Kann ein Auto Männer schwach werden lassen? Kann ein Auto mehr als nur ein Fortbewegungsmittel sein? Die zweite Frage werden die meisten noch mit „Ja“ beantworten. Die erste Frage hingegen – na, das ist schon eher eine Frage an Enthusiasten. Aber es gibt auch Autos, bei denen sich nahezu alle einig sind: diese Schmuckstücke lassen jeden schwach werden, egal ob Mann, Frau, Kind.
Der Audi R8 ist wohl eines dieser Autos. Und während dem Ingolstädter Sportler in diesem Jahr ein Facelift spendiert wird, hat der „alte“ noch kein bisschen der Begeisterungsfähigkeit eingebüßt, die er auf seine Umgebung ausstrahlt. Und der Tag, an dem ABT Sportsline uns Blogger zu sich einlud, sollte als der Tag in meinem Kalender markiert werden, an dem ich dieses Gefährt pilotieren durfte. Wie auch bereits Bjoern richtig erkannt hat, wäre es falsch, hier über Handling, Straßenlage oder ähnliches zu schreiben. Dies auf öffentlichen Straßen auszureizen und beurteilen zu wollen, würde ohnehin einen intakten mentalen Zustand völlig in Frage stellen und so wird es in diesem Artikel um das gehen, was dieses Auto auszeichnet: die Emotionen, die es hervorruft.
„Nur ein Auto“ – Selbsthilfe für nervöse Blogger
Es ist Nachmittag bei bestem Wetter. Drei Geschosse aus dem Hause ABT stehen an einer Stelle, an der sich zwei kleine Landstraßen kreuzen (die an diesem Nachmittag irritierend stark befahren ist) und werfen sich für die Blogger und Fotografen in Schale. Nach ein paar Foto-Shootings mit dem ABT AS7 und dem ABT AS6 (über den folgt bald noch etwas) war es soweit: Björn, der ABT Pressesprecher, drückt mir die Schlüssel zum ABT’schen Schatz in die Hand – dem ABT R8 GTS V10. Mein Puls schnellt unmittelbar in die Höhe und während ich vor diesem automobil gewordenen Traum in rot, mit reichlich Carbon außen und einer Menge Aluminium darunter, stehe, merke ich, wie ich versuche mich zu beruhigen:
„Komm‘ schon, das ist nur ein Auto! Ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand! So toll kann es gar nicht sein!“
Ich steige ein, mache mir den Sitz zurecht und drehe den Zündschlüssel um. Hinter mir ertönt das angestrengte Wiehern eines Anlassers, der gerade 10 Kolben mit einem Durchmesser von über 8 Zentimetern in Bewegung bringt. Unmittelbar darauf erklingt eine metallene Symphonie aus 5,2 Litern und holt zum „ohrgasmischen“ Betörungsspiel aus.
Schon jetzt ist mir klar: egal, was noch kommen mag – alleine dieser Moment geht in die Geschichte ein. Vielleicht nicht die Weltgeschichte – in die Geschichte meines persönlichen automobilen Weltbildes aber wohl schon.
Die Sinne sind geschärft – aus allen Richtungen: pure Begeisterung
Los geht es durch ein paar Dörfer des Allgäus und ich weiß nicht, wie oft ich mich immer wieder vom vorausfahrenden Kamerauto mit Bjoern und Kamera im Kofferraum zurückfallen lassen, nur um einen kurzen Moment die Musik und Beschleunigung des – dank Softwareoptimierung und anderer Abgasanlage – auf 620 PS erstarkten Spyder zu genießen. Bei jedem Gangwechsel klacken die Gänge prächtig und vollmundig durch die offene Schaltkulisse und jede Sensorik meines Körpers, die durch irgendeinen Reiz angesprochen wird, frohlockt.
60 PS der gebotenen Mehrleistung gehen auf die veränderte Software zurück – bei einem Sauger. Nur über die Software. Das zeigt, mit welchem Know-How die Kemptener ans Werk gehen. Die übrigen 20 PS liefert die optisch perfekt eingebrachte Auspuffanlage, die jede Bewegung des Gaspedals eins zu eins in Freude umwandelt.
Die Landstraße, auf der ich gerade fahre, führt geradewegs in Richtung Autobahn, ich biege ab auf die Auffahrt, schalte zwei Gänge runter. Eine unbeschreibliche Zwischengasfanfare des unglaublich direkt ansprechenden Saugers bellt die beschauliche Landschaft an, wie sie es wohl noch nie erlebt hat. Blinker links und voll drauf auf den Pinsel. Über 550 NM treten an, die Nadel des Drehzahlmessers in völliger Leichtigkeit über die 8.000er Markierung fliegen zu lassen. Das raue Bellen aus dem Heck geht in ein heiser-infernalisches Geschrei über, welches selbst den Fürsten der Finsternis in Ehrfurcht erstarren lassen würde. Für einen Moment vergesse ich alles um mich herum und der Preis dieses Geschosses von knapp 344.000 € verblasst – ebenso wie der von Lisa pilotierte AS7 im Rückspiegel, dessen 420 PS nur zu einem schwach umgesetzten Unterfangen in der Lage sind, beim Versuch mit dem R8 GTS Schritt zu halten.
Zehnzylinder-Symfonie – jetzt, jederzeit, bei jeder Möglichkeit
Die Tachonadel wandert auf die 280 km/h Markierung zu, ich rutsche tiefer in den Sitz, um meine Mütze nicht dem Fahrtwind opfern zu müssen. Die lange Gerade endet allmählich und biegt sich zu einer Kurve. Das verhasste „120“-Schild zeigt sich – runter vom Gas. Mein Auge nimmt eine Brücke über der Autobahn wahr, perfekt! Ein Gang runter und unter der Brücke lasse ich wieder alle wissen: DAS ist die Musik aus zehn Zylindern!
Viel zu schnell streichen die Kilometer ins Land und an der Ampel nach der Autobahnabfahrt streichle ich noch einmal kurz über’s Gaspedal: der R8 GTS knurrt mich und alle um mich herum an. Aber es ist ein Knurren, dass sich an mich richtet, ein Knurren, dass mich fordert, mir sagt: „Du willst mehr, aber der Spaß ist jetzt vorbei“. Und so rollen wir die letzten Meter zum ABT Firmengelände zurück und ich lasse ihn auf den letzten Metern bei 3.000 Umdrehungen noch einmal kurz brüllen, um mir eine akustische Merkhilfe im Gedächtnis einzubrenen – nur zur Sicherheit.
Man sieht sich immer zwei mal – hoffentlich!
Was ABT aus diesem ohnehin schon beeindruckenden Auto gemacht hat, ist schlechtweg nicht in Worte zu fassen. Optisch, fahrtechnisch, in Sachen Vortrieb und vor allem akustisch – was die ABT Spezialisten geleistet haben, ist große Klasse. Das sind meine Gedanken, als ich den R8 GTS auf dem Firmengelände abstelle. Das Aussteigen fällt schwer – nicht etwa, weil der R8 GTS so tief über dem Boden kauert. Viel mehr ist es der Kopf, der mich nicht gehen lassen will und ich rede mir ganz fest ein: „Man sieht sich immer zwei mal im Leben“. Nie habe ich mehr gehofft als jetzt, dass an diesem Sprichwort etwas dran ist.
– Vielen Dank an Fabian von veight.de für das Video!
4 Kommentare
*__* da kommen mir schon fast die Tränen, wenn ich dieses Auto sehe. Aber nicht aus Trauer, einfach aus dem Gefühlsaspekt 😀
Ich finde, das ist einer der schickesten Sportwagen auf den Deutschen Straßen.
Danke, Tobi 🙂 Ja, das Teil ist schon eine Wucht. Das aufregendste ist wirklich der V10 im Nacken. Mit dem Fuß eine solche akustische Wucht zu kontrollieren ist einfach… Gänsehaut!
Ja, ich fahre Privat ja einen Nissan GT-R | das ist zwar eine etwas andere Klasse aber die Leistung die einen da schiebt ist der Wahnsinn!
Mehr Traum als zahlbar … Danke für den Bericht.