Dürfte irgendein Mercedes in den letzten Jahren für so viel Aufregung gesorgt haben, wie die neue A-Klasse und der auf dieser Basis später erschienene CLA? Wohl kaum. Die beiden wurden mit einem Höchstmaß an Aufmerksamkeit bedacht. Für mich besonders interessant waren aber vor allem die AMG Modelle – in vielerlei Hinsicht echte Rule Breaker…

Mercedes-Benz CLA 45 AMG A 45 AMG

Rule Breaker? Ernsthaft? Nun ja.. schaut man sich einmal an, was bisher eher typisch für AMG ist, dann ist sind die beiden Fünfundvierziger tatsächlich gewisse Ausreißer – in mehrfacher Hinsicht. Da wäre zum Beispiel die Größe. Denn die beiden sind mit das kleinste, was es aus dem Hause AMG je gegeben hat. Nicht nur “körperlich”, sondern auch unter der Haube. Denn da schlummert ein 2-Liter-Vierzylinder-Turbomotor. Ein Vierender? Ein Ding mit mindestens zwei Pötten zu wenig soll für fulminanten Vortrieb sorgen. Ja!

Mercedes-Benz A45 AMG

Und damit wären wir beim nächste Novum: der spezifischen Leistung nämlich. 265 kW (360 PS). Ich wiederhole: zwei-hundert-fünfundsechzig kah-weh! Aus zwei Litern Hubraum! Einmal den Taschenrechner gezückt oder kurz im Kopf nachgerechnet, macht das eine Literleistung von 181 Pferdestärken. Zum Vergleich: der Porsche 911 GT3 RS 4.0, die letzte epische Evolutionsstufe des 997er, hatte eine Literleistung von 125 PS pro Liter Hubraum – allerdings eben “nur” ein Saugermotor. Turbo? Bitteschön: Wie wäre es dann mit dem Koenigsegg CCXR Trevita: 1.018 PS aus 4,7 Liter Hubraum. Das macht 217 PS pro Liter Hubraum. Gar nicht mal so viel mehr, als im schnellen A. Erreicht wird diese hohe Leistung dank eines Ladedruckes von 1,8 bar.

Mercedes-Benz CLA 45 AMG

Mercedes-Benz CLA 45 AMGDass das ganze noch mit “nur” 98 Octan zu fahren ist, grenzt schon fast an ein Wunder. Die Direkteinspritzung hilft natürlich auch dabei, die Klopffestigkeit zu erhöhen. Schaut man sich dann den Motor an, welcher mit speziellen Lagerschalen, Laufbuchsen, leichtem Kurbeltrieb, geschmiedeten Kolben und Kurbelwelle und vielem mehr eine hohe Laufleistung garantieren soll, wie die speziell beschichteten Zylinderlaufbahnen für weniger Reibung sorgen oder wirft man einen Blick auf die überdimensional großen Ansaugleitungen, den großen TwinScroll-Lader… wenn man sich all dies nur einen Moment anschaut, wird klar: dieses Triebwerk hat es in sich und ist definitiv ein Meilenstein des Motorenbaus.

Mercedes-Benz A45 AMG

Und sorgt er auch für entsprechend viel Vortrieb? Oh ja, das tut er! Alleine dank des permanenten Allradantriebes 4Matic. Hart am Gas bügelt der fein-regelnde 4Matic einfach so glatt. An einer Kreuzung stehen, um anschließend mit Vollgas nach rechts abzubiegen, egal ob CLA 45 oder A 45 – beide bleiben Spurtreu und höchst neutral. Und genau hier kommen die beiden Affalterbacher Stürmer ein wenig ins Straucheln. Ich hatte das Glück, beide Modelle auf dem höchst anspruchsvollen Bilster Berg zu testen (was für eine Strecke! WAS FÜR EINE STRECKE! Aber dazu in einem eigenen Beitrag mehr). Auf der Rennstrecke war sofort eines spürbar: beide AMG sind richtig scharfe Messer.

Mercedes-Benz CLA 45 AMG

Lenkung, Bremse, Gas – alles reagiert auf feinste Bewegungen und A 45 und CLA 45 werden zum Präzisionswerkzeug. Hart auf der (höchst belastbaren) Bremse werden die kleinen kompakten leicht nervös, aber das kennt man von Fahrzeugen dieser Größenordnung ja. Beim Einlenken folgen die beiden präzise dem Richtungswunsch des Fahrers, neutral bis leicht untersteuernd geht es durch den weiteren Kurvenverlauf, während sich unter Volllast beim Herausbeschleunigen völlige Neutralität einstellt und der 4Matic-Allrad gänzlich unauffällig und kaum spürbar die 450 NM Drehmoment zwischen den vier Rädern verteilt. Wilde Heckschwenks? Fehlanzeige. Um die beiden AMG aus der Ruhe zu bringen, erfordert es schon rohe Gewalt auf der Bremse in Verbindung mit schnellen und hektisch ausgeführten Richtungswechseln – oder völlige Unfähigkeit am Volant. Aber selbst dann fängt das ESP, sofern nicht vollständig abgeschaltet (und ja, das geht!) das Fahrzeug wieder sicher ein, wie sich durchaus während der ein oder anderen Runde beobachten ließ.

Mercedes-Benz CLA 45 AMG

Aber letztlich ist es genau diese Neutralität, diese absolute Ruhe, die CLA 45 und A 45 AMG etwas unaufgeregt wirken lassen. Sicher, der hohe Aufwand, der beim Sounddesign betrieben wurde, hat sich gelohnt, der Vierzylinder klingt gerade mit der AMG Performance-Abgasanlage fantastisch und trägt zum sportlichen Feeling bei. Das Fahrwerkssetup ist hervorragend und bietet sogar noch Restkomfort, die Lenkung ist höchst präzise und das komplett überarbeitete Doppelkupplungsgetriebe (das mit dem aus der Serien-A-Klasse eigentlich nur noch das Gehäuse teilt) leistet einen hervorragenden Job. Dadurch sehen die Kompakt-AMG nicht nur sportlich aus, sie sind es auch – und das so richtig! Es bleibt aber ein ähnliches Problem, wie beim aktuellen GTI: schnell, präzise, gut – aber irgendwie auch ein kleines bisschen unaufregend. Zumindest auf der Rennstrecke würde man sich etwas mehr Hecklastigkeit wünschen.

Mercedes-Benz CLA 45 AMG

Fazit

Unterm Strich bleibt aber trotzdem eines im Gedächtnis hängen: zwei höchst unterhaltsame kleine AMG-Modelle, die trotz allem jede Menge Fahrspaß bieten. Der Motor ist eine Wucht und die beiden AMG lassen sich höchst präzise und schnell über die Rennstrecke dirigieren. Dazu eine Klangkulisse, welche mit einem sonor-kernigen Klang und einem markerschütternden Hochschalt-Zündunterbrechungs-Plopp die ganze Nachbarschaft aufwecken kann. Mercedes-Benz A 45 und CLA 45 AMG – sie beide sind höchst gelungene Kompaktsportler, von denen sich der ambitionierte Sportfahrer vielleicht noch eine Prise mehr Schärfe wünschen würde, aber dennoch für kaum einen ernsthaften Interessenten irgendeinen Wunsch offen lassen dürfte. Jetzt darf man gespannt sein, wie es aussieht, sobald die Ingolstädter ein paar Kohlen nachlegen.

Mercedes-Benz CLA 45 AMG

Mercedes-Benz CLA 45 und A 45 AMG bei anderen Bloggern

Technische Daten

Mercedes-Benz A 45 AMG, CLA 45 AMG

Hubraum:
1.991 cm³
Leistung:
265 kW / 360 PS bei 6.000 U/Min
Drehmoment:
450 Nm bei 2.250 – 5.000 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
4.6 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
k.A. L / k.A. L / 6.9 L SuperPlus (ROZ 98)

Grundpreis Mercedes-Benz A 45 AMG, CLA 45 AMG:
49.682
Testverbrauch:
19.4 Liter / 100 km über 362 km
Leergewicht:
1.445 kg
Max. Zuladung:
525 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.292 mm / 1.780 mm / 1.433 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Mercedes-Benz nach Höxter eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Mercedes-Benz übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

8 Kommentare

  1. Was für ein tolles Auto. Aber der Verbrauch ist für das Segment, AMG hin oder her; nicht mehr zeitgemäß. Frag mich erhlich auch, wer solch ein Auto kaufen soll.

    • William Achterfeld Antworten

      Wieso der Verbrauch? Also für mich kommen 6,9l als nicht allzu viel rüber, wenn man die 360PS bedenkt…

  2. Frag mich wer die Zielgruppe für dieses Auto ist? Für diese Preis bekommt man ja bereits einen vernünftigen gebrauchten Porsche!

    • Durchaus. Aber bei solchen Autos ist es ja ohnehin eher „weil man kann“. Die Zielgruppe definiert Mercedes übrigens ab Mitte 30 bis Mitte 40.

  3. Die Autos sind echt toll aber ich denke für die Stadt sind sie nicht wirklich ideal. Was soll denn bei Stop & Go für ein Durchschnittsverbrauch rauskommen?

    • Dank Start/Stopp und all solchem Schnickschnack hält sich der „ruhige“ Verbrauch noch in Grenzen. Aber was will ein Auto mit mehr als 200 PS überhaupt in der Stadt? 😉

  4. Hallo
    Danke für den Artikel.Jetzt bin ich beruhigt, so ein Teil hatte ich gestern vor mir im Schwarzwald. Ich auf meiner schon etwas älteren BMW R 1150GS Adventure. Das ein Sportwagen möglicherweise in den Kurven etwas schneller ist, hätte mich nicht verwunder. Aber bei einer A-Klasse war ich doch recht verwirrt. Vor allem, als ich nich mal auf den Geraden wirklich näher kam. Ob ich schon mal anfange zu sparen 😉
    Schöner Blog mit tollen Autos, hab ich gleich mal verlinkt.
    Gruss

    • Ja, die AMG-A-Klassen sind schon verdammt flott unterwegs und der Motor auch für die Geraden sehr, sehr potent 🙂

      Aber vielen Dank für das Kompliment – herzlich willkommen hier! 🙂

      LG
      Sebastian

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