Mit dem 370Z und seinen Ahnen hat Nissan bei Sportfahrern schon lange einen Stein im Brett: Motor vorne, Antrieb hinten, eine sportliche Abstimmung, sechs Zylinder für ein Halleluja und das ganze zu einem bezahlbaren Preis. Ein Erfolgsrezept das mit dem neuesten Facelift im Jahr 2013 gleich ganze 6.000€ günstiger wurde – Schnapper? Ernster Sportler? Probieren wir es aus!

Nissan 370Z Roadster

Ich bin ja selbst ein großer Fan des Nissan 350Z gewesen. Ich war sogar lange drauf und dran, mir selbst einen zuzulegen, in blau natürlich, mit Leder in Alezan-Orange, schönen Rays-Felgen und Pack-Paket. Geworden ist daraus dann irgendwie doch nie etwas, eine andere Liebe war stärker, die Begeisterung für den Zettie ließ aber nie ganz nach. Dann kam der neue: 370Z – und letztlich konnte ich mich nie so ganz damit anfreunden. Der 350Z war rauh, roh, maskulin – da kam mir der 370Z zu weichgespült vor, entsprechend groß waren die Vorbehalte. Die Testwagen-Konfiguration konnte die auch erstmal nicht ausräumen: Automatikgetriebe, ohne Dach – kann das im Sinne der Sportlichkeit sein?

Nissan 370Z Roadster

Dabei hat Nissan mit dem Facelift im Frühjahr letztlich alles richtig gemacht: die Front wurde überarbeitet, die komischen Stoßzähne mussten einem kräftigen Kühlergrill weichen und die seitlich vertikal angeordneten LED-Tagfahrlichter machten die ganze Front zudem deutlich stimmiger. Plötzlich gab es für mich optisch (fast) nichts mehr zu kritisieren. Höchstens der Umstand, dass trotz 275er Gummis an der Hinterachse zwischen Rad und Radhaus-Außenkante immer noch ein smart bequem einparken könnte. Zudem hat Nissan dem 370Z im neuen Modelljahr vor allem einen neuen Innenraum beschert: was im ursprünglichen 370 noch kitschig und verspielt aussah, wirkt nun sehr viel wertiger. Denn die aktuelle Generation des Nissan-Infotainments, welches mich auch im Nissan Murano und im Infinit M35h begeistern konnte, hielt auch beim Sportler Einzug.

Nissan 370Z Roadster

Überhaupt kann man sich im Inneren des Nippon-Sportlers wunderbar wohlfühlen: die Verarbeitung und Materialwahl passt – insbesondere im Verhältnis zum Grundpreis von 38.900€. Aber auch wenn es ein paar Euro mehr wären, bleibt im Innenraum kein Wunsch unerfüllt. Wie der Vorgänger hat auch der 370 ein vertikal verstellbares Lenkrad mit auf der Lenkachse montierten Instrumenten, welche sich beim Verstellen mitbewegen.

Nissan 370Z Roadster

Einziger Wehrmutstropfen bleibt dabei der Umstand, dass das Lenkrad nicht in der Tiefe verstellbar ist – dank umfangreicher Einstellmöglichkeiten des Sitzes ist das aber noch gut auszugleichen. Das Lenkrad selbst liegt ohnehin so gut in der Hand, dass man den Halt zu keiner Zeit zu verlieren droht. Wo wir schon von Halt sprechen: die Sitze lassen da auch keine Zweifel offen. Sie könnten zwar noch tiefer ausgeformt sein, auf kurvigem Geläuf aus dem Sitz zu purzeln muss aber niemand fürchten.

Nissan 370Z Roadster

Auf kurvigen Geläuf zeigt der 370Z Roadster dann seine wahren Qualitäten. Meine Erwartungen kurz zusammengefasst: behäbig, träge, wenig präzise. Was ich aber erleben durfte, war ein Sportwagen, welcher schneller die Richtung wechselt, als so manche Partei ihre Positionen. Die Lenkung reagiert traumhaft direkt auf jeden Lenkbefehl und die Vorderachse kommt diesem Richtungswunsch ohne Wenn und Aber nach. Und das, obwohl immerhin gute 1,6 Tonnen dem physikalischen Gesetz der Masseträgheit ein Schnippchen schlagen müssen. Dank geringer Seitenneigung und einem überraschend neutralen Kurvenverhalten mit leicht und dezent mitarbeitendem Heck erschließen sich dem Z-Fahrer große Freuden bei der Erkundung des Grenzbereiches. Den 370Z um die Kurven zu werfen, wird mit jeder Biegung mehr zur Freude. Die Art und Weise, wie der Z zu begeistern weiß, Richtungswechsel durchführt und ein leichtes Spiel mit dem Heck zulässt, schiebt ihn schon fast in die Liga das aktuellen Porsche Boxster. Zwar nur fast, aber er ist extrem nah dran – am Speed UND am Fahrspaß!

Nissan 370Z Roadster

Allen Befürchtungen zum Trotz hat auch die 7-Gang-Wandlerautomatik wenig negativen Einfluss auf das Geschehen. Sie sortiert die Gänge präzise und direkt, das Wechseln in einen niedrigeren Gang wird mit präzisen Zwischengasstößen abgerundet und beim Erklettern der siebeneinhalbtausend Umdrehungen langen Drehzahlleiter  wird der Gang im manuellen Modus auch gehalten, sollte man eine Sprosse zu weit klettern wollen. Das Klettern braucht er auch, denn ein bei niedrigen Drehzahlen mit viel Drehmoment glänzendes Triebwerk ist der VQ37VHR, so die Motorbezeichnung, leider nicht. Ein Verlust ist das aber nicht, denn im Gegenzug zum VQ35DE, dem Vor-Facelift-Motor des 350Z, ist der Charakter des neuen Triebwerkes von äußerster Drehfreude geprägt.

Nissan 370Z Roadster

Fazit

Wer glaubt, der Nissan 370Z Roadster könne nur beim Preis punkte, der dürfte eine saftige Überraschung erleben, wenn er die erste Runde mit dem kräftig gebauten Sportler dreht: aus gutem Grund trägt der Z hierzulande auch den liebevollen Spitznamen „die dicke Lady“: die kräftigen Proportionen lassen den Z stämmiger und behäbiger wirken, als er letztlich ist. Stattdessen weiß der Roadster auf den ersten Metern mit seinem direkten und scharfen Fahrverhalten zu begeistern. Also alles super beim Spar-Sportler aus Japan? Naja, fast. Einen ernsten Kritikpunkt gibt es dann nämlich doch noch: ein 241 kW (328 PS) starker Sportwagen sollte nach mehr, als nur einem lauen Lüftchen klingen – dem Zettie fehlt es definitiv am bissgen Sound. Hierfür und – sofern irgendwelche Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Motors aufkommen – gibt es zwar noch die Nismo-Variante, aber akustisch dürfte er seine Fähigkeiten auch als Nicht-Nismo selbstbewusster nach außen geben. Value for the money? Ungeschlagen, wem ein festes Dach über dem Kopf ausreicht, der kann bereits mit knapp über 30.000 € einen echten, rassigen und potenten Sportwagen sein Eigen nennen. Großes Kino, Nissan!

Nissan 370Z Roadster

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Wertung

8.2/10
  • Fahrdynamik: 8
  • Fahrspaß: 8
  • Sound: 3
  • Verarbeitung: 7
  • Komfort: 4
  • Ausstattung: 6
  • Verbrauch: 3
  • Preis/Leistung: 8
  • Persönliche Anziehungskraft: 6
Mein passion:driving Wertungsschlüssel spiegelt meine subjektive Einschätzung des Testwagens in verschiedenen Kategorien wieder. Die fahrdynamischen Qualitäten spielen dabei eine große Rolle. Trotzdem wird ein Auto nur durch Performance keine 10er-Wertung erhalten können. Hier gibt es mehr Informationen zum Wertungssystem.

Technische Daten

Nissan 370Z Roadster Pack

Motor-Bauart:
V6/24V, vier oben liegende Nockenwellen mit Kettenantrieb, stufenlos variable Ventilsteuerung, Elektronisch geregelte Kraftstoffeinspritzung
Hubraum:
3.696 cm³
Leistung:
241 kW / 328 PS bei 7.000 U/Min
Drehmoment:
363 Nm bei 5.200 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
5.8 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
15.8 L / 8.1 L / 10.9 L SuperPlus (ROZ 98)

Grundpreis Nissan 370Z Roadster Pack:
38.900
Testfahrzeugpreis:
45.814
Testverbrauch:
14.4 Liter / 100 km über 1.451 km
Leergewicht:
1.526 kg
Max. Zuladung:
286 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.250 mm / 1.845 mm / 1.325 mm

Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von Nissan für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

1 Kommentar

  1. Wenn es dir schon bei diesem Modell am bissigen Sound fehlt, sei doch froh, dass du die Automatik Variante bekommen hast. Der Handschalter klingt nämlich noch langweiliger. 🙁

    Aber ansonsten wirklich ein traumhafter Wagen. Kann ich nur bestätigen.

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