Vor kurzem durfte ich ja die neue Mercedes-Benz E-Klasse testen und im Rahmen der Fahrveranstaltung einen ersten Eindruck gewinnen. Über die extra-scharfe Version habe ich euch bereits berichtet, im Test des Mercedes-Benz E63 AMG S 4MATIC. Heute möchte ich euch noch die Eindrücke zur „zivilen“ Version mit dem neu entwickelten 400er schildern.

Mercedes-Benz E-Klasse E 400 T-Modell

Vorab kann man schon sagen: die E-Klasse ist geblieben, was sie schon zuvor war. Eine hervorragende Limousine nämlich, die technisch auf dem neuesten Stand der Dinge ist und es gibt wohl nur wenige Autos, mit denen es sich so angenehm von A nach B kommen lässt. Allerdings war ich auch irgendwie irritiert, als ich die neue E-Klasse das erste Mal sah. Gefühlt hatte man gerade erst das eckige Design wiederentdeckt und schon fand man bereits wieder die Liebe zu Rundungen. Schlecht ist das nicht, die neue E-Klasse sieht meiner Meinung nach besser aus, als jede vor ihr.

Mercedes-Benz E-Klasse E 400 T-Modell

Auch auf technischer Seite hat sich einiges getan. So hat man in Stuttgart nun endlich sein „Misstrauen“ überwunden und liefert die neue E-Klasse mit einem aktiven Spurhalteassistenten aus. Wirklich überzeugen konnte mich der aber leider nicht. Am Ausgang langgezogener Autobahnkurven wollte der Assistent noch den Kurvenradius beibehalten, während ich das Lenkrad wieder gerade haben wollte. Aus diesen Meinungsverschiedenheiten resultierte ein unangenehmes Lenkgefühl und vor allem ein unsaubere Kurvenfahrt. Es kam ab und zu auch vor, dass der Assistent einfach gar nichts gemacht hat, obwohl er laut Status (grünes Lenkrad im Armaturenbrett) aktiv ist und die Straße auch erkannt, sprich „im Visier“ hat. Warum der Assistent dennoch trotz nur sanfter Kurvenradien nicht reagiert hat, konnte mir auch leider keiner der Experten beantworten. An der Front der Assistenzsystem-Armada hat sich aber noch mehr getan, um auch die Fußgängersicherheit zu erhöhen. Ein Bremsassistent, welcher Fußgänger erkennt und vor einem drohenden Aufprall bis 50 km/h selbstständig eine Bremsung einleitet (im Test konnte das System immerhin einen von drei Dummies retten) und eine Ergänzung des Spurhalteassistenten, welche das Auto durch Bremseingriffe wieder  in die eigene Fahrspur lenkt, falls das Auto auf der anderen Spur Gegenverkehr erkennt.

Mercedes-Benz E-Klasse E 400 T-Modell Cockpit / Innenraum

In Puncto Komfort gibt es nichts zu meckern. Mit der Mercedes-Benz E-Klasse jeden Tag unterwegs sein? Ich könnte mir kaum angenehmeres vorstellen! Die Sitze sind wunderbar bequem. Insbesondere die optionalen (618 Euro) Multikontursitze sind fantastisch! Sie ermöglichen es, die länge der Beinauflage und die Enge der Rückenlehnen-Seitenwangen einzustellen. Darüber hinaus ist das Gestühl und die Sitzposition optimal, um es mal sportlicher, aber auch komfortbetont angehen zu lassen. Lediglich das leicht von der Mittellage nach rechts verschobene Lenkrad irritiert mich jedes mal auf’s neue – auch schon im CLS.

Mercedes-Benz E-Klasse E 400 T-Modell

An der Motorenfront hat sich mit dem E400 ebenfalls erstaunliches getan. Während der E300 mit einem V6 Sauger bereits für äußerst angemessene Fahrleistungen sorgt, bekam der E400 auf den gleichen V6 noch zwei Turbolader gepappt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Charakteristik des Motors ist hervorragend, der Motor spricht jederzeit unglaublich direkt an und hat riesige Leistungsreserven. 480 NM liegen an der Kurbelwelle und produzieren bis zu 245 kW (333 PS). Dass der Verbrauch da ein wenig auf der Strecke bleibt – nun gut. Interessanter Fakt: eine kurze Ausfahrt war auch im E350 BlueTEC drin, ein 3 Liter V6 Diesel. Die Fahrleistungen waren nicht minder beeindruckend, der Klang gefiel sogar etwas besser, weil tiefer und kerniger und der Vebrauch war natürlich auch besser. Nichts desto trotz: in seiner Charakteristik und den Fahrleistungen ist der 400er ein hervorragender Motor, welcher aber wohl vor allem auf dem amerikanischen Markt gefallen finden wird.

Mercedes-Benz E-Klasse E 400 T-Modell

Fazit

Nach dem ersten Eindruck bleibt aber fast nichts anderes übrig, als festzustellen, dass Mercedes mit der neuen E-Klasse in hervorragendes Auto gebaut hat. Das Design wird immer stimmiger und dank des in der Avantgarde-Linie serienmäßigen „DIRECT-CONTROL“-Fahrwerks mit adaptiven Dämpfern und 15mm Tieferlegung hat die E-Klasse sogar auch erstaunlich gute fahrdynamische Eigenschaften. Das Platzangebot ist üppig, das Infotainment umfangreich (wenn auch grafisch nicht das schönste) und die Motoren allesamt gute Triebwerke. Gepatzt hat die E-Klasse lediglich bei den neuen Assistenzsystemen, welche noch keinen wirklich ausgereiften Eindruck hinterließen. Demgegenüber steht ein Testwagenpreis von deutlich über 70.000 Euro. Genauere Preise und technische Daten lassen sich leider noch nicht nennen, da der E400 erst später dieses Jahr auf den Markt kommen wird. Aber Qualität hat eben ihren Preis. Wenn Mercedes nun noch bei den Assistenzsystemen für den letzten Feinschliff sorgt, dann stimmt auch der Qualitätseindruck hunderprozentig. Denn eine hervorragende Reiselimousine, die aber auch im Familienalltag brillieren dürfte, ist die neue E-Klasse auf alle Fälle.

Andere Blogger zur neuen E-Klasse

Disclosure: ich wurde von Mercedes-Benz nach Barcelona, Spanien eingeladen, um an der Fahrveranstaltung teilzunehmen. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung wurden von Mercedes-Benz übernommen. Es wurde zu keiner Zeit versucht auf meine freie Meinungsbildung Einfluss zu nehmen und meine persönliche Meinung ist und bleibt meine Meinung, welche in keinster Weise durch Dritte beeinflusst wurde.

Technische Daten

Mercedes-Benz E-Klasse T-Modell E400 Avantgarde

Hubraum:
2.996 cm³
Leistung:
245 kW / 333 PS bei 5.250 U/Min
Drehmoment:
480 Nm bei 1.600 – 4.000 U/Min
Beschleunigung (0-100 km/h)
5.9 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
k.A. L / k.A. L / 8.1 L Superbenzin (ROZ 95)

Leergewicht:
1.858 kg
Max. Zuladung:
595 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.879 mm / 1.854 mm / 1.472 mm

Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

4 Kommentare

  1. Die neue E-Klasse ist wirklich ein Traum. Durfte auch schon eine Runde ums Eck mit fahren. Es ist mal wieder ein echter Mercedes zum Wohfühlen. Leider ist der Preis auch typisch hoch. Was aber bei solch einem Wagen auch seine Gründe hat.

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