Das SUV-Segment boomt. Wer den Trend verpennt, dem entgeht viel Geld. Mit dem Mazda CX-5 haben die Japaner bereits einen kompakten Softroader im Portfolio. Mit dem CX-3 bringt Mazda ein neues SUV-Modell auf Basis des Mazda2. In Barcelona konnte mir der Kleine zeigen, was in ihm steckt.

Mazda CX-3 2.0 SKYACTIV-G 150 AWD

Mazda CX-3 – KODO & Jinba Ittai

Der Erfolg gibt Mazda recht; und in meinen Augen baut Mazda derzeit die ansehnlichsten Japaner. Das KODO getaufte Design-Credo funktioniert ähnlich gut am CX-3 wie am Mazda2, ohne jedoch die Eleganz des Mazda3 oder 6 zu erreichen. Aber das macht nichts. Im Vergleich zur Konkurrenz – Nissan Juke, Renault Captur, Ford EcoSport – kommt der CX-3 optisch am stimmigsten und dynamischsten daher.

Ein feines Detail ist die Chromspange, die den Kühler einfasst und optisch in die LED-Scheinwerfer fortgeführt wird. Das wirkt harmonisch und durchdacht. Ganz im Stile der Zeit steigt die Gürtellinie auf Kosten der Übersicht gen Heck an. Optisch aufgelockert wird das durch das scheinbare Fehlen der C-Säulen.

Das Cockpit ist identisch mit dem des Mazda2. Nach dem Innenraum-Konzept Jinba Ittai solle dieses auf die Einheit von Ross und Reiter angelegt sein. Und das funktioniert. Als Fahrer werde ich vom Cockpit eng umfangen, ohne dass etwas zwickt oder kneift. Klar an den Fahrer orientiert, fühle ich mich hier wirklich wie in einer Mensch-Maschine-Schnittstelle. Und so soll es sein.

Gestalterisch wird dieser Jinba-Ittai-Anspruch auch durch die versteckte zweite Mitteldüse unterstrichen. Haptik und Verarbeitung wissen zu überzeugen. Das etwas harte Lederlenkrad liegt gut in der Hand, die Anzahl der Multifunktionstasten ist noch akzeptabel. Wer jedoch allergisch auf Hartplastik-Oberflächen reagiert, sollte die Oberflächen nicht allzu intensiv streicheln. Für meinen Geschmack passt der Material-Mix, auch angesichts des Segments. Das Pseudo-Carbon hätte Mazda jedoch weglassen sollen.

Mazda CX-3 – Technologie & Assistenzsysteme

Ich persönlich bin ja nicht so der Freund heutiger Assistenzsysteme. Zu häufig ziehe ich keinen Nutzen aus all dem Klimbim. Natürlich hat auch Mazda Technologie in petto, auf die ich verzichten könnte. Andererseits bieten die Japaner sinnvolle Ausstattungen wie die LED-Scheinwerfer. Ärgerlich ist jedoch, dass diese erst ab der gefahrenen Exclusive-Line serienmäßig enthalten sind. Darunter sind die LEDs nicht zu haben.

Wie auch im Falle des Mazda2 kann es mitunter für diejenigen, die Wert auf Assistenzsysteme legen, frustrierend sein, die passende Sicherheitsausstattung zu wählen. Für die beiden unteren Ausstattungslinien Prime-Line und Center-Line ist nur wenig bis gar nichts erhätlich.

Lediglich die Berganfahrhilfe ist immer serienmäßig, den City-Notbremsassistenten gibt es erst ab der Center-Line serienmäßig und den Spurhalteassistent gibt es dazu gegen Aufpreis. Sinnvolle Assistenzsysteme wie die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (Distanzregelung & Notbremsfunktion) oder dynamisches Kurvenlicht gibt es optional ausschließlich für die Sports-Line. Auch Fernlichtassistent sowie Spurwechselassistent gibt es nur für die höchste Linie. Wermutstropfen: Die optionalen i-ACTIVSENSE-Systeme gibt es im Paket für relativ schlanke 1.300 €.

Mazda CX-3 SKYACTIV-G 150 AWD – Stadt, Land, Berge

Aber nach all der grauen Theorie soll der CX-3 auch standesgemäß bewegt werden. In und um Barcelona fuhr ich im Stadtverkehr, auf Landstraßen und über Gebirgspässe sowie durch leichtes Gelände.

Beim Entern des Cockpits fällt auf, dass der Mazda CX-3 ein ungewöhnliches SUV ist – und das in einer Konsequenz, die mir den kleinen Mazda ungemein sympathisch macht. Denn eigentlich ist der CX-3 mehr konventioller PKW als hochbeiniges SUV. Einige Anlagen eines Pseudo-Offroaders hat er beibehalten; wie etwa das allgemeine Erscheinungsbild. Aber dieses ist aus zeitgenössisch-stilistischen Gründen unabdingbar, wenn Mazda Erfolg haben will.

Aber im Gegensatz zur grauen SUV-Masse sitze ich hier nicht erhöht, über den Dingen. Nein, ganz im Sinne des Jinba Ittai sitze ich tief und eng eingefasst in der Kanzel, in beinahe idealer Sitzposition. Und im Gegensatz zu Renault Captur oder Ford EcoSport kommt der für dieses Segment ohnehin schon geradezu monströs große 2.0-Liter-Benziner ausschließlich mit Allradantrieb daher. Und zu meiner Freude finde ich ein Sechsgang-Schaltgetriebe vor. Bingo.

Und dabei mussten die Jungs und Mädels von Mazda ziemlichen Aufwand betreiben, um das, was im gefahrenen CX-3 steckt, überhaupt hinein zu bekommen: Den 2.0-Liter-Sauger, den ich im Mazda2 vermisste. Im 2er war schlicht und ergreifend kein Platz für das Zweiliter-Aggregat. Im CX-3 war zwar etwas mehr Freiraum gegeben, aber dennoch musste u. a. die Vorderachse modifiziert werden, um den Saug-Benziner, der auch im CX-5, Mazda3 und Mazda6 sein Tagwerk verrichtet, hinein zu pressen.

Passt. Gerade so.
Zum Glück.

Auf den ersten Kilometern fällt neben der tiefen Sitzposition all die Leichtgängigkeit auf. Die Lenkung ist butterweich, das Getriebe schaltet sich trotz manueller Betätigung fast von selbst und auch das Gaspedal fühlt sich federleicht an. Das passt ganz hervorragend zum Stadtverkehr in Barcelona, aber nicht zu mir. Nach einiger Zeit setzte ein gewisser Gewöhnungseffekt ein.

Für den Stadtverkehr schien mir dieses Setup ideal. Völlig tiefenentspannt durch den Berufsverkehr in Barcelona rollte ich dahin. Im städtischen Teillastbetrieb ist der Motor sparsam, lässt mich gut im Verkehr mitschwimmen und hat auch ordentlich Zug, wenn es an der Ampel mal schneller gehen muss. Für dieses Terrain ist aber schon wegen seiner geringeren Größe und der besseren Übersichtlichkeit der Mazda2 besser geeignet.

Aber dann ging es auf die Pässe. Dort konnte der Mazda CX-3 SKYACTIV-G 150 AWD mal zeigen, was er wirklich kann. Dank des 150 PS starken SKYACTIV-Motors in Verbindung mit dem Allradantrieb wird der scharf gezeichnete CX-3 zum Freudenspender. Nichts weniger als das hatte ich erwartet.

Insbesondere vom Allradantrieb, der sich maßbeglich für die hohe Kurvendynamik verantwortlich zeichnet, war ich sehr angetan. Der für ein SUV verhältnismäßig niedrige Schwerpunkt, der drehfreudige Sauger und der Allrad sorgen dafür, dass der CX-3 überraschend flink auch scharfe Kurven locker nimmt, ohne die Contenance zu verlieren.

Es ist auch kein Geheimnis, dass ich Mazda dafür liebe, dass die heutzutage noch solch einen Motor für mich haben. Der variantenreiche Saugersound, die homogene Leistungsentfaltung, die Möglichkeit, entweder gelassen zu gleiten oder orgiastisch zu orgeln – das bieten in dieser Charakteristik (fast) nur Sauger.

Mazda CX-3 – Da ist trotzdem noch Luft

Doch bei aller Liebe bleibt auch Raum zur Verbesserung. Die Lenkung erweist sich als zu leichtgängig, gibt kaum Feedback und fühlt sich für meinen Geschmack zu synthetisch an. Schaltgetriebe und Pedalerie könnten für meinen Geschmack mehr Widerstand leisten.

Dem durchaus sportiven Motor wird die Getriebeabstufung leider wenig gerecht. Zwar flutschen die Gänge (zu) leicht und behände von Gasse zu Gasse; um jedoch die 100-km/h-Marke zu knacken, braucht es den dritten Gang. Nicht nur, dass das für mein Fahrgefühl ungewohnt ist, es kostet auch viel Zeit beim prestigeträchtigen Sprint auf Landstraßentempo.

Auffällig war auch, dass sich der Rückwärtsgang nur bei völligem Stillstand reibungs- und geräuschlos einlegen lässt.

Während eines kleines Ausflugs ins seichte katalanische Gelände zeigte sich, dass der CX-3 weniger geländegängig ist als ein Škoda Octavia Combi Scout. CX-3-Fahrer sollten Feldwege nicht zu energisch angehen. Sonst setzt der Mazda schnell mal auf.

Mazda CX-3 – Fazit

Das ist – mal wieder – ‘ne runde Sache, Mazda. Das KODO-Design steht dem CX-3, das Cockpit des Mazda2 passt auch zum Crossover. Der Allradantrieb sowie der 2.0-Liter-Sauger sind meine persönlichen Highlights des CX-3. Er fährt sich flott und narrensicher, kann behäbig und stürmisch. Nur das mit dem Gelände geht ihm etwas ab. Aber was soll’s? Crossover-Softroader-Mini-SUVs rollen ohnehin nur durch Städte. Insofern geht das schon in Ordnung. Bleibt nur abzuwarten, ob der CX-3 dem Mazda3 nun das Wasser abgraben wird.

Seit heute, dem 19. Juni 2015, steht der neue Mazda CX-3 beim Händler. Los geht’s ab 17.990 €, für meinen Wunsch-CX-3 müsste ich jedoch über 10.000 draufpacken.

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Text: mvb
Fotos: mvb

Technische Daten

Mazda CX-3 2.0 SKYACTIV-G 150 AWD

Motor-Bauart:
vorne quer eingebauter 4-Takt Ottomotor SKYACTIV-G, Zylinderkopf und Motorblock aus Aluminium-Legierung
Hubraum:
1.998 cm³
Leistung:
110 kW / 150 PS bei 6.000 U/Min
Drehmoment:
204 Nm bei 2.800 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
200 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
8.7 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
8.1 L / 5.5 L / 6.4 L E10 (ROZ 95)

Grundpreis Mazda CX-3 2.0 SKYACTIV-G 150 AWD:
26.190
Leergewicht:
1.235 kg
Max. Zuladung:
525 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.275 mm / 1.765 mm / 1.535 mm

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Mazda nach Barcelona, Spanien eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Mazda übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Autor

Mario von Berg – hat mal irgendwas mit Germanistik gemacht, liebt von Kindheit an das Automobil und lernte unfreiwillig Autokataloge auswendig. Mit Benzin im Blut und frühneuhochdeutschen Texten im Kopf fährt, schreibt und liebt er.

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