Es war einmal, das erste Mal. Erneut ein erstes Mal. Denn die zwei Wochen im Kia Soul 1.6 CRDi, waren auch meine erste Begegnung mit der Marke Kia. Und eines kann ich schon jetzt sagen: diese zwei Wochen haben bei mir mit jeder Menge Vorurteile aufgeräumt.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Der Kia Soul ist ein.. ja, was denn eigentlich? Den meisten befragten fiel eine Einordnung auf Anhieb schwer. Aber, er ist ein Crossover. Während Crossover nun grundsätzlich immer eine Kreuzung aus zwei Fahrzeuggattungen sein kann, ist beim Soul klar: Kompaktwagen trifft SUV. Wenn man aber auf einer Skala von 0, Kompaktwagen bis 100, SUV den Mittelpunkt dieser Kreuzung bestimmen müsste, würde es aber eher im Bereich unterhalb 50 liegen. Denn er will kein SUV sein, bringt aber dessen praktische Veranlagungen mit: etwas erhöhte Sitzposition, bequemer Ein- und Ausstieg und angenehme Platzverhältnisse.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Mir gefällt zudem das Styling einfach sehr gut. Ich mag die kastige Form in Verbindung mit den kräftig ausgeformten Radhäusern. Dazu  die kurze aber prägnante Haube, das Scheinwerferdesign mit darunter nach innen versetzt liegenden LED-Tagfahrleuchten oder etwa das Heck mit seinen Rückleuchten im LED-Look. Ja, ich finde der Soul sieht cool aus. Aber in dieser Hinsicht gingen die Meinungen auseinander. Zumindest mal das „Vanilla-Weiß“ wäre jetzt nicht meine Farbe, aber sonst habe ich an ihm nichts auszusetzen. Dabei richtet er sich vor allem an jüngeres Publikum, für das es dazu auch noch einiges an Individualisierungsmöglichkeiten gibt.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Zur Serienausstattung der „Spirit“-Version, die ab  22.100 € zu haben ist, gehören bereits schöne 18″-Felgen, Nebelscheinwerfer, Klimaautomatik, Radio mit USB und AUX-In und etwa die Sitzheizung. Optional gibt es nur das Technik-Paket (Soundsystem, Start/Stopp, autom. abblendender Innenspiegel, Rückfahrkamera) und das Lederpaket.

Im Innenraum geht es schlicht, aber nicht langweilig zu. Gerade der hervorstehende Mittelteil des Armaturenbrettes hebt sich optisch ab, alles wirkt aufgeräumt und vernünftig verarbeitet. Gut, ein einfaches LCD Display macht für ein MP3 Radio nun nicht so wirklich viel Spaß, aber dafür ist alles am Soul sehr übersichtlich und praktisch gebaut. Platz für Getränke hat man, Ablagefächer gibt es genug und die Sitze sind auch auf längeren Etappen erstaunlich bequem, wenn sie auch nicht gerade viel Seitenhalt bieten. Für kalte Wintermorgende ist zudem eine Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer an Bord, welche die Ledersitze auch erstaunlich schnell auf Temperatur bringt. Aber um „mein“ Feeling aus dem Innenraum mal wirklich zu beschreiben: ich war echt überrascht! Positiv. Und sehr angetan. Das erste Mal, als ich die Kabine des Soul geentert habe, war ich wirklich sehr angetan und es gab auch nach zwei Wochen nichts, das ich dort wirklich hätte kritisieren können.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Klar, hier und da wird viel Hartplastik verwendet, das zudem recht einfach gearbeitet ist. Aber, man darf den Preis nicht außer Acht lassen, immerhin geht der Soul bei rund 16.000 € los und hat nur wenig Spielraum nach oben. Und viel wichtiger: die Verarbeitung lässt nirgends zu wünschen übrig! Nichts klappert, nichts rappelt, alles sitzt fest und fühlt sich erstaunlich gut an.

Auch das Audiosystem lieferte einen brauchbaren Klang und kam auf Anhieb mit allerlei USB Sticks und Musikdateien klar. Lediglich die Zufallswiedergabe über das gesamte Laufwerk musste ich erst suchen. Nach einigen Tagen hielt ich instinktiv die Taste „RDM“ (welche erst einmal nur eine Zufallswiedergabe über den aktuellen Ordner macht) kurz gedrückt und et voila: schon läuft die Zufallswiedergabe über den gesamten USB Stick. Einziges Manko: nicht nur bei jedem Motorstart ist die Einstellung wieder weg, sondern – viel schlimmer – jedes Mal, wenn die Anzeige im Display sich komplett ändert. Wenn beispielsweise in der Zwischenzeit ein Anruf über die tadellos funktionierende Bluetooth-Freisprecheinrichtung kommt. Oder der Verkehrsfunk angeht. Oder man in die Einstellungen geht. Immer dann, ist die Zufallswiedergabe aus, was tatsächlich etwas nervig war.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Eine große Überraschung tat sich vor allem beim Langstreckenkomfort auf. Sicher, der Soul ist eher ein Stadtflitzer. Aber selbst auf langen Autobahnetappen konnte er mit erstaunlich niedriger Geräuschkulisse überzeugen. Wind- und Motorgeräusche waren bei üblichen Geschwindigkeiten bis 140 km/h sehr dezent. Erst darüber wurde es lauter und der Motor begann allmählich fröhlich zu schlucken.

Apropos Motor: der 1.6 CRDi ließ keine Wünsche offen. Mit seinen 94 kW (128 PS) war jederzeit ausreichend Leistung vorhanden, um dem Kia Soul ein ausreichendes Vorankommen zu sichern. Dazu ist er (inzwischen mit dem Facelift) angenehm zurückhaltend in der Geräuschkulisse. Der Verbrauch „geht in Ordnung“. Runde 7 Liter im Schnitt genehmigte sich der Soul über den Testzeitraum hinweg, da wäre vom Motor her sicher noch Luft nach unten.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Im Alltag schlug sich der Kia Soul wirklich ganz vorzüglich. Die Rundumsicht ist extrem gut, wird lediglich durch die „um die Kanten fließende“ breite C-Säule nach hinten etwas geschmälert. Beim Rangieren hingegen punktet er mit seiner in den Rückspiegel eingebauten Rückfahrkamera. In Parkhäusern muss man allerdings ein wenig aufpassen, nicht zu weit nach hinten zu fahren, sonst lässt sich nämlich die weit ausladend öffnende Heckklappe nicht mehr öffnen. Etwas Kritik muss auch das Display des Bordcomputer einstecken, welches bei Tageslicht manchmal etwas schwierig abzulesen ist. Was dagegen sehr gut gefiel: alle Anschlüsse für USB, Aux-In und 12V liegen genau an einem Fleck. Für den täglichen Gebrauch ist der Kia Soul wirklich ein unglaublich gutes Auto.

Übrigens: wie sich der Soul so im Alltag schlug, wurde im Testwagen-Stream festgehalten, auf welchem sich live auch alle anderen Testwagen verfolgen lassen. Die Einträge aus dem Testwagen-Logbuch findet ihr auch hier bei Twitter.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Fazit

Der Kia Soul 1.6 CRDi hat mich wirklich in vielerlei Hinsicht überrascht. Ich wusste nicht so recht, was ich bei dem Kia erwarten sollte. Aber alles worauf ich spekuliert hatte, wurde vom tatsächlichen Eindruck übertroffen. Sicher, mit einem Testwagenpreis von 24.910 € ist der Kia nun kein Billig-Auto. Angesichts der gebotenen Ausstattung und der übersichtlichen Aufpreisliste und des umfangreichen Serienumfangs, ist der Kia in Sachen Preis/Leistung ganz weit vorne dabei. Dazu kann die Verarbeitung tatsächlich in jeder Hinsicht überzeugen und selbst Menschen mit meinen Körpermaßen sitzen wunderbar bequem im Soul. Und nun das schlimmste zum Schluss: wirklich etwas zu kritisieren gab es am Kia einfach kaum zu finden. Der Dieselmotor könnte etwas sparsamer sein, aber im Großen und Ganzen war es das auch schon. Die von meinem Kollegen Thomas noch im ersten Modelljahr des Soul kritisierte hohe Geräuschkulisse wurde inzwischen ausgemerzt. Der Soul ist für die Landstraße und für die Stadt ein ganz großer Wurf, tut selbst auf langen Autobahnetappen nicht weh, sieht erfrischend anders aus und bietet ordentliche Platzverhältnisse. Und das alles auch noch bei 7 Jahren Garantie. Was will man mehr? MEHR Kia vielleicht! ICH will mehr Kia. Denn mich hat der Kia Soul angefixt und ich bin schon ganz gespannt, noch andere Modell zu „erfahren“.

Worin er besticht

Sein wunderbar angenehmes, nicht aufdringliches Fahrverhalten macht den Kia Soul zu einem Auto, in das man einfach jeden Tag gerne einsteigt und das einen weder in der Stadt, noch auf der Autobahn irgendwie stresst. Er ist einfach ein Auto, mit dem man gerne von A nach B kommt und einem das Leben dabei mit seiner Schlichtheit stets einfach macht. Dazu passt das Preis-/Leistungsverhältnis und die umfangreiche Ausstattung.

Worin er nicht überzeugt

Der Motor könnte in unteren Drehzahlen ein klein wenig mehr Biss vertragen. Dazu sorgt die kurze Getriebeübersetzung für hohe Drehzahlen und in Kombination mit der großen Stirnfläche für verhältnismäßig hohe Vebräuche bei Geschwindigkeiten über 120 km/h. Schade, denn eigentlich fühlt er sich auch bei 140 und 160 km/h noch angenehm an und bleibt auch angenehm ruhig.

Wertung

6.7/10
  • Fahrdynamik: 3
  • Fahrspaß: 6
  • Sound: 3
  • Verarbeitung: 7
  • Komfort: 5
  • Ausstattung: 6
  • Verbrauch: 4
  • Preis/Leistung: 8
  • Persönliche Anziehungskraft: 7
Mein passion:driving Wertungsschlüssel spiegelt meine subjektive Einschätzung des Testwagens in verschiedenen Kategorien wieder. Die fahrdynamischen Qualitäten spielen dabei eine große Rolle. Trotzdem wird ein Auto nur durch Performance keine 10er-Wertung erhalten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Wertungssystem.

Technische Daten

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit

Motor-Bauart:
Vierzylinder DOHC Common-Rail Turbodiesel
Hubraum:
1.582 cm³
Leistung:
94 kW / 128 PS bei 4.000 U/Min
Drehmoment:
260 Nm bei 1.900 – 2.750 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
180 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
10.7 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
5.7 L / 4.4 L / 4.9 L Diesel

Grundpreis Kia Soul 1.6 CRDi Spirit:
22.100
Testfahrzeugpreis:
24.910
Testverbrauch:
7.2 Liter / 100 km über 1.488 km
Leergewicht:
1.444 kg
Max. Zuladung:
445 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.120 mm / 1.785 mm / 1.660 mm

Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

5 Kommentare

  1. Hi,

    es freut mich das es dich nach langer Zeit mal zu einem KIA verschlagen hat 😉
    Da ich ja selbst einen fahre kann ich dir in den meisten Punkten nur zustimmen.
    Das Vorgängermodell hatte ich mir auch angesehen bzw. bin ihn gefahren und da war das größte Manko einfach die Rundumsicht. Die Sicht nach hinten war bescheiden. Das neue Modell habe ich noch nicht in Augenschein genommen aber KIA scheint ja mit der Rückfahrkamera und etlichem Zubehör einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben. In Sachen Crossover habe ich sowieso meine eigene Meinung 😉 Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Finde ich.
    „Was will man mehr? MEHR Kia vielleicht! ICH will mehr Kia.“
    -> Bald kommt doch der Cee´d und der Pro Cee´d als GT Version. Dann hast du MEHR Kia 😉 Ich freu mich da jedenfalls schon drauf 🙂

    LG
    Sebastian

    • Ja, auf die GT Version vom pro_cee’d bin ich schon sehr gespannt! 🙂

      Die Rundumsicht ist, wie gesagt, nach wie vor dürftig. Aber immerhin gibt es ja inzwischen die Rückfahrkamera..

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