Doch gehen wir in der Geschichte ein paar Kapitel zurück: vor 2 Jahren kam bereits der Mégane II in einer Sportversion daher. Der Franzose, welcher sich bei Kennern unter dem Kürzel R26.R einprägte, erreichte seinerzeit die schnellste Nordschleifenzeit eines Fronttrieblers mit einer Bestmarke von 8 Minuten und 17 Sekunden. Dabei hatte der Mégane II allerdings mit seinem etwas „speziell“ geformten Heck gleichermaßen auch recht viele Gegner, welche sich mit der Optik einfach nicht anfreunden konnten.
Als Renault letztes Jahr nun das neue Coupé des Mégane III präsentierte war klar, dass dieses neue Coupé viele Freunde finden wird. Wie schon beim Clio R.S. bietet die kleine Division „Renault Sport“ auch beim Mégane R.S. die Möglichkeit, sich „einfach nur“ Sport ins Haus zu holen, oder aber auch ohne Kompromisse ein Gefährt für die Rennstrecke zu ordern. Beim Clio R.S. wird mit dem entsprechenden Cup-Paket auf jegliches gewichtiges Schnickschnack verzichtet und ein noch härteres Fahrwerk verbaut. Beim Mégane wird mit dem optionalen Cup-Paket nicht nur ein steifer ausgelegtes Fahrwerk verbaut, sondern ein Sperrdifferenzial an der Vorderachse sorgt dafür, dass die 250 PS auch tatsächlich auf die Straße gebracht werden können.
Aggressive Optik und ein wuchtiger Auftritt
Zum Cup-Paket gehören auch schwarz lackierte 18-Zöller, welche bestens zur weißen Karosserie und dem schwarz lackierten Frontstoßfänger passen. Noch dazu zählen die rot lackierten Bremssättel und die geschlitzten Brembo-Bremsscheiben zu den äußerlichen Merkmalen, mit denen sich der R.S. in der Cup Version von allen anderen seiner Brüder hervorhebt. Oh mon dieu, kleiner Franzose, was machst du nur mit uns, dass du in uns diesen Drang weckst, sofort in dich einzusteigen, den Startknopf zu drücken und mit dir Spaß zu haben?!
Und auch nach dem Einsteigen, geht es nicht minder eindrucksvoll weiter. Dem Fahrer präsentiert sich ein sauber aufgeräumter Innenraum mit gut konturierten Sportsitzen und einer angenehm tiefen Sitzposition, wofür auch das Armaturenbrett im R.S. Modell 10mm abgesenkt wurde. Wer es ganz sportlich mag, kann optional auch Recaro-Schalensitze dazuordern, welche jegliches verrutschen quasi unmöglich machen dürften. Nichts desto trotz bietet aber schon die Serienbestuhlung einen ausgezeichneten Seitenhalt und Sitzkomfort, die nichts zu wünschen übrig lassen. Hat man nun erstmal auf den fabelhaften Sitzen Platz genommen, fällt einem sofort ein Lederlenkrad mit gelber Mittellagenmarkierung auf und lässt den Blick vorbeischweifen auf einen gelb unterlegten Drehzahlmesser. In der Mitte des Armaturenbrettes findet sich ein optionaler „R.S.-Monitor“, welcher das Rennsporterlebnis komplettiert: der Monitor gibt nicht nur Auskunft über „übliche“ Daten wie Wassertemperatur, sondern auch Öltemperatur, aktuell wirkende Beschleunigungskräfte, derzeitiger Ladedruck und ermöglicht die Erfassung von Rundenzeiten, sowie Beschleunigungstests (0-100 km/h, 400m) und vielem mehr.
Lebendiger Motor mit ordentlich Druck
Weniger zurückhaltend fällt dagegen der Verbrauch aus. Die kombinierten 8,4 Liter Super mögen bei normaler Fahrweise durchaus realistisch erscheinen, aber man wird von dem netten Franzosen immer wieder zu einer schorferen Fahrweise animiert, bei welcher dann auch Spitzenwerte von 20 Litern kein Problem sind und im Schnitt eher mit 11 Litern gerechnet werden muss.
Auf der Autobahn fehlt dem Mégane nach oben raus etwas Druck. Ab 210 km/h geht es hier schon nicht mehr ganz so flott vorwärts, es reicht aber nach wie vor, um die Nadel auch über die 250er Markierung wandern zu lassen, die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h erreicht er also in jedem Fall.
Ausgezeichnetes Fahrwerk, das sich von der Konkurrenz abhebt
Erfreulicherweise hat die R.S. Abteilung beim Topmodell allerdings nicht nur ein wenig nachgearbeitet, sondern auch die Konstruktion der Vorderachse komplett verändert. Dank einer ISAS (Independent Steering Axis System) Vorderachse, wie auch beim Focus RS, wirken quasi keine Antriebseinflüsse auf die Lenkung. Dazu wurden im Cup-Paket noch dickere Stabis verbaut, welche die Seitenneigung, aber auch den Fahrkomfort, reduzieren. Einzig die Lenkung könnte ein wenig mehr Feedback vermitteln und der (äußerst standfeste) Brembo-Bremsanlage würde ein etwas genauer definierter Druckpunkt gut tun. Trotz allem bietet der R.S. aber ein fahrerisches Erlebnis, welches wir in der Form nur selten erleben konnten, erst recht bei einem Fronttriebler.
Um einen mit Cup-Paket ausgestatteten R.S. auch adäquat auf der Rennstrecke bewegen zu können, geht Renault auch bei den Sicherheitssystemen einen erfreulich anderen Weg, als etwa VW mit dem Golf GTI oder dem Scirocco: das ESP ist beim Renault komplett abschaltbar. Drückt man nur kurz den ESP-Schalter, geht das ESP in einen Sport Modus. Dieser bewirkt eine deutlich höhere Regelschwelle für das ESP und lässt auch das ABS erst sehr viel später ins Geschehen eingreifen. Auf Wunsch lässt sich mit einem langem Druck auf den ESP Schalter das gesamte System deaktivieren. Dem Fahrer wird dies durch ein freundliches Piepen bestätigt. Sehr nett ist auch, dass an den Sport-Modus des ESP eine aggressivere Gaspedalkennlinie geknüpft ist. Wer darüberhinaus über den R.S.-Monitor im Cup-Paket verfügt, kann darin zusätzlich noch unter insgesamt 5 verschiedenen Gaspedal-Kennlinien wählen.