Über Assistenzsysteme im Motorrad wird ja gerne gestritten. Aber ich bin ehrlich: wenn man mehr als 100 Kilometer auf der Autobahn zurücklegen muss, ist ein Tempomat schon eine feine Sache, um die Gashand zu schonen. BMW geht jetzt einen Schritt weiter und bringt den ersten Adaptiven Tempomat für’s Motorrad.
Vom Auto ist man die ACC, Adaptive Cruise Control, bereits gewohnt. Man stellt Geschwindigkeit und Folgedistanz ein und das Auto regelt die Geschwindigkeit automatisch bis zur eingestellten Höchstgeschwindigkeit so, dass in einem vorgegebenen Abstand dem vorausfahrenden Fahrzeug gefolgt wird. Nach dem selben Prinzip wird auch die ACC für’s Motorrad arbeiten. Der Fahrer kann den Abstand in drei Stufen regulieren. Alle Informationen dazu werden im TFT-Display angezeigt. Das Motorrad bremst dann selbstständig herunter, wenn der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu gering wird bzw. beschleunigt automatisch wieder, wenn der Abstand groß genug ist.
Ab einer gewissen Schräglage wird die Geschwindigkeit durch die ACC bei Bedarf automatisch reduziert und auch die Dynamik der Geschwindigkeitsregelung variiert natürlich, um keine Unruhe ins Motorrad zu bringen. Eine Funktion, die mir in zu vielen adaptiven Tempomaten für’s Auto fehlt, hat BMW bedacht: wenn man den Blinker setzt wird bereits mit dem Beschleunigen begonnen, also nicht erst dann, wenn man einen Spurwechsel vollbracht hat und von hinten die ersten Fahrzeuge lichthupend angeflogen sind. Der Fahrer kann zwischen zwei Regelcharakteristika wählen, komfortabel oder dynamisch. Im zweiten Modus beschleunigt das Motorrad schärfer und direkter, als im normalen Modus.
Basis bildet 6-Achsen-IMU
Zugeliefert wird das System von Bosch, die bereits vor 2 Jahren einen solchen ACC für’s Motorrad angekündigt haben, der nun wohl bei BMW in Serie gehen wird. Das System basiert auf der 6-Achsen-IMU, die notwendig ist, um alle relevanten Parameter (Schräglage, Querbeschleunigung, Langsbeschleunigung etc). Einzig zusätzliches Element wird ein Radarsensor in der Front sein, der die Abstände zu vorausfahrenden Fahrzeugen misst. Mit einer Größe von grob 8×5 Zentimetern, vergleichbar etwa mit einer Zigarettenschachtel, muss dieser Radar natürlich auch Platz in der Fahrzeugfront befinden und wird folglich vorerst vor allem bei vollverkleideten Tourern Anwendung finden.
Einführung im Herbst
Eingeführt wird das System im Herbst 2020, wenn BMW Updates für seine Fulldress-Tourer-Palette, vermutlich der K-Baureihe, vorstellen wird. Freilich kann man davon ausgehen, dass mit der nächsten Modellpflege auch GS und Co in der R-Baureihe die neue Technik bekommen werden.
Text: sb
Fotos: BMW