Sommer, Sonnenschein und dazu ein Cabrio zum Genießen. Ganz ohne Eile, nicht den nächsten Anbremspunkt im Kopf, nicht auf der Suche nach der perfekten Linie zum Kurvenscheitelpunkt. Ein Cabrio zum Cruisen und Sonne-Tanken, genau das ist das, was ich mir unter dem VW Beetle Cabriolet vorgestellt habe. Und genau das wurde mir geboten.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Dabei war ich nie ein Fan der weiteren Versuche von VW, den Käfer wieder auf den Markt zu bringen. Den 1997 in den Verkauf gebrachten New Beetle fand ich einfach nur fürchterlich. Mit dem Beetle, der nun wirklich nur noch Beetle heißt, hat man in Wolfsburg einiges besser gemacht. Er wurde eigenständiger und die Retro-Komponente ist nun deutlich besser gelungen. Ganz genau das führt man nun auch beim Cabrio fort, denn das kommt als hübscher Klassiker daher.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

In Wagenfarbe lackierte Flächen im Innenraum, stylische Felgen im Retro-Look, eine flache Linie und dazu ein hübsches Verdeck, wahlweise in klassischen Farben, welches sich hinter der Besatzung auf dem Heck zusammenfaltet. Kein Verstecken, nein, ein ganz klassisches Zusammenfalten. Und gerade solche Dinge sind es, welche das neue Beetle Cabrio so charmant machen.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition Innenraum / Cockpit

Einmal in den wirklich hervorragenden Sitzen Platz genommen, das Dach binnen 9 Sekunden bei bis zu 50 km/h geöffnet und die Mucke aus dem gelungenen Fender-Soundsystem auf die Ohren gebracht und schon möchte man eigentlich nur noch genießen. Dabei wurde auch auf so manches Detail geachtet, um den Cabrio-Spaß abzurunden. Man verzichtet auf so unsinnige Dinge wie “Oben-Ohne-Timer”, spendiert stattdessen aber ein Klimatisierungssystem, das bei öffnendem Dach und niedrigen Außentemperaturen automatisch höhere Temperaturen wählt, um den Innenraum warm zu halten.

// Update: das Beeetle Cabrio macht das nicht ganz automatisch. Es merkt sich die vorher eingestellten Temperaturen bei geöffnetem und geschlossenem Dach separat und greift dann beim Öffnen bzw. Schließen des Daches darauf zurück. Danke an Leser Heiko für den Hinweis in den Kommentaren!

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Sinnvollerweise springt die Sitzheizung gleich mit an. Wird das Verdeck wieder geschlossen, regelt die Heizung runter und die Sitzheizung schaltet sich ab. Es sind eben die kleinen Dinge im Leben, an denen man Gefallen findet. Um ein unsinniges Feature kam ich dann aber doch nicht umher: der Laptimer. Eine Stoppuhr im Beetle Cabrio? Bitte was? Die Ladedruckanzeige geht ja gerade noch als nettes Spielzeug durch, aber der Laptimer ist dann doch ein wenig zu sinnlos und dürfte wohl auch bei den wenigsten Kunden zum Einsatz kommen.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Gefallen fand ich auch daran, wie sich das Beetle Cabriolet fährt. Dabei muss es gar nicht mal der größte Motor der Ausstattungsvariante “Sport” sein, ein 2 Liter TSI mit einer Leistung von 147 kW (200 PS), um für ausreichend Fahrspaß zu sorgen. Der 1,4 Liter TSI mit 118 kW (160 PS) reichte mir bei den Testfahren völlig aus und sorgte bereits für ausreichenden Fahrspaß. Der “Sport”ler sorgte zwar für mehr Vortrieb, aber ganz im Ernst? Den Beetle würde ich lieber zum Genießen fahren und genau deshalb auf den Dampfhammer verzichten. Denn der große Motor ist auch deutlich schwieriger Spritsparend zu bewegen. Selbst bei entspannter Fahrweise mit Tempomat & Co war der Verbrauch kaum unter 10 Liter zu bringen – zumindest nicht im bergigen Umland von Nizza.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Das Fahrwerk arbeitet zudem auch sehr souverän, lässt auch flott gefahrene Kurven zu und fällt nicht negativ durch übertriebene Härte beim entspannten Cruisen auf. Ein wenig zu viel Härte gab es dafür für meinen Geschmack im Innenraum. Wenig schmeichelhaftes Hartplastik an zu vielen Stellen trübte ein wenig den positiven Gesamteindruck. Immerhin: es sieht nicht sofort nach billigem Kunststoff aus, man muss an den meisten Stellen schon fühlen, um den Unterschied zu merken. Schade ist das aber trotzdem, da der Innenraum ansonsten meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Ein kleines “Geschmäckle” blieb übrigens auch bei den Motoren: beide gefahrenen TSI-Aggregate hatten mit einer höchst unsauberen Ladedruckregelung zu kämpfen. Kräftige Überpendler beim plötzlichen Beschleunigen und häufiges ruckartiges Herunterregeln unter Volllast bei niedrigen Drehzahlen erweckten den Eindruck, dass hier etwas zu optimistisch in die Klopfregelung hineinoptmiert wird, etwa durch zu hohen Ladedruck (immerhin bis zu 1,8 Bar) oder zu frühem Zündzeitpunkt. Möglich, dass den TSI-Motoren auch einfach nur die südfranzösische Octan-Plörre nicht ganz so geschmeckt hat, obwohl eigentlich nur 95 Octan vorausgesetzt werden. So oder so, der fade Beigeschmack bleibt.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Zu haben ist das Frischluftvergnügen im Beetle ab 21.350€. Das ist kein Schnäppchen, aber ein durchaus fairer Preis. Das Beetle Cabriolet ist meiner Meinung nach ein wirklich sehr gelungenes Auto, das zum entspannten Offenfahren einlädt und endlich auch beim Retro-Style punkten kann. Ich würde wohl zu einem Beetle Cabriolet in den bis zum Jahresende limitierten “50’s” oder “60’s” Editionen (auf den Bildern ist eine 60s-Edition zu sehen) mit 160 PS Benziner und Handschaltung greifen. Eine ähnliche Konfiguration übrigens, wie sie sich auch der Jens für sein Beetle Cabrio vorstellen könnte. Aber warum Handschalter? Das DSG ist super, für mich passt die Handschaltung aber ebenfalls super. Sie fühlt sich gut an und passt zu Auto. In diesem „meinem“ Setup werden dann aber auch immerhin schon mindestens 28.625€ fällig, dafür bekommt man aber ein stylisches Cabriolet, das mit seinen Felgen und der Farbgebung einfach perfekt den klassischen Look in die Moderne überträgt und für viel Freiluftvergnügen sorgen dürfte.

VW Beetle Cabriolet 60s Edition

Das VW Beetle Cabriolet bei anderen Bloggern:

Disclosure: ich wurde von Volkswagen nach Nizza, Frankreich eingeladen, um an der Fahrveranstaltung teilzunehmen. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung wurden von Volkswagen übernommen. Es wurde zu keiner Zeit versucht auf meine freie Meinungsbildung Einfluss zu nehmen und meine persönliche Meinung ist und bleibt meine Meinung, welche in keinster Weise durch Dritte beeinflusst wurde.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

3 Kommentare

  1. Das Beetle Cabrio stellt keine höheren Temperaturen beim Öffnen des Daches ein und stellt auch nicht dabei die Sitzheizung an. Die Klimaautomatik hat (zumindest in der Serie) lediglich zwei Speicher und merkt sich die letzten Einstellungen im Offen- und im Geschlossen-Zustand. Wenn man also beim letzten offenen Fahren die Sitzheizung an hatte und eine höhere Temperatur wählte, dann wird beides beim nächsten Öffnen wieder eingestellt.
    Das ist gerade im Herbst gut zu beobachten – morgens die Heizung voll an und mittags wird man trotz 24°C Außentemperatur wieder mit vollem, heißem Gebläse begrüßt.

    • Sehr guter Hinweis! Dann habe ich das bei der Testfahrt falsch interpretiert. Eigentlich ja eine sinnvolle Sache, aber ja, kann dann auch schon mal nicht ganz so gut passen, wie in deinem Herbstbeispiel 😉

      Danke für die Information!

      Viele Grüße
      Sebastian

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