Ach. Du. Dickes. Ding. Dass der neue Mercedes-AMG GT R schnell werden dürfte, also so richtig schnell, das war ja irgendwie klar. Wer sich großspurig den Titel „Beast of the Green Hell“ auferlegt, der muss auch Taten folgen lassen. Und das hat man…
Mercedes-AMG GT R

Gut, ein wenig daneben waren die Pressefotos, die Mercedes-AMG seinerzeit veröffentlich hat, ja schon. Denn was wir dort sehen, ist eben nicht die „Green Hell“, die Nordschleife, sondern: der Bilster Berg. Egal, denn was nun an der Rundenzeit so interessant ist: im Gegensatz zu allen anderen Herstellern präsentiert man keine Zeit, die unter irgendwelchen ominösen, nicht nachvollziehbaren Umständen zustande gekommen ist. Sondern man präsentiert zuallererst eine von der sport auto und damit von Christian Gebhardt gefahrene Zeit für die Nürburgring Nordschleife.

Man muss jetzt seinen Fahrstil nicht unbedingt sonderlich elegant bezeichnen (und im 488 GTB hätte er aus dem Karussell schon fast eine Gerade gemacht), aber eins steht fest: er kann’s. Und das schnell. Richtig schnell!

7:10,92. Punkt

Müssen wir noch mehr Worte verlieren? Eines geht aus dem Video klar hervor: die Kiste hat mächtig Anpressdruck. Denn so wie das Ding über Flugplatz und Co rauscht, könnte man behaupten, Herr Gebhardt wäre eigentlich in einem GT3 unterwegs und sie hätten für’s Video schnell das GT-Wohnzimmer hineingefriemelt.

Mercedes-AMG GT R Nordschleife in 7:11 Minuten!

Den großen Trick leistet das aktive Aerodynamikprofil im Unterboden des AMG GT R: ab 80 km/h fährt das im Race-Modus um 40 Milimeter nach unten aus und ermöglich so einen Venturi-Effekt, welcher Unterdruck unter dem Fahrzeug erzeugt und allein an der Vorderachse den Auftrieb um 40 kg bei 250 km/h reduziert. Durch dieses Aerodynamikpaket wird außerdem der Heckdiffusor besser angeströmt. Auf dem Heck thront zusätzlich auch ein großer, justierbarer Heckspoiler, der mit dafür sorgt, dass in Summe 155 Kilogram mehr Abtrieb erzeugt wird, als etwa beim AMG GT.

585 PS und 700 Nm Drehmoment treffen auf 1,6 Tonnen. Das klingt gar nicht so viel heftiger, als andere Supersportler und zeigt umso mehr, wie viel Mühe man sich bei Fahrwerks- und Aerodynamikabstimmung gegeben haben muss. Denn – um die Rundenzeit mal in einen Rahmen zu setzen – mit 7:11 Minuten lässt der GT R sogar den Hybridsupersportler Porsche 918 hinter sich.

Mercedes-AMG GT R

Für solch eine Fabelzeit wird der AMG GT R aber sicherlich auch ganz fein abgestimmt worden sein. Wir kennen es ja bereits aus dem Sport Auto Supertest, dass die Fahrwerksgeometrie meist nur gerade so oder eher gar nicht innerhalb der Herstellertoleranzen liegt. Ähnlich dürfte es wohl beim GT R auch sein, mit dem Unterschied aber, dass er mit seinem voll-einstellbaren AMG Gewindefahrwerk eben genau daraus ausgelegt ist. Weitere Vorteile dürfte dann natürlich auch noch die Hinterachslenkung bringen, ähnlich wie es die Konkurrenz von der anderen Seite des Stuttgarter Kessels ja auch schon macht…

Fazit: seid ihr denn völlig deppert? Irgendwie schon. Und ich bin gespannt, ob neben der Sport Auto Zeit auch noch eine Mercedes-eigene Nordschleifenzeit verkündet wird, die erfahrungsgemäß eben noch einmal etwas flotter ausfallen dürfte.

Ein Disclaimer vielleicht noch für diejenigen, die sich wundern, was daran so toll ist, wenn doch andere schon schneller waren (ja, es ist keine Rekordzeit!): Dass die Hersteller immer irgendwelche Runden raushauen – geschenkt. Natürlich kann man einen Fahrer mit einem perfekt und minutiös abgestimmten Auto auf die eine perfekte Runde trimmen. Doch bei der Sport Auto geht es ja genau darum: Vergleichbarkeit zu schaffen, wo sonst keine herrscht.

Text: sb
Bilder: Mercedes/YouTube Screenshot


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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