Gute Neuigkeiten aus der Eifel, mag man meinen: im Rahmen eines runden Tisches „Sicherheit Nordschleife“ wurde ein Katalog von insgesamt 16 Maßnahmen verabschiedet, wovon bereits 7 zum Jahreswechsel umgesetzt werden und Tempolimits bald wieder der Vergangenheit angehören sollen.

Wer sich allerdings in den letzten Jahren mit dem Trubel rund um die Nordschleife ein wenig befasst hat, der wird ob solcher Nachrichten dennoch erst einmal vorsichtig sein – zu oft waren vermeintlich gute Neuigkeiten eher ein weiterer Schritt in Richtung des Chaos, das heute am Ring vorzufinden ist.

nordschleife

Maßnahmenkatalog zur Erhöhung der Sicherheit

Nun hat sich ein runder Tisch unter der Führung der capricorn Nürburgring GmbH zusammengefunden und einen Maßnahmenkatalog von 16 Maßnahmen beschlossen, welche die Sicherheit auf der Nordschleife erhöhen sollen. Die genauen Teilnehmer des runden Tisches sind nicht genannt. Neben Vertretern von DMSB, ADAC und der Automobil-Industrie, werden Vertreter von Teams, Veranstaltern, Fahrern und Leuten aus der Region genannt.

Sechs Maßnahmen sollen konkret bereits im kommenden Winter umgesetzt werden. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung einer Sperrzone im Bereich Schwedenkreuz, zusätzliche Schutzzäune an einigen Streckenabschnitten, sowie die Installation neuer FIA-Zäune und zusätzlicher Leitplanken in einigen Bereichen. Details verrät die Pressemitteilung hierzu leider nicht, ich habe aber eine Anfrage an das Presseteam des Nürburgring gestellt, um hier hoffentlich genauere Informationen bieten zu können.

Neben den genannten Maßnahmen soll im Bereich Flugplatz zudem auf 500 Metern der Belag erneuert und damit 5 dort bestehende Bodenwellen ausgeglichen werden. An der Streckencharakteristik möchte man aber grundsätzlich nichts ändern. Bleibt dabei zu hoffen, dass nicht die Kuppe vor dem Flugplatz und die Brücke an der Quiddelbacher Höhe plötzlich als „Bodenwellen“ interpretiert und ausgeglichen werden.

Den vorgestellten Maßnahmen-Katalog wird der Nürburgring nun als Antrag beim Deutschen Motorsport-Bund DMSB zur Weiterleitung an die Strecken-Kommission des Automobil-Weltverbandes FIA einreichen. Ab 2016 sollen dann mit der Umsetzung dieser Maßnahmen auch die Tempolimits endlich wieder Geschichte sein.

Meine Meinung: GT3-Frage? Bodenwellen Teil der Charakteristik?

Grundsätzlich scheinen es ja gute Nachrichten zu sein, die wir dort aus der Eifel übersandt bekommen. Zur GT3-Problematik schweigt man sich aber dennoch aus. Es scheint so, als gäbe es keine Probleme, wenn man nun nur ein paar Bodenwellen einebnet. Ist das so? Sicher, bei den Überlegungen werden umfangreiche Daten, auch aus dem verunglückten Nissan von Jann Mardenborough, ausgewertet worden sein. Mit der Einebnung von fünf Bodenwellen einen Haken unter die Sache zu setzen, ohne das Thema der GT3 konkret aufzugreifen, erscheint mir aber doch etwas gewagt.

Insbesondere, da sich auch die Frage stellen lässt, ob nicht auch Bodenwellen und Unebenheiten den Charakter der Nordschleife ausmachen? Ich bin selbst noch nicht lange genug auf der Nordschleife unterwegs, um großartig aus eigener Erfahrung zu sprechen. Doch liest man auch alte Nordschleifen-Streckenguides, hat sich die Linie an einigen Stellen schon immer wieder etwas verändert, weil eben Bodenwellen ausgebessert wurden, welche zuvor noch bei der Linienwahl zu berücksichtigen waren. Sicher, das ist eine sehr philosophische Diskussion, die sich hierzu führen ließe. Soviel ist aber wohl sicher: eine topfebene Nordschleife ist sicherlich auch nicht im Sinne der Fans, Fahrer und der testenden Industrie. So oder so wird die Nordschleife damit etwas entschärft. Bleibt die Frage: Wie lange wird es mit dem neuen Maßnahmenkatalog dauern, bis wieder über eine Entschärfung der Fahrzeuge und der Aerodynamik diskutiert werden muss?

Text: sb
Titelbild: capricorn Nürburgring GmbH

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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