Die Leitmesse der Auto-Industrie – zumindest der deutschen. DAS Highlight des Autojahres. Mit all solchen Titeln schmückt sich die IAA. Die „automobilste Show der Welt“ – für mich war es dann doch irgendwie einfach nur eines: eine Messe ohne jegliches Highlight…

Sicher, die Industrie hat sich vermutlich selbst keinen großen Gefallen getan. Es gab ja doch durchaus ein paar spannende Neuheiten, die meisten davon ließ man aber bereits vor der IAA aus dem Sack. Der BMW i3 beispielsweise. Spannend, ganz im Ernst! Mein Respekt an BMW, dass man sich getraut hat, das Thema Elektromobilität so radikal und neu mit einem Start Up innerhalb des Konzerns von Grund auf neu zu überdenken. Das ist sicher der klügere Weg, als in einem halbherzigen Versuch in Teile seiner Modellpalette einfach einen Elektromotor zu stopfen, irgendwas mit „e-“ vor den Modellnamen zu schreiben und sich dann dann als König der Mobilität von Morgen zu feiern.

IAA 2013: BMW i8
IAA 2013: BMW i8

Nein, um bei dem Thema ernst genommen zu werden, muss man schon ein wenig mehr Ernsthaftigkeit ausstrahlen, als es VW auf der IAA getan hat und insofern hat BMW wohl alles richtig gemacht, außer: dass die Katze zum i3 und i8 eigentlich schon vorher aus dem Sack war und die Überraschung auf der Internationalen Automobilausstellung ausblieb. Gerade diese Überraschungen fehlten.

IAA 2013: Audi nanuk nur als Pressefoto - kommt mir nicht auf die Speicherkarte.
IAA 2013: Audi nanuk nur als Pressefoto, sorry! Kommt mir nicht auf die Speicherkarte.

Gut, Audi wollte mit seinem nanuk quattro concept natürlich ganz, ganz groß punkten! Konzeptfahrzeuge sind natürlich oft eine Frage des Geschmacks, aber grundsätzlich sollen sie ja eine Richtung vorgeben, etwas neues aufzeigen. Die Sinnhaftigkeit einer Studie, bei welcher wohl irgendwem im Audi-Designstudio beim Abpausen eines R8 die Vorlage verrutscht ist und jemand weiteres anschließend auf die Idee kam, diesem Ding ein Geländefahrwerk und 22-Zoll-Sportreifen zu verpassen, erschließt sich mir allerdings noch nicht so ganz. Und damit meine ich: erschließt sich mir ganz und gar nicht. Immerhin: Audi zeigte auch die drölfste Auflage seines Sport quattro Konzepts. Dessen V10-Diesel mit 1000NM Drehmoment will ich bitte schön in der Serie sehen – aber darauf werden wir wohl gar nicht erst warten müssen.

IAA 2013: smart forfourdings
IAA 2013: smart forfourdings

Nun und sonst so? Bei BMW gab es noch den 4er zu sehen (schönes Ding!), Hyundai stellte einen neuen i10 vor (langweilig, praktisch, bestimmt gut), es gab SUV-Studien von Herstellern zu sehen, welche keinen SUV bauen sollten und smart zeigte ein nichtssagendes Etwas, welches klarmachen soll: es wird wieder einen forfour geben, mit dem Motor im Heck, so wie es sich für einen smart gehört. Ach und Renault? Ja, die bauen jetzt auch einen FiatRenault 500. Oder so.

IAA 2013: Renault baut jetzt auch einen Fiat 500
IAA 2013: Renault baut jetzt auch einen Fiat 500

Die wirklich spannenden Themen musste man schon genauer suchen, aber ein paar Perlen gab es eben doch: Peugeot zeigte wieder einmal den RCZ-R. 270 PS, Torsen-Sperrdifferenzial und 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Zu kaufen ab Anfang 2014 und ich freu mich darauf!

IAA 2013: Peugeot RCZ R - bauen, bitte, JETZT!
IAA 2013: Peugeot RCZ R – bauen, bitte, JETZT!

Oder Toyota, die zeigten den Yaris R Hybrid. Nichts, was jemals auf die Straßen kommen wird, aber ein paar fantastische Ideen. Zum Beispiel die geniale Idee, die durch Rekuperation entstehende Bremswirkung zum Torque Vectoring zu nutzen. Energiegewinnung durch Kurvenhatz – fantastische Idee. Die beste Idee zum Schluss: 420 PS. Im Yaris. Haters gonna hate!

IAA 2013: Hybrid done right: Toyota Yaris R Konzept
IAA 2013: Hybrid done right: Toyota Yaris R Konzept

Ach und dann wäre da noch der neue Kia soul. Doch, für mich wirklich nennenswert. Die koreanischen Senkrechtstarter haben den soul komplett überarbeitet, er sieht viel frischer aus, maskuliner, sportlicher – gefälliger. Auch der Innenraum bekam ein Update und ich freue mich auf den kleinen!

IAA 2013: neuer Kia soul
IAA 2013: neuer Kia soul

Und schon wieder Kia: die haben auch für den Optima ein Facelift vorgestellt, das schlicht fantastisch aussieht. Den Optima hatte ich erst kürzlich als Testwagen und ich kann euch sagen: hervorragendes Auto! Und auch bei Fiat blieb man nicht tatenlos: für die kleinen Lancia und Alfa Romeo gibt es endlich ein neues Infotainment-System. Der erste Eindruck war zwar auch noch nicht überragend, aber es ist ein meilenweiter Schritt nach vorne im Vergleich zu den bisherigen Systemen!

IAA 2013: Kia optima Facelift - well done!
IAA 2013: Kia optima Facelift – well done!

Dann war da noch Porsche, welche mit dem Porsche 918 und einer Fabelzeit von 6:57 Minuten den Rundenrekord für Produktionsfahrzeuge mit Straßenreifen auf der Nordschleife geknackt hat. Nicht wirklich neu, aber so konnte man noch einmal ein wenig Tamtam machen, während der fertige 918 das erste mal vollständig zu sehen war. Und offen gesprochen: so kalt mich der 918 bisher gelassen hatte, so sehr bin ich ihm nun verfallen, nachdem ich ihn das erste mal live sehen durfte. Die Proportionen sind ein Traum, die Karosserie präsentiert sich mit vielen feinen Details – ein Traum!

IAA 2013: Porsche 918 - Schönheit!
IAA 2013: Porsche 918 – Schönheit!

Aber das „Gschmäkle“ bleibt: alles keine Highlights. Diese Perlen waren bereits vorher bekannt, sie waren bereits vorher zu sehen. Und alles, was man darüber hinaus als Highlight verkaufen wollte, wirkte eher wie ein schmerzlich verkrampfter Versuch, einen neuen Trend zeigen zu können und sich als Vorreiter für Zukunftstechnologien zu präsentieren. Ob ein Golf, in den man einen Elektromotor gequetscht hat oder eine S-Klasse, die autonom von A nach B fahren kann. Jetzt auch Überland und im Kreisverkehr – irgendwie wirkt das auf mich alles ähnlich aufregend, wie das nächste neue supersauber-noch-weisser-machende Wunderwaschmittel, dass uns die Werbung jeden Tag auf’s neue auftischt. Alle sprechen von der Mobilität der Zukunft. Dazu gehören aber sicher auch neue Mobilitätskonzepte – und dafür ist es nicht mit dem einundzwanzigsten Ableger eines Carsharing Anbieters getan. BMWi ist wohl ein erster Schritt aber beim Rest? Wo bleiben eure Ideen, eure Konzepte? Mich könnt ihr jederzeit mit jeder Menge Fahrspaß und Querdynamik begeistern, aber bei der Mehrheit der sich dem Automobil abwendenden jungen Käuferschar dürfte das etwas anspruchsvoller werden – mit dem Spielchen „Tausche-Bausatz-Verbrenner-gegen-Bausatz-Emotor“ dürfte es nicht so einfach getan sein.

Ähnlich kritisch hat sich auch die geliebte und geschätzte Mechthild geäußert, lest also auch seine IAA Nachlese. Und wer es nun noch etwas ausführlicher mag, kann gerne bei meinen Kollegen mehr nachlesen zur IAA:


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

1 Kommentar

  1. Hi Sebastian, ich muss dir da leider Recht geben… dieses Jahr wars in Frankfurt etwas arg überraschungsarm. Vielleicht ist es einfach doch nicht so schlau, immer alles vorher schon zu verraten und im Netzt breit zu treten. Naja, nächstes Jahr nen neuer Anlauf und dann mal schauen..
    Es grüßt Linus

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