Hoonfest ist, wenn ein paar bekloppte Petrolheads zusammenkommen, um Spaß zu haben. So sinnierten jedenfalls Clemens, Axel und ich im letzten Winter in einer Stuttgarter Kneipe. Ein feines, kleines Sommerfest, direkt an der Rennstrecke, mit ein paar bunt gemischten Autos, die allesamt nicht zueinanderpassen müssen und über deren Sinnhaftigkeit oder Berechtigung im Test es sich herrlich streiten lässt. Feine Idee, nur – sie ging halt unter. Bis jetzt.

#Hoonfest16 – Mehr PS am Hof, als im Rest des Dorfes. Oder so.

Irgendwann schrieb mich Mario an, dass er doch endlich mal mit seinem Suzuki Swift Sport seine ersten Runden auf der Nordschleife drehen wolle. Da sage ich nicht nein, meine Türe steht jedem offen, der den Ring erleben will. Mario fragte schließlich noch Axel, es wurden weitere Leute gefragt, eins kam zum andern, plötzlich sollten es 10 Leute werden. Mit Rahmenprogramm ist sowas doch eh schöner, also wurden ein paar Hersteller angefragt. Irgendwas sportliches wäre schön. Und so kam es, dass wir tatsächlich einige feine, unerwartete, lustige, vermeintlich unpassende und wahnsinnige Autos am Start hatten. Vom Astra zum F-Type SVR, vom Mini-SUV zum Sportwagen – alles dabei! Nissan 370Z, Juke Nismo RS, VW Golf GTI Performance, Jaguar F-Type SVR, Opel Astra Turbo Dynamic und Audi A3 e-tron. Gut, die letzten beiden waren eigentlich „nur“ meine Testwagen und man hätte sie einfach außen vor lassen können – doch auch sie fanden ihre Beachtung beim #Hoonfest16. Ob nun als Packesel oder als vorauseilender Zielpunkt während einer Tour durch die Eifel.

#Hoonfest16 - Briefing vor dem Start

Und auch die Teilnehmer konnten sich sehen lassen: Mario reiste aus Berlin mit seinem Swift Sport an, Clemens aus Stuttgart mit seiner Duke – mit dem Einzylinder nicht gerade ein Langstreckenmopped. Hab ich mir sagen lassen. Lukas aus München und die beiden Tobis mit ihren E30-Ringtools kamen aus Frankfurt und reisten anschließend wieder (also zumindest einer) wieder ins tiefste Franken zurück. Gut, Can musste „nur“ aus Köln anreisen, Stefan aus Düsseldorf, doch es zeigt: sie alle haben irgendwie den Knall nicht gehört. Sie alle gehören zur aussterbenden Spezies derer, die Fahren des Fahrens wegen. Die Spaß haben. Die genießen. Die Ballern, die diskutieren, sinnieren und philosophieren. Über Autos, natürlich.

Tja, und dann wachst Du morgens auf, schaust aus dem Fenster des passion:driving Headquarter und hast auf dem Hof vor dem Haus mehr PS stehen, als im ganzen Rest des Kleiner-Hundert-Seelendorfes. Gut, eigentlich nicht. Wie Clemens mich Abends beim Grillen rechnerisch wiederlegt hat, wäre dann wohl jeder Haushalt nur mit rund 15 PS unterwegs. Trotzdem: das Bild zählt, der Gedanke wäre zu schön. Freilich hatten wir mit der kurzfristigen Verfügbarkeit zu kämpfen. Da diskutierst Du mit der Presseabteilung nicht lang über Handschalter oder Automatik, über SVR oder überhaupt Jaguar. Insofern kann man doch recht zufrieden sein, was da zusammenkam, selbst wenn der 370Z, die Lady, halt noch in einer gemütlichen Automatik die Drehmomente wandeln lässt. Überraschende Einsichten bot das Wochenende jedenfalls zu genüge.

#Hoonfest16

Da wäre zum Beispiel der Golf. Ich war ja schließlich nie ein großer Fan der Gölfe, aber so ein Clubsport – doch, der weiß schon wie das geht, mit dem „Schnell“ und dem „Fahrspaß“. Dass es „nur“ ein GTI Performance wurde, sollte mich nicht stören. Es war mir auf der Fahrveranstaltung ein Fest, das Ding den Col de Turini rauf und runter zu prügeln. Insofern war ich gespannt, wie sich der Wolfsburger auf der Nordschleife fährt.

Flotter Golf, schwache Bremse

Das leidige Konzernthema „Bremse“ macht aber auch vor dem GTI nicht halt. Schon in der ersten flotten Runde spürte man in der Arembergkurve leicht nachlassenden Pedaldruck. Wehrseifen runter war ich mir dann sicher, dass es besser sei, Tempo rauszunehmen. Denn in Breidscheid möchte man ungern kurz vorm Einschlag in die Betonmauer feststellen müssen, wenn die Bremse alle Viere von sich streckt. Dem und einer Gelbphase zum Trotz ist die Zeit (BTG) von rund 8:50 Minuten dann doch recht beeindruckend, zumal sich die Runde eher nach 9:30 anfühlte. Das zeigt: der GTI ist halt doch schnell. Und das, ohne seinen Fahrer über Gebühr herauszufordern. Nur: am Samstag wurde es mit ihm nicht besser. Nachdem sich am Samstag unter Volllast das Steuergerät vom elektronischen Gaspedal (EPC) regelmäßig in einen Notlauf verabschiedete, war der Ring-Einsatz für den GTI Geschichte.

#Hoonfest16 - VW Golf GTI Performance und Opel Astra Turbo Dynamic

Deutlich überraschender auf der Strecke: Nissan Juke Nismo RS. Ach, was hab ich dieses Ei gehasst! Aus mir unerklärlichen Gründen hat man sich nämlich bei Nissan immer gedacht, „der Bauer ist so ein oller Heizer, den bremsen wir mal schön ein und geben ihn einen CVT-Juke“. Und das Ding ist Mist. Großer! Doch mein Klagen wurden erhört und ich durfte endlich einen Juke Nismo RS mit Handschaltung und mechanischer Sperre an der Vorderachse fahren. Und das ist alles ein gar nicht so unfeines Paket. Mehr natürlich im Detail.

Nissan, entsorgt das CVT, eure Handschaltung rockt!

Aber wenn Du den Dreh raus hast, wann die drehmomentfühlende Sperre dicht macht, kannst Du den Juke sehr flott um die Ecken bewegen und hast Untersteuern ziemlich gut im Griff. Die Gänge lassen sich dabei durch eine so feine und präzise Schaltung knacken, dass es eine Freude ist! Sicher, der Verkehr war auf der Strecke wieder die Hölle, es gab 3 Gelbphasen, insofern sagt die Zeit von knapp 9:40 Minuten nicht viel aus, aber: er fuhr schon echt ordentlich und ich hoffe, ich kann einen solchen Nordschleifenausritt im Juke Nismo RS noch einmal bei wenig Verkehr wiederholen.

Wiedermal hat sich aber auch gezeigt, wie schön so ein 370Z doch eigentlich gemacht ist. Verlieren wir nur das nötigste an Worten über die Wandlerautomatik: sie ist eine Katastrophe. Eine ganz große und mit einer ZF-Automatik wäre es gar verschmerzbar, nicht selbst im Getriebe rühren zu können. Aber sei’s drum. Bei Nissan weiß man das vermutlich selbst, aber auch hier wieder der Verweis auf die Kurzfristigkeit und es überwiegt der Dank, dass Nissan uns überhaupt auf die Schnelle eine Lady stellen konnte. Und die hat mächtig Spaß gemacht auf dem Ring. Ein fein balanciertes Fahrwerk, ein wunderbar angenehmes, berechenbares Fahrverhalten. Nur: die Öltemperatur hat die Lady leider nicht so recht im Griff. Auch hier war verkehrsbedingt keine sinnvolle Runde drin, aber mit dem 370Z ist es auf dem Ring ohnehin mehr so, dass du einfach Spaß hast. Da ist die Rundenzeit fast egal, denn das Auto fühlt sich echt, lebendig und irgendwie puristisch an.

SVR meets kleine Eifelgässchen

Mit den übrigen Autos durften wir „nur“ die Landstraßen in der Eifel, nicht aber die Nordschleife unter die Räder nehmen und auch da war viel Spaß angesagt. Denn: natürlich haben sich unsere drei Nordschleifenkandidaten auch hier gut geschlagen, der Astra war aber wohl die größte Überraschung. Trotz seines weichen Fahrwerks, trotz seines Komforts. Ausgerechnet der Kandidat, der nach außen überhaupt gar nicht auf sportlich macht, konnte in dem Umfeld besonders gut bestehen. Sicher, beim harten Hoonen fing die Bremse schon mal an zu stinken, flott war das Ding aber definitiv. Zumindest hatte ich nie das Gefühl, als Tourguide jemals einem der anderen Autos hinter mir im Weg zu stehen. Sicher, der F-Type SVR ist für diese engen Eifelsträßchen vielleicht ein bisschen zu grob, zu groß, zu breit. Aber auch er macht hier eine unfassbare Freude.

Die größte Überraschung des Wochenendes? Dazu haben wir Abends bei Grill, Fleisch, Bier und Motorsound (danke, Tobi) eifrig debattiert. Es wird wohl der Astra und der Juke gewesen sein. Aber mehr dazu, sobald die Artikel zu den einzelnen Autos kommen. Warum der Astra für Clemens die größte Überraschung war, könnt ihr jedenfalls schon bei heise autos lesen. Und wie sehr sich Stefan in den F-Type verguckt hat, lest ihr bei ihm auf mancve.de. Es werden noch ein paar #Hoonfest16 Texte folgen! 😉 Und soviel schon vorab: es war alles ziemlich, ziemlich großartig!

#Hoonfest16. Von oben.

Fotos: sb, Clemens Gleich, rennstall.info
Text: sb

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Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

31 Kommentare

    • 😀 Ok, kriegen wir auch noch hin, beim nächsten Mal! Schau mal bei rennstall.info, da haben die Jungs glaub das ein oder andere Foto von ihren E30 🙂

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