Als Auto-Blogger ist man ja nicht nur unterwegs, um immer die schönsten und neuesten Autos zu fahren – manche gehen einem dann sogar durch die Lappen, wie der aktuelle Ford Focus RS (schonmal vorab: ich bin verliebt!). Nein, von Zeit zu Zeit haben auch Reifenhersteller etwas spannendes neues im Portfolio, dass sie der versammelten Presse vorstellen möchten. So wie nun Bridgestone mit dem neuen DriveGuard-Reifen, mit dem Reifenpannen, beziehungsweise deren Folgen, der Vergangenheit angehören sollen. Runflat 2.0 quasi. Und testen konnte ich das ganze bei einer Probefahrt mit einem kaputten Reifen.

Hand heben: hattet ihr schon mal eine Reifenpanne? Nein? Dann dürft ihr euch zur statistischen Minderheit zählen. 60% aller Autofahrer hatten schon innerhalb der letzten vier Jahre eine Reifenpanne. Ich hatte gleich schon mehrere. Einmal wurde ein Reifen aufgeschlagen, einmal hat sich die Lauffläche abgelöst und einmal durfte ich den Klassiker schlechthin erleben: ein Nagel im Reifen, der für austretende Luft gesorgt hat.

Bridgestone DriveGuard Infografik - © Bridgestone

DriveGuard Technologie

Bridgestone hat nun mit dem DriveGuard einen Reifen vorgestellt, der in solchen Situationen noch eine problemlose Weiterfahrt ermöglichen soll. Bis zu 80 Kilometer bei 80 km/h sind so mit einer Reifenpanne noch drin. Das reicht in aller Regel, um sich noch in ein „sicheres“ Umfeld zu retten, indem man im besten Fall tatsächlich noch nach Hause, zum Zielort oder wenigstens in eine größere Stadt weiterfahren kann. Erreicht wird dieses Maß an Sicherheit durch mehrere Technologien.

Zuerst wird der Reifen durch eine besonders verstärkte und strapazierfähige Außenwand gestützt, welche in der Lage ist, das Fahrzeuggewicht auch bei Druckverlust zu tragen. Diese trägt dabei nicht nur die Reifenflanken, wie es bei üblichen Runflat-Reifen der Fall ist, sondern erstreckt sich über die gesamte Außenwand, um so auch für eine gleichmäßige Verteilung der Kräfte zu wirken.

Bridgestone DriveGuard Querschnitt

An zweiter Stelle stehen durchgehende Optimierungen, um die Reifentemperatur niedrig zu halten. Denn die durch einen Plattfuß erhöhte Reibung sorgt dafür, dass sich das Gummi schnell erhizt und auflöst. Damit man also auch noch 80 Kilometer weit kommt, trägt der Bridgestone DriveGuard spezielle Kühlrippen an der Außenwand, um Wärme in Richtung Felge abzuleiten. Dazu ist die Polyestermischung der Karkasse speziell auf eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen optimiert und mittels einer speziellen chemischen Verbindung soll die Reibung der Kohlenstoffmoleküle in der Seitenwand des Reifens, und damit die Hitzeentwicklung, reduziert werden.

Fahreindruck: Fahren mit einem „kaputten“ Bridgestone DriveGuard

Soviel nun zur Theorie: die spannende Frage jedoch ist, wie gut diese Technologie auch in der Praxis funktioniert. Neben einer Runde, die wir dort mit intakten Reifen fahren konnten, gab es auch eine Runde, die wir mit beschädigten Reifen fahren konnten. Hierbei wurde ein Nagel in die Reifenflanke geschlagen – ein Szenario, bei dem ein Tyre-Fit-Set nichts mehr retten könnte. Denn das dort enthaltene Dichtmittel kann sich logischerweise nur im Bereich der Lauffläche verteilen.

Die Testrunde führte Stefan von mancve.de (sprich: Man Cave; seinen Text hat er hier auf autophorie.de veröffentlicht) und mich über unebene, kurvige Bergstraßen, durch Städte und über die Autobahn. Und ganz im Ernst: ich war ziemlich erstaunt, wie stabil der Reifen immer noch blieb. Das auffälligste Merkmal, dass etwas nicht stimmt, ist eine erhöhte Geräuschentwicklung: vom Reifen ist ein klar hörbares Summen bzw. hochfrequentes Brummen zu vernehmen. Die Lenkung arbeitet immer noch erstaunlich präzise, plötzliche, starke Bremsungen sind kein Problem und selbst Kurvenfahrten gingen immer noch äußerst stabil von der Hand. Ein leichter Einfluss auf den Geradeauslauf war natürlich zu spüren, aber ich wage zu behaupten: ein ungeübter Fahrer, der ohnehin auch noch das Radio laufen hat, wird vom erlittenen Pech kaum etwas mitbekommen. So ging es auch Nicole: „Ich habe kaum bemerkt, dass ich einen Vollplatten hatte.“ Ihren Test des DriveGuard findet ihr hinter diesem Link.

Dieses besonders stabile Fahrverhalten bei einer Panne ist auch der Grund, warum zur Montage von DriveGuard-Reifen ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS) Grundvoraussetzung ist. Seit November 2014 ist das aber ohnehin für alle EU-Neufahrzeuge Pflicht und ließe sich im Zweifel auch zu überschaubaren Kosten nachrüsten. So bekommt der Fahrer dann nämlich sofort im Auto mitgeteilt, dass ein Reifen keinen Druck mehr hat

Unterschied zwischen DriveGuard und Runflat

Nun stellt ihr euch sicherlich – so wie ich zuerst auch – die Frage: was ist denn nun der Unterschied zwischen dem Bridgestone DriveGuard und einem Runflat-Reifen? Ein Runflat-Reifen gewinnt seine Notlaufeigenschaften in erster Linie aus einer besonders steifen Reifenflanke. Die Last wird weniger gleichmäßig auf den gesamten Reifen verteilt. Die Belastung auf die Radaufhängung ist dadurch deutlich erhöht. Das ist auch der Grund, warum Runflat-Reifen nicht einfach auf jedem x-beliebigem Auto montiert werden können, sondern eine spezielle Freigabe benötigen. Denn oftmals werden durch Autohersteller verstärkte Teile an der Radaufhängung montiert, damit man eine Freigabe für Runflats geben kann.

Das bedeutet natürlich aber auch: der Fahrkomfort wird durch DriveGuard-Reifen weit weniger stark beeinträchtigt, als es bei Runflat-Reifen der Fall ist. Und tatsächlich konnten wir den DriveGuard im direkten Vergleich zu einem normalen Touring-Reifen, dem Bridgestone Turanza, fahren und können bestätigen, dass die Komforteinbußen nur schwer wahrnehmbar sind.

DriveGuard für alle!

Auf Grund dieser Umstände kann also der DriveGuard auf quasi jedem Fahrzeug montiert werden, das ein Reifendruckkontrollsystem an Bord hat. Spezielle Einschränkungen gibt es lediglich bzgl. Fahrzeugmasse- und schwerpunkt.

Grundsätzlich ist der Bridgestone DriveGuard ein Touring-Reifen, also für komfortablen und nicht dem knallharten sportlichen Einsatz gedacht. Dank hoher Lamellierung bei optimierter Verteilung der Profilrillen, hohem Silica-Anteil und Schulterblöcken mit optimierter Aufstandsdruckverteilung soll aber insbesondere das Nasshandling zu den besten seiner Klasse gehören (laut Tests des TÜV).

Der Bridgestone DriveGuard wird in Europa ab März in 19 Sommer- und 11 Wintergrößen von 185/65 R15 bis 245/40 R18erhältlich sein. Die Größen werden in zwei Etappen auf den Markt kommen. Die Mehrkosten werden bei ca. 15% im Vergleich zum konventionellen Reifen ohne Notlaufeigenschaften liegen.

Bridgestone DriveGuard Sommerreifen

Querschnitt Felgengröße Dimension Index Start  Eco-Label Einstufung Nasshandling
65 15 185 / 65 R15 92V XL Mar 16 E* A
65 15 195 / 65 R15 95V XL Mar 16 C A
60 15 185 / 60 R15 88V XL Jan 17 E A
60 16 205 / 60 R16 96V XL Mar 16 C A
60 16 215 / 60 R16 99V XL Jan 17 C A
55 16 195 / 55 R16 91V XL Mar 16 E A
55 16 205 / 55 R16 94W XL Mar 16 C A
55 16 215 / 55 R16 97W XL Mar 16 E* A
55 16 225 / 55 R16 99W XL Jan 17 C A
55 17 215 / 55 R17 94W XL Jan 17 C A
55 17 225 / 55 R17 101Y XL Jan 17 C A
50 17 205 / 50 R17 93W XL Jan 17 C A
50 17 225 / 50 R17 98Y XL Mar 16 C A
45 17 205 / 45 R17 88W XL Jan 17 C A
45 17 225 / 45 R17 94Y XL Mar 16 C A
45 17 235 / 45 R17 97Y XL Jan 17 C A
45 18 245 / 45 R18 100Y XL Jan 17 C A
40 18 225 / 40 R18 92Y XL Mar 16 E* A
40 18 245 / 40 R18 97Y XL Jan 17 C A

Bridgestone DriveGuard Winterreifen

Querschnitt Felgengröße Dimension Index Start Eco-Label Einstufung Nasshandling
65 15 185 / 65 R15 92H XL Jun 16 C B
65 15 195 / 65 R15 95H XL Jun 16 C B
60 15 185 / 60 R15 88H XL Jun 16 E B
60 16 205 / 60 R16 96H XL Jun 16 C B
55 16 195 / 55 R16 91H XL Jun 16 C B
55 16 205 / 55 R16 94V XL Jun 16 C B
55 16 215 / 55 R16 97H XL Jun 16 C B
55 17 225 / 55 R17 101V XL Jun 16 C B
50 17 225 / 50 R17 98V XL Jun 16 C B
45 17 225 / 45 R17 94V XL Jun 16 C B
40 18 225 / 40 R18 92V XL May 17 E B

* Upgrade auf Kraftstoffeffizienz-Klasse C ab dem 1. Quartal 2017.

Text: sb
Bilder: sb/Bridgestone

Disclosure zur Transparenz

Ich wurde von Bridgestone nach Monaco eingeladen. Reisekosten, Verpflegung und Übernachtung wurden von Bridgestone übernommen. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

4 Kommentare

  1. Jung Elisabeth Antworten

    Hallo,

    Ich möchte Sie folgendes fragen:
    Ich benötige neue Sommerreifen von Bridgestone 225/45 R7 94Y XL RunFlat.
    Im Internet ist folgendes Angebot zu sehen:
    1.Bridgestone Turanza T005 XL DriveGuard RFT EAN Code 328634137411 z,B. 91.-€

    2.Bridgestone Turanza T005 XL ROF EAN Code 3286340985413 zB. 84.-€

    Gibt es hier einen Unterschied?
    Ich würde mich freuen, wenn Sie mir den Unterschied erklären könnten.

    Freundliche Grüße
    Elisabeth Jung

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