Der Jaguar E-Type – was haben wir ihn alle geliebt, was lieben wir ihn immer noch alle! Ein Traum fast aller Petrolheads, ein echter Klassiker. Folglich war die Aufregung um den neuen F-Type erwartungsgemäß hoch! Der erste reine zweisitzige Sportwagen aus dem Hause Jaguar seit dem E-Type. „Fahrdynamisch setzt der F-Type dort an, wo der XKR-S aufhört“ und ähnlich waren die vollmundigen Versprechen von den Briten. Ich bekam die Chance zu einer ersten Ausfahrt, um das mal ein wenig zu beleuchten.

Jaguar F-Type

In Sachen Optik muss man wohl nicht viele Worte über den Jaguar F-Type verlieren. Wie alle anderen aktuellen Jaguar ist er wunderschön gezeichnet. Mehr noch: er wirkt kräftig, muskulös aber nie übertrieben, aufdringlich oder gar protzig. Einzig die mittig angeordneten und in Anbauwinkel und Durchmesser ein wenig “gewollt” wirkenden Auspuffrohre der Sechszylinder-Variante stören das Bild.

Im Innenraum haben sich die Designer stilvoll sportlich ausgetobt. Dazu kommen nette Gimmicks, wie man sie auch von XF beispielsweise kennt. Was also beim XF der aus der Mittelkonsole hochfahrende Gangwahl-Drehschalter für das Automatikgetriebe ist, ist beim F-Type der auf dem Armaturenbrett ausfahrende “Lüftungstunnel”. Der Nutzen? Vermutlich keiner. Aber der Effekt wirkt: das Schauspiel ist bei jedem Start einfach mit Begeisterung zu verfolgen.

Jaguar F-Type

Natürlich ist das aber nicht das einzige Schauspiel, welches es beim Motorstart zu verfolgen gibt. Das andere Schauspiel ist eines in akustischer Form und mit einer Ausprägung, wie man es sich wohl nur erträumen kann: egal ob V6 oder V8 – bringt man die Kolben in Bewegung, gibt es wohl kaum eine kräftigere und schönere akustische Ausprägung eines einfachen chemischen Vorganges, wie die Verbrennung des Gemisches aus Kraft- und Sauerstoff im F-Type. Die Klangkulisse sorgt für Gänsehautfeeling pur. Sicher, spätestens hier ist es mit dem Understatement vorbei. Und “leise schalten” lässt sich der F-Type auch nicht nennenswert. Selbst wenn man mittels Knopf für die Klappensteuerung in der Mittelkonsole sagt, dass man es gerade nicht ganz so laut wünscht, geht damit höchstens die bassige Untermalung verloren. Laut brüllen und im Overrun rotzig knattern tut der Brite trotzdem. Wie viel ist da noch Gentleman und wann wird es vulgär? Ich gebe auf diese Antwort mal keine Frage, denn ich steh darauf und meine Ansichten über “Brand Heritage” und solche Sachen kennt ihr ja sowieso. Aus diesem Grund verweise ich aber einfach mal an Fabian von asphaltfrage.de, der den Sound nämlich durchaus als etwas too much und unpassend empfand.

Gerade aber der V6 ist in seiner akustischen Ausprägung ein Meisterwerk. Den V8 kennt man, von ihm erwartet man, dass er so klingt, wie er klingt. Der V6 aber. Er klingt so, wie ein V6-Triebwerk aus längst vergessenen Tagen. Heiseres Röcheln, kräftiges, lautes Schreien. Es erinnert bisweilen an das sägende Kreischen eines Porsche Boxer-Sechszylinders, was der F-Type S in die Wälder brüllt!

Jaguar F-Type

Etwas unpassend empfand ich übrigens die Verarbeitungsqualität im Innenraum. Im Spitzenmodell, dem V8 mit Kompressoraufladung und 363 kW (495 PS) war diese “in Ordnung” bis “wertig”, im einfacheren V6 Modell (wahlweise 250 kW/340 PS oder 280 kW/380 PS) ließ aber die Qualität der verwendeten Kunststoffe und die Materialbeschaffenheit allgemein etwas zu wünschen übrig, für ein Auto dieser Klasse. Sicher, Jaguar verargumentiert, der F-Type sei günstiger, als entsprechende Zuffenhausener. Mit für ein solches Auto üblicher Ausstattung kratzt man aber selbst beim V6 Modell locker an der 100.000 Euro Marke. Dafür ist die Dämmung des Daches hervorragend gelungen und man ist mit geschlossenem Dach fast wie in einem Coupé unterwegs.

Jaguar F-Type

Kommen wir aber nun zum Kern der Sache: wie fährt sich der F-Type denn überhaupt? Kurz und knapp: wendig und sehr agil. Bisweilen spürt man ihm zwar sein hohes Gewicht von mindestens 1.6, realistisch eher 1.7 – 1.8 Tonnen an, das ändert aber nichts an seiner Fahrbarkeit. Die Einlenkreaktion ist äußerst direkt und das Chassis lässt komplett mit sich arbeiten: ganz seicht einsetzendes Übersteuern beim Lastwechsel, welches sich in einem flachen und konstanten Winkel mit dem Einsatz des Gaspedals bis zum Kurvenausgang halten lässt, Untersteuern ist sowieso Fehlanzeige. Das ganze mit einer verhältnismäßig feinfühligen Lenkung und direkter Lenkübersetzung gepaart und der Fahrspaß ist garantiert!

Jaguar F-Type

Lediglich die Dosierbarkeit des Motors, egal ob nun V6 oder V8 – beide mit Kompressor – sorgt hin und wieder für Unruhe, insbesondere dann, wenn die 8-Gang-Wandlerautomatik von ZF auf Grund der daraus entstehenden Fliehkräfte gerade nicht so recht weiß, ob ein Gangwechsel nun angebracht oder eher einer Destabilisierung zuträglich wäre. Schade, denn ansonsten können die Motoren in der Leistungscharakteristik voll und ganz überzeugen und auch die Automatik schaltet schnell und präzise die Gänge durch, auch beim Fahrerwunsch. Im Race-Mode werden die Gänge zudem auch gehalten und der Fahrer ist wirklich der Boss am Volant.

Auf den paar Kilometern, die ich fahren konnte, leisteten sich auch die nicht gelochten Stahlbremsen keine Peinlichkeiten. Nach einigen schärfer gefahrenen Kurven deutete zwar kräftiger Gestank darauf hin, dass das Material nun schon eine eher höhere Arbeitstemperatur erreicht hat, Fading oder Nachlassender Pedaldruck waren aber noch nicht zu verspüren.

Fazit

Ob der Jaguar F-Type nun wirklich DER Sportler ist? Nicht ganz. Eher mimt er den gelassenen GT, der hier und da auf dicke Sportler-Hose macht. Fahrdynamisch fühlen sich Boxster und selbst ‘11er konsequeter an. Alleine der Umstand, dass es keine gelochten Scheiben oder gar Verbundbremsen gibt unterstreicht, dass es Jaguar vielleicht selbst nicht so radikal meint, wie sie nach außen hin tun. Ein gutes Auto ist der F-Type aber allemal. Ob man in nun Sportler, GT, Radikalist, Cruiser oder was auch immer schimpfen mag – eigentlich kann er alles davon bieten. Für den harten Track-Day Einsatz ist er vielleicht nicht unbedingt gemacht, aber wer macht das auch schon? Beim Flanieren auf der Münchener Leopoldstraße dürfte er aber garantiert so manch anderem die Show stehlen.

Jaguar F-Type

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Technische Daten

Jaguar F-Type S

Motor-Bauart:
3.0L V6 Kompressor
Hubraum:
2.995 cm³
Leistung:
280 kW / 381 PS bei 6.500 U/Min
Drehmoment:
460 Nm bei 3.500 – 5.000 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
275 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
4.9 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
12.8 L / 7.0 L / 9.1 L SuperPlus (ROZ 98)

Grundpreis Jaguar F-Type S:
84.900
Leergewicht:
1.614 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.470 mm / 1.923 mm / 1.308 mm

Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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