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Geht es nach der Industrie, liegt die Zukunft des Autofahrens im pilotierten bzw. autonomen Fahren. Dass pilotiertes Fahren aber nicht nur langweilige Kaffeefahrten sein müssen, zeigte Audi am vergangenen Wochenende mit dem Audi RS7 piloted driving concept: 560 PS, die vollständig autonom und ohne menschlichen Eingriff über den Hockenheimring gescheucht wurden.

Audi RS7 piloted driving concept DTM Hockenheimring

Am vergangenen Wochenende war es soweit: Im Rahmen des DTM-Finale auf dem Hockenheimring (das Audi so ganz nebenbei auch für sich entscheiden konnte) fuhr ein Audi RS7 piloted driving concept vollständig fahrerlos eine Runde im Renntempo über die Rennstrecke. Wenige Tage zuvor noch wurden „Bobby“ und „AJ“ (ja, die beiden autonom fahrenden RS7 haben tatsächlich Namen!) auf der Rennstrecke in Oschersleben von ein paar Journalisten auf ihren letzten Proberunden begleitet (der Jens hat bei rad-ab.com berichtet und auch im automotive Podcast war das ein Thema). Die Aufzeichnung der Runde auf dem Hockenheimring und einem Blick hinter die Kulissen inklusive einiger Interviews, gibt es hier im Video und auf Audi media TV:

Nun lässt sich meinen, der technische Aufwand sei enorm. Streng genommen, ist das, was wir hier sehen durften aber vor allem „nur Software“ (danke an Clemens für diesen wundervollen Ausspruch). Und wenn ich sage „nur Software“, meine ich natürlich eigentlich: eine unfassbar komplexe Vernetzung und intelligente Verknüpfung der Systeme, die zum größten Teil bereits an Bord sind. Technisch unterscheidet sich das piloted driving concept insbesondere durch die Stereo-Kameras in Front und Heck, sowie der hochpräzisen GPS-Antenne auf dem Dach von seinen Serienbrüdern.

Audi RS7 piloted driving concept DTM Hockenheimring

Per Differenzial-GPS wird so eine auf wenige Zentimeter genaue Positionsbestimmung auf der Rennstrecke ermöglicht. Damit fährt der RS7 eine vorprogrammierte saubere Rennlinie ab. Zur weiteren Orientierung kommen die Stereokameras zum Einsatz. Diese sind in der Lage, ein dreidimensionales Bild der Umgebung zu berechnen. Die damit erfassten Bilder werden dann mit hinterlegtem Bildmaterial der Strecke abgeglichen. So ist der RS7 piloted driving concept tatsächlich auch in der Lage nach speziellen Orientierungspunkten Ausschau zu halten. Ein Rennfahrer orientiert sich bei seinen Anbrems- und Einlenkpunkten beispielsweise mit Hilfe von Curbs, Schildern, Bäumen oder anderen Bebauungsmerkmalen an und auf der Rennstrecke. Genau dieses Prinzip wendet auch das piloted driving concept an, um sich nicht nur auf das GPS verlassen zu müssen, sondern auch wirklich die Strecke „erkennen“ und so auf mögliche andere Umstände reagieren zu können. Im Resultat ist das RS7 piloted driving concept in der Lage, eine Runde nahe am physikalischen Grenzbereich zu fahren: bis zu 1,1 g Querbeschleunigung wird während so einer Runde aufgebaut.

Audi RS7 piloted driving concept DTM Hockenheimring

Das Ziel hinter all dieser Forschung- und Entwicklungsarbeit ist das vollständig autonom fahrende Auto. Bevor das aber möglich wird, müssen solche Fahrzeuge in der Lage sein, die Situation am physikalischen Limit richtig einzuschätzen – gerade das geht auf der Rennstrecke besonders gut. Und die Zukunft ist schon näher als man glaubt: in Kürze wird es auch in der Serie Stauassistenten geben, welche dort für den Fahrer das Ruder übernehmen können. Ein nächster Schritt wird die automatische Ausweichfunktionen in kritischen Fahrsituationen sein. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis pilotiertes Fahren auch im Straßenverkehr Wirklichkeit ist. Dann wird das Auto helfen, den Fahrer zu entlasten, die Fahrt durch den nervigen und hektischen Berufsverkehr zu übernehmen, ohne dass man auf den Individualverkehr verzichten müsste.

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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