„TT-Killer aus Frankreich“, „der französische Mini“ und und und. All diese Beinamen hat der Peugeot RCZ schon bekommen. Sportler soll er sein? Oder doch ein GT? Einfach „nur“ ein Coupé? Man weiß es nicht. Also nahm ich mir zwei Wochen Zeit mit dem Facelift des eleganten Franzosen, um genau das herauszufinden.

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Dem Peugeot RCZ wird gerne nachgesagt, er sei der französische TT. Ein sportliches Coupé eben. Und tatsächlich ist ihm äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit in der grundsätzlichen Formgebung nicht abzusprechen. Aber das muss ja auch nichts schlechtes sein. Im Gegenteil. Außerdem setzt der RCZ zusätzlich auf einige feine Details, die dem eher geradlinigen TT nicht bieten kann, wie etwa das fließend in die Heckscheibe übergehende Double-Bubble-Dach. Mit dem Facelift bekam der Franzose zudem eine überarbeitete Frontpartie spendiert, die der RCZ – mal ganz unter uns gesprochen – dringend nötig hatte. Denn das fiese Zahnspangen-Maul, das bis vor kurzem noch alle Peugeot-Modell verunstaltet hat, ist mit der Überarbeitung der Peugeot-Designsprache zum Glück Geschichte. Was beim Peugeot 508 anfing, wird nun also sukzessive auf alle weiteren Modelle übertragen.

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Allgemein wirkt der RCZ durch die überarbeitete Frontpartie und die unteren Lüftungseinlässe nun deutlich erwachsener und auch etwas kantiger – das passt als Kontrast sehr gut zur sonst eher runden Form. Zusätzlich profitiert er auch von den neuen LED-Tagfahrleuchten in der Frontschürze. Die Überarbeitungen am Heck hingegen fallen deutlich dezenter aus. Das macht aber auch nichts, denn das Heck ist so bereits formschön und vollendet, insbesondere dann, wenn man mit dem – so habe ich ihn einfach mal getauft – „Style Plus“-Knopf den Heckspoiler ausfährt. Ein großes „Style Plus“ liefern auch die optionalen 19-Zoll-Felgen. Diese sehen ganz einfach gesagt „zum niederknien“ aus – wunderschön!

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Im Innenraum wird der Fahrer von einem äußerst edlen Erscheinungsbild überrascht: Leder, soweit das Auge reicht. Der damit dunkel, aber edel erscheinende Innenraum wird dabei durch feine Kontraste akzentuiert. Weiße Kontrastnähte oder die feinen Einfassungen der runden Lüftungsdüsen. All das wirkt nicht nur ungemein stimmig, es lässt den RCZ geradezu luxuriös wirken. Der dunkle Innenraum bleibt dabei trotzdem, dank der langen Heckscheibe, ausreichend hell. Der Innenraum sieht aber nicht nur gut aus, er fasst sich auch gut an: alle Materialien wirken ordentlich verarbeitet, fühlen sich wertig an. Dazu passen die wunderschönen Rundinstrumente mit deren Ziffern in einer wunderschönen Schriftart. Kritik? Ja, die gibt es auch. Etwa das altbackene schwarz-rote Pixelmatrix-Display zwischen den Rundinstrumente, welches schon mit dem Umlauten in der deutschen Sprache überfordert ist (da wird aus „München“ schon mal „Mã_nchen“) und die in die Jahre gekommene Radio/Navigations-Kombo.

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Kann der Peugeot RCZ diesen positiven Eindruck auch in Bewegung aufrecht erhalten? Ganz kurz: er kann! Allerdings zeigt sich auch schnell, der RCZ ist durchaus sportlich veranlagt, aber kein echter Sportwagen. Eher untersteuernd bewegt er sich zwar willig überall dorthin, wo der Fahrer es will, der Vorderachse fehlt es aber häufig an Grip. Sei es beim zügigen Durchfahren von engen Kurven oder sobald der Dieselmotor sein Drehmoment von 340 NM an die Vorderräder bringt. Das tut er ab etwa 2.300 Umdrehungen auch sehr vehement. Niedrigere Drehzahlen sollte man meiden, besonders hohe – typisch Diesel eben – auch. Das nutzbare Drehzahlband fällt dennoch großzügig aus und in dem Drehzahlbereich fällt auch das Turboloch kaum auf. Auch akustisch haben die Peugeot-Ingenieure dafür gesorgt, den Diesel möglichst sportlich wirken zu lassen und lediglich die kernig-rauhen Töne in den Innenraum zu übertragen. Nageln, Tackern und klackern wird man im Innenraum nicht zu hören zu bekommen.

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Aber überhaupt: die Geräuschkulisse ist eine große Stärke des RCZ. Und nicht nur die: bei hohen Tempi auf der Autobahn dahingleiten? Gar kein Problem! Das Fahrwerk bügelt Unebenheiten seicht und sanft heraus, der RCZ liegt satt und sicher auf der Straße. Man fühlt sich eher in einer heckgetriebenen Limousine mit langem Radstand, denn einem frontgetriebenen Coupé. Noch dazu bleibt der RCZ in Sachen Wind- und Motorgeräuschen wunderbar dezent und auf den prächtig ausgeformten Sitzen fühlt man sich auch über lange Etappen hinweg pudelwohl – und belohnt dabei sogar mit angenehm niedrigen Verbräuchen.

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Fazit

Ein Diesel im Sportler? Ja, auch das funktioniert. Der Motor liefert ausreichend Vortrieb und versteckt seine bauart-bedingten unschönen akustischen Eigenschaften gekommt. Der Peugeot RCZ macht zudem auch im kurvigen Geläuf Spaß, auch wenn die Lenkung hierfür etwas mehr Feedback liefern könnte. Seine wahren Stärken offenbaren sich aber auf längeren Distanzen: der RCZ ist kein Sportler. Zumindest kein reinrassiger. Er ist ein waschechter GT. Und das lässt sich dick unterstreichen. Der edle Innenraum, die feine Verarbeitung, die hervorragende Geräuschkulisse und das elegant-sportliche Styling – der RCZ könnte schon fast ein Bond-Auto sein – das Zeug zum Gentleman-GT hat er auf jeden Fall. Und diese Stärken sind es, mit denen man den RCZ zu schätzen lernt. Da wird das Kurven-Heizen eher zur Nebensache – genießen ist angesagt. Und für den Sport steht ja auch bereits der RCZ-R in den Startlöchern.

Peugeot RCZ HDi Diesel Facelift

Wertung

7.0/10
  • Fahrdynamik: 4
  • Fahrspaß: 6
  • Sound: 4
  • Verarbeitung: 8
  • Komfort: 7
  • Ausstattung: 4
  • Verbrauch: 7
  • Preis/Leistung: 4
  • Persönliche Anziehungskraft: 6
Mein passion:driving Wertungsschlüssel spiegelt meine subjektive Einschätzung des Testwagens in verschiedenen Kategorien wieder. Die fahrdynamischen Qualitäten spielen dabei eine große Rolle. Trotzdem wird ein Auto nur durch Performance keine 10er-Wertung erhalten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Wertungssystem.

Technische Daten

Peugeot RCZ 2.0 l HDi FAP 120 kW

Motor-Bauart:
DW10C TED4: 4-Zylinder-Reihenmotor aus Grauguß, vorn quer eingebaut
Hubraum:
1.997 cm³
Leistung:
120 kW / 163 PS bei 3.750 U/Min
Drehmoment:
340 Nm bei 2.000 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
225 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
8.7 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
6.8 L / 4.5 L / 5.3 L Diesel

Grundpreis Peugeot RCZ 2.0 l HDi FAP 120 kW:
31.100
Testfahrzeugpreis:
38.860
Testverbrauch:
7.2 Liter / 100 km über 1.020 km
Leergewicht:
1.486 kg
Max. Zuladung:
339 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.287 mm / 1.845 mm / 1.362 mm

Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von Peugeot für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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