Grün ist In. Klar, das weiß jeder. Aber außer für das Gewissen und das eigene Ego haben spritsparende Hybrid-Fahrzeuge bisher eher wenig zu bieten. Genau in diese Nische möchte Honda nun mit seinem breiten Hybrid-Know-How hereinpreschen und verkauft seit Anfang Juni mit dem CR-Z den ersten „Sport Hybrid“. Ich hatte die Gelegenheit einen genaueren Blick ins Batteriefach zu werfen.

Auch, wenn es viele gar nicht mitbekommen haben, ist Honda inzwischen neben Toyota wohl der Hersteller mit dem umfangreichsten Know-How, wenn es um Hybridfahrzeuge geht. Honda hat gleich mehrere Modelle in der Palette, welche mit Hybridtechnologie verfügbar sind. Als neuester Spross dieser jungen Familie, gesellt sich nun der CR-Z hinzu. Er will der neue sein, der wilde, unkonventionelle, der seinen Meister zu Höchstleistungen antreiben soll.

In der Realität macht sich das alles dann leider doch deutlich weniger stark bemerkbar, als es die Slogans und Werbespots vielleicht versuchen zu vermitteln.

Anders, aber irgendwie doch ein Hybrid

Der CR-Z versucht anders zu sein, als seine Verwandten. Von vorne betrachtet funktioniert das noch ganz gut, der CR-Z wirkt aggressiv, kantig und auch nicht unbedingt langweilig. Von vorne-seitlich gesehen funktioniert das ganze schon ein wenig besser: der CR-Z vermittelt den Eindruck eines knackigen Coupe, man freut sich schon darauf, die Formen in einem schönen Heck vollendet zu sehen, man geht weiter und . . . man wird enttäuscht. Der CR-Z trägt letztlich das Hybrid-typische hohe Heck und irgendwie hat man gehofft, dass er genau das nicht tut. Zugegenermaßen sieht er nicht „ganz“ so aus, wie seine Kollegen, aber das erhoffte knackige Coupe-Heck bleibt leider ebenfalls aus.

Öffnet man die angenehm großen Türen, findet man sich in einem Raumschiff-ähnlichen Cockpit wieder. Praktisch alles ist auf den Platz hinter dem Volant ausgerichtet, eigentlich toll. Der Fahrer hat trotz der vielen Knöpfe, Schalter und Regler alles erstaunlicherweise klar im Blick und man kommt auf Anhieb ohne Sucherei mit der Bedienung des Autos klar.

Die Verarbeitung im Innenraum eigentlich keinen Grund zur Kritik. Angesichts aber des Preises von knapp 24.000 Euro für mein Testexemplar, hinkt der CR-Z in Sachen Materialanmutung deutlich hinter dem günstigeren Alfa Romeo MiTo hinterher. Dieser etwas negative Eindruck des – an und für sich – wirklich ordentlichen Innenraums, letztlich vor allem auf das für das Armaturenbrett verwendete Plastik zurückzuführen, welches einfach nicht besonders schön aussieht, gut reflektiert und dazu noch ein idealer Staubfänger ist.

Hervorzuheben ist auch die gute Sitzposition und der gute Seitenhalt im Gestühl des CR-Z. Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand ist erfreulicherweise in Höhe und Tiefe verstellbar. Die Instrumente sehen zudem sehr stylisch aus und ein farbiger Kranz um die aktuelle Geschwindigkeit passt sich optisch immer an die aktuelle Fahrsituation an: grün etwa, wenn man besonders sparsam unterwegs ist oder rot, wenn man es mal krachen lässt.

Antrieb mit Schwächen

Kann man es denn mit einem Hybrid überhaupt so richtig krachen lassen? Bevor ich die Frage beantworte, sollten wir erst noch einen Blick auf die Zahlen werfen. Der CR-Z kommt mit einem 1,5-Liter Vierzylinder daher, welcher mit einer Leistung von 124 PS bei Sportfahrern nicht unbedingt für erstauntes Raunen sorge dürfte. Da ändert auch der 14 PS starke Elektromotor nicht viel an der Tatsache, dass die kombinierten 138 PS nicht unbedingt viele Käufer auf Grund der niedergeschriebenen Fahrleistungen anlocken dürfte.

Der CR-Z kommt mit einem von Hondas Marketingabteilung „Integrated Motor Assist (IMA)“ genannten System daher, welches mit Hilfe unterschiedlicher Fahrprofile das Hybriderlebnis noch etwas steigern soll. Prinzipiell ist das System ähnlich dem D.N.A. System, das Alfa Romeo im MiTo verbaut. Beim CR-Z stehen hierzu drei Modi zur Auswahl: Eco, Normal und Sport. Von „unten nach oben“ aufsteigend wird nicht nur die Gaspedalkennlinie deutlich schärfer ausgelegt, auch die Steuerzeiten werden verändert. Zudem wird hierüber geregelt, wie stark der Benzinmotor von seinem elektronischen Kollegen unterstützt wird und wie stark die Energierückgewinnung genutzt wird. Zusätzlich wird dem Fahrer mit Hilfe verschiedener Anzeigen im Instrumententräger vermittelt, wie sparsam oder umweltvernichtend er gerade unterwegs ist, dazu gibt es eine Gangwechselanzeige und eine Grafik, welche darstellt, ob die Batterien des Elektromotors gerade ge- oder entladen werden und wie stark das jeweils gerade stattfindet.

Das alles hilft leider nichts – um wieder auf die ursprüngliche Frage zurückzukehren – wenn selbst bei maximaler Batterieentladung, d.h. voller Leistungsausbeute, irgendwie das letzte Quentchen Kraft feht. Man darf das nicht falsch verstehen, der Motor des CR-Z ist wirklich sehr drehfreudig, laufruhig, klingt angenehm und fühlt sich auch wirklich fantastisch an. Bei jeder Beschleunigungsorgie vermisst man aber trotzdem noch das Tüpfelchen auf dem „i“. Dabei fehlt gar nicht viel, gerade 15-30 PS mehr und die Geschichte würde schon ein ganz anderes Ende schreiben. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass es sich ja immerhin auch um einen Hybrid handele und der dafür so wenig verbrauche und überhaupt. Damit sollen auch gar nicht Hondas Bestrebungen abgesprochen werden, sparsame und sportliche Autos zu bauen – die Idee ist klasse und ich freue mich auf weitere Modelle. ABER: da Honda nunmal doch recht offensiv mit dem „Sport Hybrid“ wirbt, sind die Erwartungen natürlich auch ziemlich hoch geschraubt. Eine etwas andere Werbestrategie hätte Honda vielleicht den ein oder anderen enttäuschten Kunden gespart.

Für den Standardsprint auf Landstraßentempo vergingen bei meiner Messung ca. 9,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit lag bei GPS-gemessenen 197 km/h bei 33° Grad Außentemperatur. Das ist schon ganz ordentlich, die Beschleunigung hingegen weniger. Mit durchschnittlichen 7,6 Liter Superbenzin während der Testfahrt, ist jedoch der Verbrauch im angenehmen Bereich und der Hybrid zahlt sich wieder aus, denn ruhig haben habe ich es sicher nicht angehen lassen 😉 Außerdem klingt der Motor durchaus sehr angenehm, dröhnt zu keinem Zeitpunkt und hat ein freudig kerniges Fauchen auf den Lippen. Der Auspuff klingt dabei auch recht sportlich, nicht langweilig, ein bisschen mehr Sportlichkeit dürfte der akkustische Teil des Antriebsstrangs dennoch vermitteln.

Sportliches Fahrwerk mit Schwächen

Letztlich wäre ich aber nicht ich, wenn ich ein sportliches Auto nur nach seinen Leistungsdaten beurteilen würden. Das recht straffe Fahrwerk verspricht eine freudige Kurvenhatz. Im Großen und Ganzen ist sie das auch. Die zwar direkte, aber dennoch leicht „teigig“ wirkende Lenkung macht präzises Fahren nicht ganz einfach und velangt oftmals leichtere Korrekturen des Fahrtkurses, zudem leidet sie selbst bei Geradeausfahrt teils stark unter Antriebseinflüssen.

Das Fahrwerk kommt angenehm straff, aber nicht hart, daher. Es fühlt sich auch auf unebener Strecke noch komfortabel an und passt damit auch zum angenehmen Geräuschniveau im Innenraum. Der Schlupf an der Vorderachse fällt im allgemeinen recht gering aus, frühes Herausbeschleunigen aus engeren Kurven macht der CR-Z erstaunlich gut. Zackiges Einlenken quittiert er hingegen mit einem freudigen Heckschwenk. Für sportliche Fahrer ist dies sicher eine Freude, für den Normalfahrer könnte das aber auch mal einen überraschenden Moment bedeuten. Generell ist ein agil mitlenkendes Heck tatsächlich auch eine gute Option, um ein untersteuerndes Auto wieder in die richtige Bahn zu bringen. Dem CR-Z gelingt dies durch das hohe Gewicht der Batterien im hinteren Bereich des Fahrzeugs.

Fazit

Der CR-Z ist nicht der erhoffte CRX-Nachfolger, auf den viele so sehnsüchtig gewartet haben. Er ist auch nicht der Sportwagen, den man nach Hondas Werbestrategie erwartet. Er ist mit über 24.000 Euro auch nicht günstig und ganz sicher ist er auch nicht der schönste, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Trotz all dem ist der CR-Z aber dennoch ein gutes Auto, welches in jedem Fall Freude am Fahren bereitet und auch immer wieder zum „Spaß-haben“ anleitet. Die Gänge gehen schön knackig durchs Getriebe, der Klang passt, der Motor fühlt sich gut an, das Fahrwerk macht einen vernünftigen Job und der Verbrauch bleibt auch bei aggressiver Fahrweise erfreulich niedrig. Wenn der CR-Z jetzt noch das letzte, so schmerzlich vermisste, Quentchen Leistung mitbringen würde, dann könnte er durchaus auch als Sport Hybrid ernst genommen werden. Die Richtung, in die Honda hiermit geht, ist aber in jedem Fall eine gute, der CR-Z setzt ein Zeichen und es bleibt zu hoffen, dass die Gerüchte nach einer stärkeren Motorisierung wahr sind. Dann werden wir uns sicher wiedersehen, lieber Familienaussreisser.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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