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Das wohl häufigst anzutreffende Motorrad, wenn man sich in den Alpen bewegt, dürfte die große Boxer-GS sein. Egal in welcher Variante oder welcher Generation: BMWs Allzweckwaffe ist ein echter Topseller und von alpinen Bergpässen nicht wegzudenken. Etwas weniger häufig trifft man dort aber auch auf ein anderes Modell der R-Baureihe: die R 1250 RT.

Es gibt einige Möglichkeiten, wie man sich mit über 30 Jahren schon richtig alt fühlen kann. Sich morgens in einen Schulbus zu setzen, eine Disko außerhalb der Ü30-Partys besuchen oder sich nochmal in die Fahrschule zu begeben. Zwischen unzähligen Teenagern von 16 bis 18 Jahren gehört man mit 30 Jahren definitiv zum alten Eisen. Das Alter ist halt immer eine sehr relative Sichtweise. Sich aber in die Fahrschule zu setzen, um mit 31 den Motorradführerschein zu machen, ist jeden dieser „Ich fühle mich unfassbar alt“-Momente absolut wert!

Als Jugendlicher hätte ich eigentlich nie gedacht, mal den Motorradführerschein zu haben. Die gelegentlichen Ausflüge (ohne Führerschein) mit dem Roller meines Freundes Mario oder Timos 125er Honda Shadow waren zwar immer ganz schön, mich selbst hatte es damals aber nicht gepackt. Für mich waren Motorradfahrer alles Raser. Heute bin ich selbst Raser, weiß aber, dass Motorradfahren auch ohne Raserei ganz gut funktioniert. Denn ich habe beim Autofahren schon gelernt, dass der Reiz für mich viel mehr in engen, verwinkelten Landsträßchen liegt, auf denen die Herausforderung darin besteht, die nächste Kurve überhaupt nahe am Tempolimit zu schaffen, statt mit 200 Sachen über die Schwarzwaldhochstraße zu fliegen.

Erstes ernsthaftes Interesse ließ Lukas in mir aufkeimen. Der erzählte mir im Büro immer wieder von Motorradfahrten und -Touren in die Alpen. Mit dem Auto kannte ich die Gegend bestens. Das lag auch daran, dass die größten Teile meiner Routen auf Empfehlungen basierten, die ich von Seiten bezog, gemacht von Motorradfahrern für Motorradfahrer, so wie etwa alpenrouten.de.

Dann war da aber auch noch die Angst vor dem schmerzhaften Teil der Physik, der etwas mit Knautschzonen und passiver Sicherheit zu tun hat. Autos bringe ich gerne an die Grenzen, das wisst ihr. Ich fühle mich auch relativ sicher darin, ein Auto im Grenzbereich zu bewegen. Ein Auto das rutscht, rutscht eben – die Situation ist noch zu retten. In meiner Vorstellung aber war ein Motorrad, das zu rutschen beginnt bereits sehr eng mit einer bevorstehenden, äußerst schmerzhaften Erfahrung verknüpft.

Erfolgreich missioniert

Diese im Selbstschutz begründete Angst half mir Clemens zu nehmen. Clemens ist ein freiberuflich schreibender Tausendsassa. Darüber hinaus ist er recht erfolgreich darin, Jünger für die Religion der Einspurfetischisten zu missionieren. Den bei mir schon ohnehin tief im Kopf sitzenden Nagel hat er fein säuberlich mit der Flex bearbeitet, im Salzwasser gebadet und als rostige Variante dann ganz tief in meinen Schädel gerammt. Nicht nur schätze ich ihn menschlich ungemein, uns verbindet auch ein gewisses Nerdtum durch unzählige Gespräche über Fahrphysik, Softwaresysteme und KI.

Er war es der dafür sorgte, dass ich mich 2015 bei den BMW Motorrad Days in Garmisch das erste Mal auf ein Motorrad setzte und nie wieder absteigen wollte. Die BMW Motorrad Days finden jedes Jahr in Garmisch-Partenkirchen statt und sind mehr als nur ein Treffen schwerer GS-Boxereimer. Wie auch zur INTERMOT gibt es hier die Möglichkeit unter Instruktion eines Fahrlehrers ohne Führerschein Motorrad zu fahren. Clemens reservierte mir dort über die BMW Pressestelle einen längeren Slot als üblich und infizierte mich endgültig mit dem dringenden Bedürfnis, Kurven in Schräglagen zu genießen.

Das erste Mal: eine BMW F800R. Sollte ich mir vielleicht nochmal anschauen.

Trotzdem dauerte es bis 2017, bis ich mich endlich in der Fahrschule anmeldete, um meinen Führerschein zu machen. Und dann passierte erstmal: nichts. Angemeldet ja, aber so wirklich zur Fahrschule ging ich nicht, weil ich beruflich eben so viel unterwegs bin und die Termin der Theorie und wann ich mal zuhause bin oft nicht zueinander passten. Dazu kam dann noch eine private Ausnahmesituation, die letztlich dann aber auch dazu führte, dass ich mir sagte: „Jetzt oder nie“.

So intensiv und schnell wie möglich spulte ich mein Führerscheinprogramm ab. Dank geht da an meine Fahrschule Hecken in Adenau und meinem Fahrlehrer insbesondere. Ich habe nicht nur viel gelernt, viele sinnvolle Dinge vor allem (Haltung, Lenkimpuls und und und), sondern kam dann auch ruckzuck in wenigen Wochen durch, indem meine erste Fahrstunde schon 3 Stunden ging und wir nach 45 Minuten Grundaufgaben bereits auf die Straße fuhren. Netter Nebeneffekt dieser Fahrschule: man lernt noch ein wenig über die Eifel und ihren Dialekt. Worte wie „Zettelbrutsch“ finden sich seit jeher in meinem Wortschatz wieder.

Zwischen schwitzenden Teenagern

Wenn Du nun mit 31 Deinen Führerschein machst und wieder in eine Prüfung gehst, fühlt sich das alles etwas seltsam an. Mit 31 hast Du eine andere Sicht auf’s Leben. Klingt arrogant, ist aber so. Lasst uns doch einfach mal eine gedankliche Zeitreise machen und an unsere erste Theorieprüfung denken: wir waren vermutlich ähnlich aufgeregt, wie zu einer Schulprüfung, die noch dazu über Leben und Tod entscheidet. Für jemanden mit 16, 17 oder 18 Jahren ist der Führerschein das Tor zur Freiheit – in das man nebenbei auch eine Menge Geld investiert hat. Zudem hat man noch eine andere Einstellung zu Prüfungssituationen: ähnlich wie in der Schule haben Prüfungen noch eine große Bedeutung.

Verhalten im Straßenverkehr: Vorbildlich!

Mit 31 dagegen: „Nah, was soll schon passieren?“. Seit Wochen sind in der Führerschein-App alle Bögen auf 100%, warum sollte also in der Prüfung irgendetwas schief gehen? Ein wenig naiv kam ich mir also schon vor, als ich nach rund 5 Minuten im Prüfungsraum des TÜV am Rechner überlegte, meine Prüfung nun einzureichen. Ein kurzer Blick durch den Raum auf nervöse, im Angstschweiß badende Teenager und ein Schwall Empathie, ließen mich dann doch noch etwas warten, um die armen nicht noch mehr unnötig zu verunsichern. Ich schaute meine Antworten ein zweites, drittes Mal durch und entschied mich dann zur Abgabe. 0 Fehler. Geht doch.

Jetzt mit der Erlaubnis Zweiräder hinzuwerfen

Nachdem auch die praktische Prüfung bestanden war, musste natürlich alsbald eine Mopete her und für mich war klar: ein Naked soll’s werden, eine schöne noch dazu. Und nach allem was man so hörte, sollte die Yamaha MT-07 ein hervorragendes Einsteigerkrad sein, also ging ich zum nächsten Yamaha-Händler, fuhr provisorisch probe (ohne eigentlich zu wissen, worauf ich achten sollte), fühlte mich wohl, warf ein paar Scheine über den Tresen und nahm eine neue MT-07 in Night Fluo entgegen.

Mathilde hin, Hubertusse her

Wie es aber in jeder Geschichte so ist und weil das Jahr (immerhin noch 2017) ohnehin ein Jahr war, das mich offenbar ein wenig austesten wollte, folgt auf jedes Hoch auch wieder ein ausreichendes Tief. Einen Monat und ungefähr 2.000 Kilometer später wachte ich nämlich an einem Sonntagmorgen auf und statt einem Motorrad stand vor der Türe: Nichts. Weg war sie. Die Mathilde.

Das letzte Bild. Kein Scherz, genau in der Nacht, als sie geklaut wurde.

Auf den Verlust im November folgte eine lange Zwangspause. Aus der Idee, den Winter durchzufahren wurde eine lange Wartezeit und die Begeisterung für’s Motorrad rückte immer weiter in den Hintergrund. Ohne das ein oder andere anfixende Gespräch mit Clemens und Lukas wäre es wohl das Ende der Geschichte gewesen. Im Sommer war aber klar: Ich muss aufs Mopped! Weil ich aber noch keins hatte, fragte ich bei BMW für heise/autos zwei Mopeten an: die BMW G310 GS und die F750 GS als Einsteiger- bzw. Mittelklasse Reiseenduroeimer (Bericht folgt auch hier noch).

Das erste Mal Reiseenduro – in klein: BMW G310 GS

Nach gut 4.500 Kilometern mit den beiden war ich also so tief im Motorradmoloch, wie man nur tief einsinken konnte und brauchte dringendst mein eigenes Gerät. Zwei Probleme taten sich zu dem Zeitpunkt allerdings auf: Einerseits hatte mir meine Versicherung nur einen Bruchteil des Neupreises der Yamaha erstattet, schließlich waren ja schon 2.000 Kilometer auf der Uhr und man orientiert sich halt immer an Vergleichsangeboten am Markt. Wenig überraschend sind die Preise im Winter, als das Gutachten angefertigt wurde, nunmal eher im Keller.

Als weiteres Problem entpuppte sich, dass mich die beiden Reiseenduros mit ihrem Pseudoabenteuercharme angefixt hatten. Ich war ratlos: was will ich überhaupt? Ein schöner, kompakter Kurvenräuber? Ein schöner Allroundreiseeimer? Ich war hin und her. Und bevor ich nun viel Geld ausgebe, ohne zu wissen, was ich wirklich wollte, entschied ich mich für eine dritte Option: irgendwas funktionales, günstiges. Damit fresse ich solange Kilometer, bis ich weiß, was es wirklich sein soll. Rational und pragmatisch und doch habe ich mich inzwischen in dieses nüchterne Ding verliebt. Begrüßt mit mir: Hubertusse.

Hubertusse. Irgendwo in den Ardennen.

Es geht weiter

Für mich ist inzwischen klar, dass ich weit mehr Energie ins Thema Motorrad investieren werde. Es ist das, was mich zur Zeit bewegt und berührt, was mich begeistert. Autos auch. Nach wie vor. Aber Hand auf’s Herz: hier ist’s ruhig geworden, weil sich das Leben, zeitliche Verhältnisse, Arbeit & Co manchmal anders entwickeln, als man es dachte. Und bevor ich leere Versprechungen mache, sage ich nur das hier: es geht weiter. Wie? Wir werden sehen 😉

Roadtrips – ihr wisst, mit welcher Leidenschaft ich an diesem Thema hänge. Dass ich es hasse, wenn das Wort „Roadtrip“ überstrapaziert wird. Ein Roadtrip ist nicht einfach nur von A nach B fahren. Nicht einfach nur, wenn man zu seinem Urlaubsziel fährt. Ein Roadtrip ist das Unterwegssein auf der Straße. Das Fahren an sich und das Erleben währenddessen.

Wie manche von euch ja wissen, komme ich aus der IT. Ich mag die Möglichkeiten, die moderne Autos inzwischen bieten. Ich mag nicht, dass Hersteller aber alle ihre Schnittstellen geschlossen halten und gemäß des (nicht funktionierenden) Ansatz „Security by Obscurity“ nichts offenlegen. So auch bei BMW. der i3 bietet eine schöne API, die aber nur zeitweise für ein paar Hackathons offen war, danach aber nicht mehr. Terence Eden hat sich nun die Mühe gemacht, die Kommunikation seiner BMWi-App mit seinem i3 zu entschlüsseln.

Mit fettem Getöse und bassigem Beat schneidet die Limousine durch die Landschaft. Hartes Anbremsen in der Spitzkehre, ein früher Tritt aufs Gas wirft das matt-braune Geschoss mit einem Heckschwenk um die Ecke, um dann eine so massive Drehmomentwalze in den Asphalt zu brennen, dass die Fahrbahndecke – zumindest gefühlt – an ihre Belastungsgrenze gebracht wird…