Lange hat es gedauert. Sehr lange sogar, möchte man meinen, bis Škoda für ihr Zugpferd, den Octavia, ein Update aufgelegt hat. Und genau das wurde nun vorgestellt: der neue Škoda Octavia in der dritten Generation. Und er ist nicht weniger, als die konsequente Fortführung dessen, was seine Vorgänger so erfolgreich gemacht hat. Ich durfte bei der Pressevorstellung einige Eindrücke sammeln.

Škoda Octavia III 2013

Der Octavia war immer schon ein Auto, das zu verwirren wusste. Irgendwie größer, als ein Golf. So wirkt er zumindest. Und trotzdem Kompaktwagen. „Wie machen die Tschechen das?“ war so eine Frage, die ich mir aber nicht nur beim Octavia gestellt habe. Die gleiche Frage kann man insbesondere beim Superb etwa stellen. Wie dem auch sei. Bei Škoda, so meint man, dreht sich alles um Platz, Effizienz, Praktikabilität und Erschwinglichkeit. Und dieses Erfolgsrezept führt der Octavia III konsequent fort.

Škoda Octavia III 2013

Kaum Platz genommen, vereinnahmt einen unmittelbar das großzügige Platzangebot. Insbesondere mit dem großen, optionalen Panorama-Glasschiebedach wirkt der Innenraum großzügig und offen. Die Ergonomie ist dabei großartig. Das – wie es auch gerne genannt wird – ergonomische Dreieck bestehend aus Pedalen, Lenkrad und Sitzposition, findet im Octavia nahezu seine Perfektion. In der untersten Position bietet der Sitz eine angenehm tiefe Position und nach oben jede Menge Freiraum, die Beinauflagefläche ist dagegen allerdings nur „in Ordnung“. Jedwede Kritik schlägt aber unmittelbar der großzügige Verstellbereich des Lenkrades in den Wind. Soweit ich mich erinnere, dürfte es das erste Auto gewesen sein, in welchem ich das Lenkrad nicht bis zum Anschlag herausgezogen habe – fantastisch. Darüber hinaus fasst es sich sehr gut an.

Škoda Octavia III 2013

Der Octavia baut, wie auch der VW Golf VII und der Audi A3 8V, auf dem modularen Querbaukasten (MQB) auf, welcher einen gewachsenen Radstand, kurze Überhänge und damit großzügige Platzverhältnisse ermöglicht. Was die Damen und Herren bei Škoda aus dieser Basis gemacht haben, ist allerdings wahrlich erstaunlich. Selbst im Fond ist ausreichend Kopffreiheit vorhanden, von der Beinfreiheit ganz zu schweigen. Diese ist höchstens mit bis zum Anschlag nach hinten gefahrenen Vordersitzen als „eingeschränkt“ zu bezeichnen. Dass dann, trotz einer Außenlänge von „gerade einmal“ rund 4,70m, ein Kofferraumvolumen von mindestens 590 Litern, mit umgeklappter Rückbank sogar 1.580 Litern, zum Beladen zur Verfügung steht, wirkt nicht weniger beeindruckend.

Škoda Octavia III 2013

Technisch hat der neue Škoda Octavia erstaunlicherweise fast alles an Bord, womit auch der Golf VII punkten kann. Von einem optionalen Radarsystem zur Abstandsmessung für den adaptiven Tempomat (ACS – Adaptive Cruise Assistent) bis hin zum Frontradarassistenten, welcher helfen kann, Unfälle zu vermeiden. Dazu gibt es die Multikollisionsbremse, Spurassistent, Müdigkeitserkennung und und und. Auf der Entertainment-Seite ist bestenfalls das hochgelobte 8″-Navigationssystem aus dem VW Golf VII verbaut, welches dank hervorragend reagierendem Touchscreen, Annäherungssensor und einer großartigen Darstellung für jede Menge Spaß und keine offenen Fragen bei der Bedienung sorgt.

Škoda Octavia III 2013

In Puncto Vortrieb, ist die Motorenpalette umfangreich. Ich hatte Gelegenheit, den 1.8 TSI Turbobenziner mit 132 kW (180 PS) und den 2-Liter TDI mit 110 kW (150 PS) zu fahren. Fangen wir mit dem Benziner an und machen’s kurz: der Motor hängt sehr gut am Gas! Aus jeder noch so tiefen Drehzahl beschleunigt er ohne zu Murren oder zu Brummen und nimmt zügig Fahrt auf. Lediglich auf steileren Bergpassagen macht sich bemerkbar, dass „nur“ 250 NM Drehmoment anliegen. Dafür ist die Charakteristik hervorragend angenehm ausgelegt, fast könnte man meinen, gar keinen Turbolader unter der Haube zu haben. Und das ist in diesem Fall, trotz meines Turbo-Fetischs, durchaus lobend gemeint und zeugt von einer äußerst sauberen Abstimmung. Diese hat den Vorteil, dass der Motor „obenheraus“ nicht zugeschnürt wirkt, wenn der Turbolader nicht mehr genug Luft in die Brennräume schaufeln kann und resultiert in einer schönen Drehfreude bis in den Begrenzer. Genau das musste ich auch schon beim Škoda Octavia RS der zweiten Generation lobend erwähnen. Die 6-Gang Handschaltung passt dabei ebenfalls sehr gut ins Bild. Die bessere Wahl für den Benziner wäre aber in jedem Fall – wie sollte es auch anders sein – das 7-Gang-DSG.

Škoda Octavia III 2013

Der Diesel kann in Sachen Fahrleistungen und vor allem dem Verbrauch überzeugen. 5,4 Liter standen am Ende der Testfahrt im Display und Kraft war in allen Lebenslagen vorhanden. Das 6-Gang DSG mit zwei im Ölbad schwimmenden Kupplungen, welches auf Grund des höheren Drehmomentes in den Dieselversionen verbaut wird, konnte hingegen nicht völlig überzeugen und lässt gerne mal die Kupplung unangenehm lange schleifen. Auch der Selbstzünder an sich fiel durch seine Geräuschkulisse und vor allem die an die Passagiere übertragenen Vibrationen auf.

Škoda Octavia III 2013

Fazit

Der Škoda Octavia kann in seinem ersten Eindruck überzeugen. Die Platzverhältnisse sind fantastisch und wohl mit Abstand die besten, die es in dieser Klasse so gibt. Darüber hinaus hält nun endlich auch die moderne Technik Einzug und setzt damit die Konkurrenz aus Fernost unter Zugzwang. Die Triebwerke aus dem VW-Regal lassen zudem ebenso wenige Fragen offen, wie der Preis. Mindestens 15.990 € werden fällig. Für einen großzügig ausgestatteten 2-Liter Diesel mit DSG werden dann aber bereits 28.560 € fällig, für den gefahrenen 1.8 TSI mindestens 28.050 €. Und wo muss der Käufer im Vergleich zu Golf und A3 nun Abstriche in Kauf nehmen? Natürlich sind die Materialien einfacher gestrickt, wirklich störend fielen aber nur die inneren Türgriffe auf. Und natürlich sind auch die Motoren ein guter Punkt um Kosten einzusparen: Kompressoren finden sich ebenso wenig unter der Haube, wie die Zylinderabschaltung im Benziner. Auch das adaptive Fahrwerk fehlt und führt somit die Fahrerlebnis-Auswahl (Sport, Normal, Eco, Individuell) etwas ad Absurdum. Doch sei’s drum: der Octavia ist das richtige weitere Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Modells und zugleich eine Aufwertung. Und wer all die Technik nicht braucht, der findet mit dem Škoda Rapid sogar innerhalb des Unternehmens eine hervorragende Alternative.

Weitere technische Daten finden sich am Ende des Artikels.

Der neue Škoda Octavia bei anderen Bloggern

Škoda Octavia III 2013

Škoda Octavia III 2013

Škoda Octavia III 2013 Kofferraum

Technische Daten

Škoda Octavia 1.8 TSI Elegance

Motor-Bauart:
R4-Turbo-Benzin-Motor, DOHC & Direkteinspritzung
Hubraum:
1.798 cm³
Leistung:
132 kW / 180 PS bei 5.100 U/Min
Drehmoment:
250 Nm bei 1.250 – 5.000 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
233 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
7.3 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
7.8 L / 5.1 L / 6.1 L Superbenzin (ROZ 95)

Grundpreis Škoda Octavia 1.8 TSI Elegance:
24.190
Testfahrzeugpreis:
37.025
Testverbrauch:
10.1 Liter / 100 km über 90 km
Leergewicht:
1.342 kg
Max. Zuladung:
585 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.659 mm / 1.814 mm / 1.460 mm

Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

4 Kommentare

  1. Das ergonomische Dreieck… irgendwie muss ich dabei an Küchen denken 🙂 Da gibt’s auch sowas ähnliches. Kühlen, Spülen, Kochen

  2. Sebastian Mares Antworten

    So, nachdem ich Samstag den Octavia III probefahren durfte, bin ich irgendwie doch froh, dass ich den IIer gekauft habe. Technisch zwar nicht so fortgeschritten, aber die Materialanmutung im Innenraum gefällt mir bei meinem Modell doch viel besser.

    Die Mittelkonsole beim IIIer wirkt sehr bieder und wuchtig ohne Zierleiste und es ist nur noch ein „Plastikblock“ von vorne bis direkt unter der Windschutzscheibe. Das glatte Leder aus dem alten Octavia sah auch besser aus als das strukturierte und die Türverkleidungen gefallen mir nicht.

    Außerdem sind einige Ablagemöglichkeiten weggefallen oder wurden verkleinert. So hat man gefühlt weniger Platz an den Türen, es gibt keine Ablage mehr oben auf der Mittelkonsole und das Fach unter der Armlehne soweit ich gesehen habe ist nicht mehr klimatisiert (und auch beim neuen Modell leider nicht komplett ausgepolstert). Das Platzangebot für Passagiere und der Kofferraum sind einfach nur beeindruckend, war aber auch im IIer so. 🙂

    Was hingegen gut gefällt ist, dass jetzt auch die Limousine eine 12V-Steckdose im Kofferraum hat für aktive Kühlboxen z.B. Das große Navi, das gleichzeitig Kommandozentrale für Fahrzeugeinstellungen, Fahrdaten, Musik, etc. ist, gefällt auch sehr und reagiert flott. Auch die Spracheingabe hat mich positiv überrascht.

    Von der Fahrleistung her konnte der 1,6 TDI mit 5-Gang-Handschaltung überzeugen, zumindest wenn man ein „defensiver“ Fahrer ist und auf Überholmanöver auf Landstraßen absieht. Er war sehr laufruhig (mein direkter Vergleich an dem Tag war ein etwas in die Jahre gekommender 1,4 D-4D aus dem Toyota Corolla mit knapp 300.000 km Fahrleistung), aber der Verbrauch doch etwas hoch (Landstraße, eben, 100 km/h mit Tempomat, 5,4 Liter/100 km, der Toyota kam auf 4,5 Liter ohne dabei viel schlechter motorisiert zu sein), lag aber vermutlich auch daran, dass der Wagen nur rund 200 km gelaufen war vor meiner Probefahrt – quasi ein Neufahrzeug.

    • Servus Sebastian 🙂

      Danke dir schon mal für deinen Eindruck von der Octavia III Probefahrt. Die Türverkleidungen und -Griffe waren auhc nicht wirklich meins, interessant aber was du zu den Ablagemöglichkeiten sagst. Das ist mir in der Form so nicht aufgefallen, dafür kannte ich den IIer nicht gut genug.

Schreibe einen Kommentar