ich dazu noch groß sagen: es ist einfach für mich DAS Getriebe. Schnelle Gangwechsel, Spaß bei Kurvenfahrten dank Schaltwippen am Lenkrad – super!

Škoda Fabia RS

Als ich etwas flotter auf der Landstraße unterwegs war, hat mich das Fabia RS dann leicht überrascht: Erstaunlicherweise ist der Fabia RS etwas weniger „scharf“ abgestimmt, als der Audi A1 – ich hätte genau mit dem Gegenteil gerechnet. So hat der Fabia RS allerdings eine etwas stärkere Tendenz zum Untersteuern und scharrt häufiger als sein Konzerbruder mit den Hufen, wenn im Kurvenscheitelpunkt das rechte Pedal gen Bodenblech geneigt wird. Trotzdem ist der Fabia RS sehr spaßig auf der Landstraße unterwegs. Das liegt vor allem auch an der präzisen Lenkung, die ein schönes Feedback vermittelt und dem extrem sauber abgestimmten Fahrwerk, welches keine Spur von Aufschaukeln vermuten lässt und auch die Seitenneigung hält sich in Grenzen. Vielleicht liegt hier auch der Hund begraben, was die Neigung zum Untersteuern betrifft: da der Fabia etwas höher gebaut ist, als der Ingolstädter Konzernbruder und zudem auch mehr wiegt, wurden eventuell stärkere Stabis an der Vorderachse verbaut – aber das ist nur reine Spekulation meinerseits.

Škoda Fabia RS

Wie dem auch sei: der Fabia RS hat volles Suchtpotential – und dieser Sucht habe ich auf der Landstraße auch immer wieder nachgegeben. Der Fabia macht hier einfach richtig viel Spaß, weil er eben flink und zackig einlenkt und dem Fahrer nie blöd kommt. Gut, das Fahrwerk poltert hier und da manchmal, aber da wären wir eben wieder bei der Kostendiskussion. Der Verbauch ist übrigens auch sehr annehmbar. Ich lag mit ihm meist bei rund 7 Litern. Gut, die 9.5 Liter Gesamtdurchschnittsverbrauch sehen nun nicht sooo sparsam aus, man muss dem kleinen aber zu gute halten, dass er von den 3.000 Kilometern auch rund 1.600 auf der Bahn bei hohen Tempi gequält wurde..

Škoda Fabia RS

Fazit

Der Fabia hat Suchtpotential. Und das in großem Maße! Insbesondere auf der Landstraße hat man mit dem kleinen gelben Renner sehr viel Spaß und das immer wieder. Und noch dazu kann er einen hohen Alltagsnutzen und eine Zugänglichkeit aufweisen, die mir in diesem Jahr nur selten bei irgendwelchen Autos begegnet ist. Dazu kommt ein nahezu unschlagbarer Preis und jede Menger nützlicher und praktischer Gimmicks, die so manchen Beifahrer immer wieder staunen lassen (selbst getestet!). Logisch, für den Preis muss man Einsparungen etwa beim Innenraumdesign oder der Dämmung hinnehmen. Auch sind die Ausstattungsfeatures – auch die optionalen – eher begrenzt. Xenon-Scheinwerfer findet man in der Aufpreisliste leider nicht. Škoda-typisch wurde aber nicht an der Verarbeitung gespart – nichts hat sich durch Klappern oder Rasseln bemerkbar gemacht und man bekommt einen schnellen, sparsamen Flitzer, mit DSG und jeder Menge Spaß inklusive!

Worin er besticht

Jede Menge Fahrspaß bei einem ungeschlagen hohen Alltagsnutzen – das bietet der Škoda Fabia RS wie wohl kein zweiter. Insbesondere, wenn man den günstigen Preis mit einbezieht. Der Fabia besticht einfach durch sein besonderes Paket: ein spaßiges Auto, nicht nur für junge Menschen, sondern auch für kleine Familien oder Menschen der älteren Generation!

Worin er nicht überzeugt

Die Plastikwüste im Innenraum wird dem tollen Eindruck des Fabia RS nicht gerecht. Hier und da ein Schnörkel oder ein kleines Design-Detail hätte es schon sein dürfen, zudem ist der Fabia RS bei über 200 km/h doch ziemlich nervös auf der Autobahn unterwegs.

Škoda Fabia RS

Der Škoda Fabia RS bei anderen Bloggern

Technische Daten

Škoda Fabia RS

Motor Bauart:
Reihen-4-Zylinder-Ottomotor mit Benzindirekteinspritzung und Abgasturb- und Kompressoroaufladung
Hubraum:
1.390 cm³
Leistung:
132 kW / 180 PS bei 6.200 U/Min
Drehmoment:
250 NM bei 2.000-4.500 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
226 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h):
7,3 Sekunden
Verbrauch städtisch / außerstädtisch / kombiniert:
7,7 l /5,2 l / 6,2 l Super Plus 98 Octan
Grundpreis Škoda Fabia RS
22.300 €
Testwagenpreis:
24.640 €
Testverbrauch:
9,5 Liter / 100 km über 3.020 km
Leergewicht:
1.313 kg
Max. Zuladung:
475 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4,276 m / 1,642 m / 1,494 m

Škoda Fabia RS

Weiterführende Links

Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von Skoda Deutschland für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

Schreibe einen Kommentar