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Lücken-Füllen ist derzeit angesagt, sehr angesagt. BMW zeigte mit dem X6, dass SUVs in Coupé-Form durchaus Abnehmer finden können und schob eine Generation später auch einen kleinen Ableger nach, den X4. Mercedes, die sich gerade jeder noch so kleinen Nische zu bedienen scheinen, konnten da natürlich nicht lange abwarten und zogen nach. Erst mit dem GLE Coupé, welches dem X6 entgegentreten soll, nun mit dem GLC Coupé, welches dem X4 Beine machen soll. Und genau den bin ich gefahren.

Als Motorjournalist und -Blogger ist man viel zu oft versucht, Artikel nach dem Schema „Dinge, die man nicht braucht“ einzuleiten. SUVs, beispielsweise, sind ziemlich unnötig. Verschmelzung verschiedener Fahrzeugklassen – sehr unnötig. Das passt natürlich zur Polemik vieler Autoren in den Kommentarspalten gängiger Magazine und Portale: „Wer braucht schon so viel Leistung?!“ schreiben sie dort alle, wenn das beschriebene Auto mehr Leistung hat, als das eigene oder der Carsharing-Karren, mit dem man sich durch den Stadtverkehr quält. Ich lasse mich selbst oft genug auf diese Form der Polemik ein – außer es geht um Leistung. Davon kann man nie genug haben. Und dann steht ausgerechnet dieses Auto vor mir: das Range Rover Evoque Cabrio. Ein SUV-Cabrio. Mal im Ernst: wer braucht denn sowas?!

Mit bärigem Durchzug beschleunigst Du vom Scheitelpunkt weg. Maximale Traktion, das Heck drückt nach außen. Reifen wimmern. Ein kurzer Impuls auf’s Bremspedal, Einlenken in die große Rechts und Feuer! Gummi löst sich in Rauch auf, der Asphalt wird um einige Schichten französischen Gummis dunkler und ein Kompaktwagen kommt quer ums Eck, wie es ein Kompaktwagen eigentlich gar nicht tun dürfte – bis Ford sich dachte, mal eben alles anders zu machen und den Ford Focus RS auf die Räder gestellt hat.

Der Neujahrskater hängt uns allen noch in den Knochen, wie auch der erste Schneefall des neuen Jahres, der auf den deutschen Autobahnen und Flughäfen (nicht wahr, Jens?) schon wieder für Chaos gesorgt hat. Nachdem der Rausch ausgeschlafen und die Berge eingeschneit sind, pilgern die Deutschen wieder: zum Skifahren. Das heißt: hier gibt es auch dieses Jahr wieder ein paar Wintersportler. Auf rädern, selbstredend. Und Allrad muss es dann schon sein. Klar, das will ja auch der gemeine deutsche Autokäufer südlich des Weißwurstäquators, der sich einmal im Jahr, 10 Tage mit der weißen Pracht konfrontiert sieht. Also: Vorhang auf für den VW Golf R!

Fährste quer, siehste mehr. Fährste richtig quer, siehste gar nix mehr. Zugegeben, die 90° Driftwinkel am Ende der engen Spitzkehre waren dann wohl doch ein wenig zu viel. Ausnahmsweise hat sich der 4-Liter-V8 mal als Turbomotor geoutet und mich mit seinem Drehmomenthammer überrascht. Denn, wenn im Drift aus fein dosiertem Schlupf an der Hinterachse völlige Eskalation wird, weil sich plötzlich eine 700 Nm große Drehmomentwelle aufbäumt, dann merkst Du mal wieder: unter der Haube blasen zwei Turbolader halt mächtig zum Kampf. Und: Du bist halt nicht Chris Harris.