Bei Volvo lässt man die Korken der Innovation kräftig knallen: mit dem Modelljahr 2014 hält nun flächendeckend die neue Drive-E getaufte Motorengeneration Einzug. Das heißt einerseits: der Abschied vom Fünfzylinder ist nahe. Andererseits aber kommen damit moderne und effizientere Motoren an den Start, die für Fahrspaß und Vernunft sorgen sollen. Im Rahmen der Wintertestfahrten hatte ich die Möglichkeit, die Neuerungen des Modelljahres 2014 der Modelpalette bei Volvo zu erfahren.
Volvo Wintertestfahrten
Volvo ist stolz darauf: selbst entwickelt sind die neuen Drive-E Triebwerke. Sie kommen in den gehobeneren Volvo-Modellen S60, V60, XC60, V70, XC70 und S80 und ab sofort auch dem V40 zum Einsatz. Alle werden mit der neuen 8-Gang-Automatik von Aisin ausgeliefert. Ein interessantes Detail ist die Tatsache, dass die neuen Drive-E-Motoren, egal ob Diesel oder Benziner, auf dem gleichen Block basieren.

Neue Benzinmotoren T5 und T6

Volvo V60 Motor

Als neue Benzinmotoren gibt es den T5 und den T6. Den T5 konnte ich im Rahmen der Testfahrten im Volvo V60 erleben (Fahrbericht folgt). Der Motor nagelt im Kaltstart zwar laut hörbar wie ein Diesel, geschuldet der Direkteinspritzung, kann sich aber ansonsten in Sachen Charakteristik und Leistungsentfaltung sehen lassen. Dank Turboaufladung mit bis zu 1,4 bar Ladedruck leistet der T5 Benziner so stramme 180 kW (245 PS) aus zwei Litern Hubraum. 350 NM Drehmoment liegen ab 1.500 bis 4.800 Umdrehungen an. Das Ansprechverhalten ist großartig: nur minimal verzögert und von äußerster Drehfreude geprägt rennt der T5 die Drehzahlleiter hoch.

Volvo V60 T5

Dass beim V60 die alleinig angetriebene Vorderachse mit dem spontanen Antritt des T5 und seinem kräftigen Drehmoment schnell überfordert ist, muss wohl als Kehrseite der Medaille bezeichnet werden. Trotzdem überzeugt der Motor mit seiner Kultiviertheit und einer besonderen Laufruhe.

Volvo V60 T5

Dass das ganze auch noch halbwegs ökologisch vonstatten geht – Volvo spricht von einem Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern auf 100 Kilometer – ist umso beeindruckender. Freilich, die 6,2 Liter standen im Rahmen meiner Testfahrt über kurvenreiche Landstraßen zwischen München und dem Chiemsee, sowie der Fahrt ins bergische Land nicht an. Ein bei sportlicher Fahrweise erfahrener Durchschnitt von knapp unter 10 Litern muss sich dabei aber keinesfalls verstecken.

Volvo Drive-E T6-Motor

Wer mehr Leistung benötigt, wird mit dem T6 Motor bedient. Auch hier kommt der gleiche Motorblock zum Einsatz. Dessen besondere Modularisierung ermöglicht die Verwendung von ein und mehreren Turboladern oder – so beim T6 – zusätzlich eines Kompressors. So gerüstet wird der T6 im unteren Drehzahlbereich mit Hilfe eines Root-Gebläses unter Druck gesetzt, um im oberen Drehzahlbereich durch einen Turbolader abgelöst zu werden. Das Ergebnis sind 225 kW (306 PS) und ein Drehmoment von satten 400 NM das zwischen 2.100 und 4.500 Umdrehungen zur Verfügung steht, sobald der maximale Ladedruck von 1,6 bar anliegt. Den T6 gab es im Rahmen der Wintertestfahrten leider nicht zu erfahren, klar ist aber, dass Volvo somit den Weg geebnet hat, die Fünf- und Sechszylindermotoren allmählich auslaufen zu lassen. Die beiden Motoren, denen Fans wohl ein wenig nachtrauern werden, wird es ab sofort nur noch in den Allrad-Modellen geben – und auch dort vermutlich nur noch auf mittelfristige Sicht. Das macht aber nichts, denn mit den neuen Turbomotoren hat Volvo auf Anhieb einen sehr guten Wurf gelandet.

D4-Dieselmotor mit zweistufiger Aufladung

Neu ist auch der D4 getaufte Dieselmotor. Wie auch der T6 teilt auch er sich den gleichen Block mit dem T5. Aus dessen zwei Litern Hubraum schöpft der Selbstzünder 133 kW (181 PS). Was bei den Testfahrten sofort auffiel: auch der Diesel überzeugt mit einem spontanten Ansprechverhalten und erstaunlicher Drehfreude. Der Dank geht an dieser Stelle an die Registeraufladung: Turbolader mit mehrstufiger Aufladung macht dem Triebwerk in unterschiedlichen Drehzahlbereichen Beine und drücken so mit bis zu 400 NM auf die Kurbelwelle.

Volvo Drive-E

Ob Diesel oder Benziner: beide Triebwerke überzeugen mit einem hohen Maß an Fahrkomfort und Souveränität, das nicht zuletzt auf die angenehme Geräuschkulisse und die spontane Leistungsbereitschaft der Antriebe zurückzuführen ist. Besonders hervorzuheben ist aber insbesondere der Verbrauch des Dieselmotors: im Rahmen meiner Testfahrt kam ich auf einen Verbrauch von 5,9 Litern – im Volvo V60. Darin enthalten die ein oder andere sportliche Passage auf bergigen Routen und die Rückfahrt über die Autobahn nach München.

Neue 8-Gang-Automatik von Aisin

Als Sparringpartner kommt bei den leistungsstarken Benzinmotoren, also dem T5 und dem T6, serienmäßig die neue 8-Gang-Automatik aus dem Hause Aisin zum Einsatz. Beim D4 ist diese optional, serienmäßig darf hier im Topf einer Sechsgang-Handschaltung gerührt werden – wobei das eine Beleidigung wäre. Die Handschaltung geht nämlich auch äußerst präzise und sauber durch die Schaltgassen. Die 8-Gang-Automatik hinterließ bei mir im Rahmen der Testfahrt einen eher verhaltenen Eindruck. Ja, der Schaltkomfort ist gut, die Automatik befindet sich in aller Regel im als momentan sinnvollsten empfundenen Gang und reagiert zügig auf schnelle Änderungen des Fahrzustands. Gerade beim ganz entspannten Beschleunigen ist hier und da allerdings dann doch ein Schaltruck zu vernehmen.

Volvo 8-Gang-Automatik Geartronic

Die Schaltzeiten selbst lassen keinen Grund zur Kritik, auch nicht bei sportlicher Fahrweise, dazu passt auch der recht harmonisch abgestimmte Sport-Modus des Getriebe, welcher nicht einfach nur niedrige Gänge wählt, sondern auch bei gemäßigter Gangart höhere Gänge bevorzugt, sofern das Gaspedal nicht über Gebühr beansprucht wird. Das Herunterschalten per Schaltwippe passt dagegen nicht besonders zur sportlichen Fahrweise. Das Angleichen der Drehzahl fühlt sich etwas träge an, eine Zwischengasfunktion gibt es nicht. Und so verbleibt dann unterm Strich doch eher der Eindruck, dass die Automatik, als auch der Antrieb eher zum Cruisen einladen, als nun mit dem Messer zwischen den Zähnen jede Zehntel auf der Landstraße herauszuquetschen. Der Motor hat fraglos das Potential dazu, die Vorderachse selbst allerdings eher weniger.

Abhilfe könnte hier ein Allradantrieb schaffen, auf den muss man bei den neuen Drive-E-Motoren allerdings noch warten. Und genau das dürfte auch die befristete Lebensdauer der verbliebenen Fünf- und Sechszylindermotoren ausmachen. Sobald der Allrad für die neuen vereinheitlichten 2-Liter-Vierzylinder verfügbar ist, dürften sie wohl endgültig von den Preislisten verschwinden. Schade, aber nachvollziehbar. Denn der Schritt, alle Motoren auf dem gleichen Block basieren zu lassen ist erstaunlich, kosteneffizient und der erste Eindruck bestätigt: er funktioniert!

Text: sb
Fotos: sb/Volvo Deutschland

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Volvo Deutschland nach Berchtesgaden eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Volvo Deutschland übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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