Sicher gibt es besseres, als um 20:30 Uhr zu einem 1.000 Kilometer entfernten Ziel aufzubrechen, um von dort einen Offroad Roadtrip zu starten. Doch ich wollte unbedingt noch den Theorieunterricht in der Fahrschule mitnehmen. Motorrad, wohlgemerkt (auch dazu später mehr hier im Blog). Und ich wollte eben auch unbedingt noch an diesem Abend losfahren. Es ging schließlich um meine Katharsis. Einmal ausbrechen. Hinterfragen, wer man selbst eigentlich ist. Ruhe finden. Frieden finden. Mit sich, mit der Vergangenheit.

Doch wohin eigentlich genau? Ich wusste es eigentlich noch nicht. Bis ans Mittelmeer? Nur in die Nähe? Keine Ahnung. Mit dem Land Rover Discovery wollte ich ins Gelände, soviel war klar. Denn eigentlich war ja geplant, ein #thepluses6 im Gelände stattfinden zu lassen. Mit einem Land Rover Discovery und einem Jeep Grand Cherokee durch die Alpen über Stock und Stein. Und das in den Alpen irgendwo bei Italien und Frankreich. Dort, wo es die schönsten Schotterpisten geben soll, wie sich Geländefahrer erzählen. thepluses6 wurde aber abgeblasen. Der Testwagen dagegen war weiterhin geplant. Und nach all dem, was das Jahr bereits so getan hatte, war für mich klar, dass ich unbedingt aufbrechen muss. Allein. Nur das Auto, die Straße und ich.

Ich kam also an diesem Montagabend aus dem Theorieunterricht. 20:25 zeigte die Uhr im Discovery. Das Ziel? Immer noch unbekannt. Ich gab Monaco ins Navi ein. Bis dahin würde mir genug Zeit bleiben, ein konkretes Ziel auszumachen. Und sollte ich mangels besserer Ideen doch am Meer landen, wäre das ja auch nicht so verkehrt. Gute 11 Stunden blieben mir also laut Navi, um mit meinem Kopf Einigkeit über ein Ziel zu treffen. Das Jahr hatte bereits so viele Überraschungen für mich auf Lager, da würde es auf eine mehr oder weniger auch nicht drauf ankommen.

Durch die Nacht. Mautstelle voraus!
Durch die Nacht. Mautstelle voraus!

Gänzlich unvorbereitet war ich natürlich nicht. Aus der Vorbereitung für das geplatzte #thepluses6 hatte ich einige Pässe und Schotterpisten bereits recherchiert und als GPX-Dateien auf dem Tablet griffbereit. Einen rechten Plan hatte ich trotzdem nicht. Ich fuhr einfach los mit dem Ziel noch in dieser Nacht so weit wie möglich Richtung Süden vorzustoßen. Nach etwa 320 Kilometern und etwas über 3 Stunden Fahrtzeit erreichte ich meinen ersten Meilenstein – eine französische Mautstelle. Nicht, dass es eine besonders romantische Vorstellung sei, Geld abgeknöpft zu bekommen. Trotzdem lösen diese Mautstellen in mir immer dieses Roadtrip-Gefühl aus…

Gegen 1 Uhr Nachts schließlich brach allmählich die Müdigkeit über mich hinein. Das Redbull von der Raststätte kurz zuvor half nur wenig, um die Konzentration im immer schlechter werdenden und zwischenzeitlich völlig verregneten Wetter aufrecht zu erhalten. Immerhin war ich bereits südlich von Dijon, als ich mich der Müdigkeit geschlagen gab und mich das erste Mal im Disco häuslich einrichtete. Auf den „großen“ Umbau wollte ich auf diesem Autobahnparkplatz verzichten, also legte ich mich einfach mit Kissen und Decke auf die Rückbank und schloß für ein paar Stunden die Augen, während sich über mir ein kräftiges Gewitter zusammenbraute.

Das erste Licht nach einer finsteren Fahrt - Land Rover Discovery
Das erste Licht nach einer finsteren Fahrt

Natürlich hätte ich auch einfach ausschlafen können, aber ich wollte so bald wie möglich in den Alpen sein. Um halb 5 brach ich wieder auf, gönnte mir am nächsten Rastplatz einen Kaffee und fuhr weiter. Immerhin war der nächtliche Stop neben der Autobahn nicht nur gut, um Energie zu tanken. Denn beim Stöbern auf der Karte hatte ich endlich mein erstes Ziel ausgemacht: der Gorges du Verdon. Eine spektakuläre Schlucht, welche wir bei #thepluses2 außen vor lassen mussten, weil der Umweg zu groß gewesen wäre. Gut, auf das Meer würde ich dafür verzichten. Andererseits bin ich ohnehin kein großer Freund der komplett zugepflasterten und in meinen Augen wenig entspannten oder romantischen Côte d’Azur. So entschied ich mich, bis Lyon weiterzufahren, dort eine östlichere Route Richtung Grenoble zu wählen und dem Meer den Rücken zu kehren.

Allmählich dämmerte es, Erholung für die Augen, die sich von der schlechten Sicht in der Nacht reichlich beansprucht fühlten. Als sei man gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen, so fühlte es sich an, als das erste Mal Sonnenstrahlen ihren Weg durch die dichten Wolken fanden und die Berge um Lyon in ein sanftes Licht hüllten. Gute 100 Kilometer später verließ ich an einer Mautstelle die Autobahn und endlich durfte ich nach dieser gefühlt endlosen Nacht wieder Sonne genießen. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar: ich bin angekommen. Oder eher ausgebrochen. Ab hier schien der Alltag plötzlich fern. Ich wusste, jetzt bin ich hier – nirgends sonst. Einfach nur hier. Es ist genau dieses Gefühl, wenn Du weißt, dass Du jetzt im Roadtrip-Modus bist. Der Befreiungsschlag, den Dir ein Roadtrip beschert, wenn Dir das erste Mal bewusst wird, dass der Alltag überall stattfindet, nur nicht hier.

Auf dem Weg zur Verdonschlucht bleibt Dir ohnehin kaum Zeit, einen Gedanken an den Alltag zu verlieren. Zu verschieden sind die Landschaften, zu groß die Kontraste, zur verwunden die Straßen. Überhaupt: Kurven! Endlich fern der Autobahn, nicht mehr nur noch stur geradeaus. Und dann diese Szenerie, die hier ständig vor Augen hast. Bist Du erstmal bis in die Provence vorgedrungen, gehen alpine Landschaften, wie man sie auch in Österreich vorfinden würde, plötzlich über in mediterrane Wüsten. Grillen zirpen rhythmisch, die Sonne brät, als hätte es nie ein anderes Wetter gegeben.

Blick auf den Lac de Saint-Croix
Blick auf den Lac de Sainte-Croix

Kurz vor der Verdonschlucht entdeckte ich einen kleinen Schotterplatz abseits der Straße, der einen wunderbaren Blick auf den Lac de Sainte-Croix ermöglichte. Ich öffnete die Türen und es haute mich förmlich aus den Latschen. Es war das erste Mal, seit ich in der Provence war, dass ich die Türen oder Fenster öffnete. Und wieder durfte ich feststellen, dass Roadtrippen ein Fest für die Sinne ist. Für alle Sinne. Der Duft von Thymian liegt in der Luft, gerade so, als hätte man sich eine Tüte „Kräuter der Provence“-Kräutermischung durch die Nase gezogen.

Doch mein Ziel, mein erstes Ziel, war der Gorges du Verdon. Hier auf den Straßen hoch an die Hänge der Verdonschlucht durfte der Disco das erste Mal zeigen, welche fahrdynamischen Talente in ihm schlummern. Sicher der Disco ist ein SUV. Nun ja, eigentlich ist er kein SUV. Denn eigentlich ist es ein UV und das mit Leib und Seele. Das Sport im SUV wollte er nie sein und schrieb er sich auch nie auf die Fahne. Und doch ist es erstaunlich, mit welcher Souveränität der dicke Disco um die kurvigen Straßen zirkelt. Die Luftfederung lässt ihn leicht schwingen, hält ihn aber stets sicher auf allen Vieren.

Hier in der Hitze, die inzwischen herrscht, bin ich zudem froh über die belüfteten Sitze. Thymian hin, Rosmarin her. Die Fenster bleiben zu, die Klimaanlage an. Allein schon auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit, die immer weiter ansteigt, je mehr man sich dem „Grand Canyon du Verdon“ nähert.

Erst einmal im Canyon angekommen, war plötzlich alles so wie immer: Alpenstraßen, Felswände. Nur die Akustik fehlte dieses Mal. Der V6-Diesel mag zwar noch so sahnig klingen, ein V10 ist es eben nicht. Überhaupt fehlte mir in diesem Moment ein wenig die Aufregung. Mit ein bisschen Kletterei geben die Felsen an der Passhöhe des Col d’Illoire zwar schöne Ausblicke auf die Verdonschlucht frei, doch so ganz flashen wollte es mich nicht. War es die Erschöpfung? Das Wetter? Etwas sehnsüchtig erinnerte ich mich an den Gorges du Daluis, den wir bei #thepluses2 besuchten und der sich mit seinen einzigartigen roten Felsen tief ins Gedächtnis brannte.

Blick auf den Gorges du Verdon
Blick in den Gorges du Verdon

Doch egal. Es war mir alles egal. Denn: ich war nun wirklich in den Alpen angekommen. Wirklich dort. Und ich hatte bereits wieder ein Ziel vor Augen: den Col de la Moutière. Und damit die erste ernsthafte Offroad-Piste.

To be continued…

#RoadToCatharsis - Land Rover Discovery Offroad Roadtrip

Karte des #RoadToCatharsis Roadtrips

Text: sb
Bilder: sb

Technische Daten

Land Rover Discovery 3.0 TDV6 HSE Luxury

Vollständige Konfiguration/Ausstattung dieses Testwagen als PDF herunterladen:
Motor-Bauart:
V6 DOHC Common-Rail Turbodiesel
Hubraum:
2.993 cm³
Leistung:
190 kW / 258 PS bei 4.000 U/Min
Drehmoment:
600 Nm bei 1.750 – 2.250 U/Min
Höchstgeschwindigkeit:
209 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)
8.1 Sekunden
Verbrauch (innerorts / ausserorts / kombiniert):
8.3 L / 6.5 L / 7.2 L Diesel

Grundpreis Land Rover Discovery 3.0 TDV6 HSE Luxury:
76.000
Testfahrzeugpreis:
96.310
Leergewicht:
2.298 kg
Max. Zuladung:
880 kg
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe):
4.970 mm / 2.073 mm / 1.888 mm

Disclosure zur Transparenz

Das Fahrzeug wurde mir freundlicherweise von Land Rover für den Test zur Verfügung gestellt. Der Test erfolgte unabhängig. Der Text spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

Mehr zum #RoadToCatharsis Roadtrip



Autor

Gründer und überwiegender Texter hinter passion:driving. Leidenschaftlicher Car-Nerd, immer auf der Suche nach dem Rande des Kammschen Kreises und viel zu häufig auf irgendwelchen Rennstrecken unterwegs. Anglophil veranlagt, liebt britische Sportwagen und fährt eine Lotus Elise S1, um das eigene, eher nachteilige, Leistungsgewicht wieder auszugleichen. Neben passion:driving schreibt er als freier Autojournalist (Mitglied im Verband der Motorjournalisten) auch für die heise autos und andere Publikationen.

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