Der Audi A7 ist eines dieser wenigen, erst Recht im Ingolstädter Portfolio, viel zu seltenen Autos, die wirklich noch zu polarisieren wissen. Genau den hat Audi nun einem umfangreichen Facelift unterworfen und mit dem A7 competition eine besonders sportliche Diesel-Version auf den Markt gebracht. Zeit für eine Probefahrt!

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Die gute Nachricht vorab: auch jetzt weiß der Audi A7 noch zu polarisieren. Am Heck scheiden sich die Geister. Mir geht’s da nicht anders, bis zuletzt hatte ich arge Schwierigkeiten für mich einen klaren Standpunkt zu finden. Die gute Nachricht für mich aber ist, dass Audi auch am Heck Hand angelegt hat und zumindest in dieser Hinsicht jetzt Klarheit für mich herrscht. Ja, das neue A7-Heck sieht richtig gut aus! Das gilt auch für Kollege Mario, dem das überarbeitete Heck sehr viel mehr zusagt, als bisher. Das ändert nichts daran, dass nach wie vor viele Leute nichts mit der flachen, coupéhaften Silhouette dieser Fließheck-Limousine anfangen können und das ist auch gut so – wäre ja sonst zu langweilig, wenn der A7 nun plötzlich everybody’s Darling wäre.

Polarisiert immer noch – gefällt aber besser

Was am Heck passiert ist? Die LED-Rückleuchten bekamen eine neue, äußerst sexy ausschauende Lichtsignatur, wurden etwas in die Höhe gezogen und dunkel abgetönt. Das klingt banal, der Effekt ist aber gigantisch, das Heck sieht mächtig chic aus und wirkt bei weitem nicht mehr so plattgestampft, wie noch vor dem Facelift. Die Fahrtrichtung zeigt der A7 zudem jetzt, wie auch schon der R8 und der neue A8, mit dynamischen Blinkern an. Geblinkt wird also nicht mehr nur noch „an/aus“, sondern in Form eines nach außen laufenden Lichtbandes.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Die gleiche Signatur der Rückleuchten findet sich auch in den vorderen Scheinwerfern wieder, welche im gelifteten A7 Sportback serienmäßig mit LED-Technik die Straße ausleuchten. Optional sind natürlich auch Matrix-LED-Scheinwerfer erhältlich, welche die Straße nachts mit Dauerfernlicht fluten und segmentweise bei Gegenverkehr abblenden. Wird diese Option in der Aufpreisliste angehakelt, gibt’s die dynamischen Blinker auch in der Front.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Im Innern hat sich auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht allzuviel geändert. Was die einen als „technisch, elegantes Design“ bezeichnen würden, sehen andere als langweilig an, faktisch sind es aber die feinen Details, welche den Innenraum neben der gewohnt hervorragenden Verarbeitungsqualität und der unfassbar guten Sitzposition aufwerten. Da wäre beispielsweise die wenige Zentimeter hohe Kante, welche sich von den Türkanten über das gesamte Armaturenbrett unter der Windschutzscheibe bis zur Beifahrerseite hindurchzieht. Oder die tiefen, besonders räumlich wirkenden Rundinstrumente zwischen denen sich ein riesiges Display, früher auch mal Bordcomputer genannt, in die Fläche schmiegt und auch bis zum oberen Punkt der Rundinstrumente die gesamte Fläche einnimmt, um dem Fahrer vom Durchschnittsverbrauch bis zur großen Navigationsansicht alle Informationen zu präsentieren, die er gerade meint zu benötigen.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Die wirklich relevanten Bestandteile dieses Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition allerdings befinden sich unter dem schönen Blechkleid – und ja, ich vermute auch, dass sich die Kollegen der für Produktnamen zuständigen Abteilung einen Ast über uns arme Blogger und Journalisten lachen, welche diesen langen Namen ausschreiben müssen. Unter der nun flacher wirkenden Motorhaube sitzt ein Motor, von dem ich persönlich ein riesiger Fan bin: der 3-Liter-Biturbo-V6-TDI. Mit dem Facelift leistet dieser nun serienmäßig 235 kW (320 PS) – 7 PS mehr, als vor dem Facelift.

346 PS im Overboost – Leistung kann man ja nie genug haben

Damit aber nicht genug, denn für das competition-Sondermodell wurden per Leistungsspritzen-Injektion weitere 6, im Overboost gar 26 PS, mobilisert. Und auch die rot lackierten Bremssättel bringen mindestens noch weitere 10 PS. 255 kW (346 PS) (im Overboost) und ein Drehmoment von satten 650 Nm sorgen in der Summe dafür, dass der A7 competition in 5,1 Sekunden auf Landstaßentempo spurtet. Zahlen sind aber nur Makulatur, wenn man selbst am Steuer des A7 den Drehmomenthammer auspacken darf und die Kurbelwelle ab 1.400 Umdrehungen genüßlich auswringt.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Das dieselige wurde dem Uber-Diesel dabei so weit wie möglich abgewöhnt: Nageln tut da nichts (aber bitte nicht die Motorhaube öffnen!) und klingen tut’s dank aufwändiger Soundmodellierung mittels Lautsprechern im Auspuff auch satt und ordentlich. Statt V6-Diesel-Nähmaschine bollert’s und blubbert’s kräftig im Stile der besten V8. Freilich, da mag man sich nun wieder die Köpfe einschlagen, ob denn sowas sein darf. Aber ja, darf’s! Er polarisiert halt. Davon abgesehen ist dieses System mittels Lautsprechern im Auspuff das meiner Meinung nach einzige Pseudosoundverfahren, das für den Fahrer wirklich funktioniert. Denn dank der drehzahl- und lastabhängig unterschiedlichen Abgasgeschwindigkeiten wird auch die Akustik unterschiedlich stark verzerrt und damit beeinflusst. Das hat zur Folge, dass der synthetische Sound eben nicht so monoton und immergleich klingt, wie es bei Systemen der Fall ist, welche über das Soundsystem im Innenraum versuchen viel Klang zu vermitteln. Außerdem – und das mögen wir doch alle – klingt es so auch von außen nach 2 Zylindern mehr.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Gut geradeaus hilft natürlich auch nichts, wenn’s nicht ums Eck geht. Dafür haben die Ingolstädter den A7 competition 20 Milimeter tiefergelegt. Das lässt den A7 mit seinen 2 Tonnen überraschend agil wirken, so spielerisch, wie er sich auch durch wuselige Wechselkurven werfen lässt und auch auf fiesen Bodenwellen kaum versetzt. Im Zweifel hält man die Fuhre einfach immer schön unter Zug und überlässt die Arbeit dem quattro-Sportdifferenzial, welches dafür sorgt, dass die Antriebslast ans kurvenäußere Rad weitergegeben wird und et voila – schon frisst sich der A7 willig in jede Kurve hinein.

Kann auch ums Eck, nur nicht so oft

Beim Bremsen wird man dann aber doch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das hohe Gewicht fordert seinen Tribut – da hilft auch das schicke Rot der Bremssättel nichts. Nein, wir sprechen hier nicht von einem Kollaps der Bremsanlage. Dass die 2-Tonnen-Karosse aber halt nicht zu oft hart zusammengestaucht werden möchte und die Bremsanlage damit schnell an ihre thermische Belastungsgrenze gebracht wird, lässt sich aber nicht vertuschen.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Fazit

Sei’s drum, auch mit Tieferlegung und der stylischen S-Line-Optik ist der A7 eher ein GT, eine Reiselimousine oder schlicht das perfekte Business-Vehikel. Und so ein bisserl sportlich kann er ja, zumindest ausreichend für das, was die meisten von ihm fordern werden. Sportlich klingen kann er ebenfalls, auch die Drehmomentkeule weiß er ordentlich zu schwingen und dank der Armada an (hervorragenden) Assistenzsystemen kann man ihn wohl ohne Wenn und Aber als einen der besten Reise-GTs unserer Zeit bezeichnen. 72.400 Euro sollte man dafür auf der hohen Kante haben, aber auch die 100.000 Euro, wie im Falle des gefahrenen Testwagens, sind schnell geknackt. Eine ordentliche Stange Geld. Für Sparfüchse hat Audi zudem auch den besonders effizienten A7 TDI ultra im Angebot. Kann’s denn wer besser? So sehr ich optisch den Mercedes-Benz CLS vergöttere, in Erwägung ziehen würde ich hier höchstens noch das BMW 6er GranCoupé. Welcher Bayer es werden soll, darf dann aber jeder für sich selbst entscheiden.

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Text: sb
Fotos: sb

Technische Daten

Audi A7 Sportback 3.0 TDI competition

Motor-Bauart:
Sechszylinder Common-Rail Turbodiesel mit Biturbo-Aufladung
Hubraum:
2.967 cm³
Leistung:
240 kW / 326 PS bei 4.000 U/Min
Drehmoment:
650 Nm bei 1.400 – 2.800 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
5.1 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
7.4 L / 5.4 L / 6.2 L Diesel

Testfahrzeugpreis:
103.710
Leergewicht:
2.000 kg
Max. Zuladung:
535 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.974 mm / 1.911 mm / 1.420 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Audi nach Kopenhagen, Dänemark eingeladen. Reisekosten und Verpflegung wurden von Audi übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

17 Kommentare

  1. Könntest du nochmal genauer erklären wie das mit dem Overboost funktioniert und was das genau ist bzw. von wann bis wann dieser in Kraft tritt…. ich frag es mich seitdem ich davon gehört hab, aber finde auch nirgends eine antwort

    • Hi odey,

      normalerweise ist es so, dass der Overboost beim plötzlichen Beschleunigen mit Kickdown an der Stelle zum Tragen kommt, wo regulär schon der maximale Ladedruck anliegt. Beim Diesel dürfte das etwa zwischen 1.800 bis 2.500 Umdrehungen sein. Für diese Zeit wird dann kurzzeitig ein noch höherer Ladedruck geregelt, allerdings nur wenn ein paar andere Parameter „grünes Licht“ geben. Üblicherweise etwa nur ab dem 2. oder 3. Gang, wenn die Außen-, Öl- und Ladelufttemperatur ausreichend niedrig ist usw.

      Ich frage aber trotzdem mal noch parallel bei Audi an, wie genau der Overboost hier im A7 competition funktioniert.

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