Stellt euch vor, ihr reist weit über 1.000 Kilometer tief in den Süden Europas und das beherrschende Gefühl von Tag 2 eures epischen Roadtrips ist: „Irgendwie ist das jetzt nicht so der Knüller“. Und dann, als ihr mit dem Tag schon abgeschlossen habt und auf dem Weg zum Campingplatz seid, kommt plötzlich „il·luminació“…

#thepluses3 Pyrenäen Roadtrip - Nissan GT-R und Mercedes-Benz C450 AMG am Port d'Envalira
Dabei hatte der Tag im Steuerparadies Andorra noch so gut begonnen. Ein günstiges Hotel, ein gutes Bett, angenehm kühle Temperaturen und Sprit für Einssechzehn den Liter. Halt nur 95er. Irgendwas ist ja immer. Pas de la Casa, zur kälteren Jahreszeit wohl Wintersportparadies, im Sommer vor allem Shoppingmeile, welche etliche kaufwütige Menschen aus dem gesamten Umland lockt. 4,5 Prozent Mehrwertsteuer und der Verzicht auf Gewerbesteuern ermöglichen traumhaft niedrige Preise.

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Das Problem an dieser Ausgangslage: unser einziger Pass des Tages und mit 2.407 Metern gleichzeitig auch der höchste der Pyrenäen, das Port d’Envalira, war quasi schon zu 90 Prozent bezwungen. Denn Pas de la Casa liegt im Grunde genommen nur 3 Serpentinen unterhalb der Passhöhe. Und schon hier zeichnete sich ab: dieser Pass ist weniger Genuss-, als Durchfahrtsstraße. Dabei würde die riesige Streckenbreite beim schönen Kurvenverlauf eigentlich jede Menge Fahrspaß hergeben können – zu welcher Jahreszeit man den aber besser sucht: keine Ahnung. Soviel aber sei gesagt: wenn schon, dann sollte man lieber von der Westseite kommen.

#thepluses3 Pyrenäen Roadtrip - Mercedes-Benz C450 AMG am Port d'Envalira

Kein toller Start in den Tag: die Motoren sind noch nicht einmal warmgelaufen, schon steht man auf dem höchsten Pass der Pyrenäen. Enttäuschung macht sich breit. „Das war’s schon?“ Sollte die Höhe eines Passes als Gradmesser für seinen Fahrspaß fungieren, würden die nächsten eineinhalb Wochen sehr langweilig werden. Zudem hatten wir für heute nicht viel mehr geplant. Also fix noch ein paar Kurven auf der Karte ausfindig gemacht und die nächste Herausforderung gesucht. Doch wieder: nichts.

Resignation. Wir kapitulieren und machen uns gemütlich zu unserem Campingplatz außerhalb Andorras auf. Optimal, um das Eco-Programm in meinem C450 AMG auszuprobieren und gemütlich die seichten Gefälle hinunterzusegeln. Soll heißen: der Kraftschluss wird getrennt, der Motor läuft im Leerlauf, während das Auto lastfrei rollt. Wir überqueren die Grenze, verlassen Andorra und sind nun in Spanien. Oder genauer: Katalonien, darauf legt man hier schließlich wert. Wenige Kilometer tänzeln wir durch ein schlankes Tal, bevor wir wieder einen Berg erklimmen. Sanft, aber stetig. Ganz plötzlich kommen die Kurven und wie im Affekt schalten wir beide mit den entsprechenden Sportprogrammen unsere Boliden scharf und schneiden um die Kurven.

#thepluses3 Pyrenäen Roadtrip - Nissan GT-R und Mercedes-Benz C450 AMG am El Cantó

Die Mundwinkel wandern nach oben. Da fährst Du den ganzen Tag kreuz und quer durch Andorra, willst die Pyrenäen schon fast aufgeben und auf einmal landest Du im Fahrspaß-Himmel – drüben, hinter der Grenze. Von jetzt auf gleich ist alles anders. Es scheint, als hielte sich die Vegetation an Ländergrenzen. Musste ich mir bis hierhin immer wieder klar machen, dass ich hier nicht in den Alpen unterwegs bin, ist hier völlig klar: das sind die Pyrenäen. Trockene, karge, fast wüstenartige Landschaften wechseln sich ab mit grasgrünen Weideflächen und schroffen Felsen.

Und dann diese Straße: unsere beiden Boliden tänzeln in fließenden Richtungswechseln über das Asphaltband immer weiter den Berg hinauf. Gigantische Aussichten machen sich vor uns breit. Tatsächlich: da gibt es einen Pass, den wir nicht auf dem Schirm hatten. Oben auf einer Kuppe verrät ein braunes Schildchen: „El Cantó – 1722 Meter“. Lieber El Cantó, Du hast uns den Tag gerettet! Schade nur, dass Du Dich so schwierig hast fotografieren lassen. Aber zum Glück hatten wir ja unsere Drohne dabei…

Aussicht am El Cantó

Text: sb
Bilder: sb

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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