Audi hat nach gut einem Jahr nun endlich das sportliche Derivat des Audi A3 8V nachgelegt. Mit dem neuen Audi S3 setzt man auf altbewährte Hausmannskost aus Ingolstadt: der 2.0 Liter TFSI Motor und natürlich der quattro Allradantrieb. Wie sich der S3 beim Erstkontakt schlagen konnte, das möchte ich euch nun gerne verraten.

Audi S3 (8V) quattro

Eigentlich, sollte man meinen, hatte der S3 an dem Freitag der Testfahrt einen schweren Stand, denn er war nicht das einzige, von Audi präsentierte neue Modell. Denn an diesem Tag ging es auch um den neuen Audi RS6 – der Bericht dazu folgt noch. Und am Morgen bin ich zuerst mit dem RS6 gefahren. Einen Leistungsabfall von fast 50%, von 560 auf 300 PS und da soll der S3 gut wegkommen? Aber eines nach dem anderen.. Genau an dem Punkt scheiden sich aber wohl die Geister. 300 PS. Nur? Jens stellt die provokante These auf, der S3 sei angetreten, um zu verlieren. Die künftige Mercedes-Benz A45 AMG kommt schließlich mit 360 PS daher, der BMW 135i mit 320 PS. Macht das was? Nein. Denn für diese Leistungsregionen wird es schließlich ja auch wieder einen RS3 geben. Und da sich Audi inzwischen von der Politik verabschiedet hat, die RS-Modelle erst sehr spät im Lebenszyklus der Baureihe nachzuschieben, immerhin gibt es den RS6 nun auch bereits sehr früh, kann man davon ausgehen, dass wir auf den RS3 nicht besonders lange warten müssen.

Audi S3 (8V) quattro

Und überhaupt: Leistung ist nicht alles. Höchstens für die ein oder andere Stammtischrunde mag die genaue PS-Zahl ausschlaggebend sein. Sowieso versteht sich der Audi S3 in Zurückhaltung. Optisch kommt er überraschend dezent daher. Nach aggressivem Sportmodell wirkt er nicht auf den ersten und auch nicht auf den zweiten Blick. Understatement ist seine Ansage. Warum das Heck dann von einer eher übertriebenen 4-flutigen Abgasanlage geziert wird, bleibt mir in dem Kontext ein Rätsel, wer den S3 von hinten sieht, für den ist es aber ohnehin schon zu spät.

Audi S3 (8V) quattro

Das gleiche Spielchen spielt der S3 auch beim Motor: alles ist sehr dezent und unauffällig. Zwar stampft er mit einem kräftigen Drehmoment von 380 NM nach vorne, in seiner Charakteristik wirkt der Motor aber schon fast zu glatt, zu perfekt. Ich bin ja ohnehin eher ein Fan der Gattung „Beim Turbo muss man spüren dürfen, dass man einen Turbo fährt!“. Schaltet man zudem das drive select in den normalen oder komfortablen Modus, ist vom Triebwerk ohnehin nichts mehr zu hören. Insofern stellt der S3 auch ein perfektes Reiseauto dar, das kann, wenn man will. Geht man in den „dynamic“ Mode, wird über Membranen an der Wand zwischen Motorraum und Cockpit der Klang in den Innenraum geleitet und modelliert. Aber auch das kann mir nicht so recht gefallen, klingt zu synthetisch und eintönig.

Audi S3 (8V) quattro

Fassen wir noch mal zusammen: Jens sagt, er hat zu wenig Leistung, allgemein steht er optisch sehr unauffälig da und der Motor ist zwar perfekt, aber auch etwas fad in der Charakteristik. Kann der S3 das Ruder noch herumreissen? Er kann! Und zwar ab dem Moment, wo man sich mit ihm auf kurvige Landstraßen begibt! Dank des „S“ im Namen ist das ESP komplett deaktiviertbar und das bedeutet in Kombination mit dem Allradantrieb sehr viel Fahrspaß! Denn im Gegensatz zum Konzernbruder, dem VW Golf, ist bereits der A3 schon nicht auf ein stoisch-neutrales Fahrverhalten ausgelegt. Nein, mit ihm kann der geübte Fahrer noch arbeiten. Und beim S3 kann man das erst Recht! Scharf anbremsen, kräftig einlenken, das Heck in die Kurve werfen und dann früh auf’s Gas. Der Motor verwandelt den Gasbefehl nahezu verzögerungsfrei in Vortrieb und dank quattro krallt sich der S3 hart in den Asphalt, um unter kräftig Zug aus der Kurve herauszubeschleunigen. So muss das sein! Ein Auto, das seinem Fahrer die Möglichkeit gibt, ungestört zu arbeiten. Dabei sortiert die 6-Gang s-tronic die Gänge gewohnt schnell und zügig, egal ob rauf oder runter!

Audi S3 (8V) quattro

Und trotz des großen Leistungsunterschiedes vom RS6 zum S3 würde ich jederzeit einem S3 den Vorzug geben. Warum? Ganz einfach: Gewicht! Gewicht, Gewicht, Gewicht! Steigt man um, merkt man urplötzlich, wie alles direkter, unmittelbarer und kontrollierbarer wird. Auf der Landstraße, da fühlt sich der S3 wirklich richtig wohl. Hält man oben beschriebene Fahrweise aber eine Zeit lang bei, macht sich dann aber doch noch ein Kritikpunkt bemerkbar: die Bremsen. Ernsthafterer Dauerbelastung halten sie nicht stand. Zwar bleibt der Pedaldruck noch verhältnismäßig konstant, die Bremsleistung lässt aber spürbar nach und wird man für einen kurzen Moment langsamer macht sich am aufsteigenden Rauch der Hitzekollaps der Bremsanlage bemerkbar. Hier ist für Audi dringend Nachsitzen angesagt!

Audi S3 (8V) quattro

Fazit

Nach den ersten Kilometern kann der Audi S3 überzeugen! Er ist bei weitem nicht so langweilig, wie es der erste Eindruck vermittelt. Bewegt man ihn entsprechend dynamisch – und alleine dafür das Lob: er lässt es mit sich machen! – kommen seine wahren Qualitäten zum Tragen. Dazu hat man natürlich gewohnt hochwertige Verarbeitungsqualität und eine Ausstattung, um mit dem S3 auch Dauergast auf langen Autobahnetappen zu sein. Einen ganz tiefen Kratzer bekommt der S3 in Puncto Bremsen. Für ein Modell mit „S“ im Namen, ist so ein Hitzekollaps an einem verhältnismäßig kühlen und nassen Tag einfach ein No Go!
Audi S3 (8V) quattro

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Technische Daten

Audi S3 2.0 TFSI quattro S tronic

Motor-Bauart:
2.0 Liter Vierzylinder TFSI Motor mit FSI-Direkteinspritzung und Abgasturboaufladung
Hubraum:
1.984 cm³
Leistung:
221 kW / 301 PS bei 6.200 U/Min
Drehmoment:
380 Nm bei 1.800 – 5.500 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
4.8 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
8.8 L / 5.9 L / 6.9 L SuperPlus (ROZ 98)

Grundpreis Audi S3 2.0 TFSI quattro S tronic:
40.800
Testverbrauch:
14.4 Liter / 100 km über 182 km
Leergewicht:
1.490 kg
Max. Zuladung:
485 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.254 mm / 1.777 mm / 1.401 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Audi nach München eingeladen. Reisekosten und Verpflegung wurden von Audi übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

13 Kommentare

  1. Hi Sebastian,

    Danke für den tollen Test! Kannst du etwas über das LED Licht sagen? Bist du ihn auch im dunkeln gefahren und kannst über den Unterschied zum Xenon berichten?

    Beste Grüße
    Chris

    • Hi Chris,

      danke für deinen Kommentar. Das LED Licht im S3 konnte ich nicht testen, Gelegenheit im Dunkeln zu fahren gab es leider nicht. Aber ich hatte ja auch dieses Jahr noch einen R8 V10 plus im Test, welcher mit den LED Scheinwerfern ausgestattat war und ich muss sagen: ja, es ist ein krasser Unterschied. Bei „normaler“ Ausleuchtung ist das schon spürbar, richtig stark wird der aber vor allem bei Fernlicht.

      Das Licht hat auch eine ganz andere helle, klare Farbe, wirkt dadurch sehr angenehm und alles was man sieht gestochen scharf, bis in den Rand hinein. Ich persönlich fand das LED Licht wirklich extrem gut.

      VIele Grüße
      Sebastian

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