Wie versprochen, folgt die zweite Neuerung sogleich. Und dabei handelt es sich um nichts weniger, als das passion:driving Punktesystem, das morgen mit dem Test des Honda Accord das erste mal zur Unterscheidung meiner Testwagen dienen wird! Aber warum eigentlich ein echtes Punktesystem zur Testwagenbewertung?

passion:driving Wertungssystem

Der Grund ist einfach: aus den geschriebenen Texten geht nicht immer der Gesamteindruck hervor, den ein Fahrzeug bei mir hinterlassen hat. Und weil meine geschätzten Kollegen Can und Bjoern schon lange die Notwendigkeit eines Punktesystems verstanden haben, kommt nun auch dieses Blog mit einem Punktesystem daher. Das Punktesystem spiegelt dabei verschiedene Einzelwertungen wider, welche mit unterschiedlicher Gewichtung in eine Gesamtwertung eingehen. Den genauen Rechenschlüssel werde ich euch nicht verraten, aber ich werde euch die einzelnen Wertungskriterien natürlich einmal vorstellen und erklären.

Insgesamt kann ein Auto eine maximale Wertung von 10 Punkten haben. Die Punktevergabe in den einzelnen Kategorien ist natürlich subjektiv und nicht an messbare Testergebnisse gekoppelt – das wäre schlicht zu hoher technischer, finanzieller und zeitlicher Aufwand. Während eine 10 Punkte Wertung fast unerreichbar sein wird (dafür müssten insbesondere Performance, Komfort und Preis-Leistung stimmen, was in der Regel schwer fallen dürfte), ist auch eine Wertung um die 5 Punkte kein „vernichtend schlechtes Testurteil“.

Hinter den folgenden Punkten werde ich noch jeweils ein Symbol zeigen (-, o, +), welches euch die ungefähre Gewichtung für das Gesamtergebnis angibt: – = weniger relevant, 0 = durchschnittlich Relevant, + = besonders relevant

Fahrdynamik (+)
Mit passion:driving habe ich immer schon den Fokus auf besondere fahrdynamische Talente eines Automobils gelegt und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Folglich hat dieser Aspekt auch eine hohe Gewichtung. Aber dennoch: nur alleine mit Fahrdynamik lassen sich keine 10 Punkte erreichen und auch ein weniger talentiertes Auto kann in anderen Kategorien Defizite in dieser Wertung gut machen.
Fahrspaß und Fahrgefühl (+)
Während Fahrdynamik natürlich vor allem die Talente des Fahrzeugs beurteilt, wird in dieser Kategorie vor allem Wert auf den rein subjektiv empfundenen Fahrspaß gelegt, sowie das Fahrgefühl, welches das Auto vermittelt. Ist der Fahrer vollständig von der Straße isoliert oder bleibt der Spaß wegen eines nervös schaltenden Automatikgetriebes auf der Strecke, sind hier keine Punkte zu holen, selbst wenn die fahrdynamischen Talente vorhanden sind.
Verarbeitung (o)
Hier bewerte ich, wie ich die Verarbeitung und die Materialwahl im Innenraum empfinde. Dabei ist auch das eine subjektive Wertung. Wenn ich weniger hochwertige Kunststoffe immer noch als „angenehm“ und „passend“ empfinde, muss das also per se keine schlechte Wertung bedeuten. Hauptsache ist vor allem, dass ich sagen kann „do scheppert nix!“.
Komfort (-)
Dieses Kriterium hat im Gegenzug zur Verarbeitung einen etwas geringeren Stellenwert. Denn sind wir mal ehrlich: bei einer Elise interessiert mich der Komfort nicht. Aber dennoch möchte ich hiermit ermitteln, wie angenehm und komfortabel das Fahren mit dem Auto ist. Das bedeutet also Fahrgeräusche, Federungskomfort, Sitzposition – all solche Dinge.
Ausstattung (-)
Mit der Ausstattung wird das Gesamtpaket bewertet. Dabei bewerte ich einerseits den Umfang der Serienausstattung, als auch das, was insgesamt verfügbar ist. Wenn ein Testwagen also theoretisch jeder S-Klasse Paroli bietet, in der Serie aber nicht mals elektrische Fensterheber anbietet, hilft auch die vermeintliche Vollausstattung nichts.
Verbrauch (o)
Klar, über den Verbrauch müssen wir bei leistungsstarken Autos eigentlich nicht sprechen – trotzdem möchte ich hiermit den reinen Leistungswillen ein wenig relativieren. Die Verbrauchswertung entsteht aber dennoch unter gewisser Berücksichtigung des Fahrzeuggewichts, Fahrzeugklasse und der Leistung.
Sound (-)
Für normale Tests vielleicht irrelevant, für Enthusiasten aber nicht! Ein leidenschaftlicher Antrieb benötigt den richtigen Sound, um Emotionen zu wecken – genau das wird hier bewertet! Aber: auch dieses Kriterium ist subjektiv – laut und fetzig im Sound alleine muss nicht die Maximalwertung bedeuten. Auch ein Tesla Roadster kann eine hohe Wertung hier erreichen – Stille und Straßenbahnmotorsound haben ja auch etwas für sich. Kurz um: ICH bewerte, wie cool ICH den Sound finde.
Preis/Leistung (o)
Wohl eines der schwierigsten Kriteren: wie stemme ich als Hersteller 400 PS auf die Straße und halte das Auto dennoch bezahlbar? Meine subjektive Einschätzung über das Preis/Leistungs-Verhältnis unter Berücksichtigung der Ausstattung, Leistung und des Konkurrenzumfeldes.
Persönliche Anziehung (o)
Ein ganz wichtiger Faktor für die Einstufung, wenn auch nicht ganz so stark für das Gesamtergebnis: ein Auto kann noch so stark, noch so schnell sein, wenn es mich nicht reizt und ich nicht danach lechze, jede Minute darin zu verbringen. Und in dieser Wertung kann auch ein Auto mit schlechter Performance punkten, denn manche Autos finde ich einfach cool, gefallen mir – und genau das zeigt dieses Kriterium.

Das sind nun also alle Kriterien für den passion:driving Rechenschlüssel. Damit möchte ich euch also auch entsprechende Transparenz bieten. Ich werde morgen mit dem Honda Accord den ersten Testbericht mit diesem Wertungssystem veröffentlichen und später die Ergebnisse auch für die „alten“ Testwagen durchgehen. Künftig wird es hier also dann auch ein echtes Ranking geben – das folgt dann aber alles später. Damit ihr nun einschätzen könnt, wie diese Wertungen aussehen können, anbei für euch nun noch drei Rechenbeispiele zu Testwagen aus dem letzten Jahr:

Suzuki Swift Sport

  • Fahrdynamik: 8
  • Fahrgefühl / Fahrspaß: 9
  • Verarbeitung: 6
  • Komfort: 6
  • Ausstattung: 4
  • Verbrauch: 7
  • Sound: 6
  • Preis/Leistung: 8
  • Persönliche Anziehung: 7

Gesamt: 8,1

Porsche 911 Cabrio (991)

  • Fahrdynamik: 9
  • Fahrgefühl / Fahrspaß: 9
  • Verarbeitung: 8
  • Komfort: 8
  • Ausstattung: 7
  • Verbrauch: 6
  • Sound: 9
  • Preis/Leistung: 6
  • Persönliche Anziehung: 8

Gesamt: 8,9

Nissan Juke 1.6 DIG-T 4×4

  • Fahrdynamik: 6
  • Fahrgefühl / Fahrspaß: 5
  • Verarbeitung: 5
  • Komfort: 4
  • Ausstattung: 6
  • Verbrauch: 3
  • Sound: 4
  • Preis/Leistung: 7
  • Persönliche Anziehung: 5

Gesamt: 5,7


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

2 Kommentare

  1. Berücksichtigst du bei Preis/Leistung denn auch die Unterhaltskosten oder geht’s dabei rein um die Anschaffungskosten. Musste nur dran denken als ich die Bewertung zum Juke gelesen habe. Der verbaucht ja wirklich unverhältnismäßig viel Sprit z.B.
    Frage aus reinem Interesse 🙂

    • Guter Punkt! 🙂 Aber nein, die fließen nicht mit ein. Daher ist dann der Verbrauch auch separat aufgelistet. Denn die tatsächlichen Unterhaltskosten zu ermitteln ist ja doch meist sehr aufwändig und dann oft zu stark von Person zu Person abhängig (insb. Versicherung)

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