Tag

Review

Durchsuchen

Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit dem Design der dritten Elise-Generation anfreunden konnte. Das Überwinden dieser Berührungsängste hat sich aber gelohnt und so hatte ich die Gelegenheit, für ein paar Tage einen detaillierten Blick auf die besonders sportliche Variante der Lotus Elise zu werfen: der Elise S Club Racer. Besser könnte die Kombination in einer Typenbezeichnung eigentlich kaum sein: „S“ für mehr Leistung und „Club Racer“ für weniger Gewicht. Genug verlockende Gründe, um die kleine Engländerin durch den Schwarzwald zu scheuchen.

Stuttgart, knapp über 10 Grad und Regen. Nicht die Wetterbedingungen, die man sich für eine Begegnung mit dem Affalterbacher Flügeltier erhofft. Sowieso nicht, wenn man sich kurz ausmalt, was die 631 PS wohl mit der Hinterachse anstellen, die mit den Michelin PilotSport Cups ohnehin nicht besonders gut für strömenden Regen gerüstet ist – da sind dann auch die Außentemperaturen egal. Aber alles Jammern hilft nichts, ich habe den Schlüssel für einen Mercedes-Benz SLS AMG Black Series in der Hand und der will schließlich gefahren werden.

Meistens schreibe ich hier ja vor allem über sportliche Autos. Aber ich schreibe auch gerne darüber, wonach mir gerade ist. Soll heißen: ein Auto muss nicht immer sportlich sein, damit ich mich dafür interessiere. Eines dieser Autos, das mich einfach brennend interessiert hat, ist der Kia Optima. Nun von einer großen Überraschung zu sprechen, wäre sicherlich ein bisschen weit hergeholt: dass Kia gute Autos baut und die Koreaner mächtig Gas geben, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Und doch war ich überrascht, wie gut die Koreaner Mittelklasse können, denn der Kia Optima hätte ein enormes Potential auch hierzulande in der Mittelklasse aufzuräumen. Hätte..

Nun gut, ich muss unumwunden zugeben, dass es schon ein wenig abgedroschen ist, wenn man von den Drifterqualitäten des Toyota GT86 schwärmt. Würde ich anders sein wollen, gegen den Strom schwimmen, müsste ich euch jetzt erzählen, wie ich während des Tests Einkaufstaschen im japanischen Sportcoupé verstaut habe oder morgens auf den bequemen Sitzen zur Arbeit gefahren bin. Mache ich auch. Mehr oder weniger. Aber nur um euch damit aufzuzeigen, warum ihr einen GT86 braucht: weil ihr sonst ganz viele tolle Chancen zum Querfahren im Alltag verpasst. Zum Beispiel nach dem Verstauen der Einkaufstaschen. Oder auf dem Weg zur Arbeit.

Majestätsbeleidigung! Da schickt Audi einen Polo vollgepumpt mit Steroiden und waschechtem quattro-Allradantrieb ins Rennen und begeht den vermeintlich größten Faux Pass der jüngeren Firmengeschichte, indem sie das Ding „S1“ nennen. So wie, na ihr wisst schon, DER Über-quattro. DER Bezwinger von Pikes Peak. Dass da gar nicht viel mehr Punkte auf der Haben-Seite des EINEN S1 liegen, hat Mechthild in seinem Artikel über den Audi S1 – wie immer – hervorragend herausgestellt. Gut so, denn dann müssen andere – so wie ich – sich nicht mehr damit herumplagen, zu heiß gekochte Legenden zu beackern. Wir können uns ganz dem widmen, was wirklich zählt: dem neuen Audi S1.

Ja, es gibt sie noch. Autos über die man bis zur Schließung der Hotelbar tief in die Nacht hinein im Rausche des Alkohol leidenschaftlich diskutieren kann, ob sie nun Sinn machen oder eben nicht. SUV zum Beispiel, da dreht’s jedem Petrolhead den Magen um, aber die Diskussion um SUV ist so ernüchternd wie ermüdend, dass diese Dinger einfach resignierend akzeptiert werden. Gut, dass es jetzt den Mercedes-Benz GLA 45 AMG gibt, von dem man zwar behauptet, dass er irgendwie SUV sei, sich aber gerade deshalb so herzhaft darüber debattieren lässt, dass er eigentlich gar keiner ist.