Vergangene Woche bekam ich mit ein paar anderen Bloggern die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen des Ford Forschungszentrum zu werfen. Eines kann ich euch bereits vorab sagen: ich bin schlicht beeindruckt, an wie vielen kleinen und großen Details da geforscht wird. Heute will ich euch zuerst einmal etwas über die Forschungen im Bereich Gesundheit, Alter liefern – weiteres folgt natürlich noch!

Ford Forschungszentrum Aachen

Das Ford Forschungszentrum in Aachen ist das einzige seiner Art außerhalb der USA. Dementsprechend stolz ist man natürlich bei Ford auf diesen Standort. Stolz kann man dort aber vor allem auch auf die Forschung und deren Ergebnisse sein. Ich dachte mir natürlich, dass die gängigen Premium-Hersteller eine Menge Forschungsaufwand in Ihre Fahrzeuge investieren und dass wohl auch Hersteller wie Ford da mit dabei sind, aber selbstverständlich nicht so intensiv an Details forschen – ich sollte eines besseren belehrt werden.

Kampf gegen Müdigkeit, Stress und mehr: der EKG Sitz

Ford Research EKG Sitz

Die erste Station des Tages war der EKG-Sitz. Das ist ein Sitz, welcher über mehrere verbaute Metallplatten auf dem Sitz in der Lage ist, durch Bekleidung hindurch den Herzrhytmus zu messen. Die Einsatzmöglichkeiten für einen solchen Sitz sind vielfältig: einerseits kann das Auto so selbstständig einen Kollaps des Fahrers erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten, um großen Schaden zu verhindern. Andererseits kann das Auto aber auch Stresssituationen, Müdigkeit und mehr effektiv erkennen und den Fahrer entsprechend darauf hinweisen.

Jens auf dem EKG Sitz
Jens auf dem EKG Sitz

Vor allem lassen sich damit aber auch Vitalwerte des Fahrers erfassen und so die Auswirkungen eines ungesunden Lebensstils erfasst werden. Das könnte dann etwa dazu dienen, um den Fahrzeugbesitzer für einen gesünderen Lebensstil zu coachen. Die Grenzen an Möglichkeiten werden wohl nur durch die Fantasie gesetzt – oder an einem Punkt, wo der fettleibige Autofahrer nicht vom eigenen KFZ belehrt werden will. In einer Serienversion sollen die Metallplatten zur Messung natürlich unter das Sitzpolster verschwinden – ist ja noch ein Prototyp.

Aus jung mach alt: der Ford Altersanzug

Station 2 war der Altersanzug. Ein Thema auf das ich mich schon gefreut habe. Was macht dieser Altersanzug genau? Mit Hilfe verschiedener Bänder, Polster und und und werden Gelenke versteift und die Bewegungsfreiheit des Trägers drastisch eingeschränkt. In der Summe führen die verschiedenen Einschränkungen in Bewegungsfreiheit, Seh- und Hörvermögen dazu, dass der Proband um Pi mal Daumen 30 Jahre älter fühlen darf.

Sieht bequem aus! Robert Basic im Altersanzug "Third Age Suit"
Sieht bequem aus! Robert Basic im Altersanzug „Third Age Suit“

Und wenn ich mir so anschaue, wie sich Kollege Robert Basic im Anzug bewegt hat, passt das schon sehr gut zu den Bewegungsmustern, die ich auch so bei Oma und Opa beobachten konnte. Der Versuch ins Auto einzusteigen wurde zum Beispiel instinktiv in folgender Form durchgeführt: Türe öffnen, 90° vom Auto weggedreht mit dem Hinterteil zuerst ins Auto „plumpsen“, die Beine mit den Händen hereinziehen und dann in Fahrtrichtung ins Auto drehen. Auch der Ausstieg war mangels Handgriffen auf der Fahrerseite nur mittels tatkräftiger Unterstützung der A-Säule möglich.

Auto-Einstieg "Omma-Style"

Selber konnte ich leider nicht in den Altersanzug schlüpfen, das Prozedere zum Anziehen dauert runde 10 Minuten und damit wäre es natürlich zu viel gewesen, jeden von uns einmal dort reinzupacken. Immerhin aber durfte ich eine der verschiedenen Brillen aufsetzen, welche das Sichtfeld stark beeinträchtigen. Mit Sehschwäche auf dem linken Auge fehlt tatsächlich ein erhebliches Maß an räumlichen Sehvermögen. Irgendwie beängstigend die Vorstellung, mich so durch den Straßenverkehr bewegen zu müssen.

Angurten - gar nicht mal so einfach im hohen Alter
Angurten – gar nicht mal so einfach im hohen Alter

Ziel der Übung ist klar: Fahrzeugentwickler bekommen so einen sehr viel besseren Einblick darin, was es bedeutet, sich mit eingeschränkten Sinnen im Auto und auf der Straße zu bewegen und können damit ein Fahrzeug sehr viel besser hierfür anpassen. Ich finde das eine spannende Sache – meiner Meinung nach sollte jeder Fahrschüler mal in so ein Ding gesteckt werden. Einfach weil – und da schließe ich mich nicht aus – man sehr schnell und einfach ein Urteil über ältere Verkehrsteilnehmer gefällt hat.

Station 3 des Tages war auch gleichzeitig mein persönliches Highlight. Vielleicht gerade, weil ich aus der Software-Entwickler-Brille das Thema noch mal ganz anders betrachte. Es geht um Car-2-Car-Kommunikation. Und gerade weil ich das Thema so spannend finde, werde ich euch dazu noch einen eigenen Beitrag liefern! Ebenso zu dem Themen Haptik und Assistenzsystemen werdet ihr dann noch etwas zu lesen bekommen. Ihr dürft also gespannt sein!

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

1 Kommentar

  1. Gabriele Bauer Antworten

    Hab doch sehr schmunzeln müssen bei dem Bericht über den Altersanzug, aber so ist es.

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