Gestern habe ich es kurz auf Facebook gesehen und schon fast vergessen, als Thomas von AutoKarma mich mit seinem Post noch mal daran erinnert hat: der Smart Roadster (wobei in Markenschreibweise wäre es wohl eher „smart roadster“) hatte gestern Geburtstag! 10 Jahre alt ist er geworden. Grund genug, das auch ich euch etwas über den kleinen Flitzer erzähle und ein paar Fotos aus meinem persönlichen Archiv mit euch teile 😉

Mein smart roadster im Brünnchen
Mein smart roadster im Brünnchen

10 Jahre ist es her, als der erste smart roadster zu einem Händler rollte. Und dahinter steckte ein vielversprechendes Konzept: gerade einmal 790 kg Gewicht, Heckantrieb, Mittelmotor – alleine diese Attribute versprachen Fahrspaß. Dazu kam das smart-Motörchen der zweiten Generation, der 0,7 Liter Dreizylinder, welcher Dank Turboaufladung 60 kW (82 PS) Leistung brachte. Das klingt nach nicht viel, hat aber gereicht, um dem roadster vernünftige Fahrleistungen zu bescheren. Straight-Line war eh nie sein Ding, auch nicht von konzeptuell ähnlich gelagerten Fahrzeugen, wie der Lotus Elise oder dem Mazda MX-5. Fahrdynamik, das war alles und auf kurvigen Landstraßen konnte man es mit dem Roadster dank seines niedrigen Schwerpunkts richtig krachen lassen.

smart(e) roadster on Tour
smart(e) roadster on Tour

Sehr von Vorteil war auch die smart-typische Fahrwerkskonstruktion: vorne übliche Kost, Dreiecksquerlenker mit McPherson Federbein, aber an der Hinterachse das smart-typische DeDion-Achskonstruktion. Im Grunde eine Kombination aus Starrachse und Einzelradaufhängung, welche den Vorteil mit sich bringt, dass sich der Sturz und die Spur beim Einfedern nicht verändern, die Reifen somit immer die volle mögliche Auflagefläche nutzen können und die ungefederten Massen stark reduziert werden. Der Nachteil der Konstruktion: wollte man mit dem smart ambitionierter unterwegs sein, gab es keine Möglichkeit, direkt am Fahrwerk irgendwie Einfluss auf den Sturz an der Hinterachse zu nehmen.

Reifenwechsel? Da musste man schon kreativ packen können
Reifenwechsel? Da musste man schon kreativ packen können

Eine große Schwäche des Roadster war, wie auch schon bei den anderen smarts, das automatisierte Schaltgetriebe. Dabei handelte es sich um eine 6-Gang-Schaltung, welche mittels Aktuator geschaltet wird. Und wer schon mal smart gefahren ist, wird die gähnend langen und ruppigen Schaltpausen kennen und hassen. Von smart gab es dafür nie eine vernünftige Lösung. Dafür entwickelte sich aus der Community heraus jede Menge an Softwareveränderungen für den smart, die nicht nur die Leistung ordentlich anhoben, sondern auch das Schaltverhalten stark optimierten. Unter webtom.gjl-network.net gibt es dazu sogar noch von mir ein Web-Interface, mit dem man sich sein eigenes Tuningfile für den smart roadster zusammenklicken konnte. Mein Roadster stand so nachher bei 120 PS und das mit annehmbaren Schaltzeiten (anbei für euch mal ein kleines Tachovideo meines Roadsters). 120 PS bedeuteten übrigens, dass mit gut 1,8 Bar Ladedruck eine Literleistung von über 170 PS aus dem kleinen Motörchen gepresst wurde, das weniger Hubraum hat, als eine Flasche Wasser Volumen 😉

Um mich war es geschehen, noch bevor ich meinen Führerschein hatte. Ein Freund von mir, welcher im Mercedes-Benz Werk in Gaggenau arbeitete, fuhr zu der Zeit eine C-Klasse als Mitarbeiterfahrzeug geleast. Die war für 2 Tage in der Werkstatt und er bekam als Ersatzfahrzeug einen smart roadster. Ich saß rein, er startete den Motor, der heisere Dreizylinder knurrte im Nacken – alleine da war ich schon begeistert. Zwei Jahre später, ich hatte gerade meinen Führerschein gemacht, habe ich mir einen 1.500 km „alten“ smart roadster für 13.000 Euro gekauft und ihn vier Jahre lang behalten, gepflegt und ordentlich am Fahrwerk geschraubt, alleine um die Nachspur zu reduzieren und das lästige Untersteuern loszuwerden.

Mein smart roadster auf der Nordschleife

Ja, der roadster war ein tolles Auto! Und ich war nie wirklich ein Fan des roadster Coupé, auch wen das gefühlt mehr Fans in der Community fand. Sowieso: ob Roadster oder Coupé war schon fast eine Glaubensfrage. Der Roadster bekam den Spitznamen „Wickeltisch“, während das Coupé gerne auch Glaskasten oder Kombi genannt wurde..

Bleibt noch die Frage, woran es wohl letztlich scheiterte? Ich behaupte, es war der Preis und das schwache Marketing. Kaum ein Mensch auf offener Straße wusste, dass DAS Auto ein smart sein soll, haben dann oft gelacht, als hätte ich das zum Spaß gesagt. Dazu war auch der Einstiegspreis mit rund 18.000 Euro deutlich zu hoch, zumindest gemessen an den gerade einmal 82 PS (auch wenn die schon für vernünftigen Fahrspaß reichten). Da sind Thomas und ich uns wohl einig. Er findet sogar, dass die rund 15.000 Euro für das später erschienene 62 PS Modell noch deutlich zu viel waren – und vermutlich hat er Recht. Und doch: seit 2-3 Jahren hat sich bei den Preisen für gebrauchte Roadster nicht mehr viel getan. In vielen Automobilzeitschriften wird bereits auf den Klassiker der Zukunft spekuliert und auch für mich ist eines sicher: jetzt kommt zwar erst einmal die Elise, aber irgendwann wird wieder ein smart roadster in der Garage stehen – auch da sind Thomas und ich uns einig 😉


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

Schreibe einen Kommentar