Audi, das steht für Deutsche Wertarbeit. RS, das steht für die leistungsstarken Topmodelle des Audi Tochterunternehmens quattro GmbH und ein Q ist seit 2005 das erfolgreiche Erkennungszeichen für die SUV Baureihen der Ingolstädter. Alle Ingredienzien zusammen ergeben offensichtlich Produkte, bei denen speziell unsere Schweizer Nachbarn gerne zugreifen, denn im Gegensatz zur deutschen Heimat trifft man gerade den Audi RS Q3 fast an jeder Straßenecke. Was macht diesen Kompakt-SUV bei den Schweizer Eidgenossen also so beliebt? Eine kurze Ausfahrt im frisch überarbeiteten Audi RS Q3 gibt Aufschluss.

Audi RS Q3 Facelift, Fünfzylinder quattro
56.600 Euro! Das ist ein Grundpreis, der eigentlich nur mit dem Besitz eines Schweizer Nummernkontos erträglich wird. Selbst der einzige Klassenkamerad, der beim RS Q3 mitspielen kann, ist mit 55.870,50 einen Hauch günstiger. Die Rede ist vom Mercedes-Benz GLA 45 AMG, auf den die Ingolstädter zwar etwas verächtlich herabschauen, da er rund zehn Zentimeter flacher ist, aber abseits des Audi Marketingsprechs, das den RS Q3 als einmalig einstuft, ist der staksige AMG aktuell der einzige wirkliche Wettbewerber für den sportlichsten Audi in der Kompakt-SUV Klasse.

Es wundert daher kaum, dass die Designer der quattro GmbH mit dem jetzt präsentierten Facelift nicht nur die Nüstern an der Front noch weiter aufgerissen haben und den Singleframe-Grill mit einem neu gezeichneten Rahmen in matter Aluminiumoptik noch stärker akzentuieren, sondern auch die Motoreningenieure nachwürzen durften, um mit den Affalterbachern wirklich auf Augenhöhe zu liegen: Um 30 PS kletterte die Leistung auf 340 Pferdestärken und um 30 Nm stieg auch das Drehmoment auf 450 Newtonmeter. Die Fahrleistungen sind jetzt auf dem Papier identisch: 4,8 Sekunden benötigt der RS Q3 für den Standardsprint und erst bei 250 km/h bremst die Elektronik den Vorwärtsdrang ein. Doch Obacht! Das sind 130 km/h mehr, als das generelle Tempolimit der Schweiz zulässt.

Aber wer möchte schon stumpf mit einem 158 cm aufragenden Fünftürer geradeaus stürmen, nur um mit hundertprozentiger Sicherheit mit der eidgenössischen Exekutive in Konflikt zu geraten? Abgeschiedene Bergstraßen und Alpenpässe, sowie ein herrlich aufgelegter Fünfzylinder locken viel mehr zum Auskosten des serienmäßigen Traktionsvorteils Namens „quattro“. Doch irgendwie stolpert der RS Q3 genau an dieser Stelle über sein Konzept: denn wer einen A3 hochbockt, bis er zum Q3 wird und ihn dann aufpumpt, bis er das RS Emblem würdig tragen kann, braucht sich nicht zu wundern, wenn am Ende plötzlich 1.730 kg im Fahrzeugschein stehen und die Fuhre auf einem einladenden Kurvengeläuf doch nicht zum großartigen Spaßbringer wird.

Da mag der quer verbaute 2,5 Liter noch so herrlich gurgeln, er ist einfach ein schwerer Brocken und betont die angeborene Frontlastigkeit und die damit verbundene Untersteuerneigung des Q3 zusätzlich. Die zum Gewichtsausgleich nach hinten verlegte Batterie macht dabei den Kohl nicht fett und bringt den kompakten SUV eigentlich nur um seine wohlverdienten zwei Endrohre. Dem einzelnen Rohr auf der linken Seite entfleucht zwar ein herzhaft rotziger Ton aus den ovalen Lippen, doch dem Heck fehlt es einfach am RS Charakter.

So, wie der ganze RS Q3 irgendwie bemüht wirkt. Natürlich birgt er alle teutonischen Tugenden in sich, die der Schweizer so liebt und die da lauten: perfekte Verarbeitung, herrliche Materialanmutung und intuitive Bedienbarkeit, doch diese Qualitäten pflegt auch der kompakte Bruder S3 Sportback. Dieser ist zudem bei praktisch identischer Innenraumgröße auch noch 200 kg leichter, bietet trotz 40 PS weniger die gleichen Fahrleistungen bei deutlich geringerem Verbrauch und ist exakt 16.000 Euro günstiger. Von der spürbar höheren Fahrdynamik ganz zu schweigen.

Der Erfolg des RS Q3 bei den Eidgenossen ist also nicht rational erklärbar und muss irgendwie am Erscheinungsbild liegen, sowie der Tatsache, dass man in einem SUV so schön hoch sitzt und dem charismatischen Fünfzylinder des RS. Gut, Optik ist Geschmackssache und gegen das Argument der hohen Sitzposition kommt auch passion:driving nicht an. Für wen also dies das entscheidende Kaufargument auch in Deutschland ist, dem empfehlen wir unseren ausführlichen Testbericht vom Vorgänger. Was den Motor betrifft, müssen wir jedoch widersprechen und verweisen freudig erregt auf unsere Meldung, dass diesen Motor auch der zukünftige RS3 Sportback tragen wird.

Audi RS Q3 Facelift

Text: Axel Griesinger
Fotos: Audi Deutschland / Axel Griesinger

Technische Daten

Audi RS Q3 (2015) 2.5 TFSI quattro S tronic

Motor-Bauart:
Reihenfünfzylinder DOHC mit Benzindirekteinspritzung und Abgasturbolader (2,2 bar max. absoluter Ladedruck)
Hubraum:
2.480 cm³
Leistung:
250 kW / 340 PS bei 6.700 U/Min
Drehmoment:
450 Nm bei 1.600 – 5.300 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
250 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
4.8 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
11.6 L / 6.6 L / 8.4 L SuperPlus (ROZ 98)

Grundpreis Audi RS Q3 (2015) 2.5 TFSI quattro S tronic:
56.600
Leergewicht:
1.730 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.411 mm / 1.841 mm / 1.580 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Audi nach München eingeladen. Reisekosten und Verpflegung wurden von Audi übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Autor

Mit Baujahr 1969 bekommt man schon lange ein H-Kennzeichen, doch langsam unterwegs muss man deshalb noch lange nicht sein. Ich bin der lebende Beweis, denn ich teile auch im "fortgeschrittenen" Alter mit passion:driving Gründer Sebastian die Leidenschaft für die Fahrdynamik im Grenzbereich. Am liebsten auf unserer gemeinsamen Lieblingsrennstrecke: Die Nürburgring Nordschleife. Für passion:driving schreibe ich daher als gereifter Spritkopf für Spritköpfe aller Altersklassen über die Leidenschaft zum Automobil.

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