Der Citroën DS5 ist ein spannendes Auto, in vielerlei Hinsicht. Alleine mit seinem Auftreten weiß er die Mitmenschen zu begeistern. Einige Exoten lassen die Meinungen ja stark auseinander gehen, nicht so beim DS5. Zuspruch, Begeisterung, Interesse, das waren die häufigsten Reaktionen der Leute auf den DS5. Ein Grund ist dafür alleine die Karosserieform: ob es sich nun um einen plattgedrückten Van handelt, ein Coupé, einen „Fastback“, einen Kompaktwagen? Wer weiß das schon. Er will einfach anders sein. Dann sind da noch diese beiden Chromleisten entlang der Motorhaube. Ich mag kein Chrom und doch gefällt’s! Oder das formschön gezeichnete Heck mit seinen kräftigen Austritten für die Auspuffrohre, darüber die überaus schön gezeichneten Rückleuchten. Der DS5 ist einfach ein schönes Auto.
Im Innenraum überwiegen Style und Extravaganz
Und auch im Innenraum setzt er das fort, was er äußerlich verspricht. Vielleicht legt er sogar eine Schippe drauf? Schalter und Knöpfe an allen Ecken und Enden. Und damit meine ich: WIRKLICH an allen Ecken und Enden. Ob am Lenkrad, hinter dem Lenkrad, in der Mittelkonsole, links des Fahrers, über dem Kopf – sie sind überall! Aber irgendwie ist das auch cool – auch wenn man auf Anhieb erst einmal ein wenig überfordert ist. Dazu passt die interessante Materialwahl im Innenraum: Flächen in silbernem Carbon-Look, Drehrädchen, die aussehen wie Autoreifen, in der Haptik aber leider eher durchfallen, weil schlicht zu ungriffig und schwergängig oder die schöne analoge Uhr im Armaturenbrett. Der DS5 wirkt sehr edel und wertig. Leider ist die Materialwahl und auch die Verarbeitung dem Eindruck aber nicht immer ganz gewachsen.
Form follows Design – der Komfort bleibt auf der Strecke
Auch die Sitze sehen außergewöhnlich anders aus. Sie sind zudem auch relativ bequem. In Sachen Komfort konnte mich der DS5 allerdings nicht überzeugen: die Kopffreiheit ist sehr eingeschränkt und die Position der Fußablage ist einfach viel zu weit in Richtung Fahrer. Mit meinen Körpermaßen verspannt man sich mehr, als alles andere, sofern man seinen linken Fuß darauf ablegt. Selbst meine eher weniger lang gebaute Freundin empfand die Fußablage als sehr unangenehm. Im Zuge einer langen Strecke hätte ich meinen linken Fuß ob der eingeschränkten Platzverhältnisse sogar am liebsten unter das Bremspedal geschoben, da daneben kein Platz ist. Aber ich konnte mich zusammenreissen. Wenig komfortabel macht sich leider auch das Fahrwerk bemerkbar: unbeschreiblich straff, hart und wenig charmant abfedernd, passt es nicht zum Edel-Image des DS5 und lässt den schönen Gleiter bei hohen Autobahntempi oberhalb der 200 km/h zudem unangenehm unruhig werden.
Überzeugen konnten dagegen einige Komfortfeatures: der Fernlichtassistent machte selbst auf kilometerlangen Geraden mecklenburgischer Landstraßen einen guten Job und reagierte schnell auf entgegenkommende Autos und auch der Spurhalteassistent mit „Hinter-Massagefunktion“ als Warnzeichen funktionierte sehr gut. Das Infotainment ist etwas in die Jahre gekommen, macht aber einen guten Job. Lediglich für audiophile Menschen wird nicht viel geboten. Der Klang aus dem Soundsystem ist sehr dünn und oft schon unangenehm.
Warp-Antrieb aktiviert – elektrisch geht es los
Beim Einsteigen in den DS5 war mein erster Gedanke übrigens der selbe, den viele vor mir auch schon hatten: „Alles klar, jetzt nur noch herausfinden, wo ich den Warp-Antrieb aktiviere und schon kann’s losgehen“. Nach dem ersten Druck auf den Start-Knopf fühlt sich das – ausreichenden Batterie-Ladestand vorausgesetzt – dann sogar tatsächlich ein wenig nach Warp-Antrieb an. Nicht wegen der vermeintlich immensen Beschleunigung. Nein, sondern wegen des geräuschlosen Anfahrens. Der DS5 ist nämlich, zumindest in der getesteten Version, ein Hybrid. Ein Dieselhybrid, um genau zu sein. Und das ist eigentlich auch eine tolle Sache. Man hat sich dabei für eine sehr simple Konstruktion entschieden: ein Elektromotor an der Hinterachse, welcher ausschließlich die selbige antreibt und per Kupplung von der Hinterachse getrennt werden kann.
Allrad oder „Allrad“?
Damit ist der Citroën DS5 in der Lage, rein elektrisch zu fahren, aber auch – und das ist ein nettes Gimmick – mit „Allradantrieb“ unterwegs zu sein. Letzteres war während des Testzeitraums eine sinnvolle Ergänzung. Einen echten permanenten Allradantrieb kann das System zwar nicht ersetzen, da auf Grund der fehlenden Sperren keine echte Drehmomentverteilung möglich ist und einzig das ESP versuchen kann durchdrehende Räder zu bremsen. Dennoch kommt man damit im Schnee sehr viel besser voran, als die rein frontgetriebenen Mitmenschen um einen herum. Der Verbrauch ist in dem Modus natürlich relativ hoch, da die Lichtmaschine die ganze Zeit auch aktiv den Akku für den Elektromotor auflädt, um durchgehend Leistung zur Verfügung stellen zu können.
Rein elektrisch kann man im so genannten ZEV-Modus (Zero Emission Vehicle) übrigens bis zu 55 km/h schnell werden. Das reicht also locker für den Stadtverkehr. Auch in Puncto Leistung gibt es in dem Modus nichts zu meckern, der DS5 fährt ausreichend schnell an und man hat nicht das Gefühl, ein Verkehrshindernis zu sein. Der Sport-Modus zückt dann die „Leistungskeule“, der Elektromotor hilft kräftig beim Beschleunigen mit. Bei Gangwechseln des eher weniger elegant arbeitenden automatisierten Schaltgetriebe versucht der Elektromotor zudem die Schaltpausen zu überbrücken und so den Schaltruck zu kompensieren. Sind beide Triebwerke im Sportmodus aktiv, werden 147 kW (200 PS) Systemleistung abgegeben.
Der Diesel-Hybrid – unschlagbare Effizienz?
Dem aufmerksamen Leser wird nun aufgefallen sein, dass ich den Dieselhybrid mit „eigentlich“ eine tolle Sache beschrieb. Warum nur „eigentlich“? Nun ja, der Verbrauchsvorteil, den die technisch interessante Kombination ermöglicht, fällt eher gering aus. Der 121 kW (165 PS) starke Diesel, ein alter Bekannter aus dem Citroën C5, ist grundsätzlich ein gelungener Motor mit ansprechenden Fahrleistungen und angemessenen Verbräuchen. Nun packt der DS5 zum C5 noch einiges mehr an Gewicht auf die Waage und quält sich leider mit einem suboptimalen halb-automatischen Getriebe herum. In der Summe aller Dinge führt das dazu, dass der Citroën DS5 Hybrid mit einem Verbrauch von 7,0 Litern im Test nun nicht gerade einen außergewöhnlich guten Wert für einen Diesel abliefert. Ohne Frage, der Hybrid scheint zu wirken, denn mit dem leichteren C5 hatte ich einen etwas höheren Verbrauch von 7,8 Litern. Zudem habe ich den DS5 auf Grund des Wetters häufig im Allradmodus bewegt, die Spritsparsensation blieb aber aus. Klar ist aber natürlich auch: seinen Verbrauchsvorteil kann der Hybrid vor allem im Stadtverkehr ausspielen.
Fazit
Unbestritten ist er ein sehr schönes, außergewöhnliches und edles Auto. Seinem Edlen Auftritt kann er aber nicht ganz gerecht werden: im Innenraum klappert oder rasselt es hin und wieder und der schwarze Hartplastikbereich um das Infotainment herum wirkt sehr ungewollt. Dazu fühlt man sich – zumindest als groß gewachsener Mensch – gerne beengt und damit nicht immer hunderprozentig wohl, obwohl das Ambiente eigentlich stimmt. Die wirklich interessante Kombination von Diesel- und Elektromotor fühlt sich dagegen grundsätzlich gut an, auch wenn sie ihren Effizienzvorteil nur bedingt ausspielen kann und durch das automatisierte Schaltgetriebe wieder Punkte einbüßen muss. Dennoch macht es viel Spaß mit dem DS5 unterwegs zu sein, denn er fällt auf, er sieht gut aus und das lautlose Anfahren vom Supermarktparkplatz sorgt für so manches erstauntes Gesicht. Realistisch betrachtet, muss man aber leider festhalten, dass der Hybridantrieb eher ein Gimmick mit 2-3 netten Features darstellt. Aus Gründen des Verbrauches lohnt es sich kaum, auf diese Kombination zurückzugreifen. Ob einem daher der Aufpreis von rund 5.000 € zum reinen Dieselantrieb wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es bleibt die Frage, was der DS5 sein will: Sportler? Sänfte? Gleiter? So, wie sein Aussehen schon eine Einordnung schwierig macht, ist auch seine Auslegung. Er will alles sein, ist aber nichts so richtig und genau dadurch schwächelt er leider. Eine konsequente Fokussierung auf das Thema Komfort und der Citroën DS5 wäre mein absoluter Liebling!
Worin er besticht
Stil, Auftreten und das Anderssein. Genau das beherrscht der Citroën DS5 auf ganzer Linie. Er sieht fantastisch aus, der Innenraum glänzt mit wunderschönem Design und der Hybridantrieb genießt in dieser Form Exotenstatus. Wer sich vom Einheitsbrei abheben will, ist beim DS5 genau richtig.
Worin er nicht überzeugt
Der Komfort bleibt beim Citroën DS5 leider auf der Strecke. Als größerer Fahrer fühlt man sich beengt, die Fußablage sitzt viel zu weit im Innenraum, statt des automatisierten Schaltgetriebes würde man sich eine Wandlerautomatik wünschen und das Fahrwerk ist deutlich zu straff geraten, beim Versuch dem DS5 trotz seines Gewichts eine Prise Sportlichkeit einzuhauchen. Schade, dass es kein hydropneumatisches Fahrwerk gibt, wie beim C5.
Der Citroën DS5 bei anderen Bloggern
- autophorie.de – Citroën DS4 Hybrid4 im Test
- bycan.de – Mit der Citroën DS5 im Hier und Jetzt
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- mein-auto-blog.de – Citroën DS5 Hybrid4 Fahrbericht
- radical-mag.com – Extravaganz funktioniert! Citroën DS5 Hybrid
Wertung
- Fahrdynamik: 4
- Fahrspaß: 6
- Sound: 3
- Verarbeitung: 4
- Komfort: 3
- Ausstattung: 7
- Verbrauch: 4
- Preis/Leistung: 3
- Persönliche Anziehungskraft: 7
Technische Daten
Citroën DS5 Hybrid4 Airdream Sport Chic
- Motor-Bauart:
- Vierzylinder Common-Rail Turbodiesel mit 27 kW Elektromotor
- Hubraum:
- 1.997 cm³
- Leistung:
- 147 kW / 200 PS bei 3.850 U/Min
- Drehmoment:
- 300 Nm bei 1.750 U/Min
- Höchstgeschwindigkeit:
- 211 km/h
- Beschleunigung (0-100 km/h)
- 8.6 Sekunden
- Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
- 3.8 L / 4 L / 3.9 L Diesel
- Grundpreis Citroën DS5 Hybrid4 Airdream Sport Chic:
- 44.640 €
- Testfahrzeugpreis:
- 48.047 €
- Testverbrauch:
- 7.0 Liter / 100 km über 2.150 km
- Leergewicht:
- 1.735 kg
- Max. Zuladung:
- 530 kg
- Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
- 4.530 mm / 1.871 mm / 1.505 mm
7 Kommentare
Hi,
Offtopic:
Was nutzt du für eine Kamera und welches Zubehör damit die Laternen zum Beispiel nicht blenden? Die Bilder sind von den Farben her echt klasse 🙂
Achso:
Der Artikel ist natürlich auch sehr gelungen! 🙂
LG
Sebastian
Hi Sebastian 🙂
Danke für dein Lob! Kameraequipment ist sehr spärlich: ich nutze eine EOS 400D und dazu ein Kit-Objektiv bzw., wie für diese Bilder hier, das 50mm Festbrennweiten-Objektiv mit 1.8er Blende und natürlich ein Stativ 😉
Für die Bilder habe ich die Blende möglichst weit zu gemacht (hoher Wert) und entsprechend lange belichtet. Dann blendet das Licht nicht und es entsteht dieser „Starburst“-Effekt bei Laternen und Scheinwerfern. Da muss man dann eben ein wenig spielen und ausprobieren.
LG
der andere Sebastian 😉
Warum gibt Critroen KEINE information zur ladeanzeige der batterie – ich komme nicht ueber 5-strich?
Hat wer eine anwort darauf – da ich den DS5 (200ps) seit einem
halbeben Jahr fahre bin ich immer noch sehr zufrieden
mdif
Freddy TIEFENBACHER (schweden)
Aus dem DS5 Handbuch
Warum ist meine Batterie selten voll aufgeladen?
Ein teilweise aufgeladene Batterie funktioniert normal (im Durchschnitt 4 bis 5 Balken im Modus Auto).
So wird immer eine Verfügbarkeit ermöglicht, um im Gefälle oder beim Entschleunigen kostenlose Energie
zurückzugewinnen.
Hier noch der Link zur Bedienungsanleitung
http://flipbook.diadeis.com/infotec_AC/index.html?mode=flipbook&vehicule=c1&lang=de_de&oldmode=noed#/46
VIELEN Dank dir für die klasse und hilfreiche Antwort! 🙂
Super, daß Du immer noch Freude an Deinem neuen Gefährt hast!
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