Hyundai N – unter dieser Marke arbeitet Hyundai seit geraumer Zeit bereits an einem ersten Performance-Modell, ein Kompaktsportler, der es in sich haben soll und der versammelten Hot-Hatch-Konkurrenz zeigen soll, dass auch die Koreaner wissen, was Fahrspaß bedeutet. Technologien für dieses Modell ist Hyundai bereits eifrig am erproben – unter anderem auch im Dauerlauf des 24h Rennens am Nürburgring.

Hyundai i30 N Performance Prototyp

Es ist nicht das erste Mal, dass Hyundai bei einem 24h Rennen in der Eifel an den Start geht. Bereits in den letzten 2 Jahren konnte Hyundai die SP2T Klasse für sich entscheiden und dieses Jahr konnte man daraus sogar einen Hattrick machen, indem ein seriennaher Veloster Turbo die SP2T für sich entscheiden konnte.

Wirklich besonders war Hyundais diesjähriger 24h-Auftritt aber vor allem wegen einem i30, der in der SP3T an den Start geschickt wurde – Turbomotoren bis 2 Liter Hubraum. Moment – 2 Liter? Im i30 Turbo und Veloster steckt doch ein 1,6-Liter-Motor? Korrekt. Was bei diesem SP3T-i30 unter der Haube steckt ist nämlich das, was später der Motor für das erste N-Performancemodell sein soll. Möglicherweise wird das gute Stück „Hyundai i30 N“, doch über den Namen will man sich später Gedanken machen – erst muss die Performance stimmen.

Hyundai N als künftige Sportmarke – Motor im 24h-Rennen-Dauertest

Und dafür ist das Hyundai-Werksteam mit einem Entwicklungsmotor gefahren, welcher eine 1:1-Entsprechung des künftigen Serienmotors sein soll. Lediglich an der Leistungsschraube hat man noch ein wenig gedreht, ein bisschen mehr Ladedruck, ein paar PS mehr, um herauszufinden, wie belastbar das Triebwerk am Ende sein wird. Der Härtetest, ein 24h-Dauerlauf auf der Nordschleife, könnte fordernder kaum sein.

Zum 24h Rennen wurde ich von Hyundai freundlicherweise ins Hyundai Testcenter direkt an der Döttinger Höhe geladen, um dort einen Einblick in den aktuellen Stand der Entwicklung dieses Sportmodells zu bekommen. Und ganz im Ernst: das was dort zu sehen und zu hören war kann uns Hot-Hatch-Liebhaber nur in Entzückung versetzen, denn es zeigt, dass die Leute hinter Hyundai N an die richtigen Dinge gedacht haben.

Hyundai i30 N Performance Prototyp

Vor uns steht in der Halle des Testcenters ein „Esel“. Das heißt ein aktueller i30, der als Träger der neuen Technologien herhalten muss. An ihm toben sich die Ingenieure aus und schicken ihn auf unzählige Runden über die Nordschleife und kreuz und quer durch die Eifel. Esel auch deshalb, da diese Entwicklungen hier noch auf dem „alten“ i30 basieren, das finale Modell wird auf Basis des neuen i30 sein. Und dort gibt es bereits einige spannende Dinge zu sehen: ein großer Ladeluftkühler, Versteifungen des gesamten Chassis an der Front und im Heck und vor allem auch ein kräftiger Frontsplitter.

Mächtige Aerodynamik – „Zero Lift“ als Ziel

Der SP3T-i30 umrundet parallel, während ich dort im Testcenter stehe, die Nordschleife im WRC-Kleidchen mit dicken und kräftigen Backen. Ganz so extrem wird die Serienversion nicht aussehen, aber der Fokus auf eine gute aerodynamische Balance steht ganz klar im Vordergrund. „Zero Lift“ ist das Ziel, kein Auftrieb. Der Prototyp wie er hier vor mir steht muss sogar wieder entschärft werden, der mächtige Frontsplitter erzeugt bereits zu viel Abtrieb.

Hyundai i30 N Performance Prototyp

Beim Fahrwerk gibt es derzeitige Standardkost mit kleinem Sahnehäubchen: konventionelle Stahlfedern werden durch adaptive, elektronisch geregelte Dämpfer gestützt. Viel spannender ist allerdings die Frage, welches Setup zu erwarten ist: „Setup-Priorität ist ganz klar die Nordschleife. Danach erst versuchen wir den entsprechenden Komfort für die Landstraße zu finden.“ James May würde nun zwar zucken, für uns Petrolheads ist das aber eine gute Nachricht. Allerdings, gehe es nicht um die Rundenzeit. „Es geht nicht um Hardcore-Performance. An vorderster Stelle steht der Fahrspaß, das Auto soll ein Sieger der Herzen sein!“. Gleiches hat Ford auch mit dem Focus RS verinnerlicht und konnte damit Presse und Fans überzeugen. Die Abstimmung des Fahrwerks soll betont agil ausgelegt werden, ein schönes Eigenlenkverhalten besitzen. Was das kurz gesagt heißt: das Heck soll in Bewegung bleiben.

Elektronisch gesteuerte Quersperre an der Vordachse

Damit’s auch ordentlich aus der Kurve wieder herausgeht, wird an der Vorderachse eine elektronisch gesteuerte Quersperre ihren Dienst verrichten, ähnlich, wie wir es etwa vom VW Golf GTI Performance oder Clubsport kennen. Der Sperrgrad ist damit vollvariabel und kann vor allem bereits proaktiv beim Einlenken variiert werden, statt – wie eine konventionelle Sperre – erst unter Last reagieren. Allerdings ist noch unklar, ob diese elektronische Sperre serienmäßig an Bord ist oder erst mit einer Art Performance Paket hinzugeordert werden kann. Wie viel Leistung dadurch genau auf die Straße gebracht werden soll, darüber schweigt sich Hyundai noch aus. So viel ist wohl sicher: 250 PS werden es mindestens werden, ein Wert nah an der 300er-Marke würde mich nicht wundern. Klar ist übrigens auch: der i30 N (wenn er denn so heißen wird) wird ausschließlich als Handschalter kommen, alles andere passe nicht zum Charakter eines solchen Autos.

Und auch sonst zeigt dieser Besuch im Testcenter, dass man sich bei Hyundai die richtigen Gedanken macht: genug Raum, um auch einen Helm im Auto tragen zu können, soll es geben. Die Sitze sollen ausreichend Seitenhalt bieten und die Ölversorgung des Motors soll so ausgelegt sein, dass auch der Rennstreckeneinsatz mit Slicks kein Problem sein soll. Tja und der Sound: der ist offenbar auch weit oben ins Lastenheft priorisiert worden und dieses Video, das den „Work in Progress“-Sound des derzeitigen Entwicklungsstandes zeigt, spricht eine klare Sprache, dass Hyundai den selben Weg einschlägt wie Ford: Mittelschalldämpfer werden überbewertet – loud pipes save lifes!

Man darf also sehr gespannt sein, was dort im Testcenter am Nürburgring noch so in dieses neue, erste N-Sportmodell hineinentwickelt wird. Und auch wenn man den Koreanern es bisher nicht zutrauen würde, ein ernsthaft emotionales Auto zu bauen, glaube ich tatsächlich, dass man dieses Modell unbedingt auf dem Schirm behalten muss. Während Renault immer mehr in die Lifestyle-Schiene rutscht und die Befürchtung bleibt, dass der auslaufende Megané RS der letzte wahre „Renault Sport“ gewesen sein könnte, dürften die Hoffnungen für diesen Koreaner umso größer ausfallen. Bis nächstes Jahr müssen wir uns allerdings noch gedulden.

Text: sb
Fotos: Lukas Hampe/sb/Werk


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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