Kennt ihr schon Axel? Oder auch Agsl. Oder Bigagsl. Oder Big Äxl. Egal. Er hat viele Namen und vor allem eine Passion: Autofahren – und das auch gerne möglichst quer und möglichst oft auch auf der Nordschleife. Axel schreibt normalerweise vor allem über Minis auf seinem bigblogg oder auch allgemein auf evocars und ist mindestens ein ebenso bekloppter Vogel wie ich. Und weil er schön schreibt, wir zusammen schon viel Spaß hatten und er auch immer mal wieder tolle Geschichten zu erzählen hat, wird er das mit dem Schreiben auch ab und an mal hier tun. Heißt Axel also willkommen und habt viel Spaß damit, wie er einen BMW M3 mit Spikes auf Schnee über das Eis prügelt, es lohnt sich!

BMW M3 E92 quer auf Schnee

Zugegeben, es gibt spannendere Reifentests, als mit einem zukünftigen Brot und Butter Winterreifen der Golfklasse durch das schwedische Unterholz zu pflügen. Das weiß auch der japanische Gastgeber Bridgestone und versteht es daher geschickt, die Tester bei Laune zu halten. In Workshops können die Vorzüge des ab Herbst 2014 erhältlichen Blizzak LM001 mit neuartigen hornförmigen Querrillen, abgerundete Profilblockecken und dreidimensionalen Lamellen auf Eis und Schnee herausgefahren werden. Mission erfüllt. Doch irgendwie fehlt noch das Tüpfelchen auf dem i, also genau diese glasierte Cocktailkirsche auf der Sahnetorte, die den Tripp in die skandinavische Kälte zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lässt. Doch plötzlich zerschneidet das hochfrequente Bellen eines V8 Motors die Stille am Polarkreis.

BMW M3 E92 quer auf Schnee

Diese viertaktige Klangentwicklung von ansaugen, verdichten, verbrennen und ausstossen mit bis zu 8.300 U/min gehört einem BMW M3 der gerade ausgelaufenen Baureihe E92 und ist ein auditiver Hörgenuss für jeden Spritkopf. Doch was hat das bayrische Coupé auf dem Bridgestone Testgelände im schwedischen Vidsel verloren? Schließlich gehört der 420PS starke Hecktriebler nicht unbedingt zu den Fahrzeugen, die einem beim Schlagwort „Wintertauglichkeit“ als erstes einfallen. Doch ein Blick auf die serienmäßigen 18“ Winterfelgen verrät es: Das ist die glasierte Cocktailkirsche! Denn statt der in Mitteleuropa üblichen Winterreifen wurden dem Sportcoupé Bridgestone Blizzak Spike-01 montiert. Also Reifen, die mit ihren eingearbeiteten Metallstiften speziell bei vereistem Untergrund für die notwendige Haftung sorgen und so ein gesichertes Vorwärtskommen garantieren.

Ex-Formel-1-Fahrer Stephano Modena
Ex-Formel-1-Fahrer Stephano Modena

Natürlich ist das mit der versprochenen Haftung so eine Sache, denn wenn die 400 Newtonmeter voll an den beiden hinteren Antriebswellen anliegen, gibt es kein Halten mehr. Doch wozu auch? Hier geht es jetzt nicht mehr um einen nüchternen Reifentest, nicht mehr um Seitenführungskräfte, Schneematschableitung und optimierten Wasserabfluss für milde deutsche Winter, sondern um den Spaß an der Freud‘ auf einem von Ex-Fromel 1 Fahrer Stefano Modena abgesteckten Schneeparcours. Und schnell wächst die Erkenntnis: Es bedarf für die Freude am Fahren nicht wahnwitziger Geschwindigkeiten oder immenser Querbeschleunigungen. Ein paar geschickt gesetzte Pylonen auf einer ausreichend großen Fläche, bedeckt mit griffigem Schnee aus skandinavischen Tiefdruckgebieten und eben dieser bespikte BMW M3 mit deaktiviertem ESP reichen vollkommen aus.

BMW M3 E92 quer auf Schnee

Am Steuer des ungehemmt freisaugende BMW verschmilzt man schnell zu einer Einheit mit der Maschine. Dieser Vierliter V8 reagiert so herrlich unprätentiös auf jeden Gasstoss, dass sich der 1,6 Tonner äußerst behände in jedem gewünschten Driftwinkel durch die kegelförmigen Hütchen zirkeln lässt, als ob der muskulöse Bayer nie für etwas anderes entwickelt worden wäre. Doch wer noch nie mit „studded tyres“ durch Eis und Schnee gefräst ist, dem sei gesagt: Vergesst moderne Winterreifen mit ihren Allround Eigenschaften. Spikereifen für den BMW sind bei diesen Konditionen das, was für eine Primaballerina die Ballettschuhe sind: Die richtige Verbindung zum Untergrund für den Meistertanz.

BMW M3 E92 quer auf Schnee

Leider ist der Tanz auf den vier Spikereifen viel zu schnell zu Ende. Die Zeit mit dem kurzen Anstellen, den schnellen Lastwechseln und dem gekonnten Pirouettendrehen verging wie im Flug. Bridgestone hat bei diesem Event wirklich alles richtig gemacht. Die kredenzte Cocktailkirsche war verdammt lecker. Eigentlich viel zu lecker, denn jetzt ist sie da, die Sucht nach dieser Form des automobilen Eisballetts. Liebes Bridgestone Team, könnt ihr das nächste Mal nicht einfach den Test eines Brot und Butter Winterreifens weglassen, gleich die Spikes montieren und uns zum Tanz auf Eis und Schnee bitten?

Text: ag
Fotos: Bridgestone

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Bridgestone nach Schweden eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Bridgestone übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Autor

Mit Baujahr 1969 bekommt man schon lange ein H-Kennzeichen, doch langsam unterwegs muss man deshalb noch lange nicht sein. Ich bin der lebende Beweis, denn ich teile auch im "fortgeschrittenen" Alter mit passion:driving Gründer Sebastian die Leidenschaft für die Fahrdynamik im Grenzbereich. Am liebsten auf unserer gemeinsamen Lieblingsrennstrecke: Die Nürburgring Nordschleife. Für passion:driving schreibe ich daher als gereifter Spritkopf für Spritköpfe aller Altersklassen über die Leidenschaft zum Automobil.

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