Es ist ja schon ein wenig zum verrückt werden. Täglich verfolge ich das Geschehen der NAIAS über einige Tausend Kilometer Entfernung, während ein paar meiner lieben Blogger-Kollegen dort durch die heiligen Hallen in Detroit latschen dürfen. Was daran blöd ist? Ein Auto wirkt live immer viel besser, als auf Bildern. Und bei Infinitis neuer Sportlimousine, dem Q50, ist klar: so wie der auf Bildern aussieht, muss der live eine Wucht sein.

Infiniti Q50

Ich muss ja sagen, dass Lexus und Infiniti beide einen tollen Job machen. Gerade Lexus hat sich mit dem neuen GS und dem IS in Puncto Design ordentlich nach vorne bewegt und endlich eine eigenständige Formensprache gefunden. Die ist durchaus sehr extrovertiert. Da kommt Infiniti nun mit dem neuen Q50 etwas dezenter daher, schlägt aber grundsätzlich in die gleiche Niesche.

Sexy Design, kräftige Motoren

Was mir in jedem Fall gefällt, ist dass Infiniti ein sehr muskulöses Design zeichnet. Aber sicher, man vertritt den Anspruch ernsthafte Performance-Fahrzeuge für einen luxuriösen Anspruch zu verkaufen, getreu dem Motto „Performance First“. Und das sollte mit dem Q50 durchaus gehen. Unter der Haube werkelt der VQ37VHR 3.7 Liter Sechszylinder, welcher auch im Nissan 370Z (dem 370Z hat der Can sogar eine Liebeserklärung ausgesprochen) und im Infiniti M37 zum Einsatz kommt. Dabei handelt es sich um einen Motor mit variablem Ventilhub, welcher 365 NM Drehmoment gegen die Kurbelwelle stemmt und 328 PS leistet. Die Kraft wird per Heckantrieb oder optional auch per Allrad auf alle vier Räder verteilt. Ob die Allradversion auch nach Deutschland kommen wird, kann ich noch nicht sagen. Die Allradversion der G37 und M37 Limousinen ist hierzulande leider auch nicht erhältlich. Optional ist der Q50 auch mit dem 3,5 Liter Hybrid-V6, welcher auch im Infiniti M35h zum Einsatz kommt.

Infiniti Q50

Auf Grund seiner ausgefeilten Aerodynamik soll der Auftrieb an der Vorder- und an der Hinterachse komplett eliminiert sein, was natürlich Fahrten im hohen Geschwindigkeitsbereich zu Gute kommt. Auf der technischen Seite kommen Sachen wie LED Scheinwerfer, Spurhalte-Assistenten und sonstiger Schnickschnack zum Einsatz – in einem Infiniti fehlt eigentlich ohnehin nichts. Dazu kommt ein „i-Key“ System zum Einsatz, das auf dem Schlüssel alle Informationen über die Fahrereinstellungen speichert. Dazu gehören Sitzposition, Klima-Einstellungen, Radio, Navi und und und.

Infiniti kappt die Verbindung zwischen Fahrer und Straße

Technisch gibt es auch einiges Leckereien: der Infiniti ist (fast) das erste Auto in Serienproduktion, das mit einer komplett elektronischen Lenkung daherkommt. Im Grunde die automotive Version des „fly-by-wire“-Systemes, mit dem Flugzeuge gesteuert werden. Es gibt also keine mechanische Verbindung mehr zwischen Lenkrad und Rädern, die Lenkbefehle werden durch Aktoren ausgeführt. Trotzdem hat der Q50 als Backup aber noch eine mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern. Infiniti nennt dieses ganze System „Direct Adaptive Steering“.

Infiniti Q50

Wie sich das System schlagen wird? Puh.. ich bin gespannt. Wenn man sich überlegt, wie viel Kritik alleine elektronische Servolenkungen, wie im Porsche 911 991 anhören müssen, wo von „synthetischem Lenkgefühl“ und „fehlendem Feedback“ die Rede ist, dann wird es interessant sein zu sehen, wie sich das Lenkgefühl im Infiniti darstellt. Hat man als Fahrer noch eine fühlbare Verbindung zu Straße? Andererseits ist das Force Feedback in Rennsimulationen auch immer besser geworden. Wir werden sehen. Grundsätzlich aber ist die Entwicklung cool, denn mit einem einem solchen Lenksystem braucht es eigentlich auch kein Lenkrad mehr. Die Zeit der Joysticks naht? Wer weiß… Das System soll übrigens auch dazu dienen, den Fahrer durch Lenkeingriffe zu unterstützen, ohne dass sich die Lenkradstellung ändert. Das Auto kann also korrigierend in die Lenkung eingreifen, ohne dass sich das Lenkrad bewegen würde. So erkennt der Q50 anhand der Gierrate, Lenkwinkel und der Kamera für den Spurhalteassistenten, ob etwa auf Grund von Seitenwind ein stärkeres „Gegenlenken“ notwendig wäre und macht das ganz automatisch – der Fahrer spürt davon nichts.

Infiniti Q50 Interieur

Im Sommer 2013 soll der Infiniti Q50 weltweit außerhalb der USA auf den Markt kommen, mit weiteren Motoren je nach Markt. Man kann also davon ausgehen, dass der Q50 hierzulande auch mit dem 3.0 Liter V6 Dieselmotor zu den (noch) wenigen Infinti-Händlern kommen wird.


Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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